Der Blick in die Welt der autodidaktischen Künstler

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Henning Block & Sylvia Aevermann


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Filmdrehbuch Omegalpha Ztt08 Eine Weihnachtskrimikomödie / Weihnachtskrimi

Omegalpha Ztt08 von Sylvia Aevermann
Vorspann/Nachspann:
Leonard Newbook-Der Verleger.
Die Frau
Die beiden Gangster
Beamte der Polizei
Zeichentricksequenz
Hauptspann
Robbie van Winterblum - Musiker. Beschließt am 15. Dezember für einige Zeit von der Bildfläche zu verschwinden, RW Schauspieler spielt sich selbst.
Praxeda Empress - Drehbuchautorin
Stockard Darius - Winterblum Manager. Ahnt, dass Robbie in der Schweiz ist und will ihm ein Weihnachtsgeschenk zustellen lassen, tritt damit jedoch ungeahnt eine Ereignislawine unerwarteten Ausmaßes los.
Pitsch Kettlar - Willfähriger Laufbursche von Crazy Will. Ein stiernackiger, großer, molliger Mann. Mehr Kraft als Verstand.
Snake Barnacle - Hubschrauberpilot, kann sich an seinen vier Fingern abzählen, warum er Crazy Wills Befehle befolgt. Ein langer, schlaksiger, schlanker Mann.
Crazy Will alias William Praxton - Der Boss. Ein riesiger, übergewichtiger Mann mit polternder Stimme.
Loretta Diamond alias Vanessa Praxton - Crazy Wills Tochter, Mitinhaberin der Agentur Rosenblüte. Eine junge attraktive Frau. Blond. Auf dem Flughafen mit schwarzer Langhaarperücke.
Kadda Neels - Computerexperte
Malcolm Ray - Computerexperte
Shona Fox - Sicherheitsexpertin
Cynthia - Medizinstudentin
Dasgar Rago, Musiker; Gailard Darren, Schauspieler; Caleb Cheyenne, Komiker - Opfer von Rosenblüte (Goldschlund)
Jeroen Imogen -Sekretär von Crazy Will. Ehemaliger FBI Agent.
Shannon - Hausangestellte von Crazy Will
Rustin Dean - Wildhüter, Luftkissenbootführer
Meloury Killmer - Mitinhaberin der Agentur Rosenblüte
Madolyn Praxton, geborene Maxime - Vanessas Mutter, Crazy Williams Ehefrau; Vorsitzende der Vereinigung zur Rehabilitation von Straftätern
Goldschlund; Seit vier Jahren von der Bildfläche verschwunden, Williams Mysterium
Rip und Trucker - Zwei von Crazy Wills Leuten
Winston Wood - Ehemaliger Geschäftspartner von Crazy Will
Die schwarzverhüllte Gestalt - Steht in Crazy Wills Diensten
(Kia Ming)
Carlos Assassina - Einer von Crazy Wills Gegen - oder Mitspielern
Henry Vogelsang - Schneeschlittenführer der Station
Mannes Glück
Tinka Crow - Pilot des Flughafens Abendrot
Noah Kenneth Gordon - Wissenschaftler, Gehirnspezialist. Ein kleiner, schlaksiger Typ mit langem, schwarzem Pferdeschwanz und Nadelstreifenanzug.
Annelie Wiesinger und Josina Nigel - Krankenschwestern
Guntram Wodan
Lukas Konstantin und Magnus Birkenwald - Schneeschlittenführer
Rachel Malde
Rupert Damian Tannenbaum - Leiter der Schneeschlittenstation
Morgenröte
Lowin Vogelsang - Ärztin, Henrys Frau
Pia Jakob und MalteNiklas - Krankenschwestern
Tristan Jakob und
Yuri Roman - Mechaniker
Fynn Lennard - Schneeschlittenführer
Rina Malde - Polizistin
Sylvester Keeley, Dan Roger und Tobey Veit - Sicherheitsleute
Rip Morän, Rex Trucker und Tiger Bandit von der Besatzung Morgenrötes geschnappte Gangster.
Der vierte Gangster wurde noch nicht identifiziert.
Otis Delano und Rock Morten - Gefolgsleute von Crazy Wills
Ulysses Atom - Geheimagent (Robbie van Winterblum) Protagonist im fiktiven Drehbuch
Ephedra Genienova - Geheimagentin (Praxeda Empress) Protagonistin im fiktiven Drehbuch
Neeva Shashawnee - Schauspielerin
Thaddeus Spooke - Pilot aus Abendwind
Parker - Lorettas Chauffeur
Rader - Gefolgsmann von Crazy Will
Mäuschen - Doggy - Bär
Rustin Deans Hundemeute Beauty, Crazy, Will, Pitsch, Snake.....
Weitere Personen:
Frau (Telefonstimme Agentur Rosenblüte)
Stewardess - Flugbegleiterin auf dem Flug von Shona und Stockard
Flughafenangestellte - Fahrkartenschalter
Ehepaar - verkauft Crazy Will Flugkarten
Junger Mann - verkauft Crazy Will seine Flugkarte
Besucher&Reisende auf dem Flughafen
Sekretär von Carlos Assassina
Beamte der Polizei und Interpol
Vernehmungsbeamte


Hinweis zu der Formatierung ind diesem Filmdrehbuch Skript:
Charakter Namen sind in Groß Buchstaben und zentriert in der Mitte des Dokumentes geschrieben.
Dialoge sind zentriert in der Mitte des Dokumentes geschrieben.
Ausdrucksweisen Art und Weise der Charaktere sind in Klammern zentriert in der Mitte des Dokumentes geschrieben.
Zweisprachige Dialoge (Telefongespräche) sind in Tabellen geschrieben bezeichnet als "Geteilter Bildschirm".
Montage und Serien von Filmaufnahmen sind bezeichnet mit:"EINBLENDUNG", EINSCHUBSEQUENZ, RÜCKBLENDE.
Aktionen im Film (was passiert) sind links ausgerichtet in Kursiv geschrieben.
Dialoge in denen der Charakter gedanklich etwas auspricht sind als "Gedankenstimme:" mit der Abkürzung (V.O.)voice off screen bezeichnet.
Die Abkürzung (CONT'D)"continued" steht fortgesetzter Dialog an vorheriger Stelle.
Die Szenen sind fortlaufend durchnummeriert mit den Beschreibungen "INNEN"/"AUSSEN" für die Orte der Handlungsschauplätze.
 


Beginn des Omegalpha Ztt08 Krimikomödie Filmdrehbuch Skriptes

--DER ANFANG--
Szene:001 Vorspann/Prolog INNEN - VERLAGSBÜRO NEWBOOK - NACHMITTAG
24. Dezember Verleger Newbook sitzt in seinem Verlagsbüro. Seine Angestellten sind schon lange nach Hause gegangen. Missbilligend blickte er ihnen nach. Frohe Weihnachten hatte er niemandem gewünscht. Er blättert unschlüssig in Manuskripten und wirft schließlich den Stapel von seinem Schreibtisch.
LEONARD NEWBOOK
Soll sich doch ein anderer durch die Schundberge wühlen!
Leonard Newbook steht auf, blickt aus dem Fenster auf die weihnachtlich beleuchteten, verschneiten Straßen, die tief unter ihm liegen. Beobachtet einen Weihnachtsmann, der durch den Schnee stapft.
LEONARD NEWBOOK Gedankenstimme: (V.O.)
(verächtlich)
Frohe Weihnachten! Gefühlsduselei. Ich fühle mich schon wie der alte Scrooge! Verhärmt und verbissen! Der Geist der Weihnacht! Was er mir wohl bringen würde?
Mehr aus Ahnung, denn als dass er etwas gehört hatte dreht Leonard Newbook sich um. Die Tür schiebt sich auf und er blickt in eine Pistolenmündung. An der Tür steht eine Frau, die eine Waffe auf ihn richtet.
DIE FRAU
Frohe Weihnachten, Mr. Newbook!
LEONARD NEWBOOK
(herrscht sie an)
Was wollen Sie?
DIE FRAU
Ich will, dass Sie mir zuhören!
LEONARD NEWBOOK
Ich bin kein Psychiater! Gehen Sie!
Hinter der Frau tauchen zwei Männer auf. Die Frau kommt ins Zimmer, lässt ihr Wollcape fallen und setzt sich, den Revolver weiterhin auf Newbook gerichtet in den Besuchersessel. Die beiden Männer setzen sich auf eine Ledercouch.
LEONARD NEWBOOK
Wer sind Sie?
DIE FRAU
Der Geist der Weihnacht! Diese beiden Geister dort möchten Sie, glauben Sie mir, lieber nicht kennen lernen! Setzen Sie sich bitte!
Ihre zarte, schlanke Gestalt steckt in einem engen, schwarzen Schlauchkleid, dessen tiefer Ausschnitt fast bis zum Nabel ragt. Ein schwarzer Hut mit einem Spitzenschleier, der bis zur Nase ragt, verdeckt ihre Gesichtszüge und nur ihr sinnlicher roter Mund ist vom Gesicht zu erkennen.
Newbook setzt sich, in gespannter Erwartung und doch fasziniert, in seinen Bürosessel.
LEONARD NEWBOOK
Was wollen Sie wirklich?
DIE FRAU
(wendet sich den Männern zu)
Würden Sie bitte Tee kochen! Das wird eine lange Nacht.
Die Männer erheben sich und tun wie geheißen.
DIE FRAU
Ich sagte Ihnen bereits, was ich will!
(Sie zieht aus ihrer Tasche einen Stapel Papier hervor.)
LEONARD NEWBOOK
(stottert)
Ich bin Verleger!
DIE FRAU
Das weiß ich! Betrachten Sie es als Folter durch eine unliebsame Autorin. Manche Verleger muss man wohl mit der Pistole zur Lektüre eines Manuskriptes zwingen!
Ohne den Revolver zu senken, ruhten ihre Augen auf dem Papier und sie beginnt vorzulesen.
Szene:002 ÜBERBLENDUNG
SCHRIFTZUG
Das waren noch Zeiten! Schlange.
ZEICHENTRICKSEQUENZ
EVA und DIE SCHLANGE bei einer Unterhaltung im Garten Eden.
Während der Zeichentricksequenz - ÜBERLAGERT - Einblendung des Titels und der Mitwirkenden.
DIE SCHLANGE
(vorwurfsvoll)
Du solltest ihn besser nicht essen! Du weißt doch, wie unnachgiebig ER in solchen Dingen ist!
EVA
Ach, so ein kleiner Biss wird sicher nicht schaden - und überhaupt - mir hat ER es ja auch nicht direkt gesagt. ER hat es Adam gesagt - und du weißt doch selbst, wie Adam immer zuhört!
Die Schlange schüttelt den Kopf.
DIE SCHLANGE
(tadelnd)
Das wird ER mir zum Vorwurf machen! Dass ich dich nicht davon abgehalten habe!
EVA
Ach, komm schon! Was willst du auch tun, um mich davon abzuhalten? Etwa angeschlängelt kommen und wütend zischen? Bis dahin hab ich ihn dreimal gegessen!
Eva betrachtet nachdenklich den Apfel in ihrer Hand. Bisher hatte sie es nicht gewagt, ihn vom Baum zu pflücken.
EVA
Ich habe den Eindruck, dass Adam sich mit mir langweilt! Kümmert sich tagein, tagaus um das Gemüse - was ja auch ein wenig albern ist. Es wächst doch alles von Selbst! Neulich erzählte ich ihm von zwei Affen, die sich stundenlang gelaust haben. Ich sagte ihm, ich wünschte, er würde mich mal so lausen. Er blickte mich kurz an und schüttelte den Kopf - und weißt du, was er gesagt hat?
Eva blickt die Schlange aufgebracht an und die schüttelt, mangels Vokabulars angesichts solch eines Gefühlsausbruches, ratlos den Kopf.
EVA
Du hast doch gar keine Läuse!
Die Schlange lacht, wandelt das Lachen hastig in ein Hüsteln um und räusperte sich verlegen.
DIE SCHLANGE
Ihr Menschen seid ein komisches Volk. Da tobt ihr hier im Paradies herum, habt alles und die einzige Bedingung ist, dass ihr die Äpfel von diesem Baum hier nicht essen sollt und ich soll ihn eigens bewachen! Und du willst ausgerechnet diesen Apfel. Wenn ich als Schlange weiß, dass etwas nicht gut für mich ist, wie zum Beispiel...
Die Schlange sucht nach einem Beispiel und kratzte sich mit der Schwanzspitze den Kopf.
DIE SCHLANGE
Frösche! Weil einige giftig sein sollen, dann lasse ich es bleiben!
Triumphierend blickt sie auf Eva, die immer noch mit dem Apfel spielt.
EVA
Ja, aber hast du jemals eine Schlange gesehen, die an einem Frosch eingegangen ist?
Die Schlange dachte einen Augenblick nach, dann schüttelte sie den Kopf.
DIE SCHLANGE
Nicht direkt.
(murmelt verlegen)
Ich bitte dich! Lass diesen Apfel dort hängen und freue dich darüber, dass du so ein sorgenfreies Leben führst!
EVA
Adam hat bestimmt nicht richtig zugehört! Ist doch irgendwie albern! Was unterscheidet diesen Apfel zum Beispiel von dem da?
Sie weist auf einen Apfel an einem anderen Baum und schüttelte dann den Kopf.
Wenn es nur ums Prinzip geht, dann schreit das Verbot, - wenn Adam überhaupt richtig zugehört hat - doch geradezu nach Übertretung. ER setzt mich hier in diesen Garten und Adam sagt mir dann immer, was ER gesagt hat.
Angeblich!
(hinzufügend)
Die Schlange blickt Eva überrascht an.
DIE SCHLANGE
Wieso angeblich?
EVA
Manchmal denke ich, Adam denkt sich die Sachen aus
ER hat gesagt DU sollst abwaschen! ER hat gesagt
Du sollst tun was ICH sage! Findest du es nicht ein wenig seltsam, dass ER nicht mit mir spricht? Wer hat dich denn instruiert diesen Baum zu bewachen - und überhaupt, du hast ja auch ziemlich fest geschlafen, als ich dich wachgerüttelt habe! Ich wollte dich auch nur fragen, ob du Adam gesehen hast, weil er mir nicht gesagt hat, was er zum Abendessen haben will. Du hast gleich gezischt und gesagt, ich soll die Finger von diesen Äpfeln lassen! Wer hat dich instruiert?!
Die Schlange bemerkte beschämt, dass sie tatsächlich tief und fest geschlafen hatte, als sie unsanft aufgeschüttelt wurde. Niemand kam auf die Idee, die Äpfel auch nur anzurühren!
DIE SCHLANGE
(zischend)
ER.
EVA
Wer ER?
DIE SCHLANGE
Der Schöpfer!
EVA
ER hat dich persönlich beauftragt?
Die Schlange nickte enthusiastisch und stutzt dann ein wenig.
DIE SCHLANGE
Das ist schon so lange her!
EVA
Genau! Mir fällt schon nicht mal mehr ein, was ich kochen soll! Alle Variationen schon mal da gewesen! Adam kann mir ja sagen, was ER gesagt hat, was ich kochen soll!
Die Schlange lacht amüsiert und als ihr das auffällt, tut sie wieder so, als hätte sie einen Hustenanfall, was ihr garnicht schwerfällt, weil sie das Lachen unterdrückt.
DIE SCHLANGE
Und was willst du Adam sagen, wenn du den Apfel isst?
EVA
Ich will ihn ja gar nicht essen! Wieso redest du dauernd davon, dass ich ihn nicht essen soll? Ich weiß gar nicht, was an diesem Apfel dran sein soll! Aber!
Warum hat ER denn diesen Baum hierhin gestellt? Aufgeregt führte sie ihren Gedanken zu Ende. Das ist doch ein Experiment! Oder?
(stutzt und blickt die Schlange an)
Die Schlange zuckt mit dem Schwanz und blickt recht verlegen drein.
DIE SCHLANGE
Ich glaube nicht! ER sagte
ich solle jeden davon abhalten, Äpfel von diesem Baum zu essen!
EVA
Warum?
Die Schlange denkt angestrengt nach.
DIE SCHLANGE
Das weiß ich nicht mehr, ich glaube es hatte irgendetwas mit Erkenntnis zu tun!
Die Schlange Kratzt sich erneut mit Schwanz die Schuppen zwischen den Augen und wird immer verdrießlicher.
Eva lacht und betrachtet den Apfel, der leuchtend rot, vor ihr an einem Ast hängt.
EVA
Und dann weißt du es nicht mehr? Ich habe gerade die Erkenntnis, dass ich hier alles schon getan habe, außer, einen Apfel von diesem Baum zu essen! Du hast mich auf eine Idee gebracht!
DIE SCHLANGE:
Das darfst du nicht tun!
Die Schlange starrt schockiert auf Eva.
EVA
Warum nicht? Vielleicht will ER testen, ob ich klug genug bin, mich über ein Verbot hinwegzusetzen oder dumm genug es bleiben zu lassen!
DIE SCHLANGE
(zischend)
Oder klug genug es bleiben zu lassen und dumm genug es zu tun!
EVA
Warum hat ER diesen Baum dann hierhin gestellt? ER hätte ihn ja einfach weglassen können, dass nicht einmal die Möglichkeit existiert!
DIE SCHLANGE
(gewissenhaft)
Damit ihr ihn respektiert!
EVA
Wir respektieren hier alles - Seine Schöpfung, die Nahrung, den Fluss, aber er muss doch irgendeinen Plan mit uns haben!
DIE SCHLANGE
Ihr sollt hier glücklich sein!
(zuckt mit dem Schwanz)
EVA
Sonst nichts?
Eva blickt die Schlange betrübt an.
EVA
Sonst nichts?
Eva legt ihre Hände um den Apfel, bei dem Anblick wird die Schlange ganz nervös, Schweißperlen tränkten ihre Schuppen, entsetzt blickt sie auf den Apfelstiel, der jetzt noch sicher am Ast haftet.
DIE SCHLANGE
(zischend)
Lass doch endlich mal die Finger von dem Apfel!
DIE SCHLANGE
(züngelt  flehentlich)
Nimm doch bitte endlich die Finger von dem Apfel!
Mit einem leisen Seufzen streichelte die Frau den Apfel, legte schützend ihre Hände um ihn und wollte ihn schon loslassen, als eine mächtige Stimme durchs Tal erklang und sie zusammenzucken ließ.
ADAM
Eva! Eva. Wo bleibt das Essen?
Sie starrt entsetzt auf den Apfel in ihrer Hand, wendet sich zum Gehen und wirft einen letzten Blick auf die Schlange.
EVA
(triumphierend)
Apfelkompott!
Eva wirft den Apfel lachend in die Luft.
EVA
Adam merkt ohnehin nicht, was auf den Tisch kommt!
Szene:003 Ende Prolog - Anfang Hauptfilmsequenz -AUFBLENDE:
EINBLENDUNG DES TEXTES
Wenn Sie dieses hier lesen, reißen Sie sich die Kleider vom Leib, bis Sie nackend sind, hüpfen dreimal auf der Stelle auf und ab und rufen dabei
Libertà, libertà, libertà. Danach ziehen Sie sich seelenruhig wieder an, soweit das möglich ist und bitten die verwirrten Anwesenden um Nähzeug. Kursbuch Fernhypnose
Willensübertragung. Morgul Mahound
Szene:004 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM - NACHMITTAG
Eine geräumige Ferienvilla. Ein Schneesturm peitscht ums Haus und es ist finster. Der Musiker Winterblum streift ziellos im Haus umher. Geht im Schwimmbad des Wintergartens baden. Durchstöbert lustlos die Schränke und den Kühlschrank und singt.
ROBBIE
Darkness surrounds you! What has happened? The air is stuffy! Where are you? No space to move, ihr armen Radieschen! No sound to hear! Oder, hat hier einer was zu sagen, Miss Blumenkohl?
Robbie öffnet die Tiefkühltruhe und guckt hinein.
ROBBIE
Shift in a coldness cage. Feel your stiggy tongue, unable to cry. Panic and fear, paralyse your brain, nein, besser kein Fleisch.
Robbie schließt die Kühltruhe wieder, öffnet den Kühlschrank und guckt hinein.
ROBBIE
And an evil thought tells you, you are buried alive, burrried alive!
Robbie schürt das Kaminfeuer, schaltet die Gartenbeleuchtung ein und setzt sich schließlich mit einem Glas Cognac auf eine Couch, um aus den riesigen Fenstern auf den Schneesturm zu blicken.
ROBBIE
Gedankenstimme: (V.O.)
Um nichts in der Welt würde ich jetzt durch diesen Sturm stapfen wollen!
Eine harmonische Türglockenmelodie erklingt: Is there anybody in there?
Robbie schlendert in den Steuerungsraum, schaltet den Außenmonitor ein und bemüht sich auf dem verschwommenen Monitorbild etwas zu erkennen.
Erneut erklingt die Türglocke: Is there anybody in there?
ROBBIE
(murmelt)
Hier drinnen ist jemand. Fragt sich nur, wer da draußen ist! Wer zum Teufel klingelt hier bei diesem Unwetter Sturm?
Erneut erklingt die Türglocke: Is there anybody in there?
Robbie wischte über den Monitor hinweg, als könnte er damit die Schneeflocken an der Linse fortfegen. Auf dem undeutlichen Monitorbild sind vage Umrisse einer Person zu erkennen. Er betätigt die Sprechtaste.
ROBBIE
Ja?
PRAXEDA EMPRESS
(undeutliche Stimme durch den Schneesturm)
Hallo! Ist da jemand?
ROBBIE
(brüllt)
Ja, hier ist jemand! Was wollen Sie?
PRAXEDA EMPRESS
(gellend)
Bitte lassen Sie mich hinein!
Robbie zögert. Die Türglocke läutet Sturm: Is there anybody in there
PRAXEDA EMPRESS
Bitte, lassen Sie mich hinein, ich erfriere. Sonst werden Sie morgen bei dem Schneeschaufeln vielleicht eine Steifgefrorene Leiche wegschaufeln müssen. Lassen sie mich hinein!
ROBBIE
(zu sich selbst)
Warum zögere ich eigentlich noch?
Als Robbie den Schalter betätigt, fegt der Wind die Kameralinse frei.
ROBBIE
(überrascht)
Jesus Christ
PRAXEDA EMPRESS
Mein Gott, wollen Sie mich nicht einlassen?
Robbie betätigt den Schalter des Außentores, doch es öffnet sich nicht. Er rüttelt an dem Schalter.
ROBBIE
Komm schon! Es ist eingefroren! Warten Sie!
Szene:005 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARAGE  - NACHMITTAG
Robbie stürmt in die Garage, schnappt sich eine Stahlkette, springt in den Landrover und öffnet mit der Funksteuerung das Garagentor. Wegen der Schneemassen öffnet sich das Tor nicht ganz. Das Wagendach schrammt am Garagentor entlang.
Szene:006 AUSSEN - ALLEE - NACHMITTAG
Der Wagen schlingert durch die Allee, knapp die Bäume verfehlend und hält vor dem eingefrorenen Außentor. Robbie springt aus dem Wagen, versinkt bis zur Hüfte im Schnee und blickt auf die Frau die, lediglich mit einem roten Kleid bekleidet zitternd vor dem Tor steht. Er befestigt die Stahlkette am Tor und reißt den Torflügel mit dem Landrover heraus.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Eine Fata Morgana!
Praxeda ist verschwunden und Robbie hastet zu der Stelle, wo Praxeda gestanden hat. Ohnmächtig liegt Praxeda im Schnee.
Robbie hebt Praxeda auf, trägt sie zum Wagen.
ROBBIE
Wer sind Sie?
Robbie rast zum Haus zurück, muss halten, weil der Torflügel noch angekettet ist und eine Spur der Verwüstung gezogen hat. Fluchend klettert er aus dem Wagen, um den Torflügel zu lösen. Erst jetzt fällt ihm auf, dass er barfuss ist. Er steigt wieder in den Wagen.
PRAXEDA EMPRESS
(murmelt)
Wären Sie nicht gekommen, hätte ich mich bis zum nächsten Ort durchgekämpft und Sie, falls ich überlebt hätte, wegen unterlassener Hilfeleistung verklagt!
Szene:007 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARAGE -INNEN -STEUERUNGSRAUM - KAMINFEUER
Mit einem neuerlichen Schrammen knirschen fährt Robbie den Wagen in die Garage. Das grauenerregende Kreischen der Alarmanlage ist zu hören. Er trägt die Ohnmächtige ins Haus vor das Kaminfeuer, stürmt in den Steuerungsraum und gibt seinen Code ein und geht schnell zu Praxeda zurück.
Gerade will Robbie ihr einen Cognac einflößen, besinnt sich eines Besseren, trinkt ihn selbst aus und hastet zum Telefon.
Szene:008 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -STEUERUNGSRAUM--BÜRO/LONDON
Geteilter Bildschirm:

Anwesen Winterblum
Robbie wählt eine Rufnummer
 
 
ROBBIE
Wie taut man jemanden auf, der fast erfroren ist?
 
 
 
ROBBIE
Danke!
(wirft den Hörer wieder auf)

Büro, London
Stockard Darius hebt den Hörer ab
STOCKARD DARIUS
Stockard
STOCKARD DARIUS
Augenblick
(redet mit jemandem im Raum)
STOCKARD DARIUS
Meine Begleiterin ist Medizinstudentin, sie sagt langsam, in der Badewanne vielleicht! Ich ruf doch besser einen richtigen Arzt an, von wo...
Szene:009 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -WOHNZIMMER-BADEZIMMER
Robbie hebt die Ohnmächtige Praxeda auf, trägt sie ins Bad, legt sie in die Badewanne und dreht den Wasserzulauf auf. Sprintet los, holt warme Sachen und Cognac. Langsam flösst er ihr Cognac ein. Sie verschluckt sich, hustet und öffnet die Augen.
ROBBIE
(erfreut)
Willkommen unter den Lebenden! Wer sind Sie und was zum Teufel haben Sie da draußen in dem Sturm gemacht?
Anstelle einer Antwort kommt nur ein heiseres Krächzen von Praxeda.Praxeda streckt ihren Arm nach dem Glas aus, welches Robbie ihr neu aufgefüllt hinhält. Praxeda nimmt das Glas, trinkt den Cognac und räuspert sich.
PRAXEDA EMPRESS
(zähneklappernd)
Mmmir ist furchtbar kalt. Ich bin über . .überfallen worden. Da lag ein Mensch auf der Straße und als ich, als ich hielt und ausstieg, beinahe hätte ich ihn überfahren, als ich hielt, schlug mich jemand nieder.
Praxeda befühlt ihren Hinterkopf und verzieht schmerzverzerrt das Gesicht.
PRAXEDA EMPRESS
Mein Wagen wurde gestohlen, ich muss, ich muss die Polizei rufen!
Praxeda will aufspringen.
Robbie drückt Praxeda sachte in die Wanne zurück.
ROBBIE
Sie müssen sich erst einmal aufwärmen!
Robbie wischt sanft Praxeda einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
Praxeda lehnt sich in der Wanne zurück, schließt die Augen und trinkt den Rest aus dem Glas.
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe das Licht gesehen.
ROBBIE
Kann ich Sie einen Augenblick alleine lassen?
PRAXEDA EMPRESS
Natürlich, ich danke Ihnen. Verzeihung!
Praxeda reicht Robbie die Hand über den Wannenrand.
PRAXEDA EMPRESS
Praxeda Empress.
ROBBIE
Sehr angenehm! Ich werde sehen, ob das Telefon noch funktioniert, ich bin gleich zurück.
Szene:010 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -STEUERUNGSRAUM--BÜRO/LONDON
Robbie geht in den Steuerungsraum und wählt.
Geteilter Bildschirm:

Anwesen Winterblum.
 
 
ROBBIE
Auf Hawaii, vielleicht nächste Woche!
ROBBIE
Gelegentlich schneit es auch auf Hawaii! Hier ist mitten im Schneesturm eine bildhübsche, junge Frau vor meiner Tür gelandet, die jetzt auftauender Weise in der Badewanne liegt und das Bewusstsein wiedererlangt hat.
ROBBIE
Nein, das weiß ich ja selber kaum genau. Ich weiß wer sie ist. Ihr Name ist Praxeda Empress. Versuche alles über sie herauszufinden! Ich ziehe jetzt wieder die Telefonverbindung aus. Bei dem Sturm können die Telefone nicht funktionieren!
(lacht)
Das Fax beginnt zu rappeln.
ROBBIE
(freundlich)
Alter Schurke! Ich wusste, dass du weißt, wo ich stecke!!

Büro, London Stockard Darius hebt den Hörer ab. STOCKARD DARIUS
Wo bist du, wann kommst du vielmehr zurück?
STOCKARD DARIUS
Soso, Erfrierungen auf Hawaii!
 
 
 
STOCKARD DARIUS
Weiß sie, wer du bist?
 
 
 
 
STOCKARD DARIUS
Du brauchst keine Daten über die Kurierung Halberfrorener mehr? Ich werde dir die Daten gleich faxen!
Robbie legt auf, nimmt das erste Fax, das gerade angekommen ist auf und liest

Du hast Danke! gesagt! Frohe Weihnacht! Dein Freund Stockard. Sorgsam verschließt er die Tür zum Steuerungsraum.
Szene:011 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -BADEZIMMER
ROBBIE
Ist Ihnen schon wärmer geworden?
PRAXEDA EMPRESS
Oh, Gott, ich glaube, mir ist im ganzen Leben noch nie so kalt gewesen.
Robbie greift ins Wasser und beginnt ihre Stiefel aufzuschnüren.
ROBBIE
Ich ziehe Ihnen die Stiefel aus! Es gibt hier eine Sauna, obwohl, vielleicht ist das gar nicht gut, für den Kreislauf, meine ich.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Meine Güte! Was rede ich nur für ein Zeug.
PRAXEDA EMPRESS
(blickt ihn erwartungsvoll an)
Funktioniert Ihr Telefon?
ROBBIE
Nein!
(ablenkend)
Wo kommen Sie her?
PRAXEDA EMPRESS
Ich fuhr auf der Strasse. Als ich nach dem Überfall zu mir kam, waren ringsherum nur Bäume. Ich habe versucht zurück zur Straße zu finden, doch ich wusste nicht, in welche Richtung. Irgendwann hab ich das Licht gesehen und bin darauf zugegangen. Sie haben mir vermutlich das Leben gerettet. Dafür danke ich Ihnen!
ROBBIE
Sie haben mir schon vorhin gedankt! Jemanden bei diesem Wetter ohne Jacke vor die Tür zu schicken, ist ein schweres Verbrechen! Im Namen der Menschlichkeit hoffe ich, dass ich dieses Verbrechen vergessen machen kann.
PRAXEDA EMPRESS
(nüchtern)
Sie sind nur im T-Shirt draußen gewesen. Um es in Ihren Worten zu sagen, ein schweres Verbrechen habe ich dann auch gegen Sie begangen.
(blickt schuldbewusst auf ihre Füße)
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Davon, dass ich auch noch barfuss gewesen war, sage ich lieber nichts!
PRAXEDA EMPRESS
(blickt ihn aus großen Augen an)
Oh, Ihr Tor! So ein verfluchter Mist!
(entschuldigend)
Verzeihung, das ist ein glänzendes Beispiel für am falschen Ort und zur falschen Zeit. Sie sind vermutlich zur rechten Zeit, am rechten Ort.
ROBBIE
Zumindest bin ich es schon einmal im Leben gewesen!
Robbie reicht ihr ein gefülltes Glas, das sie in einem Zug leert.
ROBBIE
Vielleicht sollten Sie bald aus der Wanne steigen, die nassen Sachen ausziehen, ein paar trockene an und sich vor das Kaminfeuer setzen!
Praxeda blickt an sich entlang, als ob sie zum ersten Mal bemerkt, dass sie mit einem Kleid in der Badewanne liegt.
ROBBIE
Schaffen Sie das alleine?
Praxeda nickt, steht wackelig auf und blickt ihn starr an.
ROBBIE
Verstehe! Ich lass Sie jetzt besser alleine!
Szene:012 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -BADEZIMMER - KAMINFEUER
Robbie geht aus dem Bad, stellt die Sauna an, nimmt schnell eine warme Dusche, zieht warme Sachen an, wirft einen zufriedenen Blick in den Spiegel und sprintet die Treppe hinunter. Gleichzeitig mit Praxeda Empress kommt er im Kaminzimmer an. Sie ist in eine mehrfache Schicht aus zu großen Pullovern und Socken gepackt. Vor dem Kamin lassen sich beide nieder.
ROBBIE
Also, Praxeda, warum sind Sie überhaupt bei diesem Wetter auf der Landstrasse gewesen?
PRAXEDA EMPRESS
Ich wollte Erholungsurlaub machen und habe mir eine Hütte gemietet. Der Verwalter sagte, ich solle den linken dritten Weg von der Landstrasse und dann den zweiten rechts nehmen. Ich habe mich verfahren und wollte gerade an einer geeigneten Stelle umkehren, als plötzlich ein Mensch auf der Strasse lag. Das habe ich Ihnen schon erzählt. Stattdessen wäre ich fast erfroren, habe auch noch ihr Leben riskiert und bin auf einem Weg der Zerstörung unaufgefordert bei Ihnen eingebrochen.
ROBBIE
Die Hauptstrasse ist etwa zwei Meilen entfernt, wenn Sie von dort kommen, dann haben Sie ja einen weiten Weg hinter sich!
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe keine Ahnung wie weit ich gegangen bin!
(schüttelt energisch den Kopf)
PRAXEDA EMPRESS
Sie sagten, Ihr Telefon funktioniert nicht, ob es mittlerweile wieder funktionstüchtig ist?
ROBBIE
(schüttelt energisch den Kopf)
Nein, ich habe es eben erneut probiert. Vermutlich ist das Telefonnetz bei dem Sturm zusammengebrochen. Ob Sie wollen, oder nicht, im Augenblick sitzen Sie hier fest.
(schuldbewusst hinzufügend)
Machen Sie sich keine Sorgen, es wird schon alles wieder ins rechte Lot gerückt und ich freue mich über Ihren unerwarteten Besuch. Noch einen Drink?
(schenkt Cognac ein)
ROBBIE
Außerdem möchte ich keinesfalls eine Klage wegen unterlassener Hilfeleistung an den Hals bekommen!
Praxeda blickt ihn verständnislos an.
ROBBIE
Sie sagten, sie kämpfen sich bis ins nächste Dorf und verklagen mich!
PRAXEDA EMPRESS
Daran kann ich mich nicht erinnern!
(verlegen)
Haben Sie vielleicht eine Zigarette?
ROBBIE
(schüttelt den Kopf)
Die hab ich irgendwo versteckt, als ich betrunken war und beschloss das Rauchen aufzugeben. Vielleicht finde ich in einem der Gästezimmer welche.
(springt auf)
PRAXEDA EMPRESS
Bitte keine Umstände! Ich habe es schon lange aufgegeben!
Szene:013 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -OBERGESCHOSS
Robbie durchsucht die Räume im Obergeschoss und findet schließlich eine kleine Kiste, in der, unter anderem, auch Tabak und Zigaretten sind. Er nimmt die Kiste mit ins Kaminzimmer, wo Praxeda inzwischen eingeschlafen ist.
Er macht sich daran, etwas zu Essen zu bereiten und belegt Pizza aus der Tiefkühltruhe mit Tomaten, Zwiebeln, ein paar getrocknete Pilze, Oliven, Pepperonis, Chillis, Ananasstücken, Salami und Käse. Zufrieden stellt er den Backofen an und beobachtet, während die Pizza backt, die schlafende Frau.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Der Weihnachtsengel hat buchstäblich vor der Tür gelegen, es wäre doch Unsinn, ihn gleich wieder fort zu schicken!
Das Surren der Zeitschaltuhr erklingt. Robbie nimmt die Pizza aus dem Ofen, deckt einen kleinen Beistelltisch vor dem Kamin mit Besteck und Wein und weckt Praxeda Empress.
ROBBIE
Sind Sie hungrig?
PRAXEDA EMPRESS
Wie ein Wolf! Das duftet wirklich köstlich!
Robbie nimmt Praxeda's Hand und lächelt sie an.
ROBBIE
(feierlich)
Frohe Weihnachten!
 
PRAXEDA EMPRESS
Auch Ihnen frohe Weihnachten!
Praxeda wendet sich ab, damit Robbie ihre aufsteigenden Tränen nicht bemerkt.
Heißhungrig machen Praxeda und Robbie sich über die Pizza her.
Szene:014 AUSSEN-SCHNEESTURM
Ein Wagen, mit zwei Personen, kämpft sich im Schneckentempo durch den Schneesturm. Pitsch wirft einen missmutigen Blick auf Snake, der kopfschüttelnd dasitzt.
SNAKE BARNACLE
Von Mord war keine Rede! Wir haben sie umgebracht!
PITSCH KETTLAR
Snake, Junge, beruhige dich, das Flittchen hat noch gelebt, nachdem ich ihr eins übergezogen hab! Von Mord ist keine Rede!
SNAKE BARNACLE
Wir haben sie einfach da in der Wildnis ausgesetzt, sie wird erfrieren in ihrem Kleid, dann ist es Mord!
(schüttelt weiter den Kopf)
PITSCH KETTLAR
Was muss das Flittchen auch bei solchem Wetter ein Kleidchen anziehen? Wir können auch keine Zeugen gebrauchen. Bis irgendjemand ihre Leiche findet, ist Gras über die Sache gewachsen, oder die Wölfe werden sie fressen!
Snake Barnacle schüttelt weiterhin seinen Kopf.
PITSCH KETTLAR
(brüllt)
Wenn du jetzt noch weiter deine verdammte Birne schüttelst, reiße ich sie dir gleich ab und das war dann eindeutig Mord!
Snake Barnacle zuckt zusammen und bemüht sich, sein Kopfschütteln zu unterdrücken.
PITSCH KETTLAR
(ruhig)
Wir müssen den Boss anrufen, vielleicht findet er noch eine Lösung!
SNAKE BARNACLE
Was soll ich ihm denn sagen?
(zieht seine Handschuhe aus und wirft sie wütend auf die Frontkonsole)
SNAKE BARNACLE
Das sein ganzer schöner Plan nicht funktioniert hat, dass wir mit dem Hubschrauber notlanden mussten, dann das Luftkissenboot, das uns abholen sollte, gesucht haben, und dabei einen Wagen gestohlen und ein Mädchen den Wölfen zum Fraß vorgeworfen haben? Also, was soll ich ihm nun sagen?
PITSCH KETTLAR
Weißt du was passiert, wenn Crazy Will jemandem einen Auftrag erteilt und dieser Auftrag nicht ausgeführt wird?
Snake Barnacle nickt.
Szene:015 EINSCHUBSEQUENZEN:
1.) Snake Barnacle und Pitsch Kettlar werden Kopfüber von einem Berg geworfen.
2.) Snake Barnacle und Pitsch Kettlar werden mit einbetonierten Füßen im Meer versenkt.
3.) Snake Barnacle und Pitsch Kettlar werden in Stücke zerhackt und den Haien zum Fraß vorgeworfen.
PITSCH KETTLAR
Ruf ihn jetzt an und erkläre ihm, was geschehen ist.
Snake nimmt das Telefon und wählt.
SNAKE BARNACLE
Der Empfang funktioniert hier wieder!
Szene:016 AUSSEN-SCHNEESTURM-INNEN -BÜRO LUXEMBURG
Geteilter Bildschirm:

 Aussen-Schneesturm.
 
SNAKE BARNACLE
Schneesturm!
 
 
 
 
SNAKE BARNACLE
(ihm bricht der Schweiß aus)
Boss? Wir haben die Position verlassen, es gab dort keinen Telefonempfang. Da das Fahrzeug nicht kam, wollten wir das Terrain sondieren und haben uns einen Wagen geliehen. Die Fahrerin haben wir im Wald verloren.
 
 
 
 

Jeroen Imogen und Crazy Will im Büro in Luxemburg.
JEROEN IMOGEN
Ja?
CRAZY WILL
Ich weiß es ist übel Jungs, ihr habt diesmal keinen Mist gebaut. Wahrscheinlich friert ihr euch am Hubschrauber den Arsch ab. Das Fahrzeug hat Verzögerung. Loretta ist im Schneesturm stecken geblieben, aber auf dem Weg. Der Besuch muss um einige Stunden verschoben werden. Bleibt in Position!
 
 
 
 
CRAZY WILL
(wütend)
Das sind scheißverdammte, polerprobte Satellitentelefone. Wäre der Empfang nicht möglich, würden wir nicht miteinander sprechen. Sucht die Fahrerin, dazu habt ihr ja jetzt noch genügend Zeit und schafft eure verdammten Ärsche wieder auf Position!
Snake wischt sich den Schweiß aus der Stirn und grinst seinen Partner an.
SNAKE BARNACLE
Der Plan ist noch gar nicht angelaufen. Wir müssen zurück!
Snake wiederholt die Instruktionen. Pitsch wendet den Wagen.
SNAKE BARNACLE
(erleichtert)
Vielleicht lebt die Fahrerin noch. Ich sagte doch, bei Mord hört es auf.
PITSCH KETTLAR
Du hast ihm nicht gesagt, dass wir die Position nicht erreicht haben und dass wir notlanden mussten!
(schüttelt den Kopf)
SNAKE BARNACLE
(zuversichtlich)
Der Hubschrauber kann nicht weit vom dem vereinbarten Punkt entfernt sein. Die Strasse haben wir doch ohne Mühe gefunden!
Pitsch grunzt und blickt beharrlich auf die eingeschneite Straße.
Snake beginnt den Wagen zu untersuchen. Findet zunächst nur Landkarten, eine ungeöffnete Schachtel Zigaretten, eine angebrochene Wasserflasche und eine halbleere Keksschachtel.
SNAKE BARNACLE
Kein Wunder, dass sie so dünn ist!
Snake gibt Pitsch einen Keks und stöbert hinter dem Rücksitz.
Snake findet Zeitungen, vollgekritzelte Seiten und eine Handtasche, in der er dann herumkramt und eine Brieftasche hervorholt.
PITSCH KETTLAR
Wie hieß sie denn?
SNAKE BARNACLE
Sie heißt Praxeda Empress.
PITSCH KETTLAR
Glaubst du wirklich, dass wir sie bei dem Schnee noch finden werden?
SNAKE BARNACLE
Wenn wir sie finden, dürfte es danach wohl nicht schwer sein, etwas so Großes, wie einen verlorenen Hubschrauber wiederzufinden!
PITSCH KETTLAR
Wie sollen wir überhaupt nur die Stelle finden, an der wir sie ausgesetzt haben?
SNAKE BARNACLE
(überheblich)
Wo du sie ausgesetzt hast, meintest du wohl! Wenn du ein aufmerksamer Beobachter wärst, dann hättest du dir die Felsformationen an der Stelle eingeprägt. Es ist dein Glück, dass ich sie mir gemerkt habe! Ich verstehe nicht, warum du sie gleich umgeklatscht hast!
PITSCH KETTLAR
(entrüstet)
Es war dein Plan, ein Auto anzuhalten und den Fahrer zu überwältigen!
SNAKE BARNACLE
Ja, aber du hättest sie nicht unbedingt gleich k.o. schlagen sollen und sie auch noch auszusetzen!
Snake beginnt wieder seinen Kopf zu schütteln, doch ein missmutiger Blick von Pitsch genügt, dass er damit aufhört.
SNAKE BARNACLE
(ärgerlich)
Wir hätten ihr unsere Marken zeigen sollen!
Snake zieht ein kleines Brieftaschenheftchen aus der Innentasche seines Anoraks hervor und schlägt es auf, um sein Foto und die funkelnde Marke zu betrachten.
PITSCH KETTLAR
Der Boss hat gesagt, keine Zeugen! Und wenn er sagt, dass er keine Zeugen will, wird es, verdammt noch mal, auch keine Zeugen geben!
Snake mustert missbilligend seinen Partner.
Szene:017 RÄCKBLENDE::
SNAKE BARNACLE
Boss der Plan hat einige Mängel! Sollten wir nicht besser.......
Crazy Will packt Snake grob.
CRAZY WILL
Der einzige Grund warum ich dich am Leben lasse, ist, dass du im Moment der einzig verfügbare Pilot bist. Du brauchst wohl eine neue Lektion!
Snake blickt den Boss ängstlich an und starrt dann auf die vier Finger seiner linken Hand.
SNAKE BARNACLE
Nein, Boss! Dein Plan ist perfekt! Das ist ein guter Plan!
Szene:018 INNEN -APARTMENT LONDON
Stockard Darius in seinem Londoner Apartment hält immer noch den Telefonhörer in der Hand und sieht sehr nachdenklich aus. Seine attraktive Begleiterin räkelt sich lasziv auf dem Bett.
CYNTHIA
Honey, komm ins Bett zurück!
STOCKARD DARIUS
Baby! Irgendetwas stimmt hier nicht! Ich muss der Sache auf den Grund gehen!
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Wieso ist sie halb erfroren und noch dazu bewusstlos angekommen?
Über den Monitor flackern erste Informationen, Bilder und Daten, über Praxeda Empress.
Stockard Darius hackt eine Nummer ins Telefon. Seine Finger klopften ungeduldig über die Schreibtischplatte
Szene:019 INNEN -APARTMENT LONDON-INNEN -INNEN -SCHWEIZ AGENTUR ROSENBLÄTE
Geteilter Bildschirm:

Apartment London
 
STOCKARD DARIUS
Stockard. Ich habe Ihnen heute Morgen einen Auftrag erteilt!
 
 
 
 
STOCKARD DARIUS
(barsch)
Sie brauchen Loretta nicht mehr zu bemühen! Das hat sich erledigt!
 
 
 
STOCKARD DARIUS
Sie sollte am besten gar nicht erst ankommen oder klingeln! Das würde ernsthafte Folgen nach sich ziehen!
 
 
 
 
STOCKARD DARIUS
Geben Sie mir ihre Autotelefonnummer! Ich werde mich selbst darum kümmern!

Agentur Rosenblüte
FRAU
Willkommen bei Rosenblüte, was können wir für Sie tun?
 
FRAU
Einen Moment bitte!
Sie tuschelt mit jemandem im Raum.
FRAU
Mr. Darius, es tut uns unsagbar leid, Miss Loretta ist auf dem Weg im Schnee stecken geblieben. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie bei Ihnen ist.
FRAU
Oh, das tut mir leid, Sir! Leider haben wir im Augenblick keine Möglichkeit, bei Miss Loretta den Auftrag zu stornieren. Sie ist bereits auf dem Weg und das Autotelefon funktioniert nicht, bei dem Schneetreiben. Die einzige Möglichkeit ist, sie wieder fort zu schicken, wenn sie angekommen ist.
 
 
FRAU
Machen Sie sich keine Sorgen! Wenn sie bei Ihnen angekommen ist, heben Sie kurz die linke Hand und wedeln damit ein wenig, das ist das vereinbarte Zeichen für unsere Models, wenn ein Besuch nicht mehr angebracht ist. Miss Loretta wird es gleich verstehen und behaupten, sie hätte sich in der Adresse geirrt.
Stockard Darius notiert die Nummer und wirft den Hörer auf.
Szene:020 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /WOHNZIMMER
Praxeda lächelt Robbie an und leckt sich die Finger ab.
PRAXEDA EMPRESS
Danke, das war ein köstliches Mahl. Entschuldigen Sie bitte mein schlechtes Benehmen, gewöhnlich lecke ich mir nicht die Finger ab.
ROBBIE
Bei Pizza wäre es ein schlechtes Benehmen es nicht zu tun!
(lacht und steckt schmatzend seine Finger nacheinander in den Mund)
Auf dem Tisch liegen noch zwei übrig gebliebene Pizzahälften.
ROBBIE
(grinst)
Vermutlich möchten Sie kein Eis zum Dessert?
PRAXEDA EMPRESS
Danke, nein, auf keinen Fall!
Einvernehmlich räumen sie die Pizzareste auf die Küchenanrichte und gehen ins Bad, um sich die Hände zu waschen.
Szene:021 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /BADEZIMMER
Praxeda lächelt Robbie's Spiegelbild an, trocknet sich sorgsam die Hände, nimmt ihre Stiefel, die noch im Bad liegen und kehrt ins Wohnzimmer zurück.
Robbie bleibt vor dem Spiegel stehen, blickt sich tief in die Augen, setzt seine verschiedenen Verführerminen auf, streicht sich über sein bartstoppeliges Kinn und beschließt, sich sofort zu rasieren.
Im Spiegel bemerkte Robbie beim Rasieren, dass Praxeda ihr Kleid zum Trocknen über die Heizstäbe an der Wand gehängt hat. Ein wenig neugierig hält er nach ihrer Wäsche Ausschau, wird aber enttäuscht. Nichts davon ist zu entdecken.
Szene:022 EINBLENDUNG: Konzertausschnitt
Büstenhalter, Slips und Strapse Landen auf der Bühne.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Wieso hat sie ihre Wäsche versteckt, wieso ist sie so verlegen und wieso denke ich jetzt an Strapse?
(streicht zufrieden über sein rasiertes Kinn, setzt eine charmante Miene auf und kehrt ins Wohnzimmer zurück)
Szene:023 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /KAMINFEUER
Praxeda sitzt vor dem Kamin und blickt ins Feuer. Ihre Stiefel hat sie zum Trocknen vor den Kamin gestellt. Robbie bleibt vor ihr stehen.
ROBBIE
Praxeda, warum sind Sie so verlegen?
PRAXEDA EMPRESS
Bitte?
ROBBIE
Ich hoffe Ihre Verlegenheit liegt nicht darin begründet, dass Sie denken, dass Sie hier nicht erwünscht wären.
Praxeda blickt Robbie schweigend an.
ROBBIE
Gibt es denn jemanden der Sie erwartet? Jemand der sich über Ihren Verbleib Sorgen macht. Freunde, Familie, Ihr Mann?
PRAXEDA EMPRESS
(zögerlich)
Im Augenblick nicht.
ROBBIE
Wenn nur das Auto Ihnen Sorgen macht, es ist doch nur ein Auto!
(blickt in ihre großen strahlenden Augen, dass er die nächsten Worte suchen muss)
ROBBIE
Sicher finden wir hier auch noch irgendetwas Passendes zum Anziehen für Sie. Das ist eine Absteige für Musiker hier, doch um diese Jahreszeit traut sich niemand außer mir her! Sie sind lebendig und wenn Sie Ihre Tage ohnehin alleine in Ihrer Hütte verbringen wollten, ist es dann nicht einerlei, ob es die eine oder andere Hütte ist? Fühlen Sie sich hier wie zu Hause!
Robbie hockt sich neben sie.
PRAXEDA EMPRESS
Sie haben Recht! Ich sollte froh sein, dass ich lebe und dass Sie mich willkommen heißen. Ich möchte Ihre Gastfreundschaft jedoch nicht überstrapazieren!
ROBBIE
(lacht)
Das können Sie gar nicht! Es sei denn, Sie verlangen von mir, noch einmal in die eiskalte Nacht hinauszugehen, das Tor wegzuräumen und mich mit Ihnen durch den Schneesturm bis zum nächsten Telefon oder bis zur nächsten Polizeistation durchzukämpfen und das dazu noch betrunken.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Noch nicht betrunken genug!
Szene:024 EINSCHUBSEQUENZ: Kurzes aufblitzen der anderen Torzufahrt.
Praxeda kichert bei Robbie's Worten.
ROBBIE: (CONT'D)
Ich möchte Sie auch nicht überstrapazieren, Sie müssen erschöpft sein! Vermutlich möchten Sie schlafen?
PRAXEDA EMPRESS
(schüttelt den Kopf)
Danke, im Augenblick nicht. Wenn Sie nichts dagegen haben, bleibe ich noch hier am Feuer sitzen.
(blickt verträumt ins Feuer)
ROBBIE
Dann beruhigt es mich ja, dass Sie mich nicht für einen einschläfernden Gastgeber halten.
Praxeda lacht und schüttelt den Kopf.
Robbie holt Gläser und Cognac, setzte sich wieder zu ihr an den Kamin und beide blickten schweigend in die Flammen.
PRAXEDA EMPRESS
Wie eine Hütte sieht das hier nicht gerade aus!
Praxeda hebt ihr Glas und prostet Robbie zu.
PRAXEDA EMPRESS
Ich trinke auf den Mann, der mir in der Not Hilfe geleistet hat!
Praxeda schüttet ihr Glas in einem Zug hinunter.
Robbie stürzt den Cognac hinunter und wirft das Glas mit einem Schwung in den Kamin, wo es scheppernd zerbricht.
Praxeda blickt ihn erschrocken an.
ROBBIE
Das soll Glück bringen! Vermutlich stecken die Gangster sowieso im Schneesturm fest und die Polizei kann sie als Eisklumpen festnageln.
Praxeda grinst amüsiert.
ROBBIE
Womit wollten Sie sich Ihre Zeit vertreiben, eingeschneit und allein?
PRAXEDA EMPRESS
Ich wollte ungestört arbeiten.
ROBBIE
Und das nennen Sie Erholung? Dann sind Sie Künstlerin?
PRAXEDA EMPRESS
Wie kommen Sie darauf?
ROBBIE
Sagt mir mein Gefühl!
PRAXEDA EMPRESS
Ich wollte an einem Drehbuch für einen Film arbeiten. Ich hoffe doch, dass meine Aufzeichnungen das Abenteuer überleben werden.
ROBBIE
(grinst)
Wenn nicht, dann haben Sie ja genug Stoff für ein neues Drehbuch! Möchten Sie, dass ich Ihnen das Haus zeige? Kommen Sie! Sie müssen Ihre Hütte doch kennen lernen!
Robbie lachend zieht er sie auf die Beine.
Einen Augenblick sieht Praxeda Empress erschrocken aus.
ROBBIE
Keine Sorge, ich hab Sie bestimmt nicht aus dem Schneesturm geholt, um über Sie her zu fallen!
Praxeda Empress steckt die Hände in die Hosentaschen und folgt ihm auf den Rundgang.
ROBBIE
Ich bin Musiker. Wo wollen Sie anfangen?
PRAXEDA EMPRESS
Wo Sie wollen.
ROBBIE
Das hier ist das Kaminzimmer!
(Er breitet die Arme aus)
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Du hörst dich an wie ein verdammter Makler!
Robbie weist auf die Einbauschränke, die Arbeitsfläche und die Barhocker am Küchentresen.
ROBBIE
Das ist die Küche. Hier finden Sie etwas zu essen und so!
Praxeda grinst und blickt ihn amüsiert an.
PRAXEDA EMPRESS
Ah!
ROBBIE
Ich zeige Ihnen den Wintergarten, der wird Ihnen gefallen!
Sie gehen nach nebenan in ein weiteres Wohnzimmer, von dem aus man direkt in den Wintergarten und zum Pool gehen kann.
Szene:025 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /WINTERGARTEN
Im Wintergarten sind ringsherum riesige Fenster und alle Arten exotischer Pflanzen, von denen einige wunderschöne und farbenfrohe Blüten haben. Die hohe Decke zeigt einen Reigen von bunten Blumen und Vögeln, durchwoben von Laub und Schnörkelverzierungen. Die riesigen Fenster in der Decke sind vom Schnee verdeckt, so dass man den Eindruck hat, in einer tropischen Waldlichtung oder in einer tropischen Grotte zu stehen. Praxeda versinkt in Betrachtung der zahlreichen Blüten. Robbie betrachtet sie aufmerksam.
PRAXEDA EMPRESS
(nach einer Weile)
Ich fühle mich irgendwie seltsam!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Den Eindruck habe ich allerdings auch.
ROBBIE
(er winkt ihr ihm zu folgen)
Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Gästezimmer, die befinden sich oben. Wenn Sie Fernsehen oder Video sehen wollen, das können Sie im Untergeschoss. Shining wollen Sie bestimmt nicht sehen!
PRAXEDA EMPRESS
(grinst)
Nein, danke, den Gedanken daran habe ich gerade abgeschüttelt.
Szene:026 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -HAUSRUNDGANG
Sie gehen durch die geräumige Halle, von der aus eine Treppe ins Obergeschoss führt. Ein großer Flur führt in verschiedene Räume, von denen jeder in verschiedenem, wenn gleichsam, modernen Stil eingerichtet ist. Robbie zeigt ihr alle Räume.
ROBBIE
Sie können sich ein Zimmer aussuchen. Im Bad, gleich nebenan, finden Sie alles, was Sie brauchen.
Robbie weist auf eine weitere Treppe am Ende des Ganges.
ROBBIE
Mein Zimmer ist ein Stockwerk höher. Von dort hat man einen wundervollen Blick auf die Sterne. Jetzt sieht man vermutlich nur Schnee. Kommen Sie, wir schauen nach, ich bin schon ein paar Tage nicht mehr dort oben gewesen.
Sie steigen die Treppe hinauf und betreten das riesige, mitternachtsblau gestrichene Zimmer, in dem lediglich ein riesiges Bett unter einer gigantischen Glaskuppel prangt und ein paar Gitarren herumliegen. Der Blick auf den Sternenhimmel ist durch den Schnee behindert.
PRAXEDA EMPRESS
(nach einer Weile)
Können wir vielleicht die Nachrichten sehen?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ist ihr wohl unangenehm in meinem Schlafzimmer zu stehen und das riesige Bett anzustarren.
ROBBIE
Sie können auch hier schlafen. Ich habe die letzten Nächte vor dem Kamin verbracht. Auf der Suche nach Inspirationen.
PRAXEDA EMPRESS
Und haben Sie Ihre Inspiration gefunden?
ROBBIE
(nach einer Weile)
Ja. Ich habe sie nur noch nicht in Worte gefasst.
Szene:027 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /FERNSEHZIMMER
Robbie führt sie ins Fernsehzimmer im Untergeschoss, schaltet den Flachbildschirmmonitor an der Wand an und eine knallbunte Bilderflut ergießt sich in den ovalen, anthrazitfarbenen Raum. Sie lassen sich in die schweren Fernsehsessel plumpsen und starren beide auf den Monitor.
ROBBIE
Oh man! Ich weiß schon, warum ich in den letzten Tagen darauf verzichtet habe.
Eine grausige Bilderflut von Kriegsrandgebieten, Ölkatastrophen, drohenden Konflikten in aller Herren Länder und live Aufnahmen aus Krisengebieten, will gar nicht mehr abreißen und als schließlich ein fröhliches Jingle Bells, aus den Lautsprechern dröhnt, haben sie beide genug davon und beschließen einstimmig, das Fernsehen doch keine gute Idee ist. Robbie zeigt ihr noch das Tonstudio, das sich direkt an das Fernsehzimmer anschließt und ein Blick in den Fitnessraum, in ein Meditationszimmer und die Bibliothek machten den Hausrundgang komplett. Einen Raum hatte er allerdings ausgelassen - den Steuerungsraum.
Szene:028 INNEN -LONDON-BÜRO VON STOCKARD DARIUS
Stockard sitzt noch an seinem Schreibtisch und denkt nach.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Was zum Teufel ist hier eigentlich los. Praxeda und Loretta sind verschiedene Frauen? Steht das fest? Ist Loretta doch eingetroffen und beweist soviel schauspielerisches Talent, dass sie einen richtigen Film abzieht? Ich werde das herausfinden!
Stockard greift zum Telefon und gibt eine umfangreiche Bestellung bei einem chinesischen Restaurant auf, bevor er in den Fahrstuhl steigt und ein Stockwerk tiefer in die Computerzentrale fährt.
Szene:029 INNEN -LONDON-COMPUTERZENTRALE
In der Computerzentrale sitzen im dämmrigen Licht vor der riesigen Monitorwand drei Personen. Kadda Neels, ein Headset über den Kopf gestülpt und füttert den Computer über Spracheingabe. Malcolm Ray, der neben ihm sitzt, nickt freundlich, als er Stockard bemerkt, grinst und wendet sich gleich wieder den Bildschirmen, auf der Arbeitsplatte vor ihm, zu. Über alle Monitore flackerten Daten in rasender Geschwindigkeit. Shona Fox sitzt mit dem Rücken zur Tür, blickt konzentriert abwechselnd auf die Monitorwand und auf die Bildschirme an ihrer Konsole und reibt sich mit einer Hand den Nacken. Noch ehe sie sich auf ihrem Drehstuhl herumgedreht hat, begrüßt sie Stockard Darius.
SHONA FOX
(fröhlich mit strahlendem Lächeln)
Stockard! Frohe Weihnachten!
Stockard Darius setzt sich neben sie, in einen bequemen Computersessel und greift nach einigen Seiten, welche die Drucker ununterbrochen, summend ausspucken.
SHONA FOX
Was möchten Sie zuerst wissen? Ihre Schuh - oder ihre Körbchengröße?
Stockard Gehen Sie denn niemals nach Hause, Shona? Ich wette Sie haben noch nicht einmal etwas gegessen und die zwei Jungs dort auch noch nicht.
Shona Fox schüttelt den Kopf.
STOCKARD DARIUS
Wenigstens haben Sie gemerkt, dass heute Weihnachten ist! Darf ich Sie zum Essen einladen? Wie steht es damit?
Shona Fox schüttelt energisch den Kopf.
STOCKARD DARIUS
(gespielt voller Bitterkeit)
Sie haben mir schon so viele Körbe gegeben, dass ich damit schon Handel treiben kann! Sie sind viel zu schön, um hier vor den Computern zu versauern und sich die Nächte um die Ohren zu schlagen!
SHONA FOX
(lachend)
Verschwenden Sie Ihren Charme nicht an mich. Ich bin immun und außerdem sind Sie heilfroh, dass wir heute Abend hier sind!
Shona Fox wendet sich der Tastatur zu und schickt Kadda Neels ein Mail: Essen in 10 Minuten!
STOCKARD DARIUS
(erstaunt)
Woher wissen Sie das? Und warum schicken Sie Kadda ein E-Mail? Sie brauchen es ihm doch nur zu sagen!
SHONA FOX
Sie würden hier nicht auftauchen, wenn Sie nicht etwas ganz genau wissen wollen. Dass Sie mich gefragt haben, ob ich mit Ihnen essen gehe, weist darauf hin, dass das Problem größer, als von Ihnen angenommen, ist und dass gleich etwas zu Essen geliefert wird, weil Sie vermuten, dass es die ganze Nacht dauern wird und Kadda würde, auch wenn wir hier jetzt laut schmatzend essen würden, nichts von alldem mitbekommen, solange er das nicht auf dem Bildschirm gelesen hat.
STOCKARD DARIUS
Sie verblüffen mich immer wieder, Shona! Sie wissen, bevor Sie sich umdrehen, dass ich hinter Ihnen stehe, wissen von Problemen, wo ich bisher nur eine Ahnung habe.
SHONA FOX
Dass Sie das sind, habe ich an Malcolms Grinsen gesehen! Um wenigstens den Schleier eines Geheimnisses zu lüften.
STOCKARD DARIUS
Und wie haben Sie Malcolms Grinsen gesehen, wenn Sie mit dem Rücken zu ihm sitzen?
Shona Fox weist auf den Monitor. Stockard guckt ratlos.
SHONA FOX
In der Spiegelung auf dem Monitorbild!
Stockard blickt auf den Monitor, indem sich der Raum spiegelt. Im nächsten Augenblick kommt seine vergessene Freundin, spärlich bekleidet, mit einem Servierwagen, auf dem die angerichteten Speisen stehen, durch die Tür.
Kadda Neels springt auf, bedenkt Cynthia mit einem Lächeln und nickt Stockard zu.
KADDA NEELS
N'Abend Stockard!
Sie setzen sich gemeinsam zum Essen an den Konferenztisch.
Stockard will zu sprechen anfangen doch Shona nimmt das Wort vorweg.
SHONA FOX
Wir haben es uns abgewöhnt futternd vor dem Computer fett zu werden, nachdem Kadda uns eine Studie vorlegte, die besagt, dass geistige Kapazitäten während der Nahrungsaufnahme schrumpfen!
Stockard wartet ungeduldig die Zeit ab, Kadda schielt immer wieder zu Cynthia hinüber.
SHONA FOX
Also, Stockard!
Shona ist die einzige, die Stockard beim Vornamen nennt. Cynthia straft sie dafür mit einem missbilligenden Blick.
SHONA FOX
Um 16.46 Uhr wurde auf dem Anwesen, in dem Winterblum sich befindet, Alarm ausgelöst. Um 16.59 Uhr wurde der Alarm durch eine authentifizierte Person, durch die Codenummer als Winterblum identifiziert, abgeschaltet. Der Alarm wurde nicht wieder aktiviert. Um 17.04 Uhr erhielten Sie einen Anruf von Winterblum, in dem er fragte, wie man jemanden auftaut, der fast erfroren ist. Sie riefen uns an und baten um die Daten. 22 Minuten später erhielten Sie einen weiteren Anruf von Winterblum, indem er Ihnen den Namen der Frau gab, die bewusstlos vor seiner Tür gelegen hatte und Ihnen sagte, dass er die Telefonverbindung unterbricht. Seither hat er sich nicht gemeldet und geht nicht mehr ans Telefon. Die Faxverbindung steht allerdings noch.
Kadda reicht Stockard einen Stapel Papiere, die er vom Drucker geholt hatte.
KADDA NEELS
Hier sind alle Daten über die Frau, die wir bisher finden konnten. Praxeda Empress. Alles von Lebenslauf, Beruf, bis zu Sozialversicherungsnummer, Kontostand, Kreditkarten - und Telefonnummern.
MALCOLM RAY
Offensichtlich nicht verwickelt in kriminelle oder sonstige subversive Tätigkeiten!
SHONA FOX
Jetzt kommen wir zur delikateren Angelegenheit. Ihr Auftrag für Rosenblüte.
Stockard blickt sie überrascht an.
SHONA FOX
Dieser Laden stinkt zum Himmel. Wir wären nicht darauf gekommen, wenn wir nicht in diesem Zusammenhang nach kriminellen Machenschaften oder Aktivitäten gesucht hätten.
(legt ihre Hand in den Nacken, was ein Zeichen für Malcolm ist, weiterzusprechen)
MALCOLM RAY
Erinnern Sie sich an die Entführung von Dasgar Rago? Damals hatten wir, zwei Tage vor seiner Entführung, einen Auftrag für Rosenblüte. Sie sollten seinen Aufenthalt in der Schweiz versüßen.
SHONA FOX
Jetzt kommt der Clou! Miss Loretta Diamond, ein Künstlername, heißt in Wirklichkeit Vanessa Praxton!
(aufgeregt schaut sie Stockard an, als erwartete sie eine Reaktion von ihm)
Stockard fällt kein Zusammenhang ein, bis ihn Cynthia, die haltlos die Wörter aussprudelte, verblüfft.
CYNTHIA
(ihre Stimme überschlägt sich)
Sie ist die Tochter von Crazy Will Praxton? Und die hast du zu Robbie geschickt?
(blickt Stockard vorwurfsvoll an)
Na, dann Happy Christmas!
Szene:030 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /KAMINZIMMER/WINTERGARTEN/SAUNA
ROBBIE
(harmloser Tonfall)
Ich wollte noch ein Saunabad nehmen. Ihnen würde es sicher auch gut tun. Sie werden sehen, Sie werden sich danach wie ein neuer Mensch fühlen.
Praxeda folgt ihm zögerlich. Robbie zieht sich am Pool aus. Praxeda Empress im Badezimmer. Bekleidet mit Saunatüchern räkeln sie sich Sekunden später auf den Saunabänken
ROBBIE
(mit geschlossenen Augen)
Was für ein Drehbuch schreiben Sie denn?
PRAXEDA EMPRESS
(murmelt)
Der Auftraggeber möchte eine Krimikomödie. Auch die Romantik sollte dabei nicht zu kurz kommen.
ROBBIE
Haben Sie schon eine Idee?
Praxeda dreht sich auf die Seite, stützt den Kopf auf und blickt ihn mit strahlenden Augen an.
Praxeda Empress
Oh ja, gewiss. Ideen habe ich immer mehr, als ich verarbeiten kann. Das Problem ist manchmal, die Worte aneinander zu reihen.
Robbie dreht sich auf die Seite und blickt sie an.
ROBBIE
Das ist in der Musik auch nicht anders. Die Töne, sind ebenso wie die Worte schon alle da, die Kunst ist es, sie aneinander zu reihen.
PRAXEDA EMPRESS
Da haben Sie wohl Recht.
ROBBIE
Haben Sie schon erfolgreich ein Drehbuch verkauft?
PRAXEDA EMPRESS
(nickt)
Ja. Die roten Kleider.
ROBBIE
Ist das verfilmt worden?
PRAXEDA EMPRESS
(nickt erneut)
Ja, dann hieß es allerdings
Muse gesucht.
ROBBIE
Worum geht es in dem Film?
PRAXEDA EMPRESS
Die griechischen Göttinnen langweilen sich, blicken durch ihren Spiegel auf die Menschheit und wollen ein paar Späße machen. Also verzaubern sie Kleider mit Wirkzaubern, die über eine Fashion-Agentur an die Frau gebracht werden. Eris, die Göttin der Zwietracht, setzt noch, ohne dass eine andere Göttin es bemerkt, zum Schluss eine Applikation, eine schwarze Kralle, der Zwietracht hinzu. Die Kleider werden natürlich gekauft und der Film zeigt, wie es den Frauen ergeht.
(beginnt zu lachen)
ROBBIE
Ich erinnere mich an den Film. Ich fand ihn zum Schreien komisch! Kompliment, eine tolle Story. Ich habe den Typen echt bedauert, der sich als Agent ausgegeben hatte und sein Feuerpferdchen verpasste, weil die Frau seines Freundes dachte, ihr Mann sei fremdgegangen.
PRAXEDA EMPRESS
(verblüfft)
So detailliert können Sie sich daran erinnern?
ROBBIE
Ja, aber auch nur, weil ich mir gewünscht habe, dass mir mal so etwas widerfährt.
PRAXEDA EMPRESS
Und Sie? Sind Sie erfolgreich?
ROBBIE
Ja, ich bin zufrieden.
PRAXEDA EMPRESS
Was für eine Art von Musik machen Sie denn?
Robbie blickt sie überrascht an.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Entweder weiß sie wirklich nicht, wer ich bin, oder sie ist eine so gute Schauspielerin, dass ich ihre Täuschung nicht bemerke.
PRAXEDA EMPRESS
(irritiert)
Oder kann man Ihre Musik nicht in eine herkömmliche Musikrichtung einordnen?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ich bin ihr wohl wirklich unbekannt!
ROBBIE
(mit charmantem Grinsen)
Doch, Rock, etwas Soul, Musik aus dem Herzen, Musik die Gefühle umschreibt!
PRAXEDA EMPRESS
(irritiert)
Ah!
Praxeda mustert ihn eine Weile und legt sich entschlossen, mit geschlossenen Augen zurück.
PRAXEDA EMPRESS Gedankenstimme
(V.O.)
Oh Mann! Wenn er mich noch länger mit seinen Katzenaugen fixiert, dann........denk an etwas anderes!
PRAXEDA EMPRESS
Sie hatten Recht, die Sauna verbannt wirklich den letzten Rest der Kälte.
Szene:031 EINBLENDUNG
Lichtfluktuationen, Farbenfrohe Gebilde und wabernde Wogen
Szene:032 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -SAUNA
ROBBIE
Haben Sie vielleicht seltsame Gedanken?
PRAXEDA EMPRESS
(öffnet die Augen und grinst)
Das kann man wohl sagen! Ich dachte gerade, ob die Erde so etwas wie ein spezifisches Gewicht hat und ob wir dieses, ich meine, wenn wir alles Mögliche in den Weltraum schießen und wir soviel abholzen, verbrennen und verheizen, ob sich dieses spezifische Gewicht nicht ändert und damit die Erde ihre Umlaufbahn innerhalb des Universums ändert, und damit die aller anderen Planeten?
ROBBIE
In der Tat, ein komplexer Gedanke. Haben Sie öfter solche Gedanken?
PRAXEDA EMPRESS
(denkt nach und schüttelt den Kopf)
Ich weiß es nicht! Woran haben Sie denn gedacht, als Sie mich fragten, ob ich seltsame Gedanken habe?
Robbie zuckt die Schultern und wendet sich ein wenig verlegen ab.
PRAXEDA EMPRESS
(lacht)
Ach, kommen Sie schon! Ich habe Ihnen gerade meinen tiefsten Gedanken verraten!
Robbie vermeidet es, sie anzusehen, blickt zur Decke.
ROBBIE
Ich dachte an Wasser. Wasser in verschiedenen Aggregatszuständen, Wassermoleküle, Wassertropfen, Eiskristalle, Dampf, Schweiß. Ich dachte, wenn aus unseren Poren der Schweiß heraustritt und sich mit den Molekülteilchen der Luftfeuchtigkeit verbindet, die sich wieder als Tröpfchen auf unserer Haut niederschlagen, dann ist es doch im Grunde ein viel intimerer Kontakt, als er selbst im Beischlaf möglich ist.
PRAXEDA EMPRESS
(grinst)
Das ist ja ein nicht minder komplexer Gedanke! Vielleicht sollten Sie das nächste Mal mit Ihrer Freundin in die Sauna gehen!
ROBBIE
Wenn ich eine Freundin hätte, meinen Sie nicht, sie würde Weihnachten bei mir verbringen?
PRAXEDA EMPRESS
(schelmisch)
Weihnachten scheint Ihnen nicht sehr wichtig zu sein! Ich habe hier keinen einzigen Tannenzweig, keinen Baum oder Weihnachtsschmuck gesehen!
Szene:033 EINBLENDUNG -Rückblick
Robbie wirft den Weihnachtskranz, den die Frau des Hausverwalters auf den Küchentresen gestellt hat, in den Mülleimer.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Warum haben Sie keine Freundin? Wenn Ihnen diese Frage nicht zu intim ist.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Weil die meisten Frauen entweder mein Geld oder meinen Ruhm wollen und ich an populären, oberflächlichen und unaufrichtigen Beziehungen nicht interessiert bin!
ROBBIE
Hat sich noch nicht ergeben.
Eine Weile geben sich beide wortlos der Hitze hin.
PRAXEDA EMPRESS
(setzt sich auf)
Ich muss hier jetzt rausgehen! Hätte nicht gedacht, dass ich heute noch mal sagen kann, mir ist heiß!
ROBBIE
Ich warte! Dann können Sie noch einmal in den Pool springen und eine Dusche nehmen!
Praxeda rafft ihr Saunahandtuch zurecht, nickt ihm noch einmal lächelnd zu und geht hinaus.
Robbie grinst, räkelt sich, streckt sich gähnt herzhaft und sein Gesicht formt sich plötzlich zu einer Maske des Schreckens.
Szene:034 EINBLENDUNG
EISZAPFEN UND LICHTFLUKTUATIONEN
Robbie hat sich schlagartig aufgesetzt, seine Hände umklammern die Saunabank, als ob er Halt sucht.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Großer Gott! Ich muss es ihr unverzüglich sagen!
Robbie stürmt aus der Sauna, springt in den Pool, trocknet sich rasend schnell ab und schlüpft in seine Kleider.
Szene:035 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KÄCHE/WOHNZIMMER
Praxeda steht im Bademantel vor dem Kühlschrank, trinkt Wasser aus einer Flasche und reibt sich mit der anderen Hand ihr nasses Haar trocken. Sie lächelt ihn strahlend an.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Panic and fear, paralyse your brain!
PRAXEDA EMPRESS
(plappert munter los)
Sie meinten, hier sei bestimmt noch etwas Passendes für mich zum Anziehen.
Robbie nickt und blickt sie unverwandt an.
PRAXEDA EMPRESS
Oben?
ROBBIE
Ja, sehen Sie in den Schränken, in den Gästezimmern, nach!
Sie eilt davon. Robbie lässt sich schwermütig vor den Kamin nieder und trinkt nachdenklich aus der Wasserflasche.
Praxeda kehrt wieder, bekleidet mit Jeans und einer Bluse, darüber einen dicken Pullover. Sie setzt sich neben Robbie vor das Kaminfeuer.
PRAXEDA EMPRESS
(erleichtert)
Jetzt fühle ich mich tatsächlich wie ein neuer Mensch!
ROBBIE
Möchten Sie jetzt eine Zigarette?
Praxeda schüttelt den Kopf.
ROBBIE
(ernst)
Sie sollten sich lieber doch eine anstecken!
Robbie kramt die Zigaretten aus seiner Hosentasche und reicht ihr eine. Praxeda Empress mustert ihn und nimmt zögernd die Zigarette.
PRAXEDA EMPRESS
Ist etwas geschehen?
ROBBIE
(nickt und reicht ihr Feuer)
Praxeda, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht!
PRAXEDA EMPRESS
Dann kann ich nur hoffen, das Ihr schrecklicher Fehler nicht gerade war, dass Sie mich aus dem Schneesturm geholt haben!
ROBBIE
Nein, bewahre! Das hat mit Ihnen nichts zu tun. Das heißt jetzt wohl schon.
PRAXEDA EMPRESS
(verschmitzt)
Sie machen mich neugierig, welchen schrecklichen Fehler können Sie sonst noch begangen haben?
ROBBIE
Praxeda!
Praxeda zieht an ihrer Zigarette und blickt ihn erwartungsvoll an.
ROBBIE
Die Pilze!
PRAXEDA EMPRESS
(verständnislos)
Welche Pilze?
ROBBIE
Die Pilze auf der Pizza.
PRAXEDA EMPRESS
Die waren vorzüglich! Was sollte damit sein?
ROBBIE:
(blickt sie schwermütig an und seufzt inbrünstig)
Das waren vermutlich Magic Mushrooms!
Szene:036 DER BILDSCHIRM ZERSPRINGT KLIRREND IN FRAGMENTE
Szene:037 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -WOHNZIMMER VOR DEM KAMIN
PRAXEDA EMPRESS
(starrt Robbie fassungslos an)
Meinen Sie damit, die Art von Pilzen, die Medizinmänner bei ihren religiösen Ritualen einnehmen und dann mit Geistern, oder was auch immer, in Kontakt treten?
ROBBIE
Ich glaube, so etwas in der Art meinte ich schon!
PRAXEDA EMPRESS
(entsetzt)
Und die haben Sie auf die Pizza getan?
ROBBIE
(stammelt)
Nein! Natürlich nicht. Ich meine ja, aber nicht wissentlich.
PRAXEDA EMPRESS
Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass die Pilze, ich meine, dass es solche Pilze waren?
Sie blickte ihn gespannt an. Robbie springt auf, hastet in die Küche und kehrt mit einer Tüte zurück, die er ihr reicht. Praxeda studiert das Tütchen eingehend.
PRAXEDA EMPRESS
Hier steht lediglich
Getrocknete Pilze drauf! Wie kommen Sie darauf, dass dieses hier Magic Mushrooms sein könnten?
ROBBIE
Als ich vorhin nach Zigaretten gesucht habe, fand ich dieses Kästchen in einem Gästezimmer.
(weist auf das Kästchen, welches er auf den flachen Couchtisch abgestellt hat)
ROBBIE
Ich dachte wir könnten vielleicht etwas zur Entspannung rauchen! Na ja, darin sind auch einige Tütchen von irgendwelchen anderen Sachen. Warten Sie.
Robbie holt das Kästchen vom Couchtisch. Zieht daraus einen kleinen Zellophanbeutel hervor und reichte ihn ihr. Magic Mushrooms, steht auf der Tüte.
PRAXEDA EMPRESS
(blickt ihn fragend an)
Sie meinen, das sind die gleichen, wie die aus der Küche?
Robbie nickt schweigend.
PRAXEDA EMPRESS
Meinen Sie, wir müssen uns Sorgen um unsere Gesundheit machen? Ich meine, wenn es denn tatsächlich die gleichen Pilze sein sollten.
Praxeda legt aus beiden Tüten Pilze nebeneinander und vergleicht sie.
ROBBIE
(zuckt mit den Schultern)
Ich habe keine Ahnung, wie die sich überhaupt auswirken, oder ob wir uns Sorgen um unsere Gesundheit machen sollten.
PRAXEDA EMPRESS
(hält sich die Pilze nahe vor die Augen)
Ich glaube Sie haben Recht! Die Dinger sehen verdammt gleich aus!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Soll ich Stockard anrufen. Der setzt sicher alle Hebel in Bewegung und schickt gleich einen Notarztwagen los. Damit ist die Lüge vom kaputten Telefon aufgedeckt und das Abenteuergefühl auch gleich vorbei. Hab ich sie dem Schneesturm entrissen, damit ich ihr einen tödlichen Pilzcocktail einverleibe?
Szene:038 EINBLENDUNG
Schlagzeilen rasen vor Robbie's inneren Auge
Rockstar tötet sich mit Geliebter in Schneehölle. War es Selbstmord? Rockstar von Autorin ermordet, aus Verzweiflung nahm sie sich das Leben.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Kein Mensch wird auch nur eine Sekunde glauben, dass ich die Pizza gemacht habe.
Praxeda inspiziert inzwischen weiterhin das Kästchen und kramt daraus einen Zettel hervor. Bevor sie liest was darauf steht, fällt ihr Blick auf Robbie. Die Schlagzeilen stehen ihm im Gesicht geschrieben.
PRAXEDA EMPRESS
Fühlen Sie sich denn schlecht?
ROBBIE
(wird aus Gedanken gerissen)
Bitte?
PRAXEDA EMPRESS
Ich fragte, ob Sie sich denn schlecht fühlen?
ROBBIE
(denkt einen Augenblick nach und grinst)
Ich glaube nicht, außer vielleicht, dass ich mein dämliches Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekomme.
Praxeda blickt ihn eine Weile an, wedelte mit dem Zettel vor ihrem Gesicht, als wenn ihr heiß wäre und sie sich kalte Luft zufächern müsste. Sie wendet sich schließlich wieder dem Zettel zu, studierte den Inhalt und fängt schallend an zu lachen. Hört nicht mehr auf zu lachen.
Robbie wird vom Lachen angesteckt, schnappt kichernd nach dem Zettel aus ihrer Hand und liest, was darauf steht

Nur keine Panik!
Szene:039 AUSSEN-SCHNEESTURM-AUF DER STRASSE
Pitsch Kettlar und Snake Barnacle räumen abgebrochene Äste, die sie an der Weiterfahrt hindern, von der Straße.
PITSCH KETTLAR
Wenn ich gewusst hätte, wie verrückt dieser Plan von Crazy Will ist, in dieser Gegend und in dieser schrecklichen Nacht, diesen Schnulzensänger zu kidnappen, hätte ich den Auftrag gar nicht angenommen!
SNAKE BARNACLE
Deswegen heißt er ja wohl auch Crazy Will! Was hättest du ihm denn gesagt? Tut mir leid Boss, ich möchte keine kalten Füße kriegen? Die kriegst du dann erst recht!
Pitsch zuckt die Schultern und hat den Ausdruck eines ertappten Schulkindes im Gesicht.
PITSCH KETTLAR
Ich hoffe nur, die verdammte Karre lässt uns nicht im Stich! Irgendetwas brummt ganz merkwürdig.
SNAKE BARNACLE
Das dürfte wohl das Geringste unserer Probleme sein.
Szene:040 AUSSEN-SCHNEESTURM-IM AUTO
Snake klettert wieder auf den Beifahrersitz, so dass Pitsch nur bleibt, wieder auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Snake streift seine Handschuhe ab und wirft sie auf die Konsole.
SNAKE BARNACLE
Das ist ein schwedisches Auto. Die Dinger sind dafür gebaut, dass sie sich durch Schnee und Eis kämpfen!
PITSCH KETTLAR
Was glaubst du, wie weit es noch ist?
Pitsch fährt los und Snake Barnacle sieht auf die Uhr.
SNAKE BARNACLE
Schätze, wir brauchen noch eine halbe Stunde.
SNAKE BARNACLE
(traurig)
Ich hab einen Scheißhunger! Wenn ich gewusst hätte, dass diese Aktion den ganzen Tag dauert, hätte ich mir einen Picknickkorb mitgebracht! Dazu ist auch noch Weihnachten!
Snake reicht Pitsch noch einen der übrigen Kekse.
SNAKE BARNACLE
Ich schätze Mal, sie wird die Straße zurückgegangen sein. Ich meine in die Richtung, aus der sie kam. Wir sind vom Hubschrauber aus etwa eine Stunde bis zur Landstrasse marschiert, das müsste in etwa die gleiche Richtung sein.
Snake studiert die Umgebungskarte und findet die Kreuzung, wo der Weg zu einer Feriensiedlung und die Hauptzufahrt zum van Winterblumschen Anwesen, in die Landstrasse münden.
SNAKE BARNACLE
Etwa eine halbe Meile von hier, finden wir die Stelle, an der wir das Auto genommen haben. Die andere Zufahrt zum Anwesen kann davon nicht weit entfernt sein.
PITSCH KETTLAR
Vielleicht ist sie ja zum Anwesen gegangen.
SNAKE BARNACLE
(verzieht spöttisch seine Augenbrauen)
Sie wird eher auf der Straße geblieben sein!
PITSCH KETTLAR
Ja, aber!
SNAKE BARNACLE
(faucht)
Was aber?
PITSCH KETTLAR
Wie hätte sie denn die Straße finden sollen, wir haben sie doch in den Wald gelegt! Ich meine, sie hatte doch keinen Anhaltspunkt, in welche Richtung sie gehen sollte. Wenn sie überhaupt noch gegangen ist.
SNAKE BARNACLE
Dann ist es ja noch einfacher. Dann sehen wir dort zuerst nach!
PITSCH KETTLAR
Und wenn sie doch weitergegangen ist? Bei dem Schneesturm werden wir wohl kaum ihre Fährte finden.
SNAKE BARNACLE
Dann suchen wir zuerst den verdammten Helikopter und wenn wir sie dabei zufällig finden, soll es mir nur recht sein.
Szene:041 INNEN -LONDON-COMPUTERZENTRALE VON STOCKARD DARIUS
KADDA NEELS
Wenn wir nur die reinen Hypothesen beurteilen, muss es noch gar nichts bedeuten! Wir haben viele zweifelhafte, absurde und notwendige Hypothesen. Um eine vernünftige Hypothese aufzustellen, brauchen wir nur den Irrtum und die Zweifelhaftigkeit auszuschalten und werden mit aller Wahrscheinlichkeit Gewissheit über die Evidenz erhalten.
CYNTHIA
Oh, man! Kann mir das Mal einer übersetzten?
SHONA FOX
Wir sollen uns auf die Fakten besinnen! Alles andere ist nur Hirngespinst.
STOCKARD DARIUS
(blickt ratlos in die Runde)
Wie lautet denn dann die unmittelbare, einleuchtende Wahrheit?
SHONA FOX
Wenn wir die Fakten betrachten, gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten. Fakt ist, eine Praxeda Empress ist gestern Abend aus den Vereinigten Staaten nach Paris geflogen, hielt sich dort bis heute früh auf und kam heute Morgen in der Schweiz an. Dort hat sie seit einer Woche eine Reservierung für ein Ferienhaus. Sie mietete heute Morgen einen Leihwagen, mit dem sie um 9.00 Uhr losgefahren ist.
MALCOLM RAY
Ihr letztes Telefonat führte sie um 14.03 Uhr. Dann hat sie ihr Mobiltelefon deaktiviert.
KADDA NEELS
Das Fahrzeug hat ein Global Positioning System für computergesteuerte Navigation, kurz GPS genannt, und ein dazugehöriges Autotelefon, das ebenfalls deaktiviert ist. Es sollte eigentlich nicht schwer zu orten sein. In wenigen Augenblicken dürften wir Zugriff auf die Daten haben.
SHONA FOX
Jetzt gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten, was ihre Person angeht! Ist sie die echte Praxeda Empress und durch irgendeinen Umstand dorthin gelangt, was rein zufällig mit Ihrem Auftrag zusammen fällt?
(blickt bei diesen Worten den Manager an)
STOCKARD DARIUS
Gehört sie vielleicht zu einem Entführungskomplott, dass sich gesponnen hat, als ich Rosenblüte beauftragt habe? Um kurz nach sechs rief ich bei der Agentur an und mir wurde gesagt, es täte ihnen unsagbar leid, dass Loretta noch nicht angekommen ist und niemand könne sie im Augenblick erreichen, sie wäre im Schnee stecken geblieben.
CYNTHIA
Sind Praxeda und Loretta vielleicht ein und dieselbe Frau?
SHONA FOX
Das werden wir herausfinden!
(blickt Stockard aufmerksam an)
SHONA FOX
(schelmisch)
Wenn Loretta nicht zu erreichen ist, wie konnte dann Rosenblüte wissen, dass sie noch nicht angekommen ist?
STOCKARD DARIUS
(schüttelt über sich selbst den Kopf)
Also, was können wir tun? Müssen wir damit rechnen, dass Robbie entführt wird, oder schon entführt wurde?
MALCOLM RAY
Wir haben einen Rechner so programmiert, dass er kontinuierlich versucht, Lorettas, Praxedas und Robbies Anschluss anzurufen. Die Autotelefone werden ebenfalls ständig angewählt. Das Ungewöhnliche ist, dass William Praxton gewöhnlich nicht mit Dilettanten arbeitet, die an der Rezeption, ihren richtigen Namen nennen. Er verfügt über ausgezeichnete Beziehungen.
SHONA FOX
Um 18.20 Uhr haben wir unsere Sicherheitsleute beauftragt, auf dem Anwesen nach dem Rechten zu sehen. Bisher haben sie sich nicht gemeldet.
MALCOLM RAY
Der Hausverwalter ist bisher auch nicht zu erreichen.
SHONA FOX
Dann haben wir ein Sicherheitsteam zur Überprüfung von Rosenblüte abgestellt.
CYNTHIA
Das Schrecklichste daran ist,
(stockt)
Dasgar Rago hat nach seiner Entführung nur noch schlechte Titel gemacht. Seine Karriere war vorbei!
Alle blickten Cynthia verwundert an. Kadda, Malcolm und Shona, tauschten untereinander Blicke aus, als ob sie wortlos kommunizieren könnten.
STOCKARD DARIUS
Also, schießt los! Jetzt kommt vermutlich der Hammer!
KADDA NEELS
William Praxton hat in letzter Zeit einige Wissenschaftler engagiert, deren Schwerpunkte bei Hypnose, Konditionierung und Gehirnchirurgie liegen.
Ein Computer piepst und Malcolm geht zum Drucker, um die eben gedruckten Seiten herauszunehmen und Stockard zu reichen.
MALCOLM RAY
Das sind die Kontoverbindungen und die Kundendatei von Rosenblüte, sagte er und reichte Stockard einen neuen Stapel Papiere. Alle Konten liegen in Luxemburg, einige Verbindungen weisen auch hier darauf hin, das Praxton, seine Finger im Spiel hat.
SHONA FOX
Der Computer überprüft gerade Zusammenhänge zwischen Kundendatei und Entführungen oder sonstigen Gewaltdelikten. Ich nehme mal an, Sie haben Rosenblüte eine Codekarte mit einmaligem Zugriff für das Sicherheitstor zustellen lassen?
Stockard nickt.
CYNTHIA
Warum sollte Robbie sie überhaupt ins Haus lassen? Jeder weiß doch, dass er niemanden sehen will, wenn er sich in die Einsamkeit zurückzieht.
SHONA FOX
(spitz)
Vermutlich dachte Stockard, Winterblum könnte nicht widerstehen, wenn ein reizendes Weibchen vor seiner Tür steht.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
So wie Stockard!
Shona blickt verlegen. Kadda, der inzwischen wieder zu seinem Rechner gegangen war, bringt einen neuen Stapel Papiere.
KADDA NEELS
Hier sind erste Ergebnisse von Zusammenhängen zwischen kriminellen Tätigkeiten und der Agentur Rosenblüte. Am ersten Mai diesen Jahres beauftragte Gailard Darren die Agentur Rosenblüte, zwei Tage später wurde er entführt und gegen ein Lösegeld von zehn Millionen Pfund freigelassen. Die ganze Sache wurde damals geheimgehalten, weil man vermutete, dass seine Exfrau dahinter steckte. Im Juni beauftragte der Komiker Caleb Cheyenne, Rosenblüte. Drei Tage später überschrieb er seine gesamten Konten einer Vereinigung zur Rehabilitation von Straftätern
Goldschlund und irrte nackend durch die Straßen von New York, bis ihn die Polizei in Gewahrsam setzte. Diesen Vorgang konnte man nicht geheim halten.
STOCKARD DARIUS
Also müssen wir annehmen, dass Robbie nicht nur entführt wird, sondern auch noch hypnotisiert und konditioniert wird, wie ein Pawlowscher Hund? Oder an seinem Gehirn herumgepfuscht wird?
CYNTHIA
Warum rufen wir nicht einfach die Polizei?
SHONA FOX
Das haben wir bereits versucht. Es gibt im Umkreis von 50 Kilometern nur eine Polizeistation, die für den gesamten Bereich zuständig ist und die einzige Person, die der Station zugehörig ist, hat sich, dem Ansagetextes des Anrufbeantworters zufolge, auf die Suche nach einem verschwundenen Hund gemacht.
Kadda inzwischen wieder zu seinem Rechner gegangen, weist auf mit einem Zeigestab auf die Monitorwand.
KADDA NEELS
Wir haben gerade den Wagen geortet, den Praxeda Empress heute Morgen gemietet hat. Der Wagen bewegt sich in nordöstlicher Richtung vom Anwesen weg. Der Weg führt allerdings, laut Karte, wieder an dem Außentor des Anwesen vorbei. An einer Kreuzung hat man die Möglichkeit, über einen Bogen auf die Hauptstrasse zurück zu gelangen, oder auf der anderen Seite, zu einem See, an dem der Weg endet.
STOCKARD DARIUS
Das kann dann ja alles Mögliche bedeuten!
Szene:042 EINBLENDUNG
Stockard Darius sieht vor seinem geistigen Auge einen geknebelten, gefesselten Robbie.
Stockard springt aus seinem Sitz auf.
Stockard Darius: (CONT'D)
Ich werde sofort in die Schweiz fliegen! Shona, bitte kommen Sie mit mir.
Shona nickt und beginnt sofort mobile Geräte in eine Tasche einzupacken.
STOCKARD DARIUS
Wo hält Will Praxton sich gerade auf?
MALCOLM RAY
Nach wie vor in Luxemburg.
Shona reicht Stockard ihr Gepäck.
SHONA FOX
(fröhlich)
Los geht's! Das nächste Flugzeug geht in 24 Minuten!
CYNTHIA
(stöhnt seufzend)
Ich schaffe dann ja nicht einmal zu packen!
STOCKARD DARIUS
Cynthia, Liebes, ich dachte, du könntest Kadda und Malcolm hier unterstützen! Eis und Schnee würden nur deinen schönen Teint verderben!
Cynthia verzieht schmollend ihren Mund. Kadda strahlt.
STOCKARD DARIUS
Wir können hier fähige Leute gebrauchen und du kannst Robbie noch ein paar Faxe senden.
Cynthia haucht Stockard einen Kuss auf die Wange.
CYNTHIA
Pass gut auf dich auf, Stockard!
Stockard Darius beobachtet aus dem Augenwinkel, wie Shona zu Kadda und Malcolm geht und von jedem grinsend einen Geldschein einsteckt.
Szene:043 INNEN -LUXEMBURG/BÜRO WILLIAM PRAXTON
Praxton sitzt in einem Sessel und brütet vor sich hin. Sein Assistent arbeitet am Schreibtisch mit dem Computer.
CRAZY WILL
(brüllt)
Wo zum Teufel steckt Loretta?
JEROEN IMOGEN
(zuckt die Schultern)
Boss, wir haben bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, sie zu finden. Wir haben ein paar Leute auf den Weg geschickt, die Strecke auf der sie gefahren ist abzusuchen und ihr Telefon ist seit Stunden besetzt. Die Jungs brauchen noch einige Zeit, bis sie den ganzen Weg abgesucht haben.
CRAZY WILL
Und dass diese beiden Hornochsen auch noch ihre Position verlassen haben! Wozu gebe ich ihnen denn Befehle? Damit diese Scheißer sie missachten? Und wo zum Teufel steckt Loretta?
Crazy Will wuchtet seinen gewaltigen Körper aus seinem Sessel, watschelte zur Tür, reißt sie auf und brüllte auf den Flur.
CRAZY WILL
Shannon!
Eine junge Frau in Servieruniform kommt augenblicklich in das Zimmer gestürzt.
SHANNON
Sie wünschen, Sir?
CRAZY WILL
Mach mir einen Drink!
Sie hantiert mit einer Flasche an der Bar und reicht Crazy Will ein Glas mit Whiskey.
Crazy Will nimmt einen kräftigen Schluck,
CRAZY WILL
Ihre Aufgabe sollte doch ganz einfach sein. Sie braucht doch nur die Männer in ihrer Limousine verstecken, bis sie zum Einsatz kommen und auskundschaften, wie viele Sicherheitsleute auf dem Anwesen sind. Wo zum Teufel, steckt sie?
JEROEN IMOGEN
Boss! Beruhige dich! Sie wird sich schon melden. Du weißt doch, wie das ist, wenn Loretta telefoniert. Sie vergisst die Welt um sich herum und solange sie telefoniert, wissen wir, dass sie in Ordnung ist!
Crazy Will entlässt Shannon mit einer wegscheuchenden Handbewegung.
Crazy Willschnauft wütend und trommelt mit seinen Fingern über die lederne Sessellehne.
CRAZY WILL
Deswegen braucht sie ja noch lange nicht, nicht ankommen! Und dieser Hornochse Rustin, muss sich ausgerechnet von einem Bullen aufhalten lassen!
Das Telefon klingelte und Jeroen, nimmt den Hörer ab. Er lauschte einige Sekunden dem Anrufer, hält die Hand über die Sprechmuschel.
JEROEN IMOGEN
Wo wir gerade von dem Hornochsen Rustin Dean sprechen, er ist am Telefon. Er sagt, der Hubschrauber sei nicht auf Position und Loretta hätte ihn nicht, wie vereinbart angerufen, was er machen soll?
CRAZY WILL
Was soll das heißen? Er findet nicht einmal den verdammten Hubschrauber?
Jeroen stellt das Telefon auf freisprechen.
CRAZY WILL
Rustin, du Mistkerl, du bist nicht nur sechs Stunden zu spät, sondern auch noch dumm wie Scheiße!
Betretenes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
CRAZY WILL
Wo ist der verdammte Hubschrauber?
RUSTIN DEAN
Boss? Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber die Bullentussi bin ich nicht eher losgeworden! Du weißt doch, was auf dem Dorf los ist. Hier kennt jeder jeden, wenn ich sie nicht ins Haus gelassen hätte, wäre sie nur misstrauisch geworden. Aber ich bin mir sicher, dass Loretta nicht vorbeigekommen ist, das hätte ich von meiner Küche aus gesehen!
CRAZY WILL
Das interessiert mich einen Scheißdreck. Dann hat die Tante dich sechs Stunden besucht?
RUSTIN DEAN
(entrüstet)
Nein, Boss! Solange war sie nicht da, wir haben nur ein Bier getrunken.
CRAZY WILL
(brüllt)
Du hast der Schlampe auch noch Bier angeboten?
RUSTIN DEAN
(kleinlaut)
Sonst lehnt sie immer ab, sie wäre misstrauisch geworden, wenn ich ihr keins angeboten hätte. Das tue ich sonst immer.
Crazy Will fährt sich mit der Handkante die Kehle entlang und schweigt.
JEROEN IMOGEN
Pitsch und Snake haben ihre Position verlassen.
RUSTIN DEAN
(flapsig)
Sie sind gar nicht erst auf Position gewesen! Ich habe dann den Zufahrtsweg beobachtet, aber außer einem Wagen auf der Landstrasse, mit zwei Typen drin, kam niemand vorbei. Also, was soll ich jetzt tun?
CRAZY WILL
Du gottverfluchter Scheißkerl! Das waren Pitsch und Snake!
RUSTIN DEAN
(zögerlich)
Ja, aber sie sollten doch mit dem Hubschrauber kommen!
JEROEN IMOGEN
Sie haben sich einen Wagen geliehen, weil du nicht gekommen bist!
RUSTIN DEAN
Aber dann sind sie gefahren und nicht geflogen! Ich habe das Gelände abgesucht, im Umkreis von einem Kilometer von der Position, wo sie sein sollten, war kein Hubschrauber zu entdecken.
Crazy Will bedeutet Jeroen das Gespräch zu beenden.
JEROEN IMOGEN
Wir melden uns gleich.
(legt auf)
Boss? Das können allerdings auch Sicherheitsleute von Stockard gewesen sein. Stockard rief um zwanzig nach sechs bei Rosenblüte an und bestellte Loretta ab. Vermutlich ist er misstrauisch geworden.
CRAZY WILL
So ein mistverkackter Scheißdreck!
JEROEN IMOGEN
Wir müssen herausfinden, wo sich der Hubschrauber befindet! Ohne ihn können wir Winterblum nicht außer Landes schaffen. Dazu brauchen wir Snake, Pitsch und Rustin.
CRAZY WILL
Und ohne Loretta kommen wir nicht an ihn heran. Wo zum Teufel steckt Loretta?
Szene:044 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -WOHNZIMMER
Praxeda und Robbie reiben sich kichernd Lachtränen aus den Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Ich weiß nicht einmal, was daran so komisch ist!
ROBBIE
Oh, man!
Robbie gelingt es zwischen den Lachsalven eine Frage zu stellen.
ROBBIE
Was würden denn Ihre Protagonisten im Drehbuch jetzt anstellen, wenn sie gerade bemerkt hätten, dass sie psychedelische Substanzen zu sich genommen haben?
PRAXEDA EMPRESS
(kichernd)
Käme auf die Art der Story an!
Praxeda geht zur Bar, schenkt neue Drinks ein und reicht Robbie ein Glas.
PRAXEDA EMPRESS
Ich wusste gar nicht, das ich so albern bin!
Eine Weile blickten beide schweigend ins Feuer.
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie Erfahrung mit solchen Substanzen?
ROBBIE
(schüttelt den Kopf)
Nein, nur theoretisch.
Beide brechen wieder in Lachsalven aus.
ROBBIE
Ich habe keine Ahnung, was passiert! Habe aber schon eine Menge komischer Geschichten darüber gehört.
PRAXEDA EMPRESS
Was denn für Geschichten?
ROBBIE
Ein Musikerfreund hat sich auf einer Party einmal fünf Stunden mit einer Frau unterhalten.
PRAXEDA EMPRESS
Was soll daran merkwürdig sein?
ROBBIE
Niemand, außer ihm, konnte sie sehen.
PRAXEDA EMPRESS
Das muss ja nicht viel heißen.
(blickt im Zimmer umher, als erwartet sie, dort ein paar Leute stehen zu sehen)
ROBBIE
Er konnte sie später bis ins kleinste Detail beschreiben. Einige Leute hatten sich auf der Party schon um ihn versammelt, um dem Gespräch zu lauschen. Irgendwann forderte er sie sogar zum Tanzen auf. Und wenn sie am Ende der Party nicht befürchtet hätte, dass er viel zu fahruntüchtig sei, sie nach Hause zu fahren, dann hätte er es vermutlich getan.
PRAXEDA EMPRESS
Also, wollten Sie damit sagen, wenn hier plötzlich Leute auftauchen, die mir lebensecht vorkommen, sollte mich das nicht weiter beunruhigen?
ROBBIE
Vielleicht, aber ich weiß es nicht genau. Ich habe keine Ahnung, wie solche Substanzen überhaupt dosiert werden.
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie denn schon einmal gehört, dass so ein Zeug jemanden umgebracht hat?
Robbie schüttelt den Kopf.
Szene:045 EINBLENDUNG: Aufblitzen der imaginären Schlagzeile
Rockstar tötet sich mit Geliebter in Schneehölle.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Ich glaube, diese Art von Substanz, würde sich am ehesten für einen Psychothriller eignen! Jemand, vorzugsweise eine Frau, soll in den Wahnsinn getrieben werden. Aus Rache oder Geldgier vermutlich. Die Substanzen würden ihr, ohne ihr Wissen verabreicht werden.
ROBBIE
(erleichtert)
Dann befinden wir uns gerade in einem Psychothriller!
PRAXEDA EMPRESS
Nein! Das Motiv fehlt. Ein Psychothriller setzt meistens einen tiefen Beweggrund voraus.
ROBBIE
Einsamkeit wäre ein Beweggrund!
PRAXEDA EMPRESS
Einsamkeit ist eher ein Motiv für ein Liebesdrama, oder im Höchstfall für einen Krimi. Als Bewegrund für einen Psychothriller nicht gerade anregender Stoff. Mir fallen dazu nicht mal Protagonisten ein.
ROBBIE
Einsamkeit und Magic Mushrooms, das klingt für mich nach Sozialdrama oder Endzeitfilm!
PRAXEDA EMPRESS
(todernst)
Das klingt nach Katastrophenfilm!
Verbissen bemüht sie sich, ihr Lachen zu unterdrücken, doch als Robbie sie aus großen Augen anblickt, brechen beide wieder in Lachsalven aus.
ROBBIE
Die Protagonisten konnten sich vor Lachen kaum halten! Sie wissen zwar noch nicht, zu was für einer Story sie gehören, aber das sollte sie nicht davon abhalten, zu versuchen, das Drehbuch selber zu schreiben. Sie kreierten eine neue Filmrichtung
Die Psychokomödie!
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe schon Zwerchfellkrämpfe vom Lachen! Anstatt zu erfrieren, werde ich jetzt im Lachkrampf in einer Psychokomödie sterben.
Sie streckt sich auf den Kissen aus, holt tief Luft und blickte mit zwischenzeitlichem Kichern, verträumt in die Flammen.
ROBBIE
Wie schreiben Sie Ihre Drehbücher? Wissen Sie die Geschichten vorher schon und kleiden sie dann in Text, oder wie kann ich mir das vorstellen?
Praxeda dreht sich auf die Seite, stützt den Kopf auf ihren Arm und blickt Robbie an.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Dèjà-vu!
PRAXEDA EMPRESS
Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal denke ich mir erst die Personen aus und die Geschichte schreibt sich dann wie von selbst, oder ich weiß die Geschichte in groben Zügen und füge die Personen hinzu.
ROBBIE
Wie haben Sie bei Ihrer Krimikomödie angefangen?
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe angefangen mir Dutzende von Schauplätzen auszudenken, ein paar Handlungen, noch nichts Halbes und nichts Ganzes. Vielleicht werde ich mich an einer Entführung versuchen. Ich wollte über alles in Ruhe, in der Hütte nachdenken.
Szene:046 EINBLENDUNG: Robbie malt sich vor seinem geistigen Auge aus wie sie in ihrer Hütte sitzt und sich die Haare rauft.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Als ich in der Kälte vor Ihrer Mauer stand, nahm ich mir vor, auf alle Fälle einen Satz in die Komödie einzubringen.
Robbie schaut sie gespannt an.
PRAXEDA EMPRESS
Weshalb haben Sie eine so hohe, lange Mauer um Ihr Gelände gezogen?(zögert)
Damit hier niemand hinein oder damit niemand hinaus kommt?
ROBBIE
(lacht)
Meistens, damit keiner hinaus kommt, wenn ich meinen Freunden neue Lieder vorspiele!
PRAXEDA EMPRESS
(kichert)
Ich dachte, das wäre eine Militärbasis hier. Bei dieser Mauer! Einen Musiker hätte ich dahinter nicht vermutet.
ROBBIE
Ich auch nicht! Ich bin seit ein paar Tagen hier, wollte in dieser Hütte über alles in Ruhe nachdenken.
Sie starren beide nachdenklich ins Feuer.
ROBBIE
Bisher hab ich mich vermutlich nur selber gesucht. Die meiste Zeit im Jahr bin ich von vielen Menschen umgeben. Hier hingegen habe, ich mich schon einen Moment einsam gefühlt, mit mir selbst, meine ich. Haben Sie sich schon einmal mit sich selbst einsam gefühlt?
PRAXEDA EMPRESS
(blickt nachdenklich ins Feuer)
Vorhin habe ich mich einsam gefühlt! Als ich da im Dunkeln durch den Wald stapfte, hatte ich den Eindruck, ich sei der letzte Mensch auf Erden. Das Einzige was mich vorangetrieben hat, war der Gedanke, dass ich so nicht enden will.
ROBBIE
Wie lange sind Sie da draußen gewesen?
PRAXEDA EMPRESS
(zuckt die Schultern)
Ich weiß nicht genau. Um zwei etwa, habe ich noch mit Freunden telefoniert, kurz darauf bin ich im Wald gelandet.
ROBBIE
Brrr! Als ich am frühen Abend auf der Couch saß und aus dem Fenster blickte, sagte ich mir, um nichts in der Welt würde ich jetzt durch diesen Sturm stapfen wollen!
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin heilfroh darüber, dass Sie es dennoch getan haben! Ich verdanke Ihnen, dass ich nicht steifgefroren da draußen verendet bin. Was Sie getan haben, ehrt Sie!
ROBBIE
Zuviel der Ehre. Wäre auch nicht schön, morgen früh bei dem Schneeschaufeln eine Steifgefrorene Leiche zu finden!
Praxeda wirft Robbie ein entschuldigendes Lächeln zu.
ROBBIE
Vergessen Sie dabei nicht, dass ich Sie unter Drogen gesetzt habe und Sie sich jetzt in einer Psychokomödie befinden! Ich hoffe, Sie werden mir vergeben!
Praxeda will etwas erwidern, doch Robbie fällt ihr ins Wort.
ROBBIE
Bevor Sie jetzt etwas verfrühtes sagen, möchte ich Sie bitten, dass Sie lieber bis morgen, wenn der Spuk vorbei ist, mit Ihrer Vergebung warten!
PRAXEDA EMPRESS
Was soll heute schon noch Großartiges geschehen?
ROBBIE
Nur keine Panik!
Beide brechen wieder in Lachen aus.
Szene:047 EINBLENDUNG:  EFFEKT
Echoklang in der Stimme
ROBBIE
Ich habe den Eindruck, diese Pilze zeigen ihre Wirkung in Intervallen! Einen Moment lang fühle ich mich ganz normal und schon im nächsten, als ob ich neben mir selber stehe und mir beim Reden zuhöre.
PRAXEDA EMPRESS
Wie nennt man diesen Zustand?
Robbie blickt sie fragend an.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn jemand Alkohol trinkt, dann ist er irgendwann betrunken. Wenn jemand Gras raucht, sagt man, er wäre stoned. Oder bei Kokain, wie in Filmkreisen sehr beliebt, der oder die hat sich die Nase gepudert und hat sich deswegen daneben benommen oder ist am marschieren.
ROBBIE
Am marschieren?
PRAXEDA EMPRESS
Ja, nach Bolivien, oder so.
ROBBIE
Hab ich noch nie gehört!
PRAXEDA EMPRESS
Wie nennt man das denn in der Musikerszene?
ROBBIE
Schlicht und einfach
bekokst!
Robbie steht auf und holt neue Drinks.
ROBBIE
Diese wundervollen Flammen in ihrer Einzigartigkeit. Besonders die linke kleine Flamme, die immer nur einen Augenblick hoch züngelt.
Beide starren wieder ins Feuer.
ROBBIE
Ich glaube on!
PRAXEDA EMPRESS
(blickt ihn verständnislos an)
Bitte?
ROBBIE
Den Zustand! Den Zustand unter Pilzen.
PRAXEDA EMPRESS
(lachend)
Ich bin on!
ROBBIE
Kann ich ja nur hoffen, ich bin morgen nicht out!
Beide brechen in einen Lachanfall aus.
ROBBIE
Also, außer, dass wir morgen vermutlich einen Kater von dem Cognac haben, sind wir auch noch out!
Sie wischen sich die Lachtränen aus den Augen und kichern weiter herum
PRAXEDA EMPRESS
Dèjà-vu!
ROBBIE
Wenn wir weiterlachen, habe ich gleich nur noch Dèjà-vu`s! Mein Zwerchfell kollabiert gleich! Ich brauche ein ernstes Thema!
PRAXEDA EMPRESS
Einsamkeit!
Für einen Augenblick hören beide auf zu lachen.
PRAXEDA EMPRESS
Einsamkeit kann auch heißen
Mit sich selbst geeint!
ROBBIE
Einsam geeint. Allein, all ein, noch so ein Wortspiel, mit allem eins!
Beide blicken gespannt auf das knisternde Feuerspiel.
PRAXEDA EMPRESS
Vorhin im Wald, einsam, habe ich auch an Mord gedacht! Ich dachte, wenn ich diese Typen kriege, dann bringe ich sie um! Einsamer Gedanke und Mord!
ROBBIE
Das ist vermutlich eine normale, menschliche Reaktion, ich weiß nicht, was ich diesen Typen alles an den Hals gewünscht hätte! Wie würden Sie aus unserer Geschichte ein Drehbuch machen?
Praxeda blickt ihn fragend an.
ROBBIE
Wie würden Sie aus unserer Geschichte ein Drehbuch machen? Ein Drehbuch schreiben, meine ich.
PRAXEDA EMPRESS
Ich versteh nicht ganz, was Sie meinen.
ROBBIE
Wenn ich Sie bitten würde, aus unserer Geschichte, ich meine aus unserer Begegnung, ein Drehbuch zu schreiben, wie würden Sie das anstellen? Ich meine, was würden Sie schreiben? Wie würden Sie ein Drehbuch beginnen?
PRAXEDA EMPRESS
Sie meinen, wie ich unsere Begegnung beschreiben würde?
ROBBIE
(schüttelt den Kopf)
Ja, ich meine, nein, was für ein Drehbuch würden Sie aus unserer Begegnung machen?
PRAXEDA EMPRESS
Das wäre vermutlich nicht sehr lang! Sie meinen eine realistische Darstellung?
ROBBIE
Nein, ich meine, lassen Sie ihre Fantasie spielen, was könnten Sie potentiell daraus machen?
PRAXEDA EMPRESS
Man könnte unendlich viel daraus machen. Aber es würde nur ein Fragment eines Drehbuches, oder einer Filmhandlung sein. Es sei denn, Ihnen steht der Sinn nach einem Dokumentarfilm, indem die Wirkweisen und Erfahrungen, unter solcherart von Substanzen, dargestellt werden sollen.
Robbie blickt sie wortlos an.
PRAXEDA EMPRESS
Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen!
ROBBIE
Frage ich mal so. Wenn ich Sie bitten würde, ein Drehbuch zu schreiben, in dem Sie unsere Geschichte, ich meine unsere Begegnung einbauen, was würden Sie schreiben? Wie beginnen Sie mit dem Drehbuch?
PRAXEDA EMPRESS
Ich schreibe die Handlung meiner Drehbücher sozusagen erst in Buchform. Wie einen Roman, das kann ich mir besser vorstellen. Dann arbeite ich den Roman in ein Drehbuch um. So habe ich das bisher jedenfalls gemacht.
ROBBIE
Ich möchte einen Film machen! Schreiben Sie das Drehbuch?
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie schon einmal einen Film gemacht?
Robbie schüttelt den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Unterschätzen Sie das nicht!
Robbie schüttelt abermals den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Wollen Sie den Film produzieren oder Regie führen oder als Schauspieler mitspielen?
Robbie blickt sie erstaunt an.
PRAXEDA EMPRESS
Ich denke, die meisten Produzenten lesen ein Buch oder Drehbuch und wenn es ihnen gefällt, wollen sie das als Film bringen, weil sie sich davon eine Menge Geld versprechen.
ROBBIE
Das ist egal!
PRAXEDA EMPRESS
Bevor ich darauf etwas antworten kann, hole ich lieber noch etwas Cognac!
Praxeda macht sich auf den Weg zur Bar, kehrt mit Drinks zurück und schürt das Feuer.
PRAXEDA EMPRESS
Dafür, dass ich erst heute mit dem Trinken angefangen habe, beweise ich eine erstaunliche Trinkfestigkeit, das muss ich mir ja selbst eingestehen!
ROBBIE
Da sind Sie nicht die einzige!
PRAXEDA EMPRESS
(kippt ihren Drink in einem Zug hinunter)
Ich würde gerne Tee trinken! Wenn Sie erlauben, koche ich Tee, wenn Sie welchen haben?
ROBBIE
Sie lenken ab!
PRAXEDA EMPRESS
Nein, ich denke nach!
Praxeda geht in die Küche und deklamiert, so dass Robbie sie verstehen kann.
PRAXEDA EMPRESS
In der Romanform würde ich vermutlich mit einer elenden, langen Beschreibung dieses, dieses.....
Praxeda sucht nach einem Wort, findet den Wasserkessel und setzt Teewasser auf.
PRAXEDA EMPRESS
Dieses Wetters beginnen. Ich hab's! Bolivianisches Marschierpulver! So nennt man Kokain, oft in der Filmbranche.
ROBBIE
(amüsiert)
Sie lenken immer noch ab!
PRAXEDA EMPRESS
Nein, ich denke noch schärfer nach! Aber beantworten Sie mir zuerst meine Frage? Wollen Sie Produzent, Regisseur oder Schauspieler sein?
ROBBIE
Was machte das für einen Unterschied?
PRAXEDA EMPRESS
Vielleicht macht es den Unterschied, dass ich ein Teil von dem Drehbuch wäre.
Praxeda durchstöbert die Schränke nach Tee und Geschirr.
PRAXEDA EMPRESS
Sie haben vermutlich keine Ahnung wo das steckt?
Robbie schüttelt den Kopf und sie entdeckt ein Teegeschirr, Tee und ein Tablett.
PRAXEDA EMPRESS
(murmelt)
Ich hoffe, dass wenigstens der Tee, Tee ist!
Praxeda lässt sich mit dem Teetablett wieder neben Robbie nieder.
ROBBIE
Wenn Sie zuerst einen Roman schreiben. Sie würden den Winter beschreiben und dann?
PRAXEDA EMPRESS
Dann müsste ich Sie und meine Person beschreiben.
ROBBIE
Wieso sagen Sie, meine Person und nicht mich?
PRAXEDA EMPRESS
Weil ich mich selbst nicht beschreiben könnte!
ROBBIE
Oh, doch, das haben sie schon. Ich denke, Sie haben sich in jeder der Frauen in
Muse gesucht, beschrieben.
PRAXEDA EMPRESS
Das ist mir peinlich, wenn Sie das so sehen!
PRAXEDA EMPRESS Gedankenstimme: (V.O.)
Ich hoffe er denkt nicht an die erotischen Szenen.
Robbie Gedankenstimme: (V.O.)
Hola! Jägers Fänge werden sich gleich in dich krallen!
ROBBIE
Vermutlich, haben Sie sogar eines der verzauberten roten Kleider getragen!
Praxeda sieht einen Augenblick so aus, als hätte sich eine schreckliche Ahnung bestätigt.
PRAXEDA EMPRESS
Also! Wir haben einen Musiker und eine Drehbuchautorin und eine Begegnung im Schneesturm. Wenn es überhaupt dabei bleiben soll! Ich meine, im Film können Sie alles Mögliche sein! Wollen Sie sich mit der Person identifizieren? Ich meine Sie selber sein? Wahrheit oder Fiktion? Jetzt fehlt noch ein Genre.
Robbie blickt sie unverwandt an.
PRAXEDA EMPRESS
Hören Sie mir überhaupt zu?
ROBBIE
Jedes Wort!
PRAXEDA EMPRESS
Ihnen muss doch irgendetwas vorschweben!
ROBBIE
(schüttelt seinen Kopf)
Ich habe keine Ahnung! Ich habe noch nie versucht, eine Geschichte zu schreiben, mir überhaupt nur eine auszudenken.
Szene:048 EINBLENDUNG: Robbie sieht sich selbst umgeben von zerknüllten Briefbögen an seinem Schreibtisch sitzen.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Fang ich mit Ihnen an. Ich würde Sie beschreiben.
ROBBIE
Wie denn?
PRAXEDA EMPRESS
Ich würde Sie beschreiben, als attraktiv, athletisch, mit strahlend grünen Katzenaugen, braunem Haar. Mir würde schon eine Menge einfallen. Wie gesagt, ich beginne meist in Romanform. Dann müsste ich........mich beschreiben. Das ist Ihre Rolle!
ROBBIE
Sie beschreiben?
Praxeda nickt.
ROBBIE
Oh, sie sind groß und wunderschön!
PRAXEDA EMPRESS
(grinst)
Das ist eine subjektive Beschreibung, weil sie on sind!
ROBBIE
Blond, schlank, strahlend, mit langen Haaren, langen Beinen. Vermutlich habe ich die Pilze schon gegessen, bevor Sie klingelten und diese ganze Begegnung findet gar nicht wirklich statt, sondern Sie sind die Frau, mit der mein Freund sich auf der Party unterhalten hat. Ich könnte sogar Ihre Ohrläppchen beschreiben, oder wie Sie den Blick von unten heben, aus Ihren wundervollen Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Schon besser! Ich könnte natürlich auch sagen, ich bin mit dem Schlag auf den Kopf gestorben und befinde mich im Zwischenreich.
ROBBIE
Nein
Robbie springt auf und greift Praxeda fest an der Schulter.
ROBBIE
Mein Freund hat nie davon erzählt, ob er die Unsichtbare spüren konnte. Fühlen Sie das?
Praxeda nickt und überrascht lässt Robbie ihre Schulter los. Daraufhin gießt sie seelenruhig Tee ein.
PRAXEDA EMPRESS
Sie haben mich erschreckt! Sie verstecken sich vor der Mafia, oder Sie sind ein Juwelendieb. Dann würde es vielleicht ein Krimi. Sie sind dran.
ROBBIE
Aber Sie sind mir auf die Schliche gekommen und sind eine so geschickte Täuscherin, dass der Dieb gar nicht merkt, dass er selber ausgeraubt werden soll! Sie sind die letzte der noch existierenden griechischen Götter und herabgestiegen, weil Sie sich in all den Jahren, dass erste Mal gefragt haben, wie es wohl ist, ein Mensch zu sein!
PRAXEDA EMPRESS
Sie sind Thor, zufällig, auf den gleichen Gedanken gekommen. Und keiner von uns beiden erfährt am Ende der Reise, was Menschsein bedeutet.
Robbie zuckt die Schultern.
PRAXEDA EMPRESS
Sie sind ein genialer Wissenschaftler, der gerade dabei ist, neue Theorien in der Raketenforschung zu entwickeln, ich komme von einem anderen Planeten und soll, das ist Teil meiner Mission, verhindern, dass das geschieht.
Robbie schaut sie verwundert an.
PRAXEDA EMPRESS
Leider ist mein Raumschiff notgelandet und deswegen muss ich warten, bis ihre Raumfahrttechnologie soweit fortgeschritten ist, dass ich das Schiff reparieren kann, um hier wieder weg zu kommen!
ROBBIE
Warum wollen Sie dass verhindern?
PRAXEDA EMPRESS
Damit die Menschheit nicht eine gefährliche Krankheit, wie unsere Zukunftsforscher herausgefunden haben, auf die Zivilisationen anderer Planeten überträgt.
ROBBIE
Was für eine Krankheit?
PRAXEDA EMPRESS
Gier!
(blickt ihn aus glühenden Augen an)
Szene:049 EINBLENDUNG:  Robbie sieht vor seinem geistigen Auge ein abgestürztes Raumschiff, halb im Schnee verborgen.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Du bist doch gar kein Wissenschaftler!
ROBBIE
Ich muss passen!
PRAXEDA EMPRESS
Irgendeine Assoziation müssen Sie haben!
Szene:050 EINBLENDUNG: Scharfe Eckzähne; Praxeda, die sich die Haut abstreift.
ROBBIE
(schaudert)
Einen Augenblick dachte ich, ich hätte Ihre Eckzähne, wie bei einem Vampir blitzen sehen, oder Sie streiften Ihre Haut ab und darunter käme ein Werwolf zum Vorschein.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Horror ist nicht meine Welt!
Szene:051 EINBLENDUNG: Vor Robbies innerem Auge bekommt sie Engelsflügel und ihre Eckzähne sind wieder auf die normale Größe geschrumpft.
ROBBIE: (CONT'D)
Dann bin ich wohl der alte Scrooge aus dem Weihnachtsmärchen, dem der Geist der Weihnacht erscheint!
PRAXEDA EMPRESS
Scrooge hätte niemanden aus dem Schneesturm geholt und als Vampir wäre ich durch die Dachluke gekommen!
ROBBIE
Da haben Sie wohl Recht! Ich bin erstaunt, wie sich jemand eine ganze Geschichte ausdenken kann!
PRAXEDA EMPRESS
Das ist vermutlich die gleiche Tätigkeit, wie ein Musikstück zu komponieren. Die Teilstücke, die sich entwickelt haben, fügen sich zu einem Ganzen zusammen.
Szene:052 EINBLENDUNG: Vor Robbies innerem Auge denkt Robbie an sein Team von Leuten, die seine Grundidee weiterentwickeln.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Ohne Musik, wäre der spannendste Streifen wahrscheinlich langweilig!
ROBBIE
Und ohne Video kommt kaum ein Musikstück auf den Markt!
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie schon ein Musikvideo gemacht?
ROBBIE
Ja, schon einige.
PRAXEDA EMPRESS
Kann ich sie sehen?
Szene:053 EINBLENDUNG: Vor Robbies innerem Auge
Fragmente seiner Musikvideos, Zurschaustellung zügelloser Komparsinnen, Knutschszenen. Ihm fällt das vorgetäuscht kaputte Telefon ein.
ROBBIE: (CONT'D)
Natürlich können Sie die Filme sehen, doch wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie Ihnen gerne erst zeigen, wenn ich wieder normal gucken kann. Ich muss sie auch erst noch heraussuchen!
PRAXEDA EMPRESS
(grinst)
Ah, ich verstehe!
ROBBIE
Ganz ehrlich gesagt, möchte ich nicht, dass Sie davon vorbelastet sind oder einen falschen Eindruck von mir bekommen! Ich finde es wunderbar, dass ich einmal ich selbst sein kann. Ich meine unvorbelastet!
PRAXEDA EMPRESS
Kann ich verstehen!
ROBBIE
Ich finde das schön, hier mit Ihnen zu sitzen! Auch wenn ich das einem Verbrechen zu verdanken habe. Mir gefällt die Idee einen Film zu machen und darin unsere Begegnung einzubauen.
PRAXEDA EMPRESS
Sie wollen immer noch einen Film machen?
ROBBIE
Ja!
PRAXEDA EMPRESS
Was für ein Zufall! Ich bin Drehbuchautorin! Wollen Sie Opfer, Verstoßener, Geliebter, Schurke oder Held sein?
ROBBIE
Kann ich noch nicht sagen.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Im Augenblick steht mir der Sinn am ehesten nach einem Liebesfilm!
ROBBIE
Was tun Sie, wenn Sie in Ihrer Handlung nicht weiter wissen?
PRAXEDA EMPRESS
Ich bedenke die Fakten, die ich schon habe und versuche daraus ein Fazit zu ziehen.
ROBBIE
Fakt ist dann, dass Sie überfallen wurden und wir uns dadurch einander begegnet sind!
PRAXEDA EMPRESS
Nein! Fakt ist, dass ich bei Ihnen geklingelt habe und Sie mich hereingelassen haben. Alles was Sie über mich wissen und alles, was ich über Sie weiß, haben wir uns einander gesagt! Fakt ist, ich stand vor Ihrer Tür und Sie haben dann das Eingangstor zerstört.
ROBBIE
(in bedauerlichem Tonfall)
Also haben wir nicht einmal mehr eine Autorin und einen Musiker!
PRAXEDA EMPRESS
Wir haben zwei Personen und eine messbare Zeit, dann wäre die Geschichte schnell vorbei. Nehmen wir nun diese gleichen Personen und spinnen um sie herum ein Netz aus Möglichkeiten.
ROBBIE
Fakt ist, Sie haben ohnmächtig vor der Tür gelegen!
PRAXEDA EMPRESS
Vielleicht war das nur vorgetäuscht, um mir Zugang zu verschaffen! Tatsächlich bin ich gar nicht überfallen worden!
Robbie blickt sie überrascht an.
PRAXEDA EMPRESS
Vielleicht sind Sie hier eingebrochen, oder Sie verstecken sich hier vor irgendwem, oder Sie sind ein Computerhacker, der die Weltherrschaft will! Der unvorhersehbare Fall, der Spannungsaufbau und die Logik einer Geschichte sind mit der Idee noch nicht gegeben.
Psychologische Hochspannung und Wandlung. Wer ist Schurke, wer gut, wer böse? Haben wir eine Liebesgeschichte, einen Krimi, Thriller, Drama, oder was auch immer? Sind wir die Guten oder die Bösen? Sind wir jeweils einer eines? Interessant wird es doch erst da, wo aus den Opfern die Täter werden oder umgekehrt. Die Täter - Opfer - Rolle.
Robbie greift nach den Zigaretten und steckt sich eine an.
Robbie
Ich verstehe! Eine Handlung fehlt und ein Genre.
Rauchkringel schlängeln sich durch die Luft. Robbie schlendert an die Bar und schenkt sich einen Cognac ein, fragend hält er die Flasche hoch und sie nickt.
PRAXEDA EMPRESS
Ja, bitte.
ROBBIE
Aber, was ist der unvorhersehbare Fall?
PRAXEDA EMPRESS
Angenommen, dies wäre ein Liebesfilm. Sie haben mich gerade aus dem Sturm aufgelesen und wir tauen in der Sauna auf. Unvorhersehbarer Weise, will Ihre Frau, Sie an diesem Abend, trotz Schneesturm, besuchen und überrascht Sie, missdeutet die Situation und der Rest des Filmes, geht darum, wie Sie Ihrer Frau, die Wahrheit erklären und sie zurückgewinnen.
ROBBIE
Ich habe keine Frau! Nein, keine Frau!
PRAXEDA EMPRESS
Also wollen Sie sich mit dem Protagonisten identifizieren! Wollen Sie lieber Schurke, oder einer von den Guten sein?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Sie ist eine schöne Spionin, auf der Flucht vor Geheimdiensten und Mafia. Hat sie wichtige Informationen, die beide Parteien für sich haben wollen? Welches ist dann meine Rolle. Enttarnung oder Schutz?
ROBBIE
Auf der Seite der Guten! Die Schurken haben wir schon! Diese Typen, die Sie überfallen haben! Sie sehen auch nicht wie ein Schurke aus. Dann eher wie eine Mata Hari, auf der Flucht vor Geheimdienst und Mafia.
PRAXEDA EMPRESS
Eben noch glaubten Sie, in meiner Hülle sei ein Werwolf versteckt und jetzt trauen Sie mir keinen Schurken zu?
(sie lacht herzlich)
Wer sagt Ihnen, dass nicht meine Gangsterkollegen vor der Tür stehen und wir Ihre Entführung planen!
ROBBIE
Auch Sie stehen auf der Seite der Guten, das sagt mir Ihr aufrechter Blick. Wenn dem nicht so ist, sind Sie eine großartige Schauspielerin und dürften sich vor Filmangeboten kaum retten können.
PRAXEDA EMPRESS
Also wollen Sie sich mit dem unverheirateten Protagonisten identifizieren, auf der Seite des Guten stehen, eher ein Held, als ein Opfer sein, gedenken mir die Rolle, einer von den Guten zu und die Rolle der Bösewichte haben wir auch schon. Ich wusste doch, dass Ihnen irgendetwas vorschweben musste!
(grinst über das ganze Gesicht)
PRAXEDA EMPRESS
Wir haben jetzt ungefähr ein Genre und brauchen nun die Handlung! Wir müssen uns erklären, was die Schurken wollen. Für einen ganzen Krimi, war jedoch ihr bisheriger Gastauftritt zu kurz!
ROBBIE
Sie müssen auf der Flucht vor einem Geheimdienst, oder der Mafia sein!
PRAXEDA EMPRESS
Worum geht es?
ROBBIE
Spionage? Sie besitzen wichtige Informationen, oder Sie sind Kronzeugin in einem Mafiaprozess und es ist Ihnen gerade gelungen, Ihren Häschern zu entfliehen!
PRAXEDA EMPRESS
Wer sind Sie?
ROBBIE
Vermutlich bin ich ein ehemaliger Agent, der sich bis auf weiteres in die Einsamkeit zurückgezogen hat und als unvorhersehbarer Faktor in die Geschichte geraten ist und alles daransetzt, die Pläne der Schurken zu vereiteln.
PRAXEDA EMPRESS
Mord oder Verschleppung?
ROBBIE
Natürlich haben die Schurken nicht damit gerechnet, dass Sie hier in der Wildnis auf Verstärkung, in Form einer Kampfmaschine stoßen und wir uns verbünden. Nicht nur Ihre Entführung, sondern auch der Mordkomplott gegen Sie wird vereitelt!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Die Kampfmaschine ist bereit! Ich spüre schon meine Muskeln schwellen!
PRAXEDA EMPRESS
Dann haben wir es mit einer ganzen Organisation von Gangstern zu tun! Wer steht noch auf unserer Seite?
Beide fallen in sinnierendes Schweigen und blickten auf das Feuer. Robbie legt Holzscheite nach, die das Feuer auflodern lassen.
ROBBIE
Das wird erst der unvorhersehbare Faktor zeigen! Die Guten stehen meist mutterseelenallein da!
PRAXEDA EMPRESS
Irgendetwas stört mich an der ganzen Geschichte! Was haben die Schurken hier wirklich inmitten der Wildnis verloren? Wir sind hier inmitten einer spärlich besiedelten Umgebung. Die nächsten Ortschaften sind beide rund 25 bis 35 Kilometer entfernt. Die Straße führt in die Berge und endet an einer Freizeitanlage, die jetzt geschlossen ist. Wie kommen die Schurken hierher? Wieso begehen sie einen Mordversuch, nur um einen Wagen zu stehlen? Wenn sie sich verlaufen hätten, hätten sie doch freudig gewunken! Wieso täuschen sie ein Unglück vor?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Was wohl in ihrem Kopf vorgeht?
PRAXEDA EMPRESS
Ich vermute, Sie sind ein sehr erfolgreicher Musiker! Ist es allgemein bekannt, wo Sie sich aufhalten?
ROBBIE
Nein! Ich habe es niemandem gesagt.
Praxeda starrt gebannt ins Feuer.
ROBBIE
(besorgt)
Fühlen Sie sich schlecht?
PRAXEDA EMPRESS
Ich fühle mich nur seltsam!
ROBBIE
Fühlen Sie sich unwohl?
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe gerade ein seltsames Gefühl. Meine Wahrnehmung ist seltsam verändert. Meine Arme und Beine fühlen sich unendlich lang an.
(blickt ihn aus großen Augen an)
ROBBIE
Ich kann nur hoffen, dass Sie Ihre Eliteausbildung, als Kampfmaschine mit Bravour bestanden haben, denn ich befürchte, wir werden sie noch brauchen! Mit den Schurken beginnen, die Guten und die Bösen?
(Sie beginnt zu lachen)
Wissen Sie, was das bedeutet? Das wir uns schon mitten in einem Film befinden und keiner, keiner mehr auf unserer Seite steht!
ROBBIE
(beschwichtigend, doch auch verunsichert)
Ich glaube nicht, dass wir hier irgendeiner Gefahr ausgesetzt sind! Das Gefährlichste hier, sind wir selber! Dieses ganze Gerede um einen Krimi, hat Sie unter Einfluss von Pilzen, ein wenig durcheinandergebracht. Und nicht nur Sie!
Szene:054 AUSSEN -FLUGZEUG/BRITISH AIRWAY MASCHINE
Stockard beobachtet Shona, die neben ihm sitzt und mit ihrem Laptop hantiert. Shona trägt eine riesige Brille, die an Science Fiction erinnert.
STOCKARD DARIUS
Sie sollten sich ein wenig ausruhen!
Shona schenkt ihm einen Seitenblick und hackt unbeirrt weiter in ihre Tastatur.
STOCKARD DARIUS
Worum haben Sie gewettet?
SHONA FOX
(überrascht)
Wir haben gewettet, wie lange es dauert, bis Sie bei uns unten sind.
STOCKARD DARIUS
Sie haben gewonnen! Was haben Sie geschätzt?
SHONA FOX
Drei Minuten nach Ihrem Anruf in der Schweiz.
STOCKARD DARIUS
(mit finsterem Blick)
Ah! Was haben Kadda und Malcolm gesagt?
SHONA FOX
Kadda zwei Minuten und Malcolm vier.
Stockard setzt einen mürrischen Blick auf.
SHONA FOX
(fast zähnefletschend)
Ich bin Ihre Sicherheitsexpertin, Stockard! Sie können mich gerne feuern, wenn Ihnen meine Arbeitsweise nicht gefällt, doch erst nachdem wir diese ganze Sache hier geklärt haben.
STOCKARD DARIUS
Bewahre! Shona! Sie sind die beste Sicherheitsexpertin, die wir je hatten. Seitdem Sie bei uns sind, hat es noch nie einen Sicherheitsmangel gegeben.
SHONA FOX
Hätten Sie mich gleich informiert, dass Winterblum verschwunden ist, dann würden wir, statt hier im Flugzeug......(sie wechselt ihren zynischen Tonfall gegen ein charmantes Säuseln)
......bei einem wundervollen Abendessen im Kerzenschein sitzen, leise Musik hören und ein köstliches Essen verspeisen. Uns zuprosten und tief in die Augen blicken!
STOCKARD DARIUS
Ach, Shona, ich liebe Sie!
(schlägt sich lachend mit der Hand auf sein Knie)
Seit einem Jahr lade ich Sie fast jeden Tag zum Essen ein und jeden Tag lassen Sie mich wie einen Trottel dastehen!
SHONA FOX
(spitz)
Sie finden ja auch fast jeden Tag einen annehmbaren Ersatz!
STOCKARD DARIUS
(lachend)
Das ist nur Zeitvertreib und keine Liebe!
SHONA FOX
(kühl)
Wissen Sie, Stockard! Sie lieben immer nur das, was Sie nicht haben können. Sobald es für Sie erreichbar geworden ist, langweilt es Sie. Das ist Ihr ganz persönliches Problem und ich will mit Sicherheit nicht Ihr Spielzeug sein!
Stockard blickt sie erstaunt an.
SHONA FOX
(lachend)
Ich bin Ihre Sicherheitsexpertin!
Shona widmet sich wieder ihrer Tastatur zu und bearbeitete sie, als müsse sie die verstrichene Zeit aufholen.
STOCKARD DARIUS
Was tun Sie da die ganze Zeit?
SHONA FOX
Das wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir das!
Shona reicht ihm eine dieser Science Fiction Brillen, die sie aus ihrem Handgepäck kramt.
SHONA FOX
Setzen Sie die Brille auf!
Stockard setzte sie auf und blickte verblüfft auf die verschiedenen Monitore, die sich auf der Innenseite der Brille zeigen.
SHONA FOX
Rechts sehen Sie gerade die Kontobewegungen der Vereinigung zur Rehabilitation von Straftätern
Goldschlund! Links ist eine Liste der Telefonanrufe, die Praxeda Empress in den letzten vierundzwanzig Stunden getätigt hat, die anderen Fenster sind Buchung für Taxi, Flugzeug, Schneeschlitten und was wir sonst noch so brauchen, wenn wir angekommen sind! Dann sind da noch die Fenster für Loretta Diamond, alias Vanessa Praxton, Crazy Will und Winterblum.
STOCKARD DARIUS
(reißt sich die Brille von der Nase)
Wie können Sie nur diese Unmengen von Daten gleichzeitig aufnehmen?
SHONA FOX
Das kann ich gar nicht.
(Sie blickt weiterhin gespannt auf das Innere ihrer Brille)
Dazu brauche ich Kadda und Malcolm.
STOCKARD DARIUS
Sie sind doch aber gerade nicht Online!
SHONA FOX
(grinst geheimnisvoll)
Das wollen Sie nicht wissen, glauben Sie mir das!
Stockard setzt wieder seine Brille auf.
SHONA FOX
Wir benutzten ein paar Frequenzen die nicht benötigt werden!
STOCKARD DARIUS
Können Sie mir erklären, was das alles bedeutet?
SHONA FOX
Ich kann Ihnen eine grobe Zusammenfassung geben, das ist, denke ich, für Sie verständlicher.
Shona setzte ihre Brille ab, Stockard tut es ihr nach und sie blickt sich, bevor sie spricht, zuerst um, ob einer der Mitreisenden ihrer Unterhaltung Aufmerksamkeit schenkt.
SHONA FOX
(mit gelehrsamer Miene)
Wir fliegen noch rund eine Stunde. Also, die Zusammenfassung
Loretta Diamond, alias Vanessa Praxton, dreiundzwanzig Jahre alt, wuchs in verschiedenen Internaten von den Vereinigten Staaten, bis Großbritannien, Schweiz, Holland, Deutschland und noch einiger anderer Staaten auf. Aus den meisten Internaten wurde sie, aufgrund irgendwelcher Skandale, hinausgeworfen. Den letzten Skandal hat es vor etwa zwei Jahren in einem Internat in Luxemburg gegeben. Vanessa verführte den Schulleiter und einige Klassenkameradinnen haben sie dabei gefilmt. Sie versuchten den Schulleiter zu erpressen, doch er gestand seinen Fehler ein und bat um seine Entlassung. Die Medien haben damals einen Wirbel um den, für die Sittsamkeit gefährlichem Schulleiter gemacht und nach seiner Entlassung ist er spurlos verschwunden. Seit zwei Jahren lebt Vanessa Praxton überwiegend in der Schweiz und ist, als Loretta Diamond, Mitinhaber der Agentur Rosenblüte! Der andere Teilhaber ist eine Schulfreundin von Vanessa aus Luxemburg, Meloury Killmer. Sie war auch in den Skandal um den Schulleiter verwickelt. Vor einem Jahr wurde Vanessa einmal in den Vereinigten Staaten, wo sie zu jener Zeit auch einen Wohnsitz hatte, wegen Drogenbesitz festgenommen. Sie wurde vom FBI verhaftet! War ein paar Tage in Gewahrsam und kam, ohne eine Vorstrafe davon! Drei Tage später zog sie wieder in die Schweiz.
Eine Stewardess kommt vorbei und fragte nach ihren Wünschen. Stockard blickt sie ärgerlich an, doch Shona Fox bittet sie lächelnd um zwei Wasser und einen Whiskey für Stockard . Shona bedankt sich bei der Stewardess und spricht erst weiter, als sie außer Hörweite ist.
SHONA FOX
Madolyn Praxton, geborene Maxime, Vanessas Mutter, lernte Praxton vor 24 Jahren in Monte Carlo kennen. Sie war Tänzerin in einem Lokal. Sie heiratete William Praxton, ein Jahr vor Vanessas Geburt. Seit rund vier Jahren ist Madolyn von der Bildfläche verschwunden, taucht aber unter ihrem Mädchennamen, als Vorsitzende der Vereinigung zur Rehabilitation von Straftätern
Goldschlund, wieder auf.
STOCKARD DARIUS
(hebt erstaunt die Augenbrauen)
Der Vereinigung, der Caleb Cheyenne seine gesamten Konten überschrieben hat?
SHONA FOX
(nickt)
Dann haben wir noch andere Modelagenturen, die länderübergreifend mit Rosenblüte in Kontakt stehen, unter die Lupe genommen! Insgesamt sind wir auf zwölf weitere mutmaßliche Entführungen und einige Dutzend Geldtransaktionen von Kunden dieser Agenturen an Goldschlund, gestoßen!
STOCKARD DARIUS
Klingt nach einer internationalen Verbrecherorganisation!
SHONA FOX
(nickt wieder)
William Praxton, Crazy Will, lebt seit vier Jahren in Luxemburg und hat das Land seither nicht mehr verlassen. Ihm werden einige Banküberfälle, Waffenschiebereien, Drogenhandel, Bestechungen und Korruption in verschiedenen Ländern zur Last gelegt, doch die Beweise waren niemals ausreichend, dass gegen ihn ein Haftbefehl erwirkt wurde. Sein persönlicher Assistent, Jeroen Imogen, hat vor etwa zwei Jahren seinen Dienst beim FBI quittiert und kurz darauf bei Praxton angefangen.
SHONA FOX
(trinkt einen Schluck Wasser bevor sie weiter spricht)
Praxeda Empress. Oberflächlich betrachtet scheint mit ihr alles in Ordnung zu sein. Doch irgendetwas ist zu glatt, an ihrem Lebenslauf!
Stockard nippt an seinem Whiskey und blickt Shona gespannt an.
SHONA FOX
Sie hat seit acht Jahren einen Wohnsitz in den Staaten, genau genommen in New York und seit drei Jahren eine Wohnung in London. Keine Vorstrafen, nicht einmal einen Eintrag wegen Geschwindigkeitsübertretung, aber einen Waffenschein!
Stockard pfeift durch die Zähne, unterbricht Shona aber nicht.
SHONA FOX
Ihr Beruf wird mit Autorin angegeben. Sie hat vor zwei Jahren ein Drehbuch verkauft, dass letztes Jahr verfilmt wurde. Muse gesucht, vielleicht erinnern Sie sich an den Film, er hat sehr gute Kritiken gehabt.
Stockard nickt und ein Grinsen überzieht sein Gesicht.
SHONA FOX
Der Eigentümer ihrer New Yorker Wohnung ist die Central Intelligence Agency!
STOCKARD DARIUS
(überrascht)
Sie meinen, sie könnte eine Agentin des CIA sein?
SHONA FOX
(zuckt mit den Schultern)
Möglich wäre das! Sie hatte in den letzten drei Jahren einige Visa für verschiedene Länder und davor ist sie rund fünf Jahre, in denen sie auch sonst unauffällig war, nicht ein einziges Mal verreist gewesen. Sie hatte bis vor drei Jahren keinerlei Kontobewegungen oder Ausgaben. Das Einzige was wir vermutlich ganz genau wissen ist, dass sie die Ferienwohnung tatsächlich vor einer Woche telefonisch bestellt hat und sich heute Morgen dahin auf den Weg gemacht hat. Die Ferienwohnung hat zwar Telefon, doch es geht niemand ran. Unsere Sicherheitsleute sind gerade beim Hausverwalter gewesen und er konnte sie, aufgrund eines Fotos, identifizieren. Die Leute brauchen noch einige Zeit, bis sie das Anwesen erreichen. Der Wagen, den Praxeda Empress heute Morgen gemietet hat, wurde etwa zwei Kilometer vom Anwesen entfernt, geortet. Er scheint sich nicht von der Stelle zu bewegen.
Einen Augenblick herrscht Schweigen.
STOCKARD DARIUS
Sollten wir nicht die Geheimdienste informieren, oder zumindest die Schweizer Staatspolizei?
SHONA FOX
(schüttelt den Kopf)
Zu diesem Zeitpunkt wäre das unklug. Man würde sich nur darauf konzentrieren, wie wir an unsere Informationen gelangt sind. Niemand wäre außerdem schneller da, als wir! Wenn Sie wollen, können wir dem Secret Service oder Interpol, wenn wir das hier heil überstanden haben, ein paar anonyme Hinweise schicken. Aber jetzt hat das, denke ich, keine Priorität!
STOCKARD DARIUS
Wie lange wird es dauern, bis wir am Anwesen sind?
SHONA FOX
Vermutlich Mitternacht. Vielleicht auch etwas früher. Das kommt auf die Witterungsverhältnisse an.
Stockard trommelt nervös mit seinen Fingern auf der Sessellehne, doch ein missbilligender Blick von Shona bringt ihn dazu, sich im Versuch der Entspannung zurückzulehnen und abzuwarten.
SHONA FOX
Genießen Sie die halbe Stunde, in der Sie noch Ruhe haben. Gleich wenn wir angekommen sind, bringt uns ein Wagen zu einem Schneeschlittenführer, der uns zu einem kleinen Flughafen bringt, wo wir in eine kleine Sportmaschine steigen, die uns zu einem weiteren Schneeschlittenführer bringt, der uns in die Berge fährt.
Stockard Darius trommelt weiter, Shona Fox legt ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm.
SHONA FOX
Dem Telefonsignal zu Folge, befindet sich Vanessa Praxton rund 30 Kilometer vom Anwesen entfernt. Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen Stockard. Wo könnte Winterblum besser aufgehoben sein, als in den Armen einer schönen CIA Agentin?
Szene:055 INNEN -LUXEMBURG-ANWESEN-BÜRO WILLIAM PRAXTON
Das Telefon auf dem Schreibtisch von Jeroen Imogen klingelt. Gelangweilt hält er den Hörer an sein Ohr. Nach wenigen Sekunden verwandelt sich seine gelangweilte Miene in eine versteinerte. Er winkt Crazy Will zu.
JEROEN IMOGEN
(zischend ins Telefon)
Augenblick!
(sachlich zu Crazy Will)
Boss, unsere Leute haben Lorettas Wagen gefunden! Rip ist am Apparat!
(stellte das Telefon auf freisprechen)
JEROEN IMOGEN
Der Boss hört zu!
RIP
(räuspern, dann zögerlich)
Boss? Wir haben Lorettas Wagen gefunden.
CRAZY WILL
(blaffend)
Wo zum Teufel steckt dann Loretta?
RIP
Boss? Der Wagen ist eine Böschung heruntergestürzt und liegt halb in einem See.
CRAZY WILL
(ruhig und gefährlich)
Ist Loretta was passiert?
RIP
Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Die Strecke ist völlig gerade und wie immer sie da unten hingekommen sind, freiwillig haben sie das gewiss nicht gemacht.
JEROEN IMOGEN
(ungeduldig)
Habt ihr denn im Wagen nachgesehen?
RIP
Ja! Natürlich! Keine Spur von Loretta oder ihrem Chauffeur. Noch etwas Boss...(stockt)
CRAZY WILL
(knurrend)
Was?
RIP
Wir haben Blut im Wagen gefunden.
JEROEN IMOGEN
Wie habt ihr den Wagen überhaupt gefunden, wenn er unten an der Böschung liegt?
RIP
(räuspert sich)
Äh, wir haben ihn nicht gefunden!
CRAZY WILL
(wuchtet sich aus seinem Sessel hoch und baut sich drohend am Schreibtisch auf)
Wer hat ihn denn gefunden?
RIP
Äh, das waren Leute von einem Sicherheitsdienst, die sagten, sie hätten den Wagen mit einem Ortungsgerät gefunden. Wir taten so, als wären wir zufällig vorbeigekommen, weil wir unsere Familien in der Gegend besuchen wollen.
JEROEN IMOGEN
Wo sind diese Sicherheitsleute jetzt?
RIP
(zögerlich)
Äh, sie liegen im Wagen.
CRAZY WILL
(knurrend)
Liegen?
RIP
Boss, sie haben komische Fragen gestellt
Sind sie schon lange hier in der ländlichen Umgebung und wie weit es noch zur Siedlung Eden ist. Was sollen wir tun, Boss? Loretta suchen?
JEROEN IMOGEN
Sind sie tot?
RIP
Nein, Trucker hat sie nur mit dem Betäubungsgewehr erlegt. Wir haben uns an die Order gehalten. Was sollen wir mit ihnen machen Boss?
Crazy Will blickt mit Falkenaugen auf Jeroen, der unbefangen dem Blick seines Bosses standhält.
CRAZY WILL
(brüllt)
Ihr gottverdammten Idioten! Ihr könnt froh sein, dass ihr jetzt keine beschissenen Morde am Arsch habt!
Zornig und schnaufend lässt sich Crazy Will wieder in seinen Sessel fallen. Er bedeutet Jeroen in seiner Zeichensprache, durch eine wegwischende Bewegung, dass er ihm freie Hand lässt.
JEROEN IMOGEN
Als erstes ruft ihr alle Krankenhäuser und Ärzte an, ob Loretta und ihr Chauffeur irgendwo eingeliefert wurden. Dann sorgt ihr dafür, dass diese Leute am Leben bleiben, am Besten bringt ihr sie in das nächste Krankenhaus. Seid ihr sicher, dass Loretta nicht ertrunken ist?
RIP
Ja, der Wagen ist ins Eis eingebrochen und steckengeblieben. Das Wasser hat gerade mal den Fahrersitz erreicht.
JEROEN IMOGEN
(er beginnt mit seinem Laptop zu hantieren)
Wo ist das Blut gewesen?
RIP
Auf dem Rücksitz. Hier liegt auch noch ein Telefon.
Der Anrufer schweigt und Jeroen ahnt, dass etwas noch nicht gesagt wurde.
JEROEN IMOGEN
(ungeduldig)
Was gibt es sonst noch?
RIP
Äh, Boss? Diese Typen haben ein Mädchen gesucht und wir haben auch noch ein Foto von Loretta bei ihnen gefunden.
JEROEN IMOGEN
(barsch)
Haltet euch an die Instruktionen!
Jeroen beendet das Telefongespräch. Crazy Will beobachtet ihn aufmerksam.
CRAZY WILL
Diese verdammten schießwütigen Schwachköpfe! Du hast eigenmächtig Anordnungen getroffen, ohne die wir jetzt ein paar Leichen am Hals hätten. Ich bin nur von Schwachköpfen umgeben. Der einzige Mensch, auf den ich mich noch verlassen kann, sitzt hier mit mir, am falschen Ort.
JEROEN IMOGEN
Ist das ein Lob oder eine Drohung Boss?
CRAZY WILL
Winterblum wird dafür bluten!
CRAZY WILL
(wuchtet er seinen mächtigen Leib aus seinem Sitz empor)
Wir fliegen in die Schweiz!
JEROEN IMOGEN
(blickt erstaunt)
Das ist zu gefährlich, Boss! Nicht nur, dass hier heute am Telefon Sachen gesagt wurden, die uns alle in den Knast bringen können, wenn der Verschlüsselungscode geknackt wird, jetzt willst du dich auch noch auf den Präsentierteller setzen?
CRAZY WILL
Bereite alles für die Reise vor und hol mir diese Schwachköpfe Pitsch, Snake und Rustin ans Telefon.
Wortlos geht Crazy Will aus dem Zimmer. Jeroen tippt einige Zeilen in den Computer und blickt nachdenklich seinem Boss nach.
Szene:056 INNEN -LUXEMBURG-ANWESEN-WEINKELLER/VERLIES MADOLYN PRAXTON
Crazy Will schleppt seine Körpermasse durch die gewaltigen Weinkellergewölbe. Er schnappt sich eine Flasche Wein, studiert zufrieden den Jahrgang und schreitet vor eine Wand. Er vergewissert sich noch einmal, dass niemand seiner Angestellten hier herumschleicht und schiebt einen kleinen Schlüssel, den er an einer Kette um den Hals trägt, in ein Schlüsselloch, das hinter einem Mauerstein verborgen ist. Das Weinregal, das vor der Mauer steht, schwingt lautlos, bis auf ein leichtes Klirren der Weinflaschen die darin liegen, zur Seite und eine dahinter verborgene Tür gleitet geräuschlos auf. Er betritt den komfortabel eingerichteten, riesigen Kellergewölberaum, der in schummeriges Licht getaucht ist.
Eine zierliche, schlanke Frau, in einem schmucklosen grauen Kleid, sitzt auf einer Couch und liest im schwachen Lichtschein einer Leselampe, in einem Buch, das sie vor sich auf dem Schoß liegen hat.
CRAZY WILL
Madolyn?
Crazy Will holt zwei Gläser aus einer Anrichte, öffnet den Wein und lässt sich damit krachend, auf eine Couch, gegenüber Madolyn sinken.
MADOLYN PRAXTON
William.
Er schenkt ein Glas Wein ein und reicht es ihr ächzend über den Tisch. Madolyn nimmt das Glas und fixiert Praxton weiterhin mit ruhigem Blick. Er schenkt sich ebenfalls Wein ein und lehnt sich damit zurück.
CRAZY WILL
Ich verreise.
MADOLYN PRAXTON
Warum sagst du mir das? Du warst lange nicht hier unten, William.
CRAZY WILL
(grinst bitter)
Bist du die Gesellschaft deines Liebhabers schon leid?
MADOLYN PRAXTON
(blickt mit versteinerter Miene)
Du hast deinen besten Freund ermordet, weil du dachtest, wir hätten ein Verhältnis. Tut es dir nicht leid?
Traurig blickt sie auf eine Wand, die hinter einem Teppich verborgen ist. Crazy Will folgt ihrem Blick.
CRAZY WILL
Willst du ihn nicht einmal mehr sehen?
(lacht hämisch)
Wenigstens behält er sein gutes Aussehen!
MADOLYN PRAXTON
Tut es dir nicht leid, dass du Winston ermordet hast?
Crazy Will schüttelt den Kopf. Madolyn steht langsam auf, schreitet auf die Wand zu und reißt mit einem Ruck den Teppich herunter. Crazy Will ist fast erschrocken über den gespenstischen Anblick, den sein ehemaliger Geschäftspartner Winston Wood, aufrecht stehend, nur mit einem Feigenblatt bekleidet, in seinem gläsernen, bläulich grün beleuchtetem, Formaldehyd getränktem Sarg bietet.
MADOLYN PRAXTON
Schau ihn dir gut an, William! Du bist ein grausamer Mensch, William!
Madolyn setzt sich wieder, ohne dem beleuchteten Sarg einen weiteren Blick zu schenken.
CRAZY WILL
(weiter den Blick auf den Sarg geheftet)
Loretta ist verschwunden!
Madolyn blickt ihn fragend an.
CRAZY WILL
Vanessa ist verschwunden!
(Er stürzt sein Glas Wein in einem Zug hinunter)
MADOLYN PRAXTON
Dann hoffe ich, dass sie mit einem guten Mann davongelaufen ist, William!
(pricht ruhig, doch ihr Blick ist besorgt)
CRAZY WILL
Ich werde sie suchen und jemand wird dafür bezahlen!
MADOLYN PRAXTON
(bitter)
Ich sage dir, wenn Vanessa mit einem Mann davongelaufen ist und du ihn tötest, wird Gott dich dafür strafen! Vanessa wird in dir endlich das Scheusal erblicken, dass aus dir geworden ist, dass du jetzt bist.
CRAZY WILL
Vanessa ist mein Kind. Sie liebt ihren Vater!
MADOLYN PRAXTON
(lacht)
Du sprichst von Liebe und hast das Böse so tief in dein Herz gelassen?
CRAZY WILL
(lacht unamüsiert)
Du hörst dich an, wie eine Pastorentante! Hast den falschen Lesestoff!
MADOLYN PRAXTON
Ich wünsche dir einen Gegner, der keine Angst vor dir hat!
(betrachtet Crazy Will kühl)
Glaubst du nicht, Vanessa wird eines Tages herausfinden, dass du mich hier gefangen hältst?
Crazy Will wuchtet seine Masse aus dem Sofa hoch und grabscht über den Tisch hinweg nach dem Buch, das auf dem Sofa liegt.
CRAZY WILL
(verächtlich)
So ein Schwachsinn! Techniken und Methoden der Hypnose, da gehören Wissenschaftler und verschiedene Seren und Instrumente dazu, glaubst du das würde so funktionieren?
Er wirft das Buch in eine Ecke und macht sich auf den Weg das Zimmer zu verlassen. Wütend schiebt er die Tür zu, so dass er nicht mehr hört, was Madolyn lächelnd sagt.
MADOLYN PRAXTON
Das hat es schon, William. Das hat es schon!
Szene:057 INNEN -LUXEMBURG-ANWESEN-BÜRO WILLIAM PRAXTON
Jeroen sitzt am Schreibtisch. Crazy Will legt seine mächtige Pranke auf Jeroens Schulter.
CRAZY WILL
Hast du alles vorbereitet?
JEROEN IMOGEN
Ich habe inzwischen auch Snake und Rustin am Telefon gehabt. Diesmal haben die Dummköpfe wenigstens nicht vergessen, die Telefone eingeschaltet zu lassen. Sie warten auf weitere Instruktionen.
(er holt tief Luft)
Es gibt allerdings am Flughafen Schwierigkeiten, weil keine Plätze mehr frei sein sollen, ich denke wir sollten improvisieren. Sicher können wir Flugkarten kaufen, wenn wir einen guten Preis bieten. Der nächste Flieger geht in vierzig Minuten. Wir werden von unseren Leuten, in der Schweiz, am Flughafen erwartet.
Crazy Will nickt knapp.
JEROEN IMOGEN
(mustert seinen Chef. Sein Blick bleibt an der verrutschten Krawatte von Crazy Will hängen)
Wie wollen wir vorgehen, Boss?
CRAZY WILL
(nimmt aus der Obstschale einen Apfel und zerquetscht ihn zwischen seinen Pranken)
Ich will diesem Schweinehund alle Glieder einzeln herausreißen!
JEROEN IMOGEN
Wem? Boss?
CRAZY WILL
(knurrt)
Winterblum!
(schleudert die zerquetschten Apfelreste wütend auf den Boden)
Leise, ohne anzuklopfen, gleitet mit katzenhafter Bewegung, eine schwarzverhüllte Gestalt in das Zimmer und verbeugt sich stumm vor Crazy Will. Lediglich durch einen schmalen Augenschlitz, sind zwei blitzende, dunkle und gefährliche Augen zu erkennen.
CRAZY WILL
Du sorgst dich um alles!
Die Gestalt verbeugt sich wieder und gleitet so leise, wie sie ins Zimmer gekommen ist, wieder hinaus.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Irgendwann werde ich herausfinden was es mit dieser Gestalt auf sich hat. Irgendwann werde ich Williams Mysterium lüften. Das Geheimnis im Keller.
JEROEN IMOGEN
Wie wollen wir vorgehen?
Crazy Will schweigt.
JEROEN IMOGEN
Ich habe noch weitere Leute auf die Suche nach Loretta geschickt! Und wenn Carlos, Loretta entführt hat?
CRAZY WILL
(blickt Jeroen Imogen erstaunt an und winkt ab)
Das würde Carlos nicht wagen!
JEROEN IMOGEN
Boss, das ist doch eine fixe Idee, Winterblum für Lorettas Verschwinden bezahlen zu lassen!
(Jeroen stockt als er den wütenden Blick bemerkt)
(harmlos)
Unsere Leute können das für dich erledigen! Vielleicht hat Stockard auch Sicherheitsleute losgeschickt, um Loretta zu suchen, weil sie nicht, wie vereinbart, angekommen ist!
CRAZY WILL
Dann will ich mich selbst davon überzeugen! Wir fahren zu Winterblum!
JEROEN IMOGEN
Wie wollen wir dann vorgehen?
Crazy Will setzt sich in seinen Sessel und seine Stirn liegt in Falten.
CRAZY WILL
Sind diese Schwachköpfe inzwischen auf Position?
JEROEN IMOGEN
Rustin sagte, er hätte inzwischen den Hubschrauber gefunden, jetzt wartet er darauf, dass Pitsch und Snake dort wieder auftauchen.
Crazy Will bedeutet Jeroen ihm Schreibzeug zu bringen und beugt sich damit über den Tisch, mit dem Schreiber nervös auf die Tischplatte klopfend.
CRAZY WILL
Haben Pitsch und Snake die Schnalle inzwischen gefunden?
JEROEN IMOGEN
(schüttelt den Kopf)
Nein, Boss. Ich habe ihnen dann Rustins Koordinaten gegeben, sie sind jetzt auf dem Weg zum Hubschrauber.
CRAZY WILL
Hol mir diese Schwachköpfe ans Telefon!
(skizziert etwas auf seinem Block)
Jeroen wählt die Rufnummern und stellt die Telefonanlage auf Konferenzschaltung.
RUSTIN DEAN
Ja, Boss?
SNAKE BARNACLE
Boss?
CRAZY WILL
Rustin, du wartest, bis Pitsch und Snake bei dir sind. Dann bringst du eine Sprengladung am Sicherheitstor an.
RUSTIN DEAN
Soll ich das Tor schon aufsprengen?
CRAZY WILL
Snake, ihr bringt den Wagen der Schnalle erst vor das Sicherheitstor und wenn Rustin das Tor sprengt, überwältigt ihr die Sicherheitsleute mit dem Betäubungsgewehr. Rustin, du holst dir dann deine Köter und suchst die Frau! Wie heißt die Schnalle und wo wohnt sie?
SNAKE BARNACLE
(nestelt die Papiere von Praxeda Empress hervor)
Sie heißt Praxeda Empress, wohnt in London in der Park Lane 23, Mayfair.
CRAZY WILL
Snake, ihr haltet dann die Sicherheitsleute in Schach, bis wir Eintreffen.
SNAKE BARNACLE
(hysterisch)
Eintreffen? Boss?
CRAZY WILL
(brüllt)
Das ist ein Befehl!
(bedeutet Jeroen, die Verbindungen zu beenden)
JEROEN IMOGEN
Was hast du vor, Boss?
CRAZY WILL
Du schickst ein paar Leute aus London in diese Wohnung und sorgst dafür, dass aus dieser Empress ein psychopatischer Fan wird! Ein paar Fotos und Zeitungsartikel, ein bisschen Sprengstoff, ein paar Pistolen, ein paar Drohbriefe! Wir haben unsere Mörderin schon gefunden! Falls sie noch lebt, nehmen wir einen unserer Wissenschaftler mit, der wird ihr die Wahrheit schon einbläuen!
(klatscht sich freudig in die Hände)
CRAZY WILL
Dann schickst du noch jemanden in Lorettas Wohnung und zu Rosenblüte. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, wo zum Teufel Loretta steckt!
Jeroen befolgt seine Instruktionen und hat nach ein paar Minuten alles geordert.
JEROEN IMOGEN
(blickt auf seine Uhr)
Wir müssen los, Boss!
Szene:058 AUSSEN-SCHNEESTURM-PITSCH UND SNAKE IM AUTO
PITSCH KETTLAR
(brüllt)
So eine Scheiße! So ein scheiß hirnverkackter Rattendreck!
Pitsch schaut seinen Beifahrer verwundert an. Snake schlägt mit der Faust wütend auf die Konsole ein. Plötzlich springt der Beifahrer-Airbag auf und verschluckt Snakes nächste Schimpftiraden. Snake nestelt ein Taschenmesser aus seiner Tasche hervor und bearbeitet wütend den Airbag. Pitsch fährt seelenruhig weiter, bis Snakes Schrei ihn aufmerksam macht. Snakes schmerzverzerrtes Gesicht ist kreidebleich und er presste sich eine Hand auf sein Bein.
PITSCH KETTLAR
(trocken)
Du Idiot hast dir dein Messer ins Bein gestochen!
SNAKE BARNACLE
Halt bloß deine dumme Fresse!
PITSCH KETTLAR
(unbeeindruckt)
Was hat der Boss gesagt?
Snake wühlt auf dem Rücksitz herum, findet eine Bluse und beginnt sie in Streifen zu reißen, um damit seine blutende Wunde zu versorgen.
SNAKE BARNACLE
Der Boss kommt her!
PITSCH KETTLAR
Der Boss kommt her? Hierher?
SNAKE BARNACLE
(nickt knapp und presst verbissen die Lippen aufeinander)
Wir sollen mit Rustin das Gebäude stürmen, die Sicherheitsleute betäuben und Winterblum in Schach halten, bis der Boss eintrifft!
PITSCH KETTLAR
(verblüfft)
Sollen wir ihn nicht mehr über die Grenze bringen?
SNAKE BARNACLE
(schüttelt den Kopf)
Ich denke mal, der Boss will mit ihm eine Rechnung begleichen. Den Wagen hier, sollen wir vor dem Sicherheitstor abstellen.
PITSCH KETTLAR
(kratzt sich am Kopf)
Weißt du, was Crazy Will vorhat?
SNAKE BARNACLE
(schüttelt wieder den Kopf)
Vielleicht will er Winterblum kaltmachen und alles auf die Empress schieben. Rustin soll sie mit seinen Hunden suchen!
(hat seinen Verband fertig gebastelt und lehnt sich verbissen zurück)
So ein gottverdammter, drecksverkackter Mistscheiß!
Szene:059 AUSSEN-LUFTKISSENBOOT
Rustin Dean sitzt wartend auf dem Fahrersitz. Neben ihm der Hund Beauty .
RUSTIN DEAN
(wendet sich dem Hund zu)
Beauty, was würde ich nicht geben, jetzt ein Hund zu sein!
Weißt du? Eine einzige Nacht hat mein Leben verändert. Damals in Nizza, habe ich in einer einzigen Nacht, alles was ich zusammengeschuftet hatte, verspielt! Dann hatte ich die glorreiche Idee, den Geldtransporter des Kasinos zu überfallen und mir das Geld zurückzuholen. Ich wollte nicht mehr nehmen, als ich verspielt hatte. Was für eine dumme Idee!
(Beauty wedelt mit dem Schwanz und betrachtet ihn aufmerksam. Als er schweigt, stupst sie ihn an)
Willst du den Rest hören?
(Wieder stupst sie ihn an)
Ich wurde erwischt! Doch anstatt zur Polizei wurde ich zu Crazy Will geschleppt! Ich hatte nicht geahnt, dass das Kasino ihm gehört. Crazy Will ließ mir nur die Wahl zwischen Gefolgschaft oder Tod! Er hat mir diesen Job als Wildhüter besorgt und bis heute morgen wusste ich nicht, was dahinter steckt! Was wird Rina wohl sagen, wenn sie von meiner Vergangenheit erfährt und dass ich jetzt ein neues Verbrechen begehe! Die schöne Rina, die jetzt in der Weihnachtsnacht einen verschwundenen Hund sucht. Pitsch und Snake haben einen Wagen gestohlen und die Fahrerin ausgesetzt. Wir sollen sie suchen. Vermutlich ist sie schon tot! Und Loretta? Sie kann einem ebensoviel Angst einjagen, wie Crazy Will. Wenn er erfährt, dass ich ihn hintergangen habe, musst du dir ein neues Herrchen suchen!
Beauty knurrt und stellt schon im nächsten Augenblick die Ohren auf. Einen Moment später ist ein Motorengeräusch zu hören. Rustin steigt aus und beobachtet, verborgen hinter Bäumen die Straße. Der Wagen hält und zwei Personen steigen aus.
PITSCH KETTLAR
Hier muss es sein!
RUSTIN DEAN
Snake! Pitsch!
SNAKE BARNACLE
(erleichtert)
Rustin!
Pitsch reißt seinen Revolver aus dem Halfter und fuchtelt wild damit in der Luft herum.
PITSCH KETTLAR
(brüllt)
Erschreck mich nie wieder!
Rustin kommt aus seinem Versteck heraus und tritt den beiden Männern grinsend gegenüber.
RUSTIN DEAN
Ist das euer Hubschrauber, der da auf dem zugefrorenen See steht?
Pitsch und Snake blicken fassungslos in die Richtung, in die Rustin weist.
SNAKE BARNACLE
(entsetzt keuchend)
Auf dem See?
Snake trippelt mit kleinen Schritten in Richtung des Hubschraubers.
PITSCH KETTLAR
(steckt den Revolver zögernd wieder ein)
Ist das ein Problem für dich?
RUSTIN DEAN
Nein, eher für euch!
(besorgt)
Ich weiß nicht, wie dick das Eis ist!
PITSCH KETTLAR
Warum sollte er einbrechen, wenn er schon seit Stunden da steht!
(wichtigtuerisch)
Wir folgen jetzt den Anweisungen des Boss!
Snake kommt mit gepeinigtem Gesichtsausdruck zurückgewankt.
SNAKE BARNACLE
(wendet sich an Pitsch)
Du fährst den Wagen vor das Sicherheitstor. Das hat der Boss befohlen!
RUSTIN DEAN
Wo habt ihr eure Betäubungsgewehre?
PITSCH KETTLAR
(nickt in Richtung des Hubschraubers)
Dort!
SNAKE BARNACLE
(zu Pitsch)
Du holst die Gewehre!
Pitsch will eben widersprechen, als ein Telefon klingelt. Schleunigst macht er sich davon.
Rustin und Snake blicken auf ihre Telefone. Keins von beiden klingelt.
SNAKE BARNACLE
Das ist das Autotelefon! Der verdammte Airbag hat es wohl aktiviert!
Rustin blickt Snake fragend an, doch dieser winkt ab. Schweigend starren sie auf den See, der im Schneegestöber kaum zu erkennen ist. Endlich kehrt Pitsch mit drei Gewehren und einem Munitionspäckchen mit Betäubungspfeilen zurück.
RUSTIN DEAN
(erleichtert)
Also, dann! Auf geht's!
Snake und Pitsch nicken schweigend.
Szene:060 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /VOR DEM KAMINFEUER
Wohnzimmer Winterblum. Vor dem Kaminfeuer.
ROBBIE
Praxeda?
Praxeda blickt mit statuenhaftem Gesicht, das sich hin und wieder zu einem Kichern verzieht in das Kaminfeuer.
ROBBIE
Praxeda?
Praxeda blickt ihn, wie durch einen Schleier an.
ROBBIE
Das Gefährlichstehier, sind wir selber! Es sei denn, Sie sind tatsächlich eine Agentin und vor der Mafia auf der Flucht!
Robbie v lacht. Schließlich schenkt sie ihm ein Lächeln und einen klaren Blick.
PRAXEDA EMPRESS
Vermutlich haben Sie Recht! Meine Fantasie scheint im Augenblick ein wenig überspannt zu sein!
ROBBIE
(neugierig)
Was hatten Sie denn für einen erschreckenden Gedanken?
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe in letzter Zeit ein paar Geschichten gehört, von Schauspielern, die sich auf seltsame Weise verändert haben, ach, vergessen Sie es! Manchmal brennt eben meine Fantasie mit mir durch!
Praxeda schenkt sich einen kalten Tee ein und leert den Becher in einem Zug.
PRAXEDA EMPRESS
Nur rein hypothetisch. Angenommen, hier geschieht etwas Unvorhersehbares?
ROBBIE
(grinsend)
Der unvorhersehbare Faktor? Dann sind wir unserer Filmhandlung ein Stück näher gekommen!
PRAXEDA EMPRESS
Ich finde nicht die richtigen Worte! Haben Sie vielleicht einen Bunker hier?
ROBBIE
(lacht)
Nein! Glauben Sie es ist nötig sich in einem Bunker zu verstecken?
Praxeda nickt zögerlich.
ROBBIE
Beruhigen Sie sich, Praxeda! Glauben Sie mir, das Gefährlichste hier, sind wir selber!
Bei diesen Worten fängt er an zu knurren und tut lachend so, als ob er sie beißen will.
PRAXEDA EMPRESS
Sitz!
Quietschend stimmt sie in sein Lachen ein. Robbie tut so, als wäre er ein Hund, setzt sich auf seine Hinterbeine, streckt seine Vorderpfötchen hoch, hechelt und fängt an zu bellen, bis sie sich beide lachend auf der Erde kringeln.
ROBBIE
Ich kann sogar zaubern!
Robbie geht zur Küchenzeile.
ROBBIE
(murmelt)
Hier muss er doch irgendwo sein!
Er beginnt den Abfallkorb zu untersuchen. Fördert daraus den Adventskranz hervor, wischt ein paar Joghurtreste ab und präsentiert Praxeda seine Beute.
ROBBIE
Wenn Sie wollen, singe ich Ihnen sogar ein Weihnachtslied.
Sie nickt mit blitzenden Augen. Robbie holte seine Gitarre und die Cognacflasche, schürte das Kaminfeuer, zündet die Kerzen an, setzt sich nieder und legt sich die Gitarre in den Schoß.
ROBBIE
Ihr dahinten, auf den billigen Plätzen, seid still!
Praxeda dreht sich verwundert um. Ihr geht auf, dass er einen Scherz gemacht hat.
ROBBIE
Ich glaube ich kenne gar kein Weihnachtslied!
Robbie klimpert auf der Gitarre und entlockt ihr zarte Töne.
PRAXEDA EMPRESS
Das macht nichts! Das klingt, wie Weihnachten und Sylvester zugleich!
(beobachtet Robbie verträumt)
Szene:061 AUSSEN-FLUGHAFEN ABENDROT-FAHRT IM SCHNEESCHLITTEN
Stockard Darius mustert erstaunt Shona Fox, die trotz der rüttelnden Fahrt im Schneeschlitten, mit ihrem Laptop auf den Knien und ihrer Science Fiktion Brille auf dem Kopf, dasaß und unbeirrt in die Tasten hackt.
STOCKARD DARIUS
(übertönt das Geräusch des Motors)
Gibt es etwas Neues?
SHONA FOX
(brüllt zurück)
Jede Menge, ich sag Ihnen gleich alles, wenn dieses schreckliche Gerüttel, ein Ende genommen hat!
Stockard blickt dem mürrischen Fahrer über die Schulter, doch außer Schneesturm ist nichts zu erkennen. Endlich wird der Schlitten langsamer und stoppt vor einem Gebäude.
HENRY VOGELSANG
Wir sind da!
Er weist auf das Gebäude. Shona und Stockard raffen ihr Gepäck zusammen und steigen aus. Kaum sind sie aus dem Wagen geklettert, braust der Schneeschlitten mit Vollgas davon.
STOCKARD DARIUS
Komischer Vogel!
Shona wischt sich ein paar verlorene Haarsträhnen aus dem Gesicht.
SHONA FOX
Gott sei dank! Ich dachte schon, ich werde mein Abendessen wieder los!
Sie sammeln ihr Gepäck und machen sich, durch das Schneetreiben, auf den Weg zum Gebäude. Eine Tür wird aufgerissen und ein rotwangiges Kerlchen, in kariertem Hemd, winkt ihnen fröhlich entgegen.
TINKA CROW
Da seid ihr ja. Ihr wollt in die Ed'n Siedlung, stimmt's, oder hab ich Recht? Kommt herein, Leute! Kommt schnell herein!
Sie folgen der Gestalt ins Gebäude. Shona reißt sofort, ob der Hitze ihren Parka herunter.
Tinka Crow stellt Shona und Stockard lachend ein Bier hin.
TINKA CROW
Da scheint ja heute `ne Party zu sein!
SHONA FOX
Wie meinen Sie das?
TINKA CROW
Na, heute Nachmittag kam von da schon `ne pikfeine Lady, die ich dort abhol'n sollte.
STOCKARD DARIUS
(verblüfft)
Sind Sie bis hoch in die Siedlung geflogen?
TINKA CROW
Ne, ne, Meister, is zu gefährlich, nur bis Morgenröte!
Stockard blickt Shona fragend an.
SHONA FOX
Die Schneeschlittenstation!
TINKA CROW
Geht ja zu heut, wie im Taubenschlag!
(Lachend schlägt er sich auf den Schenkel)
SHONA FOX
Waren noch mehr Leute da?
TINKA CROW
Aber ja, aber ja! Noch drei Typ'n in Uniform. Große Kerle, sah'n aus wie von 'ner Polente. Wollt'n auch nach Ed'n!
SHONA FOX
(nickt)
Ja die gehören zu uns.
TINKA CROW
Warum seid's dann nich zusamm'n geflog'n?
(winkt ab)
Soll mir egal sein, so viele Kund'n hat ich `n ganz'n Winter nich! Is ja wie Weihnacht'n, was ja auch is!
Shona beginnt ihr Bier zu trinken, was von dem Männchen mit anerkennendem Blick gezollt wird.
STOCKARD DARIUS
Würden Sie bis hoch in die Siedlung fliegen?
TINKA CROW
Ne, ne, Meister, is zu gefährlich, nur bis Morgenröte! Für alles Geld der Welt nich, würd ich nich versuch'n, bei dem Sturm, da hinzuflieg'n. Is schon schwierig bis da hin zu komm'n. Mensch, man, wo hab ich nur meine Manier'n gelass'n?
TINKA CROW
(wischt sich die Hand am Hosenbein ab und reicht Shona grinsend die Hand)
Tinka Crow is mein Name!
SHONA FOX
(nimmt die dargebotene Hand)
Shona Fox, sehr erfreut.
Tinka Crow reicht Stockard die Hand.
STOCKARD DARIUS
Stockard Darius, sehr erfreut!
SHONA FOX
Wir sind Ihnen schon sehr dankbar, dass Sie uns nach Morgenröte fliegen, bei dem Sturm.
TINKA CROW
Is kein Problem Lady, wenn'se `n fest'n Mag'n hab'n!
Shona hantiert mit ihrem Laptop und hat in wenigen Sekunden ein Bild von Vanessa Praxton auf dem Monitor.
SHONA FOX
Ist sie das?
TINKA CROW
(nickt lachend)
Nur hat'se mehr angehabt!
SHONA FOX
Wir zahlen Ihnen das Doppelte, wenn Sie vergessen, dass wir oder unsere Leute heute hier waren und wenn Sie vergessen, dass die pikfeine Lady hier war, legen wir noch was drauf!
TINKA CROW
Geht klar, Lady! Hab'n se das Henry auch angebot'n?
Shona schüttelte den Kopf.
STOCKARD DARIUS
Meinen Sie den mürrischen Schneeschlittenfahrer?
TINKA CROW
(nickt)
Dem is grad die Frau weggelauf'n. Is auch kein Wunder, der säuft auch wie'n Loch!
Shona nickt verständnisvoll und trinkt den Rest ihres Biers aus.
TINKA CROW
Der kommt nachher wieder, denn sach ich ihm das! Ob'n hab'n die `n paar Verletzte gefund'n, die soll'n noch ins Krankenhaus. Wenn'se heut nich hochwollt'n, hätt ich `se morge'n erst geholt. So kann Henry `se nachher abhol'n.
SHONA FOX
Natürlich soll das nicht Henrys Schaden sein!
Shona bedeutet Stockard, Geld auf den Tisch zu legen. Tinka Crow steckt lächelnd das Geld ein und heftet die Scheine für Henry an eine Pinnwand.
TINKA CROW
Is ja wie Weihnacht'n, was ja auch is! Ich lass nu euch zwei Hübsch'n allein und guck, ob die Maschine startklar is, dauert nur `n paar Minut'n.
Tinka schlüpft grinsend in eine Jacke, setzt eine Mütze auf und geht pfeifend hinaus in den Schneesturm.
SHONA FOX
(lachend)
Woll'n ´se ihr Bier nich, man?
Sie greift nach der unberührten Flasche Bier und trinkt es in einem Atemzug aus. Als sie die Flasche absetzt, rülpst sie ungeniert. Stockard blickt sie entgeistert an.
SHONA FOX
Ich muss mir Mut antrinken! Und es ist unhöflich, ein angebrochenes Bier stehen zu lassen!
Stockard quittiert das mit einem Lachen und Kopfschütteln.
SHONA FOX
Nun zu den Fakten! Unsere Leute, vermutlich die von'ner Polente,
(sie kann sich kaum ihr Grinsen verkneifen)
haben vorhin Vanessas, oder Lorettas Wagen gefunden. Seither haben sie sich nicht mehr gemeldet.
(ernst)
Gerade hat uns Tinka Crow erzählt, er solle Verletzte bergen.
(hält inne und hackt, mit ihrer Science Fiction Brille auf der Nase in die Tastatur ihres Laptops)
Der Wagen von Praxeda Empress bewegt sich wieder auf die Landstrasse zu. Das Telefon ist aktiviert, doch niemand geht ran. Bei Rosenblüte herrscht rege Aktivität und unsere Leute aus London beobachten gerade, wie jemand in Praxeda Empress Wohnung eindringt. Auch bei Loretta Diamond sind die Langfinger am Werk, berichtet unser Mann vor ihrer Wohnung. Wir haben auch jemanden zu Crazy Will geschickt, der hat gerade mit seinem Assistenten das Haus verlassen.
(schiebt ihre Brille in den Haaransatz und blickt Stockard an)
Ich wüsste gerne,
(ihre Finger trommeln über die Tischplatte)
was zum Teufel hier los ist!
Ein grinsender Tinka Crow kommt durch die Tür geschneit.
TINKA CROW
(klatscht freudig in die Hände)
Es kann los geh'n Leute!
Shona Fox und Stockard schnappen ihre Sachen und eilen Tinka hinterher.
Szene:062 AUSSEN-LUFTKISSENBOOT
Rustin Dean versteckt das Luftkissenboot hinter einigen mächtigen Tannen. Schräg gegenüber, in dreihundert Metern Entfernung, befindet sich das massive, eiserne Sicherheitstor zum Winterblumschen Anwesen. Rustin Dean klettert aus dem Luftkissenboot und lauscht in die Umgebung. Snake hockt mit schmerzverzerrtem Gesicht im Fahrzeug.
RUSTIN DEAN
(flüsternd)
Pitsch wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis er hier ist! Soll ich die Sprengladungen schon anbringen?
Snake Barnacle schüttelt den Kopf und hält sich weiter die Hand auf seine Beinwunde gepresst. Rustin Dean betrachtet die blutverschmierten Lumpen, die Snake um sein Bein gewickelt hat.
RUSTIN DEAN
Wie ist das passiert?
SNAKE BARNACLE
(zischt)
Unfall!
(er blickt Rustin Dean bitterböse an, sodaß dieser nicht weiterfragt)
RUSTIN DEAN
Jedenfalls musst du die Blutung stoppen und die blutigen Lumpen loswerden! Der Blutgeruch lockt wilde Tiere an!
Snake Barnacle blickt ihn entgeistert an. Rustin Dean kramt unter dem Fahrersitz herum und reicht Snake einen Verbandkasten. Snake wühlt unbeholfen darin herum, bis Rustin ihm einen fachmännischen Verband anlegt und zum Schluss die blutigen Lumpen in eine Tüte stopft.
RUSTIN DEAN
Sag Pitsch, er soll sie vergraben!
Beide starren horchend in die Finsternis. Rustin Dean tätschelt Beauty, die brav auf dem Rücksitz liegt.
SNAKE BARNACLE
Warum dauert das nur so lange? Warum braucht der Idiot so lang?
RUSTIN DEAN
Hast du es besonders eilig ein Verbrechen zu begehen, oder was ist mit dir los?
SNAKE BARNACLE
Dieser ganze verdammte Plan stinkt zum Himmel!
RUSTIN DEAN
Sei lieber nicht so laut, sonst rufen wir die Sicherheitsleute noch vor dem Bum auf den Plan! Du kannst froh sein, dass Loretta den Plan versaut hat und nicht du!
SNAKE BARNACLE
Warum sollten wir nicht das andere Tor in die Luft jagen? Da waren wir doch viel näher dran!
RUSTIN DEAN
Keine Ahnung! Vielleicht weiß der Boss gar nicht, dass das Gelände zwei Eingänge hat.
SNAKE BARNACLE
Natürlich weiß er das! Auf unserem Plan sind die Zugänge eingezeichnet.
RUSTIN DEAN
(zuckt die Schultern)
Vielleicht, weil der Zufahrtsweg zum Haus, auf der anderen Seite, viel länger ist! Auf dieser Seite stehen mehr hohe Bäume. Bieten eine gute Deckung!
SNAKE BARNACLE
Ja, aber hier sind wir auch viel näher an der Landstraße. Wenn jemand vorbeikommt?
RUSTIN DEAN
Befehl ist Befehl! Weißt du, was passiert, wenn der Boss zu dir sagt, du sollst das Haupttor sprengen und du dann stattdessen einen anderen Eingang in die Luft jagst?
Szene:063 EINBLENDUNG: Beton an den Füßen und ein Drohendes Haifischmaul.
SNAKE BARNACLE: (CONT'D)
(nickt)
Ich hasse solche Improvisationen! Schlechtes Timing! Keine Absprache! Keinen Plan! Wir wissen nicht einmal, wie viele Sicherheitsleute auf uns zukommen. Erst kommt der Bum und dann? Vielleicht steckt hinter dieser Mauer eine ganze verdammte Armee!
(bitter)
RUSTIN DEAN
So ein Quatsch!
(lacht kurz auf)
Die Zufahrtswege sehen so aus, als wäre da seit Tagen niemand mehr langgefahren! Der Weg auf der anderen Seite ist in dem Schneehaufen nicht einmal mehr zu erkennen und ein umgestürzter Baum liegt dort seit gestern auf dem Weg. Wenn hinter dieser Mauer eine Armee versteckt wäre, würde sie jetzt eine wilde Weihnachtsparty feiern! Oder? Hörst du irgendwas?
SNAKE BARNACLE
(lauscht gespannt in die Umgebung)
Wie viele Leute mögen da drin sein?
RUSTIN DEAN
Schätze mal, drei, vier, vielleicht fünf Sicherheitsleute und Winterblum.
SNAKE BARNACLE
Wie wollen wir vorgehen?
RUSTIN DEAN
Wir sprengen das Tor in die Luft, wenn Pitsch den Wagen platziert hat und sehen dann weiter!
Plötzlich schlägt Rustin mit der Hand wütend auf die Konsole. Snake zuckt zusammen und geht vor der Konsole in Deckung.
RUSTIN DEAN
Erst sollten wir ein paar Sicherheitsleute betäuben und Winterblum mitnehmen, ohne viele Spuren zu hinterlassen und jetzt sollen wir den ganzen verdammten Laden in die Luft jagen und die Stellung halten, weil der Alte irgendeine Rechnung mit ihm zu begleichen hat. Und was soll das mit dem Auto? Was habt ihr mit dem Mädchen überhaupt gemacht?
SNAKE BARNACLE
Pitsch hat sie umgehauen und in den Wald gelegt!
RUSTIN DEAN
Ich will es lieber gar nicht wissen! Aber ich weiß nicht, ob die Hunde sie bei diesem Schneesturm überhaupt entdecken können. Wo habt ihr sie in den Wald gelegt?
SNAKE BARNACLE
Sie muss irgendwo da, in der Nähe vom See sein.
(deutet in die Richtung, aus der sie gerade gekommen sind)
Wir sind etwa eine Stunde vom Hubschrauber aus zu Fuß gegangen, als wir auf sie getroffen sind.
RUSTIN DEAN
Was für ein Treffer! Was für ein Schlamassel und ihr Profis habt in dem Wagen auch noch überall Fingerabdrücke hinterlassen!
(Rustin zeigte zynisch grinsend auf Snakes unbehandschuhte Finger)
Und das im 21. Jahrhundert!
SNAKE BARNACLE Gedankenstimme: (V.O.)
(bricht der Schweiß aus und er wird bleich)
Bleib cool, Junge. Du bist ein Profi! Wir stecken einfach etwas Sprengstoff in den Tank und sprengen die Kiste in die Luft!
RUSTIN DEAN
(schüttelt den Kopf)
Davon hat der Boss nichts gesagt! Du machst dich dran, deine Fingerabdrücke zu beseitigen, mehr nicht!
SNAKE BARNACLE
Du weißt doch, was der Boss vorhat, stimmt's?
Rustin zuckt gleichgültig mit den Schultern.
SNAKE BARNACLE
Wie kommst du überhaupt hier her, Rustin? Ich hab dich zuletzt vor ein paar Monaten beim Boss gesehen.
RUSTIN DEAN
Crazy Will muss das alles von langer Hand geplant haben! Vor ein paar Monaten hat er mir diesen Job hier besorgt und seitdem lebe ich hier. Dann hat er sich einige Monate nicht gemeldet und heute Morgen rief Jeroen an.
RUSTIN DEAN Gedankenstimme: (V.O.)
Und nicht nur Jeroen!
SNAKE BARNACLE
Dann hat Crazy Will dies Ding hier besorgt! Snake deutet auf das Luftkissenboot.
RUSTIN DEAN
(nickt)
Alles andere auch.
Rustin kramt wieder unter seinem Sitz herum und zieht einige schwarze Stofftaschen darunter hervor.
RUSTIN DEAN
Nachtsichtgerät, Infrarotwärmemesser, Kompass mit Satellitensignal, -reagiert nicht auf elektromagnetische Störungen, Sprengstoff, C4, Dynamit, Ferngläser, Betäubungsgewehre, Satellitentelefon, Taschenlampen und sonstigen Kram. Und jetzt sage noch, der Boss hätte keinen Plan!
SNAKE BARNACLE
Aber, dass mit der Frau, wusste er doch erst, als wir es ihm erzählt haben. Das war doch purer Zufall, dass wir sie hier getroffen haben.
RUSTIN DEAN
Weißt du das so genau, Snake?
SNAKE BARNACLE
(blickt erstaunt auf und nickt zögerlich)
Ich habe zwar keine Ahnung, was hier läuft, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Frau nicht zum ursprünglichen Plan gehörte! Was glaubst du, hat der Boss vor?
RUSTIN DEAN
Ich glaube, er will Winterblum kaltmachen und braucht eine Mörderin!
SNAKE BARNACLE
(keucht)
Mord? Ich dachte, er will Winterblum entführen und nicht ermorden!
RUSTIN DEAN
(nüchtern)
Wozu braucht er dann die Frau?
SNAKE BARNACLE
(entrüstet)
Mord?
(er schüttelt den Kopf)
Von Mord war keine Rede!
RUSTIN DEAN
(zischt genervt)
Von Mord ist noch keine Rede!
In der Ferne tauchen schimmernde Autoscheinwerfer auf. Rustin springt aus dem Luftkissenboot und blinkt Pitsch mit der Taschenlampe. Er bedeutet ihm, den Wagen weg von der Straße zu lenken. Pitsch zwängt sich aus dem Auto.
RUSTIN DEAN
Ich bringe die Sprengladungen an und ihr beseitigt erst eure Fingerabdrücke!
PITSCH KETTLAR
(Pitsch hat Rustins Worte nicht verstanden)
Was?
Snake Barnacle kommt mühsam angehumpelt, Rustin Dean gibt Snake Barnacle und Pitsch Kettlar Taschenlampen und huscht davon.
PITSCH KETTLAR
Wie wollen wir vorgehen?
Snake Barnacle zieht sich demonstrativ seine Handschuhe an und setzt sich in den Wagen.
SNAKE BARNACLE
Rustin bringt die Sprengladung an und wir untersuchen das Auto!
Snake Barnacle schnappt sich die Reste der Bluse und beginnt unauffällig die Konsole abzuwischen. Die Handtasche, die Keksschachtel, die Landkarten und das Päckchen Zigaretten, steckt er kurzerhand in seinen Parka. Pitsch öffnet den Kofferraum, um darin herum zu stöbern. Sn entdeckt die Zeitschriften und Zettel, die er ohne Handschuhe berührt und steckt sie ebenfalls ein. Als er sich im Fußraum vorbeugt, entdeckt er ein verstecktes Fach, schräg unter der Konsole und er rüttelt daran herum. Zögerlich kramt er sein Messer aus der Tasche, betrachtet es einen Augenblick und beginnt damit, das Schloss zu bearbeiten. Ein plötzlicher Schuss lässt ihn zusammenfahren. Er rutscht mit dem Messer ab, gleitet damit über die Konsole uns schneidet sich mit der Klinge quer über die Hand.
SNAKE BARNACLE
(brüllt)
So eine Scheiße!
Er stürzt aus dem Wagen, hin zu Pitsch vor dem auf dem Boden eine Metallkiste steht, die er gerade aufzuschießen versucht hatte.
SNAKE BARNACLE
(schreit)
Pitsch, du verdammter Vollidiot! Du gottverdammter, hirnrissiger Volltrottel.
Pitsch steckt verlegen seine Waffe ein und blickt auf Snakes Hand. Rotes Blut tröpfelt in dicken Tropfen in den Schnee.
SNAKE BARNACLE
(speit zischend die nächsten Worte aus)
Scheiße, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Du hirnverbrannter Vollidiot!
Er humpelt zum Wagen zurück, setzt sich stöhnend hinein und zieht im Licht der Taschenlampe langsam den Handschuh von seinen Fingern. Eine tiefe, blutige Fleischwunde zieht sich von seinem Zeigefinger bis zum Handgelenk, schräg über seinen Handrücken. Pitsch kommt unterdessen langsam zum Wagen, beugt sich hinunter zu Snake und blickte interessiert auf Snakes Hand.
PITSCH KETTLAR
(grinst)
Und du Volltrottel hast wieder mit dem Messer gespielt! Du solltest aufpassen, dass du dir nicht mal aus Versehen die Gurgel durchschneidest.
SNAKE BARNACLE
(wütend)
Du solltest aufpassen, dass ich sie dir nicht gleich durchschneide!
Snake nimmt sich die Reste der Bluse, mit denen er gerade die Konsole abgewischt hatte und wickelt sie sich um die blutige Hand)
SNAKE BARNACLE
(faucht)Was sollte die Knallerei? Wenn jetzt die Sicherheitsleute hier auftauchen, bist du schuld, dass der Plan scheitert!
PITSCH KETTLAR
(trotzig)
Ob wir sie nun hier oder da erledigen, ist doch nun wirklich scheißegal!
Snake schüttelt wieder seinen Kopf und tritt wütend gegen das verborgene Fach.
SNAKE BARNACLE
Ist da hinten Werkzeug?
Pitsch nickt, geht nach hinten und kommt mit einer aufgerollten Werkzeugtasche wieder nach vorn.
PITSCH KETTLAR
Schlüssel, Schraubenzieher, Wagenrad, Brechstange!
SNAKE BARNACLE
(knurrt)
Brechstange!
Pitsch reicht Snake die Brechstange.
PITSCH KETTLAR
Was hast du eigentlich vor?
Snake Barnacle knurrt eine unverständliche Antwort, sucht eine Spalte, wo er die Stange ansetzen kann, findet eine und knackt mit einem Ruck nach unten, das Fach auf. Ein ohrenbetäubendes Getöse schreit in der Stille auf. Pitsch reißt an einem Hebel, der unter der Konsole verborgen ist, die Motorhaube springt auf und Pitsch nach vorn und nach wenigen Sekunden ist das grauenvolle Gekreische der Autoalarmanlage vorbei.
Pitsch kommt zurück und blickt kopfschüttelnd auf Snake.
PITSCH KETTLAR
Was zum Teufel machst du hier eigentlich?
Pitsch baut sich drohend vor Snake Barnacle auf.
PITSCH KETTLAR
Was du hier machst, will ich wissen!
Snake ignoriert ihn, beugt sich über das Fach und zieht ein dickes ledergebundenes Buch, ein Telefon und eine kleine silberne Handfeuerwaffe heraus, die er gleich auf den verwunderten Pitsch richtet. Pitsch hebt abwehrend die Hände.
PITSCH KETTLAR
War nicht so gemeint Kumpel! Aber die Tussi scheint ja ein ganz heißer Feger zu sein, mit so einer Knarre im Handschuhfach.
Pitsch lacht und schlägt Snake ungeachtet der Waffe freundschaftlich auf die Schulter.
PITSCH KETTLAR
Warum hast du nicht den Schlüssel genommen?
Lachend weist Pitsch auf den Schlüssel, der noch im Zündschloss steckt. Snake blickt ihn wütend an, steckt seine Ausbeute in seine Manteltaschen, klettert mühsam aus dem Wagen und humpelt langsam zum Luftkissenboot davon. Pitsch untersucht weiter den Wagen und inspiziert die Metallkiste, deren Schloss er aufzuschießen versucht hatte. Rustin taucht aus dem Nichts auf.
RUSTIN DEAN
(zischt)
Was treibt ihr hier eigentlich. Was sollte der Höllenlärm?
Rustin blickt sich suchend um und entdeckt das Blut im Schnee. Er geht ums Auto herum.
RUSTIN DEAN
(schneidend)
Wo ist Snake?
Rustin stößt mit dem Fuß gegen die Metallkiste.
RUSTIN DEAN
Und was ist das hier?
PITSCH KETTLAR
(zuckt die Schultern)
Keine Ahnung was da drin ist. Snake ist zum Luftkissenboot gegangen, hat sich geschnitten.
Rustin mustert ihn, Pitsch scharrt mit seiner Schuhspitze verlegen im Schnee. Rustin untersucht die Spuren im Schnee.
RUSTIN DEAN
(energisch)
Wir warten jetzt erst Mal! Falls euer Höllenspektakel die Sicherheitsleute auf den Plan gerufen hat, können wir sie gleich hier erledigen.
PITSCH KETTLAR
In Ordnung.
(greift nervös nach seinem Revolver)
RUSTIN DEAN
(schneidend)
Mit dem Betäubungsgewehr!
Pitsch lässt seinen Revolver ins Halfter zurückgleiten und zerrt aus dem Wagen die Betäubungsgewehre hervor, die er hinter den Fahrersitz gelegt hatte. Eins davon reicht er Rustin und das Gewehr für Snake schnallt er sich am Gewehrriemen über die Schulter. Still verharrend und gespannt, lauschen sie in die Umgebung.
RUSTIN DEAN
Bisher scheint sich nichts gerührt zu haben. Wenn sich in einer Viertelstunde noch immer nichts rührt, dann scheint niemand den Lärm bemerkt zu haben. Wir fahren dann den Wagen vor das Tor, legen uns auf die Lauer und sprengen das verdammte Ding. Wir brauchen noch ein paar Sachen von der Frau für die Hunde.
Rustin geht zum Wagen, nimmt von der Rücksitzbank eine Jacke und einen Schal und winkt Pitsch, ihm zum Luftkissenboot zu folgen.
PITSCH KETTLAR
(grinsend)
Wir besprechen das lieber mit Snake, bevor er sich in Stücke geschnitten hat!
Pitsch hebt sich die Metallkiste auf die Schulter und stapft ihm durch den Schnee hinterher.
Rustin verdreht die Augen zum Himmel.
Szene:064 INNEN -FLUGHAFEN LUXEMBURG
Crazy Will, Jeroen Imogen und Noah Kenneth Gorden, der Wissenschaftler stehen am Flugschalter und sind bemüht Flugkarten zu kaufen.
Flughafenangestellte
(schüttelt vehement den Kopf)
Es tut mir wirklich leid, Sir. Es ist kein einziger Flugplatz in die Schweiz mehr zu bekommen. Bitte beruhigen Sie sich!
Crazy Will:(schnappt sich das Mikrofon der Flugangestellten)
Ich biete demjenigen, der uns drei Flugkarten in die Schweiz überlässt, zwanzigtausend Dollar. Meine kranke Mutter liegt im Sterben. Haben Sie an Weihnachten ein Herz und geben sie mir und meinen Neffen die Möglichkeit uns in Würde zu verabschieden!
Ein älteres Ehepaar kommt an und gibt Crazy Will ihre Flugkarten.
PAAR
Wir wollten unsere Tochter besuchen, doch nehmen sie die Flugkarten. Sie wird es verstehen! Wenn Sie uns den regulären Preis zahlen, sind wir zufrieden!
Crazy Will gibt ihnen freudig das Geld. Ein junger Mann druckst um ihn herum und spricht ihn an.
JUNGER MANN
War Ihnen das ernst mit den 20.000?
Crazy Will nickt.
JUNGER MANN
Sie können meine Flugkarte haben!
Zerknirscht gibt Crazy Will ihm das Geld.
Szene:065 EINSCHUBSEQUENZ:
Der junge Mann mit Betonklötzen an den Füßen.
Szene:066 INNEN -FLUGHAFEN LUXEMBURG-CONTINUOUS
Crazy Will, Jeroen und Noah gehen zum Flugsteig. Noah Kenneth Gordon blickt sich ständig gehetzt um. Ihnen kommt eine attraktive Frau entgegen, mit langen schwarzen Haaren und einer riesigen Schneebrille, die sich im Vorbeigehen wegdreht, als wollte sie nicht erkannt werden. Crazy Will starrt ihr auf den Hintern. Jeroen ist anzusehen, dass er Loretta, selbst in ihrer Verkleidung erkannt hat.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Loretta!
Szene:067 INNEN - IM FLUGZEUG
Crazy Will schnarcht neben Jeroen. Noah Kenneth Gordon sitzt kaugummikauend schräg gegenüber und kritzelt hastig in seine Notizbücher. Hin und wieder blickt er sich gehetzt um. Jeroen mustert verächtlich den Wissenschaftler.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Ein wahnsinniger Gehirnspezialist. Wenn ich so vielen Leuten den Geist verdreht hätte, wäre ich sicherlich auch auf der Flucht. Und Loretta? Niemals tut sie das, was man von ihr erwartet!
CRAZY WILL
(schnarcht und spricht im Schlaf)Vermutlich ist sie angekommen und die ganze Aktion läuft schon!
(schreckt von seinen eigenen Worten auf)
CRAZY WILL
(gähnt und reibt sich die verschlafenen Augen)
Wann sind wir da?
JEROEN IMOGEN
(blickt auf seine Uhr)
Zwanzig Minuten, wenn wir planmäßig ankommen. Ein paar unserer Leute holen uns vom Flughafen ab.
CRAZY WILL
Hast du alles Übrige erledigt?
JEROEN IMOGEN
(nickt)
Unsere Leute bringen uns zu einem Schneeschlittenführer, der uns zu einem Flughafen fährt, wo wir eine Privatmaschine nehmen, die uns bis fast hoch in die Berge bringt. Zu einer weiteren Schlittenstation. Eine andere Möglichkeit nach Eden zu kommen, gibt es nicht.
CRAZY WILL
Warum kann uns der Pilot nicht bis ganz hoch bringen?
JEROEN IMOGEN
Ist ihm zu gefährlich, sagt er.
CRAZY WILL
Wie lange wird das dauern?
JEROEN IMOGEN
Drei, vielleicht vier Stunden, je nach Witterungslage.
CRAZY WILL
Wenn wir angekommen sind, dann will ich als erstes wissen, ob unsere Leute schon etwas über Loretta herausgefunden haben!
Jeroen nickt schweigend, tippt ein paar Zahlenreihen in seinen Rechner und starrt hinaus in die Dunkelheit.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Winterblum, ich kann dir nur wünschen ein paar fähige Sicherheitsleute zu haben. Andererseits, ist Leben wohl verwirkt!!
Szene:068 INNEN -SCHWEIZ-IM SPORTFLUGZEUG-LANDEANFLUG
Tinka Crow am Steuer. Stockard schaut über seine Schulter. Stockard hat die Finger in den Sitz gekrallt. Shona sitzt mit hochgekrempelten Ärmeln, offener Jacke und ihrer Brille über dem Laptop. Tinka weist mit dem Finger in den Schneesturm. Ein Gespräch ist, ob des lauten Motors nicht möglich.
TINKA CROW
(brüllt)
Wir sind bald da, Leute!
Shona winkt, um Stockard Aufmerksamkeit zu erregen und er blickt interessiert auf ihren Rechner. Shona tippt mit flinken Fingern:
SHONA FOX
Crazy Will Praxton, Jeroen Imogen und ein Wissenschaftler namens Noah Kenneth Gorden, befinden sich auf dem Weg in die Schweiz und landen in den nächsten Minuten.
Stockard kratzt sich fragend den Kopf und schaut Shona unschlüssig an.
SHONA FOX
Wenn er vom gleichen Flughafen, wie wir kommt und nach Eden will, muss er auch den gleichen Weg, wie wir, nehmen! Sie wissen dann ja, was ihm noch bevorsteht.
SHONA FOX
(grinst den bleichen Stockard an)
Sie hätten ein Bier trinken sollen!
Stockard tippt mit dem Finger auf seine Uhr und blickt Shona fragend an. Sie hält alle zehn Finger hoch und weist dann mit der Hand schräg nach unten, wie jemand einen Absturz eines Flugzeuges beschreibt und lacht. Sie klappt ihren Laptop zu, stopft ihre Sachen zurück in die Tasche und Tinka Crow setzt zum Landeanflug an.
TINKA CROW
(brüllt)
Wird `n bissch'n holprig!
STOCKARD DARIUS
(schreit Stockard Shona zu)
Braucht er keine Landeerlaubnis?
SHONA FOX
(schüttelt lachend den Kopf und brüllt)
Keine Ahnung! Keine Ahnung!
Stockard kneift die Augen zu und spürt das Poltern und Beben und Schütteln, Holpern und Rütteln.
Szene:069 AUSSEN-SCHWEIZ-SCHNEESCHLITTENSTATION MORGENRÖTE
Tinka Crow ist sicher gelandet. Stockard wird von Shona sanft an der Schulter gerüttelt.
SHONA FOX
Stockard, wir sind vor zehn Minuten gelandet, wollen Sie nicht wenigstens die Augen wieder öffnen?
Stockard blinzelt verwirrt in die Gegend. Tinka Crow steht grinsend an der Luke und neben ihm eine junge Frau, die gleich Stockard Puls befühlt und dabei geschäftig auf ihre Uhr blickt.
RACHEL MALDE
(lächelt)
Flugangst, weiter was nicht! Jetzt haben Sie jedenfalls wieder festen Boden unter den Füßen! Das Schlimmste was hier passieren kann, ist, dass uns eine Lawine überrollt. Besonders, nachdem gerade ein Flugzeug gelandet ist, also kommen Sie schnell ins Haus!
Stockard rafft schnell seine Sachen zusammen und springt aus dem Flugzeug.
RACHEL MALDE
(lacht)
Keine Sorge! Wir sind hier nicht im Lawinengebiet. Ich wollte nur Ihre Reaktionszeit testen!
Sie winkt Shona und Stockard ihr zu folgen und hakt sich bei dem lachenden Tinka ein. Sie gehen einen, im Schnee freigelegten Weg entlang, bis zu einem Gebäude, aus dem Lachen und die Geräusche einer fröhlichen Gesellschaftsfeier erklingen. Die junge Frau führt sie eine Treppe in ein Gebäude hinauf und öffnet die Tür.
Szene:070 INNEN -SCHWEIZ-SCHNEESCHLITTENSTATION MORGENRÖTE
Ein paar Männer und Frauen sitzen in einer Runde um einen Tisch und heben fröhlich grüßend die Gläser.
Stimmenchor
Frohe Weihnachten!
Stockard nickt knapp.
SHONA FOX
(fröhlich)
Frohe Weihnachten!
RACHEL MALDE
Willkommen in Morgenröte!
Rachel Malde weist einladend auf eine freie Bank in der Runde und eine Frau stellt ihnen lächelnd Glühwein hin.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(lacht und prostet ihnen zu)
So schnell von Abendrot nach Morgenröte, da haben Sie die Nacht schon hinter sich gelassen!
(weist auf seine Gefährten am Tisch)
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Darf ich vorstellen. Tinka Crow kennen Sie ja schon! Der beste Höllenpilot, den wir in der ganzen verdammten Schweiz haben!
TINKA CROW
(schlägt sich lachend auf den Schenkel)
Nu übertreib ma nich, Rupert!
Rupert winkt ab und weist auf die strahlenden Schönheiten, die neben Tinka sitzen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Annelie Wiesinger und Josina Nigel, zwei unserer Krankenschwestern.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(sein Finger gleitet weiter und zählt die Personen ab)
Guntram Wodan, Lukas Konstantin, Magnus Birkenwald, unsere Schlittenführer, unsere reizende Rachel Malde, die Sie gerade hereingebeten hat und meine Wenigkeit.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(steht auf und reicht Stockard und Shona die Hand)
Rupert Damian Tannenbaum.
Eine mächtige Pranke quetscht Stockard und Shona freundlich die Hand.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Sie müssen Shona Fox und Stockard Darius sein!
Shona nickte und schenkt ihm eines, von ihrem hinreißenden Lächeln.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Unsere fröhliche Runde ist nicht komplett. Unsere Ärztin, Lowin Vogelsang und zwei unserer Schwestern, Pia Jakob und Malte Niklas versorgen gerade die Bewusstlosen und unsere Mechaniker Tristan Jakob und Yuri Roman, reparieren gerade die Schneeschlitten.
ANNELIE WIESINGER
Fynn Lennard ist auch noch unterwegs!
STOCKARD DARIUS
(räuspert sich)
Die Verletzten könnten zu uns gehören. Können wir mit ihnen sprechen?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(schüttelt den Kopf)
Sie können mit ihnen sprechen, doch ich glaube nicht, dass sie verstehen werden, was Sie sagen. Sie sind bewusstlos. Unsere Ärztin will sie ins Krankenhaus bringen lassen.
SHONA FOX
(trinkt Glühwein)
Sie sagten, die Mechaniker reparieren die Schneeschlitten. Heißt das, die Fahrzeuge sind kaputt?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(nickt)
Ja, das ist merkwürdig. Gewöhnlich geht nur einer mal kaputt, doch diesmal haben alle gleichzeitig ihren Geist aufgegeben. Gerade als wir die Bewusstlosen fanden. Die hatten sich am frühen Abend einen Schneeschlitten ausgeliehen.
Stockard und Shona blicken gespannt auf Rupert und auch die übrigen Personen am Tisch, hatten aufgehört sich zu unterhalten.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Da liegen diese drei Männer bewusstlos im Schneeschlitten und keiner von denen, kann so in der Lage gewesen sein, den Schlitten zu steuern. Und einen kaputten Schlitten schon gar nicht. Wir wissen nicht, wie sie hierher gekommen sind. Sie trugen auch keine Papiere bei sich. Der einzige Schneeschlitten, der jetzt noch funktioniert, gehört Rina Malde.
Stockard blickt fragend in die Runde.
ANNELIE WIESINGER
Unsere Polizistin. Sie ist mit Fynn Lennard, einem unserer Schlittenführer, den Spuren des Schneeschlittens gefolgt. Sie melden sich alle dreißig Minuten über Funk. Rina hat die Spuren eines weiteren Fahrzeuges entdeckt, die in die Richtung führen, aus der Sie gerade gekommen sind.
JOSINA NIGEL
Und vorhin hatten wir einen Anruf, ob wir Verletzte gefunden haben. Eine Frau und einen Mann.
SHONA FOX
Josina, hat der Anrufer vielleicht Namen genannt?
JOSINA NIGEL
(schüttelt den Kopf)
Nein, als ich sagte, wir hätten keine Verletzten, hat er gleich aufgelegt. Da hatten wir die drei Männer auch noch nicht gefunden.
STOCKARD DARIUS
(ernüchtert)
Wie lange wird es dauern, bis die Schlitten wieder einsatzbereit sind?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(zuckt die Schultern)
Als ich vorhin drüben war, sagte Yuri, dass sie den Fehler noch nicht gefunden haben. Aber das sind fähige Männer, die so schnell nicht aufgeben!
STOCKARD DARIUS
Wie lange ungefähr?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(grinst freundlich)
Jedenfalls, solange, dass Sie Ihre Jacke ausziehen können!
Shona grinst und schiebt sich die Jacke von den Schultern. Stockard zerrt seine Jacke herunter und bemerkt missfällig Ruperts studierenden Blick, der Shona gilt. Shona hat ihren Glühwein schon heruntergestürzt und bittet Rupert um einen neuen Becher. Eine Tür am Ende des Raumes gleitet auf und zwei Frauen kommen herein.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Ah, Lowin und Malte!
Rupert schenkt Glühwein aus. Die Frauen nicken Stockard und Shona freundlich zu und setzen sich zu der Runde an den Tisch. Stockard beobachtet die Frau, die sich neben ihn gesetzt hat.
LOWIN VOGELSANG
Pia bleibt noch bei den Bewusstlosen!
(sie wendet sich Tinka zu)
Ich glaube nicht, dass sie in diesem Zustand transportfähig sind.
(sie wendet sich Rupert zu)
Alles deutet auf ein starkes Betäubungsmittel hin. Ich habe mit Kollegen Rücksprache gehalten, die Kreisläufe der Patienten sind stabil, doch ich vermag noch nicht zu sagen, wann sie wieder aufwachen oder überhaupt transportfähig sind.
Lowin packt ein Päckchen Zigaretten aus und zündet sich eine an. Nach den ersten hastigen Zügen wendet sie sich Stockard und Shona zu.
LOWIN VOGELSANG
Lowin Vogelsang, ich bin Ärztin. Das sind Ihre Leute, nicht?
STOCKARD DARIUS
Möglich! Genaueres kann Ihnen vielleicht Shona sagen.
Shona stürzt ihren Glühwein hinunter, schnappt ihre Tasche mit dem elektronischen Equipment und springt auf.
SHONA FOX
Frau Doktor Vogelsang, kann ich die Verletzten vielleicht sehen?
LOWIN VOGELSANG
Lowin. Wenn Sie mir bitte in die Krankenstation folgen wollen.
Szene:071 INNEN -Schweiz-Schneeschlittenstation Morgenröte-Krankenhauszimmer.
Shona und Stockard folgen Lowin in ein freundlich gelb getünchtes Krankenhauszimmer in dem eine Schwester abwechselnd auf die Monitore starrte und besorgte Blicke auf die Bewusstlosen warf, die in drei der fünf Betten in dem Zimmer liegen.
LOWIN VOGELSANG
Pia Jakob.
Stockard und Shona reichen Pia die Hand und stellen sich vor.
STOCKARD DARIUS
Können Sie uns sagen, was geschehen ist?
LOWIN VOGELSANG
Die drei Männer sind betäubt worden! Jeder von ihnen weist eine Einstichstelle, vielleicht von einer Injektionsnadel auf. Ich kann nur ihre Kreisläufe stabilisieren. Herzschlag und Atmung sind in Ordnung. Der Blutdruck ist bei allen niedrig, was aber auch kein Wunder ist, wenn sie betäubt sind.
Lowin befühlt den Puls der Bewusstlosen und studiert aufmerksam die Monitore.
LOWIN VOGELSANG
Ich kann kein Gegenmittel verabreichen, da wir die Art des Mittels nicht kennen. Ich habe ihnen Blut abgenommen und es versucht zu analysieren, doch ich bin keine Narkosespezialistin. Ich erwarte noch Nachrichten von Kollegen, vielleicht bringen die einige Klarheit.
Pia Jakob
Sind das Ihre Leute?
Pia beobachtet Shona interessiert, die ihren Computer auf einem kleinen Tisch aufbaut.
SHONA FOX
Ich denke schon!
(sie setzt ihre Science Fiction Brille auf)
Genaueres kann ich Ihnen in zwei Minuten sagen. Ich kenne unsere Sicherheitsleute nicht alle persönlich. Wenn Sie wollen, können wir einige Zeit bei den Patienten bleiben. Ich bin ausgebildete Krankenschwester, Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen. Sie und Lowin können zu Ihrer Weihnachtsfeier gehen.
Stockard blickt Shona überrascht an, Pia blickt Lowin erwartungsvoll an. Als diese nickt, huscht sie freudestrahlend davon. Lowin wirft einen weiteren prüfenden Blick auf ihre Patienten und folgt Pia, nicht ohne Shona zu ermahnen, auf die Monitore zu achten.
STOCKARD DARIUS
Wenn ich bedenke, dass wir noch vor einigen Stunden, gemütlich in London saßen, kommt mir das hier, wie ein Albtraum vor!
SHONA FOX
Wenn Sie das hier für einen Albtraum halten, dann haben Sie noch nie einen gehabt!
Shona tippt einige Zeilen in ihren Laptop und gleich darauf erscheinen Fotos der Sicherheitsleute auf ihrem Monitor.
SHONA FOX
Kadda hat eben Personalfotos der Sicherheitsleute geschickt. Wir müssen sie jetzt nur mit den Verletzten vergleichen.
Ein leises summendes Geräusch erklingt und nach einigen Sekunden zieht Shona eine gedruckte Seite hervor, die der Laptop ausgespuckt hat. Sie reicht Stockard das Blatt Papier und tippt weiter geschäftig in den Rechner. Stockard geht zu den Betten und studiert die Gesichter der Bewusstlosen.
STOCKARD DARIUS
(achselzuckend)
Tut mir leid, Shona. Ich bin mir wirklich nicht sicher!
Shona greift sich das Blatt, hakt Stockard ein und zieht ihn schmunzelnd zu den Betten.
SHONA FOX
Vielleicht können wir uns gemeinsam Sicherheit verschaffen!
Shona lässt Stockards Arm los und hält das Blatt Papier neben das Gesicht des ersten Patienten und lässt ihren Finger über die Konturen des Papiergesichtes gleiten.
SHONA FOX
Das hier ist eindeutig Sylvester Keeley!
Shona geht zu den nächsten Betten, vergleicht die Gesichter und nickt.
SHONA FOX
Dan Roger und Tobey Veit. Ich bin mir sicher! Unsere Sicherheitsleute wurden damit allesamt ausgeschaltet.
Sie wirft Stockard einen beunruhigten Blick zu, ihre Hand gleitet in ihren Nacken und sie reibt sich nachdenklich ihren Haaransatz. Kombinierpositur.
SHONA FOX
Okay!
Shona geht wieder zu ihrem Laptop und setzt sich auf einen weißen Krankenzimmerstuhl. Ihr Versuch sich damit schwungvoll zu Stockard umzudrehen hat ein grauenerregendes Quietschen über den Linoleumboden zur Folge. Stockard schüttelt sich und einer der Bewusstlosen bewegt sich in seinem Bett und stöhnt leise. Shona lässt das Geräusch unberührt.
SHONA FOX
Fassen wir noch einmal zusammen!
Stockard setzt sich rittlings auf einen zweiten Stuhl und achtet peinlich darauf, den Stuhl nicht zu verschieben.
SHONA FOX
Winterblum sagt niemandem, wo er hinfährt und verschwindet am sechzehnten. Sie machen sich keine Sorgen und auch wir...
Shona hebt den Zeigefinger und bedenkt Stockard mit einem - nun siehst du, was du davon hast - Blick.
SHONA FOX
Sollten uns keine Sorgen machen, weil er das schon öfter getan hat! Sie kombinieren, dass er hier in der Schweiz ist und wollen ihm ein kleines Weihnachtspräsent senden.
Stockard rutscht verlegen auf seinem Stuhl herum. Trotzig blickt er sie an und nickt.
SHONA FOX
Das Weihnachtsgeschenk ist auf dem Zustellungsweg verschollen und, wie wir von Tinka Crow wissen, als Passagier mit seinem Flugzeug von Morgenröte nach Abendrot geflogen. Von dort gibt es nur die Möglichkeit, von der ersten Schneeschlittenstation abgeholt zu werden, also...
(blickt auf ihren Monitor und grinst)
Ist sie vermutlich nach
Mannes Glück gefahren.
STOCKARD DARIUS
Dorthin, wo dem traurigen Henry die Frau weggelaufen ist.
SHONA FOX
(nickt und blickt wieder zum Monitor)
Kadda schreibt, dass Loretta, als Vanessa Praxton nach Luxemburg geflogen ist. Sie kam mit der Maschine an, in der wenig später Crazy Will mit seinen Leuten in die Schweiz geflogen ist.
STOCKARD DARIUS
Warum ist jemand bei Loretta eingebrochen?
SHONA FOX
(zuckt die Schultern)
Ich habe wirklich keine Ahnung!
STOCKARD DARIUS
Loretta hält ihren Termin nicht ein und fliegt nach Luxemburg, Praxton fliegt nur Minuten später in die Schweiz und fast gleichzeitig wird bei Loretta eingebrochen. Und bei Robbie taucht unterdessen eine wildfremde Person auf, bewusstlos und halb erfroren!
SHONA FOX
Nicht unterdessen! Wenn Sie so wollen, taucht Praxeda Empress als Erste in Ihrem Schauspiel auf.
STOCKARD DARIUS
(zeigt auf die Bewusstlosen)
Wer hat dann diese Leute erledigt? Womöglich Komplizen dieser Empress!
SHONA FOX
Womöglich auch Komplizen von Loretta! Wie ist Loretta sonst, von ihrem Wagen nach Morgenröte gekommen? Wohl kaum gewandert.
SHONA FOX
(tippt gelassen in ihren Laptop)
Doch viel aufregender ist die Frage, wo diese Leute jetzt sind!
Shona macht eine Runde zu den Krankenbetten, überprüft die Vitalzeichen und kehrt an den Tisch zurück.
SHONA FOX
Der letzte Funkspruch dieser Leute besagt, dass sie Lorettas Telefonsignal gefunden haben und dabei den Wagen aufgespürt haben. Irgendjemand hat sie betäubt, während Loretta schon auf dem Weg war.
STOCKARD DARIUS
Wenn die Leute, denen wir unsere betäubten Sicherheitsleute zu verdanken haben, nach Eden gefahren sind, könnten sie so schnell da sein, ich meine könnten sie inzwischen angekommen sein?
SHONA FOX
Wer sollte dann die Sicherheitsleute hergefahren haben und die Schneeschlitten sabotiert haben? Die Polizistin hatte Spuren, Richtung Abendrot entdeckt! Wenn sich die Leute allerdings geteilt haben, ist es möglich, dass sie schon in Eden sind. Malcolm hat versucht, noch einen Hubschrauber loszuschicken, doch alle Piloten und die Flugsicherung halten das, bei diesem Schneetreiben, für reinen Selbstmord!
SHONA FOX
(betrachtet Stockard nachdenklich)
Was ich Sie die ganze Zeit schon fragen wollte. Falls wir auf den Berg kommen und falls dort oben wirklich irgendwelche Gangster am Werk sind, was denken Sie, wie wir mir ihnen fertig werden?
STOCKARD DARIUS
(blickt Shona verblüfft an)
Wie sind die Empress und Loretta, denn mit dem Wagen da hinaufgekommen? Sie sind doch beide mit dem Auto gefahren!
SHONA FOX
Es gibt noch Wege auf der anderen Seite. Allerdings gibt es dort keine Schneeschlitten, sondern lediglich Autos zu mieten. Gelegentlich kommt auch mal ein Schneepflug vorbei. Die Strecke ist um einiges länger. Wenn wir einen Wagen hätten mieten können, hätten wir das getan! Dieser Weg schien der Unkomplizierteste und Schnellste zu sein! Sie haben meine Frage nicht beantwortet!
STOCKARD DARIUS
(rauft sich die Haare)
Ich kann Ihre Frage nicht beantworten! Ich habe die Situation vollkommen unterschätzt und kann auch von meiner Sicherheitsexpertin nicht erwarten, dass sie Leib und Leben riskiert, um meinen Fehler auszubügeln.
SHONA FOX
(zieht mit sardonischem Grinsen einen kleinen Revolver aus ihrem Stiefel hervor)
Genau für solche Situationen ist eine Sicherheitsexpertin da! Fehler ausbügeln und dafür sorgen, dass keine Neuen entstehen!
STOCKARD DARIUS
(blickt Shona überrascht an und schüttelt den Kopf)
Glauben Sie, dass bei so einer Organisation, wie Crazy Will sie hat, sich auch nur ein einziger, von so einer Kinderpistole abschrecken lässt? Wir informieren Interpol und die Schweizer Staatspolizei und beordern noch Sicherheitsleute auf dem Landweg. Internationale Verbrechen. Länderübergreifende Strafdelikte und wir kämpfen auf verlorenem Posten mit einer Kinderpistole!
(energisch)
SHONA FOX
(grinst)
Wenn Crazy Will, eine straffe Organisation hätte, warum hat er dann, laut krakeelend auf dem Flughafen Flugkarten gekauft, um seine Mutter auf ihrem Sterbebett zu verabschieden? Und warum hat jemand in der Londoner Wohnung von Praxeda Empress, Hunderte von Bildern und Fotos ausgebreitet, die allesamt Winterblum zeigen? Etwas Sprengstoff deponiert und ein paar Parolen an die Wand geschmiert? Unsere Leute waren vor und nach den Einbrechern in der Wohnung!
STOCKARD DARIUS
(wissbegierig)
Sie meinen, jemand der weiß, dass diese Empress bei Robbie ist, hat das veranlasst?
SHONA FOX
Möglich?!
STOCKARD DARIUS
(nüchtern)
Außer uns, weiß niemand, dass sie bei Robbie ist!
Szene:072 EINBLENDUNG: Stockard Darius sieht vor seinem geistigen Auge-Kadda und Malcolm als Spitzel des Organisierten Verbrechens.Er blickt auf Shona.
(Shona?)
Stockard schüttelt den Gedanken ab. Vor seinem geistigen Auge taucht Cynthia auf, die mit ihm in der Londoner Wohnung war. Natürlich hatte sie telefoniert.
STOCKARD DARIUS: (CONT'D)
(entmutigt, mit dem Ausdruck eines Verwundeten)
Cynthia!
SHONA FOX
(unbeschwert)
Ich bin ein wenig von Ihrer Fantasie enttäuscht! Cynthia! Glauben Sie, Ihr Cremeschnittchen würde so etwas anzetteln?
Schweigen lauert in der Luft und beide blicken sich verwundert an.
STOCKARD DARIUS
(langsam und schneidend)
Wenn ich die Sahneschnitte nicht bekomme, begnüge ich mich eben mit dem Cremeschnittchen. Es ist doch nicht jeder so ein Eisblock wie Sie!
(einen Augenblick später tut Stockard seine Offenbarung leid)
SHONA FOX
(doch Shona bricht in schallendes Gelächter aus)
Sahneschnitte, Cremeschnittchen! Mir scheint, die kalte Luft hier oben, macht die Menschen besonders heißblütig, Sie und mich eingeschlossen!
Shona bemerkt, dass sie ihren Revolver immer noch in der Hand hält und damit spielt und steckt, etwas verlegen, die Waffe wieder in ihren Stiefel hinein.
STOCKARD DARIUS
Wie sind Sie mit dem Ding überhaupt ins Flugzeug gekommen?
Shonabeachtet seine Frage nicht und hackt ungerührt in ihre Tastatur.
SHONA FOX
Der Wagen dieser Empress steht jetzt vor dem Sicherheitstor.
STOCKARD DARIUS
Wer könnte denn dann die Informationen über diese Empress weitergegeben haben, wenn niemand aus unseren Reihen?
SHONA FOX
Warum kam diese Empress fast erfroren bei Winterblum an? Wollen Sie immer noch Interpol und die Staatspolizei aktivieren?
Szene:073 EINBLENDUNG
CREMESCHNITTCHEN
SHONA FOX: (CONT'D)
Malcolm hat ein paar Leute gefunden, die sich auf den Weg nach Eden machen. Über die Landstrasse. Es dauert sechs bis acht Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Früher kann auch niemand von der Polizei, oder Interpol dort sein! Von hier aus dauert es rund anderthalb bis zwei Stunden, wenn ein Schneeschlitten läuft! Wir können natürlich auch mit Tinka Crow zurückfliegen und versuchen auf dem Landweg nach Eden zu gelangen.
STOCKARD DARIUS
(schüttelt heftig den Kopf)
Lieber würde ich nach Eden wandern!
SHONA FOX
Wir können auch warten bis der Schneesturm sich gelegt hat und einen Hubschrauber mieten! Nur vermag noch keiner zu sagen, wann der Sturm sich legt.
STOCKARD DARIUS
(zuversichtlich)
Wenn das fähige Mechaniker sind, wie dieser Rupert behauptet hat, dann schaffen sie es vielleicht, einen Schlitten zum Laufen zu bringen!
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Falls wir auf den Berg kommen und falls dort oben wirklich irgendwelche Gangster am Werk sind, was denken Sie, wie wir mit ihnen fertig werden?
(lässt seine Augen durchs Zimmer schweifen und sein Blick bleibt an den bewusstlosen Sicherheitsleuten heften)
Szene:074 EINBLENDUNG: Ein kleiner aufkeimender Funken der Zuversicht wird von der Keule der Erkenntnis Erschlagen.
Stockard schüttelt entmutigt den Kopf. Shona betrachtet ihn unverhohlen, mit einem Grinsen im Gesicht. Stockard blickt auf seine Schuhspitzen.
STOCKARD DARIUS: (CONT'D)
Ich glaube, Shona, die Sache ist mir über den Kopf gewachsen!
Shona schiebt ihre futuristische Brille hoch und blickt ihm direkt in die Augen.
SHONA FOX
Bevor Sie hier depressiv werden, sollten Sie lieber überlegen, wie Sie über sich hinauswachsen können!
STOCKARD DARIUS
Ich komme mir vor, als sei ich in einem Schauspiel gelandet und als Zuschauer zu einer passiven Rolle verdonnert!
Stockard rutscht unbequem auf seinem Stuhl umher und das grauenvolle Quietschen des Stahls, über den Linoleumboden, macht sich im Raum breit. Shona lacht auf, einer der Bewusstlosen regt sich in seinem Bett, wie ein Schlafender der einen schrecklichen Traum erleidet und Stockard überkommt eine Gänsehaut.
SHONA FOX
(feixend)
Als Zuschauer machen Sie eindeutig zu viel Krach in dem Stück! Wollen Sie meinen Rat als Sicherheitsexpertin hören?
STOCKARD DARIUS
Sie wollen auf den verdammten Berg und selber die Lage sondieren, das steht außer Frage.
SHONA FOX
Und was wollen Sie?
STOCKARD DARIUS
(langsam und bedächtig)
Am liebsten würde ich davon laufen und mir irgendwo in sonnigen Gefilden, mit Unnützen Dingen die Zeit vertreiben. Aber die einzige Möglichkeit, die mein Gewissen mir erlaubt, ist, selbst auf den Berg zu steigen und nach dem Rechten zu sehen. Wenn etwas geschieht, was ich vielleicht irgendwie hätte verhindern können und ich nicht Menschenmöglichstes versucht hätte, es auch zu tun, würde ich mir mein Leben lang vorwerfen, versagt zu haben.
SHONA FOX
(nickt zufrieden und versprüht ihr perlendes Lachen)
Das klingt schon mehr nach dem Stockard, den ich kenne!
STOCKARD DARIUS
Was raten Sie mir nun, als Sicherheitsexpertin?
SHONA FOX
Genau, was Sie sagten, wir versuchen, so schnell, wie möglich nach Eden zu kommen, um uns vor Ort von Winterblums Unversehrtheit zu vergewissern. Die Sicherheitsleute sind unterwegs und ein Für sprechender Punkt ist vielleicht noch, dass die Gangster, falls wir dort wirklich welche finden werden, uns vermutlich nicht gleich umbringen, sondern nur betäuben werden.
Stockard versucht sich in einem Lächeln.
Szene:075 EINBLENDUNG: Kleine dürftige Funken lodern auf.
Shona dreht eine Runde durch das Krankenzimmer, studiert die Gesichter der Bewusstlosen, trägt etwas in die Krankenblätter ein und kehrt zu Stockard zurück. Sie lässt ihr Brille auf die Nase gleiten und versorgt Stockard mit den neusten Informationen aus dem Laptop.
SHONA FOX: (CONT'D)
Der Wagen dieser Praxeda Empress steht nach wie vor am Sicherheitstor. Crazy Will Praxton wurde mit seinen Leuten am Flughafen abgeholt, Lorettas Telefon wurde deaktiviert und bei Winterblum landen in regelmäßigen Abständen, Faxe von Cynthia.
Ein leises, zögerliches Klopfen erklingt an der Tür und Lowin Vogelsang, tritt mit einem vorsichtigem Blick, in das Krankenzimmer ein. Sie blickt überrascht zu Shona und Stockard, die auf den unbequemen Stühlen sitzen und wirft einen flüchtigen Blick auf die unberührten Krankenbetten. Ihr zögerlicher Schritt verwandelt sich in forsches Schreiten und sie eilt auf die Krankenbetten zu. Stockard und Shona blicken sich perplex an.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Meine Güte, ob sie glaubt, wir Stadtmenschen treiben es bei jeder Gelegenheit? Und als besonderen Kick noch mit Bewusstlosen dabei?
Lowin kommt, nachdem sie jedem Patienten in die Augen geleuchtet hat, mit einem freundlichen Lächeln an den Tisch und setzt sich, nachdem sie einen Stuhl sorgsam und geräuschlos platziert hat, zu Stockard und Shona an den Tisch.
LOWIN VOGELSANG
Unsere Mechaniker haben den, ich sollte besser sagen, die Fehler gefunden.
(kramt in ihrer Manteltasche herum, zieht ein Päckchen Zigaretten hervor und will sich gerade gedankenlos eine anzünden, als ihr umschweifender Blick, sie darauf bringt, wo sie sich befindet und sie verlegen ihre Zigaretten wieder in ihre Tasche steckt)
Ein grauenvolles Laster. Ich bin Ärztin, ich müsste klüger sein, meine einzige Entschuldigung ist
Ich bin auch nur ein Mensch!
(lacht auf, ihr Blick schweift durch das Zimmer zu den Bewusstlosen und gedankenverloren wühlt sie in ihrer Manteltasche)
Shona schiebt ihre Brille wieder hoch und blickt auf die Ärztin.
SHONA FOX
(ernst)
Lowin.
LOWIN VOGELSANG
Hier geschieht etwas ganz Dramatisches! Das sagt mir mein Gefühl! Die Schneeschlitten wurden allesamt gewaltsam beschädigt, das haben die Mechaniker herausgefunden.
SHONA FOX
Wir hatten das gleiche Gefühl Lowin, deswegen sind wir hierher gekommen. Ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Wir haben Hinweise bekommen, dass jemand, der uns nahe steht und der sich gerade in Eden aufhält, vermutlich Opfer eines geplanten Verbrechens geworden ist, oder zu werden droht. Die betäubten Wachmänner lassen darauf schließen, dass wir mit unserer Ahnung richtig liegen. Bei Auswertung der Informationen, haben wir herausgefunden, dass wir es mit organisiertem Verbrechen zu tun haben. Natürlich haben wir die Polizei und den Geheimdienst alarmiert, doch Sie wissen selbst, wie schwierig es, selbst für Einheimische ist, bei diesem Wetter, hinauf nach Eden zu kommen.
LOWIN VOGELSANG
(fassungslos und zögerlich)
Sie meinen, wir haben es hier mit der Mafia, oder einem Geheimbund zu tun?
Shona nickt und blickt auf Stockard. Stockard nickt fast unmerklich und Shona spricht weiter.
SHONA FOX
Wir wollen um jeden Preis auf diesen Berg und falls Ihre Mechaniker einen Schlitten repariert bekommen, möchten wir ihn mieten, oder kaufen, was Ihnen lieber ist und versuchen, das Schlimmste abzuwenden!
LOWIN VOGELSANG
Aber, wenn dort oben damit zu rechnen ist, auf die Mafia zu treffen, wie wollen Sie damit fertig werden? Auch wenn unsere Männer Sie begleiten würden, ich glaube, niemand von unseren Leuten ist für den Kampf ausgebildet, oder was immer zur Bekämpfung von Verbrechern einzusetzen ist.
SHONA FOX
Ich bin ausgebildete Kämpferin.
Stockard blickt Shona überrascht an.
SHONA FOX
Wir wollen niemanden von Ihren Leuten in Gefahr bringen. Das heißt, vermutlich sind auch Sie schon in Gefahr und wir halten es für besser, wenn Sie hier aufmerksam auf alles Ungewöhnliche achten und die Alarmbereitschaft erhöhen. Wenn der Schlitten funktioniert, wollen Stockard und ich alleine auf den Berg.
Stockard blickt sie noch überraschter an.
SHONA FOX
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich weiterhin um unsere Verletzten kümmern könnten. Wir werden sie, sobald sich der Sturm gelegt hat, mit dem Hubschrauber abholen lassen. Sobald sich der Sturm gelegt hat, treffen auch unsere Sicherheitsleute und die Polizei ein.
LOWIN VOGELSANG
Ich denke, Sie sollten mit Rupert sprechen und die Anderen informieren. Annelie wollte die nächste Patientenwache übernehmen, wollen Sie uns Gesellschaft leisten, sobald sie hier ist?
Lowin steht auf und blickt auf Stockard.
STOCKARD DARIUS
(räuspert sich und nickt)
Sehr gerne!
Lowin geht mit einem letzten Nicken auf Shona und hängenden Schultern aus dem Zimmer. Stockard blickt ihr schwermütig hinterher.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Wie vielen Menschen bringe ich wohl noch mit meiner grandiosen Idee eines Weihnachtsgeschenkes, Kummer und Sorgen?
STOCKARD DARIUS
Ich habe Angst, Shona, können Sie das verstehen?
SHONA FOX
Ich habe auch Angst. Vielleicht fürchten wir uns jedoch nur vorm Schwarzen Mann! Das können wir nur in Eden herausfinden.
Es klopft an der Tür und die strahlende Annelie kommt ins Zimmer gerauscht.
ANNELIE WIESINGER
(sprudelnd)
Ich übernehme die nächste Wache! Sie müssen doch auch schon hungrig und durstig sein!
SHONA FOX
(lächelnd)
Ich könnte einen Bären verspeisen!
Shona packt in Windeseile ihren Computer ein, während Annelie schon sorgsam den Zustand der Patienten beobachtet und ein fröhliches Weihnachtslied schmettert.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Wie lautet noch der alte Kinderreim? Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?
(grinst) Niemand!
Szene:076 EINBLENDUNG: Die kleinen dürftigen Funken lodern Heller auf.
Stockard Darius folgt Shona, die das Weihnachtslied von Annelie aufschnappte und sich trällernd auf den Weg macht.
Szene:077 EINBLENDUNG: RÜCKBLICK AUF RUPERT
So schnell von Abendrot nach Morgenröte, da haben sie die Nacht schon hinter sich gelassen!
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Die Nacht, Rupert! Die Nacht steht uns noch bevor!
Szene:078 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM /KAMINFEUER
Robbie sitzt und Praxeda liegt, mit einem Kissen unter dem Kopf, auf einem weichen, dicken Teppich im flackernden Schein des Kaminfeuers. Robbie hält eine Gitarre im Arm und Praxeda Empress lauscht den Klängen seines Spiels.
ROBBIE
Praxeda?
PRAXEDA EMPRESS
Hmmh?
ROBBIE
Glauben Sie, dass es so etwas wie Zufall gibt?
PRAXEDA EMPRESS
Wohl eher etwas, das uns zu Fall bringt!
(blickt Robbie mit einem lächeln an)
PRAXEDA EMPRESS
Was meinen Sie mit Zufall?
Praxeda setzt sich auf, blickt Robbie aus wagenradgroßen Augen an.
PRAXEDA EMPRESS
Ein unberechenbares Geschehen, dass sich unserer Vernunft und Absicht entzieht? Oder eine unberechenbare oder allbestimmende Macht, die uns auf mannigfache Wege lenkt? Hieße das dann nicht, dass wir alle einem bestimmten Plan folgen müssten? Wer hätte diesen Plan dann gemacht?
ROBBIE
(grinst)
Ich dachte jedenfalls, es sei meine Idee gewesen, hierher zu kommen und ein paar Tage auszuspannen. Ich denke, es behagt mir nicht, wenn sich herausstellte, dass jemand anderes sich das für mich ausgedacht hätte! Ein unberechenbares Geschehen, dass sich Vernunft und Absicht entzieht, ist eine hervorragende Definition für Zufall, damit erübrigt sich die Frage, ob Sie daran glauben.
PRAXEDA EMPRESS
(blickt Robbie irritiert an, dass die Fragezeichen in ihren Augen sprichwörtlich zu sehen sind)Wenn Sie so wollen, können Sie behaupten
Die Diebe hätten mich meinem Schicksal überlassen, als sie mich beraubten und aussetzten. Zufällig bin ich hier gelandet! Das hat sich meiner Vernunft und Absicht entzogen, ebenso wie sich die gegenwärtige Situation dieser entzieht. Glauben Sie denn an Zufall?
Robbie zuckt mit den Achseln.
Szene:079 EINBLENDUNG
Robbie Van Winterblum sieht vor seinem geistigen Auge
Ein Raumschiff nach einer Notlandung und eine Mata Hari auf der Flucht. Ich Überlege immer noch, ob ich einem Plan Folge, Den nicht ich gemacht habe. Wer könnte den Plan sonst gemacht haben?
Robbie's Gitarrenspiel klingt zunehmend dramatischer, wie bei dem Showdown eines Thrillers.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
(zuckt die Achseln)
Ich glaube, was Sie mit Zufall meinen, ist, zumindest bei mir, die Folge schlechter Planung! Ein guter Plan, würde nichts dem Zufall überlassen.
ROBBIE
(blickt sie keck an)
Der beste Plan nützt gar nichts, wenn das Schicksal Ihnen einen Streich spielen will! Ich hatte ehrlich gesagt, keinen Plan Ich bin einfach losgefahren, weil ich dachte, ich brauche das jetzt und genauso lasse ich mich von meinen Gefühlen leiten, wenn ich denke, dass es Zeit wird, zurückzukehren. Zufällig hat das Schicksal an der Tür geklingelt und zufällig hab ich es gehört und aufgemacht. Wenn ich vielleicht zufälligerweise in ohrenbetäubender Lautstärke, Musik gehört hätte, wäre mir das Klingeln entgangen. Oder wenn ich zufälligerweise im Studio gewesen wäre, ebenso. Ich glaube nicht, dass der Zufall uns immer zu Fall bringt. Zufällig bin ich in einem Drehbuch gelandet und zufälligerweise sitzt die Drehbuchautorin neben mir. Ich bin Protagonist in Ihrem Film und Sie können mit mir machen, was Sie wollen!
PRAXEDA EMPRESS
(sie mustert ihn belustigt)
Sie haben Recht! Damit erübrigt sich die Frage, ob ich an Zufall glaube.
Robbie zupft nachdenklich die Saiten seiner Gitarre und lässt erneut eine Showdownmusik erklingen.
ROBBIE
Wissen Sie, Praxeda! Sie mit ihrem aufrechten, glasklarem Blick, ich muss Ihnen die Wahrheit sagen!
(er muss sich sein Lachen verkneifen)
Ich habe mich gelangweilt und ein paar Gangsterkollegen beauftragt, die erste bildschöne Frau, die ihnen über den Weg läuft, hierher zu bringen. Diese Dummköpfe haben alles vermasselt, lassen mich aber jetzt als Retter da stehen!
Praxeda beobachtet ihn mit skeptischem Blick und ein Grinsen umspielt ihre Mundwinkel.
ROBBIE
(mit Gangster Manier)
Das ist auch nicht die Wahrheit! Ich bin ein psychopathischer Fan von Ihnen! Ich habe herausgefunden, dass Sie sich hier ein Ferienhaus gemietet haben und dann meine Gangsterfreunde beauftragt, Sie zu mir zu bringen. Dann haben die Dummköpfe alles vermasselt.
ROBBIE
(blickt Praxeda schelmisch an)
Es ist mein größter Wunsch in einem Ihrer Drehbücher mitzuwirken, ob nun als Schauspieler, Regisseur oder Produzent.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn das wahr wäre, hätten Sie mich ganz einfach um einen Termin bitten können!
ROBBIE
Den hätten Sie mir Weihnachten wohl kaum eingeräumt!
PRAXEDA EMPRESS
(lächelt ihn charmant an)
Ich kann heute nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden. Wenn Sie tatsächlich ein Psychopath sind, können Sie das geschickt verbergen. Ich habe einmal gehört, man müsste Psychopathen beruhigen oder in ihren fiktiven Handlungen mitspielen. Was kann ich für Sie tun?
ROBBIE
Sie brauchen gar nichts zu tun. Einfach Sie selbst sein. Das macht ja einen psychopathischen Fan erst aus. Dass er den Star, ganz für sich selbst haben will, meine ich!
Robbie mustert Praxeda Empress und sie blickt nachdenklich ins Feuer.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Idiot! Wahrscheinlich bist du in ihren Augen tatsächlich zum Psychopathen mutiert!
ROBBIE
Ich weiß nicht, was mich treibt, solch einen Unsinn zu reden! Ich glaube mich hat ganz einfach heute eine fantasievolle Muse geküsst! Haben Sie das einen Augenblick lang geglaubt?
PRAXEDA EMPRESS
(blickt bei seinen Worten auf)
Nein. Ich dachte an die Gangster und das hat mich wieder darauf gebracht, was die hier wohl wirklich verloren?
(Sie lächelt Robbie an)
Sie müssen von Herzen Musiker sein! Das sagt jedenfalls Ihre Musik.
ROBBIE
(streift über die Saiten der Gitarre und lässt einige disharmonische Töne erklingen)
Klingt das wenigstens ein wenig nach einem Psychopathen?
PRAXEDA EMPRESS
(schüttelt den Kopf)
Eher, als wollten Sie Ihre Gitarre quälen!
ROBBIE
(streift über die Saiten der Gitarre und lässt nun wieder sanfte, harmonische Klänge Töne erklingen)
Diese Gangster. Denken Sie nicht weiter darüber nach! Vermutlich waren das Trunkenbolde die rechtzeitig irgendwo zum Abendessen sein wollten!
Praxeda argwöhnisch und ihre Augen blitzen ungeduldig auf.
PRAXEDA EMPRESS
Und dabei über Leichen gehen?
ROBBIE
Nein, nein! Vergessen Sie nicht, ich, als psychopathischer Fan von Ihnen, na ja, ich muss zugeben, mein Plan hatte einige Mängel, sonst wäre Ihnen nicht so kalt geworden, hatte fast alles fest im Griff.
PRAXEDA EMPRESS
Sie sind ein bezaubernder Schwindler! Doch ich glaube der größte Mangel an Ihrem Plan war, dass Sie vor heute Abend noch nichts von mir gehört hatten!
(schüttelt den Kopf)
Genaugenommen sind die Gangster auch nicht über Leichen gegangen. Ich bin natürlich heilfroh, dass keine Leichen zum drübergehen da waren!
ROBBIE
Vergessen Sie die ganze Sache am besten, bis wir zwei artig, einem Polizeikommissar gegenübersitzen, der mühsam, mit vorgebeugten Nacken, weil er schon so kurzsichtig ist, im zehn Finger Suchsystem, klackernd unsere Aussagen in seine Schreibmaschine tippt und sich hin und wieder am Kopf kratzt, weil er einen Buchstaben sucht.
Praxeda Empress lacht.
ROBBIE
Lassen Sie uns lieber das Drehbuch........(er sucht nach einem Wort)
...... vorantreiben, vielleicht. Also, die Gangster kommen nur wieder, wenn wir Ihnen eine Rolle einräumen.
PRAXEDA EMPRESS
Trunkenbolde, die zu spät zum Abendbrot kommen! Sie sagten vorhin, seien Sie einfach Sie selbst, oder etwas in der Art. Ich glaube, das ist das Einzige, was ich gerade nicht kann. Ich habe den Eindruck, in meinem Kopf sprächen eine Menge Stimmen gleichzeitig. Wenn Sie nicht zufällig die gleiche Menge dieser Pilze gegessen hätten, würde ich es nicht für erwähnenswert halten. Doch was haben Sie für einen Eindruck?
ROBBIE
(kratzt sich am Kopf)
Wenn ich darüber nachdenke, ich glaube mir hat sogar schon mein Fuß seine Meinung gesagt. Vielleicht sprechen die Zauberer gar nicht mit irgendwelchen Zwischenreichen, sondern lediglich mit ihren Körperteilen. Es ist ein seltsames Gefühl. Mein Körper fühlt sich seltsam an und ich glaube ebenso mein Geist. Aber davon mal abgesehen, glaube ich, dass man nicht, nicht man selbst sein kann. Ich glaube auch, dass innere Stimmen ständig vorhanden sind, die Frage könnte sein, wie viel Raum wir ihnen in unserem Wachbewusstsein einräumen! Vielleicht lassen diese Pilze die Stimmen auch einfach lauter werden.
Praxeda blickt gleichmütig auf die tanzenden Flammen im Kamin. Robbie streichelt weiter die Saiten seiner Gitarre und beobachtete ihr Mienenspiel.
PRAXEDA EMPRESS
Neulich las ich einmal einen Satz, den ich nicht auf Anhieb verstand. Nicht denken!
ROBBIE
Kann ich mir vorstellen!
Praxeda   zieht erstaunt die Augenbrauen hoch.
ROBBIE
Dass Sie das nicht verstanden haben!
Praxeda Empress  blickt Robbie in schweigender Erwartung an.
ROBBIE
(lachend)
Ich gehe mal davon aus, dass Sie das jetzt verstanden haben!
PRAXEDA EMPRESS
(steht auf und nickt ihm freundlich zu)
Obwohl ich es nicht in Worte fassen könnte. Ich rede bodenlosen Unsinn! Ich glaube Sie müssen mich entschuldigen!
ROBBIE
(erstaunt)
Was meinen Sie damit?
PRAXEDA EMPRESS
Ich schlafe wohl besser meinen Rausch aus. Ich bin nicht mehr in der Lage, Konversation zu treiben. An dieser Stelle des Drehbuchs müssten Sie dann vermerken
Sie ging schlafen!
ROBBIE
(bestimmt)
Sie können nicht schlafen gehen!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Wieso sollte sie das nicht können?
Praxeda bleibt stehen und Robbie sucht ringend nach Worten.
ROBBIE
Weil der Film dann nur ein schlechter B-Movie würde. Die Gangster tauchen dann auf, wenn wir schlafen und weil wir beide unter Drogeneinwirkung verwirrt sind und hysterisch werden könnten, endet alles in einem Massaker!
PRAXEDA EMPRESS
Wie kommen Sie darauf, dass sie hier auftauchen könnten? Glauben Sie, dass sie zurückkommen werden?
ROBBIE
Ja, weil wir hier doch mitten in einem Film sind und ich nicht weiß, was passiert, wenn die Drehbuchautorin schlafen geht! Oder Sie werden verrückt, weil Sie schlafen, weil diese Magic-Mushrooms sonst was anrichten und ich meine Obachtpflicht verletzt habe, weil ich Sie allein gelassen habe.
PRAXEDA EMPRESS
(bleibt zögerlich stehen und zuckt fast ergeben mit den Achseln)
Sie meinen mit anderen Worten, weil Sie sich sonst langweilen?
ROBBIE
Vielleicht werde ich sonst verrückt und es ist Schicksalsfügung, dass Sie mich aufhalten, oder erfüllen Sie Ihrem Retter den Weihnachtswunsch, ihn noch ein wenig länger mit Ihrer Anwesenheit zu erquicken.
(blickt Praxeda triumphierend an)
Praxeda hebt zögernd die Hände, wie Einer, der gerade: Hände hoch!, vernommen hat.
PRAXEDA EMPRESS
Damit appellieren Sie an meine Ehre, das war ein geschickter Zug, der mir kaum eine Wahl lässt.
Praxeda Empress geht in die Küche und hantiert mit dem Teekessel und setzt sich schließlich neben Robbie, der die ganze Zeit ihre Handlung aufmerksam verfolgte.
PRAXEDA EMPRESS
Ich koche Tee und dann versuchte die Protagonistin, einfach sie selbst zu sein.
ROBBIE
Grrggh, äh, Großartig!
Robbie legt seine Gitarre zur Seite, schnappt sich das Kästchen, dass er von oben mitgebracht hatte und fischt daraus zwei Zigarren und einen Knipser heraus, mit dem er die Enden die Zigarre bearbeitet. Er reicht Praxeda eine der Zigarren und hält ihr ein brennendes Streichholz entgegen.
PRAXEDA EMPRESS
Was ist das?
ROBBIE
Eine Zigarre!
(mit genießerischem Gesichtsausdruck schmaucht er die Zigarre an)
ROBBIE
Aus Tabakblättern!
Robbie hält ihr ein neues Streichholz entgegen und Praxeda steckt ihre Zigarre an.
ROBBIE
Wie sind Sie dazu gekommen Drehbuchautorin zu werden?
PRAXEDA EMPRESS
Hat sich so ergeben!
(pafft ihre Zigarre mit sichtlichem Vergnügen)
PRAXEDA EMPRESS
(schmunzelnd)
Vielleicht, um den vielen Stimmen wenigstens fiktive Körper zu geben!
ROBBIE
(in geschäftsmäßiger Gangstermanier)
Also, die Fakten! Der einzige Raum, den man hier, mehr oder minder, als Bunker bezeichnen kann, ist das Studio im Keller.
Praxeda nickt ebenso geschäftsmäßig und lehnt sich behaglich zurück.
ROBBIE
Für jemanden, der dieses Haus nicht kennt, ist es nicht zu erkennen, dass hinter dem Fernsehzimmer ein Studio ist!
PRAXEDA EMPRESS
Oder Ihr Meditationszimmer. Der Eingang ist ebenfalls nicht auf den ersten Blick zu erkennen!
ROBBIE
Das Studio können wir allerdings von innen verriegeln!
Der Teekessel pfeift, Robbie springt auf, schnappt sich die Teekanne, schüttet eine Handvoll Teeblätter aus der Teedose, die noch auf der Anrichte steht, hinein und gießt kochendes Wasser hinterher.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Als ob es einen Engländer geben würde, der keinen Tee kochen kann!
(triumphierend kehrt er mit der Teekanne an das Kaminfeuer zurück und schenkt lachend den Tee ein)
PRAXEDA EMPRESS
Waffen?
(pafft genüsslich ihre Zigarre und nimmt einen Schluck des heißen Tees)
ROBBIE
Höchstens ein paar Angelhaken! Oder ein paar Küchenmesser.
Bei dem Gedanken schütteln sich Praxeda und Robbie gleichermaßen.
PRAXEDA EMPRESS
Nein, keine Messer!
ROBBIE
Dann müssen wir sie verstecken, damit auch die Gangster keine haben!
Er huscht in die Küche und beginnt, alle Messer, die er aus den Schubladen zerrt, in einen Einkaufskorb zu werfen. Praxeda kommt lachend hinzu.
PRAXEDA EMPRESS
Wir sollten sie vergraben!
ROBBIE
Im Wintergarten!
Szene:080 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -WINTERGARTEN
Einstimmig schreiten sie in den Wintergarten, heben mit einem Messer unter einem Baum - Zedrele; tropischer Zedrellabaum - wie ein kleines Messingschild, dass in der Erde steckte verkündet, ein Loch aus und verscharren alle Messer unter einer dicken Schicht aus Erde, auf die sie zum Schluss noch eine Blume pflanzen. Lachend betrachten sie ihre erdigen Hände und schlendernd feixend zurück in das Kaminzimmer.
Szene:081 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
ROBBIE
Keine Messer!
Die Scheite sind am herunterbrennen und die Zigarren liegen vergessen im Aschenbecher. Robbie schürt das Feuer, schenkt lauwarmen Tee ein und verzieht nach dem ersten Schluck verächtlich den Mund.
ROBBIE
Bitter!
Praxeda trinkt tapfer ihren Becher Tee aus und nickt.
ROBBIE
Das Teekochen überlasse ich nächstes Mal Ihnen! Trinken Sie vielleicht einen Kaffee? Den kann die Maschine selbst bereiten.
Praxeda nickt, widmet sich wieder ihrer erloschenen Zigarre und pafft schon nach wenigen Sekunden erneut daran. Robbie hantiert in der Küche und kommt mit zwei dampfenden Bechern Kaffee zurück. Er reicht Praxeda einen Becher und grinst.
ROBBIE
Wollen wir unser Lager gleich im Bunker aufschlagen?
PRAXEDA EMPRESS
Bei den ersten Anzeichen von Gefahr, sollten wir uns daran erinnern, doch jetzt ist es, hier vor dem Kamin, sicher behaglicher!
PRAXEDA EMPRESS
(vorsichtig trinkt sie einen Schluck aus dem Kaffeebecher)
Ich nehme alles zurück, was ich jemals über Haushaltsqualitäten von Männern gedacht habe! Ihr Kaffee schmeckt wirklich ausgezeichnet!
ROBBIE
Also, ich habe ja schon vieles über weibliche Agentinnen gehört, doch so charmant, habe ich mir bei weitem keine vorgestellt.
Praxeda Empress blickt ihn verblüfft an, steckt sich die Zigarre zwischen die Zähne und runzelt ratlos die Stirn. Sie fängt an zu lachen.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn ich jetzt meine Beobachtungsgabe zugrunde lege, hat es keine Aussagekraft!
ROBBIE
Nein! Gerade!
Sie starren einander an, als würden sie sich zum ersten Mal bemerken, - mit demselben verwirrten Gesichtausdruck, den sie bei ihrem Gegenüber vermuteten. Zwei Humanoide, die sich selbst einzureden versuchten, dass es so etwas wie Liebe auf den ersten Blick nicht geben könnte.
Szene:082 EINBLENDUNG
Die Wände kommen gefährlich näher. Dann federn sie blitzschnell zurück in ihre normale Position. Der Schauder, der sie beide Überfällt, hat nichts mit Temperaturstürzen zu tun.
Praxeda starrt beharrlich auf ihren Kaffeebecher. Schließlich wagt sie doch einen Blick auf Robbie. Dieser steht auf, geht in die Küche, kehrt mit einem Apfel zurück, den er mit einem Dreh in zwei Hälften bricht. Er reicht ihr ein Stück und sie beginnt daran zu knabbern. Einen Augenblick später starrt sie auf das angebissene Apfelstück in ihrer Hand und lacht.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Warum geben Sie mir ausgerechnet jetzt ein Apfelstück?
ROBBIE
Damit wir sehen, ob uns eine Schlange aus Eden vertreibt!
Er beißt herzhaft in seine Apfelhälfte, stochert mit dem Schürhaken in den Flammen und lehnt sich wieder behaglich auf die weichen Teppiche und Kissen zurück.
ROBBIE
Also welche gefährlichen, streng geheimen Unterlagen, tragen Sie mit sich, Miss Hari?
PRAXEDA EMPRESS
Damit haben Sie die Antwort schon vorweggenommen! Gefährlich und streng geheim! Viel imposanter ist die Frage, werSie in dem Ganzen sind? Warum haben sie Ihren Dienst beim Geheimdienst quittiert, oder müssen Sie sich hier, nach Ihrem letzten lebensgefährlichen Auftrag eine zeitlang ausruhen und schonen?
ROBBIE
Ja! Wo sind die Informationen jetzt in diesem Augenblick?
(zündet seine erloschene Zigarre erneut an)
PRAXEDA EMPRESS
Die Unterlagen sind im Fahrzeug. In einem Spezialkoffer aus hochlegiertem Chrom-Vanadium-Stahl mit titangehärteten Schlössern aus Manganstahl. Niemand kommt da heran, ohne den richtigen Code, oder ohne die Informationen zu zerstören! Wer ist die Gegenseite?
ROBBIE
Ein heuchlerischer, machtgeiler, übergeschnappter Psychopath. Damals, wie vermutlich heute noch in üble Machenschaften in Südamerika und sonst wo verstrickt! Der sich vermutlich niemals selbst die Finger schmutzig macht, oder jetzt nicht mehr!
Ohne ein weiteres Wort steht Praxeda auf und schreitet auf den Zimmerausgang, Richtung Flur zu.
ROBBIE
(erstaunt)
Wo wollen Sie hin?
PRAXEDA EMPRESS
(winkt mit ihren, noch erdigen Fingern)
Jetzt kommt der Teil des Drehbuchs, der in jedem Film weggelassen wird. Wasser lassen, Zähne putzen und Hände waschen!
Robbie betrachtet seine erdigen Finger, wäscht sie in der Küche, bereitet neuen Kaffee und stellt den dampfenden Becher, als sie wieder auftaucht, vor ihr hin.
PRAXEDA EMPRESS
Eines ist mir heute unabwendbar klar geworden!
(pustet sanft auf ihren heißen Kaffeebecher)
Meinen nächsten Urlaub werde ich in sonnigeren Gefilden planen und ich werde zukünftig nur noch mit Personenschutz verreisen!
ROBBIE
Ach, was, der Schicksalsfügung ist es ganz egal, wie viele Leibwächter sie haben. Auf Hawaii wären Sie vielleicht zufällig in einem Eiswagen gelandet. Obwohl ich ja zugeben muss, dass Sie ja eher für Hawaii, als für diese nordischen Gefilde hier gekleidet waren!
PRAXEDA EMPRESS
(entrüstet)
Ich kam gerade aus Paris!
ROBBIE
(zieht lachend die Augenbraue hoch)
Wer schön sein will, muss leiden! Bis heute dachte ich, das wäre Aberglauben.
PRAXEDA EMPRESS
(blickt ihn entrüstet an und ihr Gesicht wandelt sich in ein Grinsen)
Wenn Sie so wollen, muss ich ja froh sein, dass ich nicht gerade mit einem fahrbaren Saunawagen unterwegs war!
(kichernd)
Szene:083 EINBLENDUNG
PRAXEDA EMPRESS HASTET MIT EINEM SAUNAHANDTUCH BEKLEIDET DURCH DEN SCHNEE.
ROBBIE
Oder aus Rio kommen!
Szene:084 EINBLENDUNG
Praxeda Empress hastet im Bikini durch den Schnee.
Praxeda und Robbie schütteln sich vor lachen.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Ich hab die Schweiz hier für ein idyllisches Fleckchen Erde gehalten, doch wie es aussieht, reichen sich hier das internationale Verbrechen und Spione aller Herren Länder die Hand, - das alles ist mit den Geheimdiensten verstrickt und alle spielen wie seit Urzeiten, das Spiel von Korruption und Macht.
ROBBIE
Hier trifft sich aber auch Kunst und Schönheit! Das dürfte, nicht zuletzt unser Zusammentreffen beweisen.
(prostet Praxeda mit seinem Kaffeebecher zu)
PRAXEDA EMPRESS
Dann brauchen unsere Protagonisten noch Namen.
ROBBIE
Gebührte mir als Engländer nicht eine Nullnull Nummer zu? Engländer stehen doch immer im Dienste Ihrer Majestät!
PRAXEDA EMPRESS
Auch eine Doppelnull braucht einen Namen! Ich glaube Sie sind mitten in einen Movie gestolpert, Mister 007. Fehlen nur noch die Explosionen!
ROBBIE
Ich finde ich habe einen eigenen Namen verdient. James Bond hat bei seinen Abenteuern schon mindestens ein halbes Dutzend Frauen verloren, und ich möchte Sie wirklich nicht im ersten Kapitel verlieren!
PRAXEDA EMPRESS
Das ist natürlich ein stichhaltiges Argument!
Szene:085 EINBLENDUNG
DIE MESSER BLITZEN KURZ AUF UND BEIDE SCHÄTTELN SICH.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
005 klingt auch nicht schlecht, oder 001. Der Name ist vermutlich schon die halbe Geschichte.
ROBBIE
Ohne die Geschichte ist der Agent nichts! Ein kurzer einprägsamer Name vielleicht
Morris, Justin, Percy, Ulysses, Sean.
PRAXEDA EMPRESS
Percy Sean ist prägnant, oder Ulysses Sean, hört sich auch gut an.
ROBBIE
Adam! Dann können wir die weibliche Protagonistin der Einfachheit halber auch gleich Eva nennen!
Praxeda lacht so lange, bis sie merkt, dass Robbie es damit ernst meinte.
PRAXEDA EMPRESS
Das meinen Sie doch nicht wirklich ernst?
Robbie gluckst vor lachen und blickt in Praxedas entgeistertes Gesicht.
ROBBIE
Todernst!
Wie um seine Worte zu untermalen, erschüttert eine gewaltige Explosion die Erde. Der ohrenbetäubende Knall lässt die Fenster vibrieren und kleine Schneelawinen lösen sich geräuschvoll vom Dach. Praxeda und Robbie blicken sich gleichermaßen vom Donner gerührt an.
PRAXEDA EMPRESS
(ruhig)
Ich glaube, das ist die Bombe, auf die wir gewartet haben!
Gleichzeitig springen sie auf. Robbie rafft ein paar Decken und Kissen zusammen und drückt sie Praxeda in die Hand.
ROBBIE
Gehen Sie schnell in den Bunker! Ich raffe noch etwas Proviant zusammen und bin gleich bei Ihnen.
Szene:086 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-MUSIK/STUDIO
Praxeda hastet die Kellertreppe hinunter, wirft die Kissen und Decken in das Studio und sputet wieder hinauf, zurück in das Kaminzimmer. Robbie hat den Holzkorb umgestürzt und darin eilig einige Flaschen aus der Bar und die kleine Metallkiste vom Couchtisch verstaut. Praxeda stürzt zum Kühlschrank, reißt ein Unterfach heraus und rafft ein paar Nahrungsmittel aus Kühlschrank und Schrank zusammen und hastet flugs zu Robbie, der in aller Seelenruhe, die Etiketten der Flaschen studiert. Sie schnappt seine Hand.
PRAXEDA EMPRESS
Kommen Sie, kommen Sie, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!
Beladen jagen sie die Treppe hinunter und atmen erleichtert auf, als sie die Tür zu dem Musikstudio hinter sich zu werfen.
ROBBIE
(hohnlachend)
Wie es aussieht, schreibt sich unser Drehbuch von selber! Fragt sich nur, welcher Besuch sich den Weg frei sprengt?
PRAXEDA EMPRESS
Ich glaube freundschaftlicher Besuch hätte erst geklingelt! Andererseits muss man vielleicht Ihr Tor einreißen, um hier hinein oder hinaus zu gelangen!
Robbie schüttelt den Kopf, lässt sich auf die Kissen plumpsen und blickte sie konzentriert an.
ROBBIE
Ich hab keine Ahnung, was zum Teufel hier los ist, das sieht irgendwie nach Abenteuerurlaub aus! Was meinen Sie, wer kommt da jetzt hereingeschneit?
PRAXEDA EMPRESS
Das zum Teufel sollten wir herausfinden!
Sie öffnet die Tür einen Spaltbreit und lauscht gespannt in die Umgebung.
Szene:087 AUSSEN -VOR DEM ANWESEN VON WILLIAMS
Der ohrenbetäubende Knall der Explosion hatte die Stille zerrissen und das eiserne Sicherheitstor aus der Verankerung gesprengt. Die eine Schwinge des Torflügels hängt am unteren Torscharnier und stürzt wenige Augenblicke später mit einem dumpfen Plumps in den Schnee.
Rustin wischt sich den Schweiß von der Stirn und beobachtet mit einem der Nachtsichtgeräte gespannt die Umgebung. Pitsch und Snake haben sich einen Steinwurf entfernt, zu seiner Linken und zur Rechten positioniert und starren ebenso gebannt in die stockfinstere Nacht.
PITSCH KETTLAR
(zischt)
Wo bleiben die Scheißkerle?
Sie beobachten die Umgebung und verharren, in der Annahme, dass gleich die Sicherheitsleute kommen. Rustin dreht sich erschrocken um. Doch auch hinter ihm ist keine Regung zu vernehmen. Er huscht zu Snake, dessen Ächzen und Stöhnen seine Position verrät.
RUSTIN DEAN
Die Sicherheitsleute werden wohl eher das Haus abgesichert haben! Wir müssen bis zum Gebäude vordringen.
SNAKE BARNACLE
Wir warten lieber noch eine Weile!
Pitsch kommt so leise angehuscht, dass Snake erschrickt und selbst Rustin überrascht, verwundert eine Augenbraue hochzieht.
SNAKE BARNACLE
(herrscht Pitsch an)
Pitsch, du Mistkerl! Willst du mich zu Tode erschrecken?
PITSCH KETTLAR
Wir müssen das Haus stürmen! Diese Hosenscheißer trauen sich nicht heraus! Ich schleiche mich schon einmal heran und peile die Lage!
Rustin Dean nickt Pitsch und dann Snake zu.
RUSTIN DEAN
Wir folgen dir. Wir sollten zunächst herausfinden, wie viele Leute sich in dem Gebäude befinden! Hast du dein Telefon ausgestellt?
Snake nickt verwirrt. Er sieht aus, als würde er am liebsten davonlaufen.
RUSTIN DEAN
Bist du bereit?
Snake nickt zustimmend und rafft sich seufzend auf. Langsam und vorsichtig nähern sie sich dem Gebäude und suchen immer wieder Deckung hinter den Bäumen. Der Zufahrtsweg sieht aus, als wäre dort seit Tagen kein Fahrzeug mehr entlang gefahren. Im Gebäude selbst brennen gedämpft ein paar Lampen und eine schummrige Beleuchtung erhellt den Schnee im Garten.
RUSTIN DEAN
Seid ihr euch sicher, dass überhaupt jemand dort ist?
Snake zuckt resigniert die Schultern.
SNAKE BARNACLE
Der Boss behauptet das jedenfalls!
Rustin beobachtet mit seinem Nachtsichtgerät gespannt die Umgebung und studiert die dunklen Fenster des Gebäudes. Pitsch kam kommt leise angehuscht und jagte diesmal auch Rustin einen Schrecken ein. Snake jault kurz ängstlich auf.
PITSCH KETTLAR
Ich bin einmal um das Gebäude herum gegangen, auf der anderen Seite bietet sich ein Bild der Zerstörung. Jemand hat am anderen Tor einen Torflügel herausgerissen und ihn auf dem Weg hinter sich hergeschliffen. Allerdings sieht es so aus, als hätte das jemand von innerhalb des Grundstückes gemacht. Die Garage ist offen und ein zerschrammter Geländewagen steht dort drin. An keinem der Fenster war auch nur eine Menschenseele zu sehen.
RUSTIN DEAN
Wo befindet sich die Garage?
Pitsch bedeutet durch einen Fingerzeig die andere Seite des Hauses an. Einvernehmlich schleichen sie, im Schutz der Bäume, um das Gebäude herum und haben schließlich die Garage vor sich, deren Tor, ob der schweren Schneemassen weder auf, noch richtig zu zugehen schien.
Szene:088 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARAGE -INNEN -
Rustin und Pitsch gehen leise in das Innere der Garage und entdecken eine unverschlossene Tür, die ins Haus hinein führte. Snake wankt ihnen hinterher und lässt ein ächzendes Stöhnen vernehmen.
PITSCH KETTLAR
Also! Reiß dich zusammen!
Rustin Dean gleitet in das Haus und beginnt die Zimmer zu untersuchen. Im Kamin brennt ein flackerndes Feuer und der Rest eines lauwarmen Kaffees stand in einem Becher auf einem Beistelltisch. Angerauchte Zigarren liegen im Aschenbecher und ein dürftiger Adventskranz steht mit spärlich flackernden Kerzen auf dem Tisch. Rustin Dean entdeckt das rote Kleid, das im Bad über dem Heizkörper hängt.
Pitsch durchsucht den Wintergarten und den Pool und Snake müht sich, geräuschlos die Treppe hinaufzusteigen. Pitsch schleicht hinter Snake die Treppe hinauf und hält seinen Gewehrlauf beständig in die Richtung, auf die er gerade sein Augenmerk richtet.
Wachsam und leise lugen sie in alle Zimmer hinein. Pitsch huscht eine Treppe weiter hinauf, in dem ein ebenfalls verwahrlostes riesiges Bett steht und kommt achselzuckend gleichzeitig mit Snake wieder im Kaminzimmer an. Die unscheinbare Tür im Flur, die in den Steuerungsraum führt, haben sie übersehen.
Pitsch schüttelt den Kopf, als sie alle im Flur wieder zusammentreffen und deutet mit Handzeichen auf die Treppe, die in den Keller führt. Lautlos steigen sie die Treppe hinunter. Snake bleibt schweißgebadet am Treppenaufgang stehen. Rustin Dean und Pitsch untersuchen das Fernsehzimmer und den Fitnessraum, entdecken zudem das Meditationszimmer, dessen Tür noch einen Spaltbreit offen steht und Pitsch lässt sich schließlich in einen Fernsehsessel sinken.
PITSCH KETTLAR
Wie es aussieht, ist das Vöglein ausgeflogen! Und wieso ist in dem ganzen verdammten Haus hier, nicht ein einziges verdammtes Telefon zu finden?
Rustin zuckt schweigend die Schultern und beginnt aufmerksam die Wände zu untersuchen. Ihm ist anzusehen, dass er die unscheinbare Tür zum Musikstudio entdeckt hat.
PITSCH KETTLAR
Gib es auf, Rustin. Glaubst du, hier ist irgendwo ein geheimes Zimmer versteckt?
Snake kommt die Treppe heruntergewankt.
SNAKE BARNACLE
(lauthals)
Im ganzen Haus ist keine Menschenseele zu entdecken! Vielleicht hat der Boss noch einen anderen Plan auf Lager gehabt!
Sie gehen wieder ins Kaminzimmer. Snake schnappt sich eine Flasche Whiskey und tut erst einmal einen kräftigen Zug. Er zieht sein Telefon hervor und ruft den Boss an.
Szene:089 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM - KAMINFEUER-BÜRO/LUXEMBURG
Geteilter Bildschirm:

Snake im Kaminzimmer.
 
SNAKE BARNACLE
Schneesturm
 
 
 

Büro von Crazy Will, Luxemburg.
LORETTA DIAMOND
Si?
 
LORETTA DIAMOND
Es tut mir sehr leid, hören Sie? Der Seniore ist fortgefahren und ich kann nicht sagen, wann er wieder zurückkommt!
Sie legt sofort auf.
Szene:090 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM - KAMINFEUER-CONTINUOUS
Snake starrt verwirrt auf das Telefon.
SNAKE BARNACLE
Der Boss ist nicht zu erreichen. Wir müssen warten, bis er uns anruft!
Pitsch erforscht derweil den Inhalt des Kühlschrankes, bis sein Blick auf die Pizza fällt und er sich heißhungrig über die kalte Pizza her macht. Snake, von Pitschs Schmatzen angelockt, beansprucht die zweite Hälfte und verleibt sie sich ebenso heißhungrig ein.
Rustin beobachtet sie schweigend
RUSTIN DEAN
Wenn der Boss sich zuerst bei euch meldet, sagt ihm, ich hole jetzt die Hunde und suche mit ihnen die Frau! Dann komme ich wieder her!
Pitsch und Snake nicken einvernehmlich und Rustin verlässt das Haus.
Szene:091 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -
Rustin eilt leichtfüßig den Weg entlang. Ein dumpfes, knurrendes Brummen, lässt ihn innehalten. Er klappt sein Nachtsichtgerät herunter und langsam verdeutlichen sich die Konturen der riesigen Gestalt, die am Eingang des Grundstückes, neben dem Wagen, mit seinen gigantischen Pranken in der Erde scharrt. Gewaltig zeichnen sich seine Umrisse gegen den hellen Schnee ab. Der riesige Kopf blickte in Rustins Richtung und entblößt unter gewaltigen Lefzen die gefährlichen Zähne. Der Bär hebt schnüffelnd seinen Kopf und versucht eine Witterung aufzunehmen. Rustin klettert flink auf einen eisverkrusteten Baum hinauf und beobachtet ihn aus sicherer Höhe. Der Bär scharrt noch ein wenig im Schnee und geht schließlich stracks auf das Haus zu. In Rustins Höhe bleibt er stehen und saugt geräuschvoll die Luft ein. Langsam tapst er weiter, hält hier und dort inne, um seine Nase in den Schnee zu stecken und steuert unweigerlich auf das Gebäude zu.
Rustin stößt erleichtert seinen Atem aus und klettert, als der Bär außer Sichtweite ist, katzengleich vom Baum herunter. Er rennt zu seinem Schneeschlitten, wo er vom Hund stürmisch begrüßt wird.
RUSTIN DEAN
Braves Mädchen! Wenn die beiden Dummköpfe ihre Betäubungsgewehre nicht griffbereit haben, steht ihnen vermutlich ein Festessen mit einem hungrigen Bären bevor! Immerhin habe ich Snake vor wilden Tieren gewarnt!
Mit Vollgas braust Rustin in der Dunkelheit davon.
Szene:092 INNEN -FLUGHAFEN/SCHWEIZ
Am Flughafen. Crazy Will, Jeroen Imogen und Noah werden von zwei Gefolgsleuten, Otis und Rock, mit dem Wagen abgeholt. Sie haben warme Kleidung für Jeroen und Noah mitgebracht und ob Crazy Will's beachtlicher Größe ein Bärenfell, was dieser sich wenigstens als Stola umhängen kann.
Sie fahren zur Schneeschlittenstation

Mannes Glück.
Szene:093 INNEN -SCHNEESCHLITTENSTATION
MANNES GLÄCK
Otis und Rock stürmen zur Tür herein und versetzen dem überraschten Schneeschlittenführer, der vor einem spärlich geschmücktem Weihnachtsbaum sitzt und auf seiner Mundharmonika die Weihnachtsmusik aus dem Radio begleitet, Ohrfeigen.
Jeroen blickt angewidert auf seine Begleiter. Crazy Will hat in einem Sofa Platz genommen und Noah sich an den Schreibtisch gesetzt und kritzelt weiter an seinen Aufzeichnungen.
HENRY VOGELSANG
Was wollen Sie?
Rock versetzt ihm einen Schlag in die Magengrube und Otis zieht ihn quälend am Ohr hoch.
OTIS DELANO
Wir wollen, dass du erst mal genau weißt, wo es langgeht!
Rock und Otis traktieren den Mann weiter.
JEROEN IMOGEN
Boss!
Crazy Will blickte gelangweilt von seinen manikürten Fingernägeln auf und seine kleinen Augen blicken klar und stechend auf Jeroen. In seinem Gesicht zeigt sich keine Regung.
JEROEN IMOGEN
Boss! Der Mann soll uns noch zum Flughafen bringen, wenn ihn die Jungs jetzt weich klopfen, wird er dazu kaum noch in der Lage sein.
Otis und Rock blicken gespannt zwischen dem Boss und Jeroen hin und her und vergessen vor lauter Erstaunen sogar, dem Wicht eine weitere Ohrfeige zu verpassen.
JEROEN IMOGEN
Ich meine.......
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Jetzt haben sie es auf dich abgesehen!
JEROEN IMOGEN
....... wir haben wichtigere Dinge zu tun, als uns hier lange aufzuhalten!
Rock verpasst, mit Seitenblick auf Crazy Will, dem Opfer gedankenverloren noch eine halbherzige Ohrfeige und Otis zieht, - ein irres Glitzern in den Augen, aus seinem Stiefelschaft ein Jagdmesser hervor. Dem Mann auf dem Stuhl gehen vor Angst die Augäpfel über und er wirft Jeroen einen flehenden Blick zu. Noah räuspert sich vernehmlich und blickt in die Runde.
NOAH KENNETH GORDON
Die Didaktik des Terrors ist hier sicherlich nicht angebracht, da muss ich Mr. Imogen zustimmen!
Noah Kenneth Gordon fixiert mit seinen Falkenaugen Crazy Will, stützt seine Ellenbogen auf und packt seinen Bleistift an beiden Enden mit festem Griff. Das laute Knacken seines brechenden Bleistiftes, das in der eingetretenen Stille fast wie ein Pistolenschuss klingt, lässt Otis, Rock und den gebeutelten Mundharmonikaspieler zusammenzucken.
NOAH KENNETH GORDON
Ihr Legionär sollte etwas Demarche zeigen!
Jeroen blickt überrascht auf. Rock wirft Otis einen fragenden Blick zu und starrt dann wutschäumend auf Noah.
ROCK MORTEN
Hat der Kerl mich grad Arsch genannt?
NOAH KENNETH GORDON
Ich meine die Relevanz hat hier Gewichtigkeit.
Noah ignoriert Rocks wütenden Anblick und mustert, entgegen seiner sonst hastigen Art, mit ruhigem Blick, weiterhin den Boss.
ROCK MORTEN
Jetzt hat mich dieser Nadelstreifenfuzzi auch noch Wanze genannt?
Rock schnauft zornig und will gerade auf Noah zustapfen, als Crazy Will ihm, durch einen kurze wegwerfende Geste mit der Hand, Einhalt gebietet.
Szene:094 EINBLENDUNG
Eine Stecknadel, im Zeitlupentempo landet mit lautem Klirren auf dem Boden.
Szene:095 INNEN -SCHNEESCHLITTENSTATION
MANNES GLÄCK - CONTINUOUS
Rock schnauft wütend, der Mann auf dem Stuhl wimmert gelegentlich, Jeroen mustert abwechselnd die Decke und die Nadelstreifen von Noahs Anzug. Otis säubert sich mit seinem Jagdmesser die Fingernägel und Rock wirft Noah giftige Blicke zu.
NOAH KENNETH GORDON
Und um dir böotischem Bonhomme die Begriffe Arsch und Wanze sinnreich zu erklären, müsste ich dich erst einer Lobotomie unterziehen.
ROCK MORTEN
Scheiße, Boss, was quatscht der Penner hier für eine Scheiße?
Rock blickt fassungslos auf Crazy Will, dessen Schweigen nun schon allen auf die Nerven geht. Bei Noahs Worten hatte sich Crazy Will's ausdrucksloses Gesicht zur schwachen Andeutung eines Grinsen verwandelt.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Die Ungewissheit, was aus seinem heißgeliebten Töchterchen Loretta geworden ist, hat anscheinend, den fiesesten und korruptesten aller Gangster, in einen sorgenden, weltvergessenen Vater mutieren lassen.
ROCK MORTEN
(grunzt in Noahs Richtung)
Mach hier keine Fisimatenten, sonst polier ich dir deine vornehme Fresse, Penner!
Ein glucksendes, kehliges Geräusch, ähnlich eines Erstickungsanfalls ist aus Crazy Wills Richtung zu vernehmen. Jeroen blickt überrascht auf. Noah will dem Boss zu Hilfe eilen, als sie verblüfft registrieren, dass die kehligen Laute ein Lachen sind. Die kehligen Lauten wanden sich in ein lautes Krakeelen und mit schallendem Grölen lacht Crazy Will, bis ihm die Tränen über die Wangen laufen. Alle übrigen starren ihren Boss an, der sie durch sein gellendes Lachen schon ansteckt.
Genauso abrupt, wie die Lachkaskade des Boss angefangen hat, endet sie auch wieder.
Crazy Will zieht aus seiner Tasche ein riesiges blütenweißes Taschentuch hervor, reibt sich damit über seine feuchten Augen, schnäuzt sich geräuschvoll, blickt mit seinen kleinen stechenden Augen durch die Runde und bleibt schließlich an Rock hängen.
CRAZY WILL
Demarche, du Arsch, ist Diplomatie. Diplomatisches Einschreiten und Relevanz, du Wanze, ist Wichtigkeit. Wer soll den Schlitten lenken, wenn der Schlittenführer hin ist? Stell ihm doch erst mal eine Frage!
Rock blickt verdutzt auf seinen Boss und zuckt die Schultern.
ROCK MORTEN
(kleinlaut)
Was soll ich ihn denn fragen, Boss?
Rock Morten guckt schräg auf Otis, der durch ein leichtes Schulterzucken andeutet, dass er auch keine Frage auf Lager hat.
Crazy Will deutet Rock und Otis durch einen Handwink an, dass sie einen Schritt von dem Mann zurückgehen sollen, rutscht auf dem Sofa auf dem er Platz genommen hatte umher, wobei er einen Augenblick braucht, um seinen massigen Körper in eine bequeme Haltung zu manövrieren und blickt dem Mann geradewegs in die Augen.
CRAZY WILL
Verzeihen Sie, dass wir Sie mitten in der Nacht aufscheuchen müssen.
Der gezierte Tonfall in dem der Boss mit dem Mann spricht, setzt alle in Erstaunen. Sogar ein herzliches Lächeln liegt auf seinen zerklüfteten Zügen.
CRAZY WILL
Verzeihen Sie bitte auch das ungehobelte Benehmen meines Mitarbeiters, er wollte um den Preis feilschen, damit Sie uns auf den verdammten Berg fahren. Er ist ein wegen Geiz aus Schottland ausgewiesener Schwabe!
Crazy Will ist der einzige, der über seinen Scherz kichert.
CRAZY WILL
Wir sind vom italienischen Militärgeheimdienst. Spionageabwehr und Antiterroroperationen. Eine paramilitärische Einheit, deren Hauptaufgabe die Bekämpfung einheimischen Terrorismus ist.
Alle blickten gespannt auf Crazy Will.
HENRY VOGELSANG
Wir sind hier in der Schweiz!
Trotzig wischt sich Henry Vogelsang eine Blutspur, die sich von seiner Lippe über sein Kinn zieht, mit dem Ärmel seines Hemdes ab und blickt unsicher in die Runde.
Der Boss stemmt sich schwerfällig aus seinem Polstersitz und stampft langsam auf den Mann zu.
CRAZY WILL
Stehen Sie auf!
Unsicher erhebt sich das mickrige Kerlchen und entpuppt sich, als er aufsteht, als riesiger Kerl mit Kniebundhosen.
CRAZY WILL
Wie heißen Sie, guter Mann?
Crazy Will gibt ihm einen freundlichen Klaps auf die Schulter. Der Mann stolpert zur Seite.
HENRY VOGELSANG
(nuschelt zögernd)
Henry.
CRAZY WILL
Henry!
Lässig schlingt Crazy Will Henry seinen Arm über die Schulter, wobei er ihn fast zu Boden drückt.
CRAZY WILL
Wir haben es hier mit einer Entführung und vielleicht auch mit Mord zu tun. Einen Augenblick glaubten wir, wir hätten mit Ihnen, einen der Schwerverbrecher gefasst.
Henry hebt abwehrend die Hände hoch.
HENRY VOGELSANG
Nein, nein, ich lebe schon seit Jahren hier.
NOAH KENNETH GORDON
(kichernd)
Gerade das macht Sie ja verdächtig!
Rock wirft Noah einen bitterbösen Blick zu, dass er gleich wieder verstummt.
CRAZY WILL
Wir müssen sofort auf diesen verdammten Berg!
HENRY VOGELSANG
(nickt zögerlich)
So groß ist der Schneeschlitten nicht! Ich kann Sie bis Abendrot bringen. In zwei Touren
Der Boss wirft einen Seitenblick auf Jeroen.
JEROEN IMOGEN
Wir müssen zum Flughafen! Mit dem Schneeschlitten kommen wir nicht bis hinauf zu unserem Zielpunkt.
Der Boss nickt grunzend und zieht aus seiner Hosentasche ein Bündel Geldnoten hervor, zieht ein paar Scheine aus seinem Geldclip und stopft sie Henry in die Hemdtasche. Rock versprüht giftige Blickpfeile, Otis kratzt sich mit seinem Jagdmesser verlegen über die Bartstoppeln. Henry hebt abwehrend die Hände.
HENRY VOGELSANG
(stammelt)
Nein, Sir, Sie brauchen mich nicht bezahlen!
Crazy Will schlägt ihm freundlich gemeint auf die Schulter, was ihn fasst umwirft.
CRAZY WILL
Kaufen Sie Ihrer Freundin einen schönen Ring dafür, dass wird sie über Ihre zerschlagene Nase hinwegtrösten!
Zur Verblüffung aller fängt Henry an zu heulen.
NOAH KENNETH GORDON
Posttraumatisches Syndrom!
Noah springt von seinem Schreibtisch auf, um Henry ein Taschentuch und eine kleine weiße Pille zu reichen, die er aus seiner Jackentasche kramt. Crazy Will lässt sich ächzend wieder auf das Sofa sinken und bedeutet Jeroen mit einem Handwink, die Sache zu übernehmen.
JEROEN IMOGEN
(freundlich)
Haben Sie heute schon andere Leute auf den Berg gefahren?
Jeroen geht auf Henry zu, der mit der Pille in der Hand wieder Platz genommen hat und sie entsetzt anstarrt. Henry nickt.
JEROEN IMOGEN
Wie viele?
HENRY VOGELSANG
Drei Männer, die eine Uniform trugen und einen Mann und eine Frau.
JEROEN IMOGEN
Alle nach Abendrot?
Henry nickt.
JEROEN IMOGEN
Ist das Flugzeug jederzeit verfügbar?
HENRY VOGELSANG
(schüttelt den Kopf)
Der Pilot wollte sich heute Abend bei mir melden, damit ich ein paar Verletzte abhole, die hinunter ins Tal in ein Krankenhaus sollen. Hat sich aber noch nicht gemeldet.
Noah reicht Henry ein Glas Wasser und weist ihn mit kicherndem Glucksen an, die Pille zu schlucken.
NOAH KENNETH GORDON
Sie werden sich gleich viel besser fühlen.
Henry schluckt sie zaudernd hinunter und blickt treuherzig in die Runde.
JEROEN IMOGEN
Wie viele Personen können mit dem Schlitten fahren?
HENRY VOGELSANG
Vier. Äh, drei!
(berichtigte er sich mit Blick auf Crazy Will)
Jeroen wendet sich an Otis und Rock.
JEROEN IMOGEN
Ihr wartet hier, bis Henry zurückkommt!
Otis und Rock nicken reumütig und Noah wirft Jeroen einen wachsamen Blick zu.
Henry zieht sich seine warmen Sachen an und blickt erwartungsvoll auf seine Fahrgäste.
JEROEN IMOGEN
Boss?
Jeroen reißt Crazy Will aus seinen Gedankengängen.
JEROEN IMOGEN
Boss!
Crazy Will stemmt sich schwerfällig aus dem Sofa hoch und stapft Henry, Jeroen und Noah zum Schneeschlitten hinterher. Henrys Gesichtausdruck hat sich von einem gequälten Hundeblick in ein selbstsicheres Grinsen verwandelt.
HENRY VOGELSANG Gedankenstimme: (V.O.)
Italienischer Geheimdienst! Was für ein Schwachsinn. Solang mich niemand fragt, ob ich jemanden abgeholt habe, werde ich die Lady bestimmt nicht verpfeifen.
Munter wirft er den Motor des laut dröhnenden Schneeschlitten an, wartet bis die drei Gestalten sich einigermaßen bequem auf ihre Plätze gezwängt haben, wobei eine der Figuren mit ihrem Körperumfang zwei Sitze in Anspruch nimmt, und gibt Vollgas, dass die Fahrgäste, allein durch die Beschleunigung, fest in ihre Sitze gedrückt werden.
Szene:096 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO
Robbie und Praxeda Empress stehen nahe beieinander an der angelehnten Tür des Musikstudios und lauschen gespannt in die Umgebung.
ROBBIE
(flüstert)
Ob wir uns das Ganze nicht vielleicht eingebildet haben? So etwas wie Massensuggestion?
Praxeda Empress blickt ihm überrascht in die Augen. Er kann trotz des Dämmerlichts das Weiße in ihren Augen blitzen sehen. Im selben Augenblick wie Praxeda wird ihm bewusst, dass sie so nah beieinander stehen, dass sie den Körper des anderen fühlen können.
PRAXEDA EMPRESS
(irritiert)
Ob man bei zwei Personen von Massen sprechen kann? Nicht einmal von massig!
Robbie studiert das Pulsieren des Blutes an ihrer Halsschlagader und atmet genussvoll ihren Duft ein. Praxeda starrt weiter beharrlich ins Fernsehzimmer.
PRAXEDA EMPRESS
Meinen Sie, wir sollten das Erlebnis als eine durch die Pilze hervorgerufene Halluzination abtun?
Sie sucht in seinem Gesicht nach einem Anzeichen der Zustimmung. Ihre Augen werden magnetisch von seinem Gesicht angezogen. Beide starren sich an und als ein leises Stöhnen an der Treppe zum Fernsehzimmer erklingt, lösen sich ihre Augen mit einem Plopp und beide zucken zusammen.
Sie sehen einen langen Schatten der sich die Treppe herunterschleicht und etwas in der ausgestreckten Hand hält, was wie ein langes Gewehr aussieht. Praxeda und Robbie schnappten im gleichen Augenblick nach Luft, drückten leise die Tür zum Fernsehzimmer zu und verriegelten sie sorgfältig.
ROBBIE
(entrüstet)
Das sah mir aber ganz nach einem ungebetenen Eindringling aus! Hatte diese Person tatsächlich eine Waffe in der Hand?
Praxeda mustert ihn mit erschrockenem Blick.
ROBBIE
Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass uns jemand hier hören könnte! Das Studio ist teilweise in massivem Gestein eingefügt und durch Gummi schallisoliert. Sollte die Resonanzen der akustischen Wellen absorbieren. Hier drinnen kann ein ganzes Orchester spielen und niemand im Haus würde etwas davon bemerken.
Erleichtert stößt Praxeda ihren angehaltenen Atem aus.
PRAXEDA EMPRESS
Ich glaube kaum, dass wir die Waffe als Massensuggestion abtun sollten! Glauben Sie, wir erliegen gleichzeitig solchen Halluzinationen?
ROBBIE
(schüttelt den Kopf und lacht)
Nein, ich glaube, Sie müssen ein ganz heißes Eisen sein!
Praxeda setzt sich auf die Erde und blickt verwundert und auch ein wenig entrüstet zu ihm auf.
Szene:097 EINBLENDUNG
Das Zimmer um sie herum dreht sich, wie ein Kaleidoskop aus wilden Formen und pulsierenden Farben.
Praxeda Empress stützt den Kopf in die Hände und stößt ein leises Seufzen aus.
PRAXEDA EMPRESS
Und ich dachte, Eden, dass klingt nach einem idyllischen Ort, nach paradiesischer Ruhe und Entspannung!
ROBBIE
Einen kleinen Trost haben wir noch. Falls das von Bomben getroffene Haus einstürzt, ist das Studio hier noch der sicherste Ort!
PRAXEDA EMPRESS
Glauben Sie tatsächlich, diese Ereignisse hier, stehen allesamt mit mir in Zusammenhang?
ROBBIE
Nein, wahrscheinlich trifft sich hier heute nur zufällig ein Sammelsurium internationalen Terrorismus!
Praxeda erhebt sich wieder und schreitet entschlossen auf die Tür zu.
ROBBIE
Was haben Sie vor?
Er stellt sich vor die Tür, da sie Anstalten macht, die Verriegelung zu lösen.
PRAXEDA EMPRESS
(trotzig)
Nachsehen!
Aufrecht, mit stolzem kämpferischen Blick steht sie vor ihm und als sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustet, kann er ihren warmen Atem an seiner Wange fühlen.
ROBBIE
(bestimmt)
Sie haben heute schon dem Tod ins Auge geblickt!
Szene:098 EINBLENDUNG
Ein fliegendes Schwein flattert durchs Studio.
Mit großen funkelnden Augen blickt Praxeda Robbie geradewegs an. Er weicht ihren Augen aus. Wieder bei ihren Augen angelangt, sieht er seine Spiegelung darin.
ROBBIE
Wollen sie ihm jetzt sogar noch die Hand schütteln? Ich komme mir zwar schon vor wie James Bond, doch Sie sollten jetzt keine vorschnellen Entschlüsse fassen, die Sie und mich unnötig in Gefahr bringen. Ihre Geistesgegenwart hat uns schließlich schon vor einer unangenehmen Begegnung bewahrt!
Die enthusiastische Entschlossenheit bröckelt von ihr ab und zaudernd lässt sie die Arme sinken. Behutsam legt er ihr eine Hand auf die Schulter.
ROBBIE
Lassen Sie uns in aller Ruhe einen Plan austüfteln.
Er lässt ihre Schulter los, gibt die Tür frei und hockt sich vor den Korb, den er zuvor im Kaminzimmer noch eifrig mit Flaschen gefüllt hatte und wählte eine Flasche.
ROBBIE
Mittlerweile beschleicht mich ein dumpfes Gefühl, dass irgendjemand es auf mich abgesehen haben könnte! Keine Gläser, tut mir Leid!
Er trinkt einen Schluck aus der Flasche und reicht sie ihr.
ROBBIE
Welcher Mensch hat schon Sprengstoff oder ein Gewehr in seinem Reisegepäck und wer weiß überhaupt, dass Sie oder ich hier sind?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Du hast Stockard ihren Namen gesagt, mit der Aufforderung alles über sie herauszufinden.
Ihm schießt die Röte ins Gesicht und er wirft einen schnellen Blick auf Praxeda. Sie studiert das Flaschenetikett, dann setzt sie die Flasche an, ohne den Flaschenhals vorher abzuwischen und Robbie registriert erleichtert, dass sie ihm gerade keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Sie reicht ihm die Flasche zurück, breitet die Decken und Kissen auf dem Boden aus, lässt sich darauf sinken und wirft ihm einen wissenden Blick zu, der ihm zeigt, dass sie sein Rotwerden doch bemerkt hatte.
PRAXEDA EMPRESS
Immerhin haben Sie mit Ihrer Geistesgegenwart verhindert, dass ich von der Bombe aus dem Tiefschlaf gerissen wurde!
Sie lehnt sich behaglich auf die weichen Decken zurück.
PRAXEDA EMPRESS
Sind Sie sicher, dass das nicht vielleicht doch Freunde von Ihnen sind?
ROBBIE
Wie kommen Sie darauf?
PRAXEDA EMPRESS
Ich meine, wenn jemand diese Pilze zu den Nahrungsmitteln gestellt hat, ist diesem jemand dann nicht auch zuzutrauen, dass er oder sie, Ihnen einen Schrecken einjagen will, oder sich einen Spaß erlaubt? Und Sie haben eben selbst gesagt, dass Sie mittlerweile das Gefühl beschleicht, jemand hätte es auf Sie abgesehen.
ROBBIE
(er schüttelt beharrlich den Kopf)
Nein! Es weiß nur eine Person, dass ich hier bin und Stockard würde so etwas mit Sicherheit nicht machen. Außerdem kennt er das Studio und hätte sich schon lange bemerkbar gemacht.
PRAXEDA EMPRESS
Wie denn, wenn dieser Raum hier schallisoliert ist und wir die Tür von Innen verriegelt haben?
Robbie weist mit der Hand auf ein unscheinbares Telefon, das neben den Steuerungsanlagen an der Wand angebracht ist.
ROBBIE
Über das Haustelefon.
Sie blickt ihn überrascht an, da sie es offensichtlich noch nicht entdeckt hatte.
PRAXEDA EMPRESS
Ist das lediglich ein Haustelefon, oder können wir damit heraus telefonieren?
ROBBIE
Nur ein Haustelefon.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn wir Freunde ausschließen können, dann bleiben nur Feinde!
ROBBIE
(schüttelt den Kopf)
Mir fällt niemand ein, der mich zum Feindbild erwählt haben könnte!
PRAXEDA EMPRESS
Ein psychopathischer Fan von Ihnen vielleicht?
ROBBIE
Wenn Sie so wollen, glaube ich, das sind zu viele Zufälle auf einmal.
Er trinkt einen Schluck und reicht Praxeda die Flasche zurück.
ROBBIE
Ich gehe mal davon aus, dass Sie wirklich überfallen worden sind. Kein Mensch würde freiwillig bei so einem Wetter im Kleid draußen spazieren gehen! Alle Freunde von mir können das Sicherheitstor mittels des biometrischen Schließsystems passieren. Sie legen ihre Finger auf den Fingerabdruckscanner und das Tor öffnet sich.
PRAXEDA EMPRESS
Warum sollte auch jemand ein kaputtes Tor sprengen?
ROBBIE
Es gibt auf der anderen Seite noch ein Sicherheitstor.
Robbie kratzt sich überrascht und verlegen am Kopf, da er seine Lüge selbst so plump aufgedeckt hat. Praxeda blickt ihn perplex an. Sie zieht eine Augenbraue hoch, prostet ihm ironisch zu, nimmt einen Schluck aus der Flasche und reicht sie ihm grinsend. Dann beginnt sie, in der Kiste, die sie in der Küche gepackt hat, zu kramen, zieht daraus einige Kerzen hervor, stellt sie auf die kleine Kiste, die Robbie in seinen Korb gesteckt hat, bittet ihn um seine Streichhölzer und zündet sie an. Robbie blickt sie verwundert an, wie sie in aller Seelenruhe die Flammen betrachtete.
Schweigend blicken sie auf die brennenden Kerzen und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
Die Zeit streckt sich, als liefe sie in Zeitlupe ab, oder als dehnt sie sich, wie an einem Gummiband und mit einem lauten unhörbaren Klatschen schnellt sie in die Gegenwart zurück. Wie auf ein Stichwort blickten sich beide an. Da war er wieder - dieser Blick. Die züngelnden Flammen werfen flackernde Lichter auf ihre Gesichter und ungeahnt der Synchronizität, zügeln beide eisern ihre Selbstbeherrschung, um nicht in wild entbrannter Lust aufeinander zuzustürzen. Das war wahrlich der letzte Moment oder wahrlich der letzte Platz, um an Sex auch nur zu denken. Verlegenheit beherrscht schlagartig das Raumklima und beide halten gleichzeitig nach fliegenden Tieren Ausschau.
Robbie fischt aus seiner Hosentasche das Päckchen mit den Zigaretten hervor, reicht ihr die Schachtel, aus der sie sich ebenfalls eine Zigarette angelt. Er reicht ihr Feuer, wobei sie beharrlich auf das Ende ihrer Zigarette starrt und entzündet seine eigene paffend, wobei er den Blick nicht von ihr abwendet.
ROBBIE
Wann haben Sie eigentlich beschlossen nach Eden zu fahren?
PRAXEDA EMPRESS
Letzte Woche.
Sie schenkt weiter jedem Detail in dem Raum gespannte Aufmerksamkeit.
ROBBIE
Wann letzte Woche?
PRAXEDA EMPRESS
Am fünfzehnten!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Am gleichen Tag!
ROBBIE
War das eine spontane Idee?
(ironisch kichernd)
Oder etwa geplant?
Praxeda schweigt einen Augenblick, lässt ihren Blick wieder durch den Raum schweifen, stützt den Kopf in ihre Hände und schaut ihn schließlich bestürzt an.
PRAXEDA EMPRESS
(aufgebracht)
Diese blöde Postkarte!
Mit einer ärgerlichen Geste fegt sie ihre Erkenntnis beiseite und schnaubt verächtlich. Robbie blickt sie mit Fragezeichen in den Augen an.
PRAXEDA EMPRESS
Irgendjemand hatte mir eine Postkarte geschickt! Ich konnte die Unterschrift nicht lesen und deswegen hatte ich sie immer noch auf meinem Schreibtisch liegen. Vorne war ein Bild darauf. Eine Fotomontage aus mehreren Bildern. Eine Landstrassenallee, blühende Gärten, ein Häuschen mit einem Zierteich davor und einem Apfelbaum und ein Foto vom Ortsschild
Eden. Soll ich Ihnen sagen, was in schwungvoller, leserlicher Handschrift im Textfeld stand?
Sie deutet mit der Hand Robbie an, ihr die Flasche zu reichen und er nickt. Sie trinkt einen Schluck und lacht ein wenig bitter.
PRAXEDA EMPRESS
So wie der verbotene Apfel im Paradies die süßeste aller Früchte ist, so ist Eden der idyllischste Flecken auf dieser Erde. Nur......
Mit Nachdruck drückt sie ihre Zigarette, die ungeraucht in ihrer Hand verqualmt, auf der kleinen Kiste aus und schaut Robbie geradewegs mit spöttischen Augen an.
PRAXEDA EMPRESS
.......hier können Sie in aller Seelenruhe ungestraft Äpfel verspeisen!
Gleichzeitig brechen beide in frenetisches Gelächter aus und reiben sich schließlich die Lachtränen aus den Augen.
ROBBIE
Und daraufhin hatten Sie die spontane Idee, eine Zeitlang in Eden zu verweilen?
PRAXEDA EMPRESS
(nickt)
Die ganze Situation ist grotesk, aberwitzig und durch und durch irrsinnig!
Beide starren schweigend in die Flammen und auf die Rauchschwaden, die durch den Raum ziehen.
ROBBIE
Gewiss, wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, sowohl psychischer als auch physischer Natur. Man könnte auch sagen, dass wir einem surrealistischen Traum erliegen. Niemand kann hier eindringen, wenn wir es nicht beabsichtigen und so gesehen, haben wir alle Zeit, die wir brauchen!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Brauchen? Wofür?
Szene:099 EINBLENDUNG
Robbie sieht vor seinem geistigen Auge, wie er Praxeda küsst und ihr den Nacken krault.
Robbie schüttelt seinen Gedanken ab. Praxeda grinst und blickt zur Decke.
ROBBIE
Wir sollten unsere Kräfte schonen und in aller Ruhe einen Plan ausarbeiten! Wir könnten auch, bei dieser merkwürdigen Verwicklung der Ereignisse, von Glück reden und der Schicksalsfügung danken, dass wir bisher mit heiler Haut davon gekommen sind, jetzt Zeit haben, die ganze Situation zu überdenken, oder um uns auf die Fakten zu besinnen und schließlich...
Praxeda starrt weiterhin regungslos die Decke an.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
........schließlich kann ich mir wahrlich Schlimmeres vorstellen, als mit einem Sinnbild alles Weiblichen, dem ich mich mit Haut und Haar hingeben möchte, in einem Raum eingeschlossen zu sein.
Robbie blickt überrascht auf.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Habe ich den Rest des Satzes etwa laut ausgesprochen?
ROBBIE
Habe ich eben laut gedacht?
PRAXEDA EMPRESS
Ja.
ROBBIE
(räuspert sich)
Ich hab den Faden verloren! Wo war ich stehen geblieben?
PRAXEDA EMPRESS
(blickt schelmisch)
Schließlich!
ROBBIE
Schließlich...schließlich bringt es unser Drehbuch voran!
PRAXEDA EMPRESS
Die Fakten! Die Protagonisten sind sich nicht sicher, ob sie lediglich von der Schicksalsfügung in einen surrealistischen Traum katapultiert wurden, oder für den Fall, dass sie doch von Halluzinationen heimgesucht wurden, nur stoische Ruhe bewahren sollten, bis die Wirkung der Substanzen abgeklungen ist!
ROBBIE
(nickt enthusiastisch)
In beiden Fällen könnte in diesem Moment ein Zerberus vor der Tür stehen!
PRAXEDA EMPRESS
Sie meinen einen dreiköpfigen Wachhund der Unterwelt?
Robbie nickt und sie wischt mit der Hand die Vorstellung fort.
PRAXEDA EMPRESS
Unterwelt schon, aber Höllenhund? Dann müsste ich mich schon im Planeten geirrt haben!
Robbie blickt sie einen Augenblick irritiert an.
PRAXEDA EMPRESS
Verzeihen Sie bitte! Ich bin erschöpft. Meine Fantasie geht mit mir durch und ich habe den Eindruck, dass ich schon jenseits von Gut und Böse bin. Ihr Zerberus zählt ja nun nicht gerade zu den Fakten. Außer wir machen aus dem Drehbuch einen Thriller.
ROBBIE
(schüttelt beharrlich den Kopf)
Keinen Thriller und keine Messer! Die Fakten! Wir haben beide am gleichen Tag beschlossen nach Eden zu fahren!
PRAXEDA EMPRESS
Wahrscheinlich haben Millionen von Menschen an diesem Tag beschlossen irgendwo hin zu fahren!
ROBBIE
Die Fakten!
Szene:100 EINBLENDUNG
Ein roter Faden, der sich zu einem Wirrwarr verknüllt hat.
ROBBIE
Wie viele von den Millionen Menschen haben sich heute schon in Eden getroffen? Haben Sie möglicherweise Feinde?
PRAXEDA EMPRESS
Ja! Aber die würden mir mit Sicherheit nicht an diesem menschenverlassenen Ort auflauern.
Robbie blickt sie fragend an.
PRAXEDA EMPRESS
Kritiker, Schauspieler denen die Rolle nicht gefällt, aber ich glaube, niemand von denen würde mich, aus welchem Grund auch immer, töten wollen!
ROBBIE
Vorhin sagten Sie, Sie hätten Geschichten gehört, von Schauspielern die sich verändert haben oder so etwas in der Art. Sie haben dann abgewinkt und Ihren Gedanken für nichtig erklärt. Ihre Ahnung hat uns immerhin hier ins Studio geführt! Was sind das für Geschichten?
PRAXEDA EMPRESS
Seltsame Parallelen, ein paar Schauspieler waren für einige Zeit verschwunden und als sie wieder da waren, waren sie andere Menschen. Niemand konnte sich erklären, was geschehen war, aber alle waren vor ihrem Verschwinden vermögend und danach verschenkten sie alles.
Robbie greift nach der Flasche und trinkt nachdenklich noch einen Schluck daraus.
PRAXEDA EMPRESS
Was trinken wir da überhaupt?
ROBBIE
(grinst)
Eine Spezialität aus Eden! Apfelsaft.
Robbie reicht ihr die Flasche und sie studiert das Flaschenetikett, als ob sie seiner Erklärung keinen Glauben schenkt. Vorsichtig trinkt sie einen weiteren Schluck.
PRAXEDA EMPRESS
Apfelsaft! Vielleicht sind es auch nur Einbrecher, welche die Jahreszeit für günstig halten, Ihnen das Haus auszuräumen!
ROBBIE
Der unvorhersehbare Faktor hat sich mit Bombengewalt in die Geschichte katapultiert!
Möglich, dass es nur Einbrecher sind! Im Augenblick bin ich wenig dazu geneigt, das herauszufinden. In unserem Film können wir die Szene gerne x-beliebig oft wiederholen, doch hier spielen wir wahrscheinlich mit unserem Leben. Für Einbrecher haben sie auch, für meinen Geschmack, entschieden zuviel Krach gemacht. Einbrecher hätten erst das Gelände sondiert und sich dann vermutlich am hinteren Tor zu schaffen gemacht. Ohnehin habe ich es ja schon mit dem Landrover eingerissen.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Musst du das zweite Tor schon wieder aufs Tapet bringen?
ROBBIE
Santa Claus hat es auch nicht nötig, die Mauer einzureißen, falls er vorgehabt hat, zu kommen. Er hat doch fliegende Rentiere!
Praxeda lächelt müde und entzündet sich paffend eine Zigarette. Durch die Rauchschleier studiert sie Robbies Mienenspiel.
PRAXEDA EMPRESS
Was denken Sie, sollten wir tun?
ROBBIE
Ich denke, wir sollten einfach einige Zeit verstreichen lassen und irgendwann nachsehen.
Robbie kramt in dem Holzkorb, holt zufrieden die Flasche mit dem Cognac daraus hervor, dreht den Schraubverschluss ab und nimmt einen kräftigen Schluck.
ROBBIE
Ah! Dafür, dass ich dachte, das könnte ein langweiliger Abend werden, hält er aber eine Menge Überraschungen bereit.
Er blickt im Raum umher, bis seine Augen letztlich wieder bei Praxeda anlangen.
ROBBIE
Sind wir uns darin einig, dass irgendetwas Bedrohliches dort vor der Tür ist?
Praxeda pustet ein paar Rauchkringel in die Luft, heftet ihren Blick auf Robbie und nickt zögerlich.
PRAXEDA EMPRESS Gedankenstimme: (V.O.)
Nicht nur vor der Tür!
Robbie merkt plötzlich, wie heiß ihm unter seiner zweifachen Schicht von T-Shirts ist und er zerrt sich Eines davon ungeduldig über den Kopf. Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare und zwinkert ihr mit einem aufmunternden Lächeln zu.
ROBBIE
Hier sind wir jedenfalls sicher. Hier kann uns nichts ....
PRAXEDA EMPRESS
(fällt ihm ins Wort)
Sagen Sie es bloß nicht, für den Fall, dass uns das Schicksal belauscht! Die Eindringlinge könnten uns doch durchaus über die Telefonanlage ausfindig machen!
ROBBIE
Ausfindig machen vielleicht! Aber wie sollten sie hier hinein gelangen?
Praxeda lässt ihren Blick wieder durch den Raum schweifen und zuckt schließlich resigniert mit den Schultern.
PRAXEDA EMPRESS
Sie haben wohl Recht. Wir müssten den Zerberus schon selbst hinein lassen!
Sie steht auf und schreitet langsam, fast bedächtig im Studio auf und ab. Sie streckt ihre Arme, lockert ihre Schultern und ihren Rücken mit Streckübungen und hebt schließlich die Hände, um sich mit ihren Fingern den Kopf zu massieren. Als sie dabei die Stelle mit der Beule berührt, von dem Schlag, der sie niedergestreckt hat, stöhnt sie vor Schmerzen leise auf, lässt die Hände resigniert wieder sinken und beginnt erneut mit ihrem Marsch durch das Zimmer.
ROBBIE
Entspannen Sie sich! Sie haben heute schon wahrlich genügend Unannehmlichkeiten erfahren! Wenn Sie dennoch einen spektakulären Abschluss des Tages brauchen, leisten Sie mir Gesellschaft, bei dem einzigen, was ich heute auf dem Plan hatte!
PRAXEDA EMPRESS
Und was hatten Sie bitte heute auf dem Plan?
Praxeda schreitet weiter durch das Zimmer.
ROBBIE
Mich zu betrinken!
Entgeistert blickt Praxeda ihn an und bleibt stehen.
ROBBIE
Sie müssen sich entspannen! Ich kann Ihre Gehirnmaschinerie bis hier hin rattern hören!
PRAXEDA EMPRESS
Die Guten verstecken sich im Keller, während die Schurken, wer weiß was tun und das Spektakulärste, was den Helden einfällt, ist sich zu betrinken? Halten Sie, sich zu betrinken wirklich für eine gute Idee?
ROBBIE
Es ist immer wichtig, aus jeder Situation das Beste zu machen! Ich halte Entspannung für eine gute Idee! Wenn Sie weiterhin soviel Adrenalin durch ihre Adern pumpen, kann ich nicht garantieren, dass durch die Erhöhung des Raum-Adrenalin-Spiegels, die Kampfmaschine nicht doch todesmutig durch diese Tür schreitet und versucht, den Höllenhund mit bloßen Händen zu erwürgen!
Robbie zwinkert mit den Augen, trinkt einen Schluck aus der Cognacflasche, steht auf und strafft seine Muskeln in überzogener Bodybuilder-Positur.
ROBBIE
Es sei denn, Sie bestehen darauf, dass ich jetzt dorthinaus marschiere!
PRAXEDA EMPRESS
Das wäre auf jeden Fall spektakulärer als Trunkenheit!
Praxeda schnuppert in der Luft, als würde Adrenalin Duftspuren hinterlassen.
PRAXEDA EMPRESS
Aber keine Entscheidung mit gesundem Menschenverstand. Ich bestehe keinesfalls darauf, dass Sie jetzt Ihr Leben riskieren!
ROBBIE
Wozu sollen wir unser Leben aufs Spiel setzen? Für das Drehbuch können wir gerne eine spektakulärere Inszenierung der Ereignisse planen!
Praxeda setzt ihre Wanderung fort und krault sich in Denkerhaltung das Kinn. Robbie hat sich entspannt auf die Decken niedergelassen, kreuzt seine Beine und klopft lachend, mit der flachen Hand auffordernd neben sich auf die Decke.
ROBBIE
Ruhen Sie sich ganz einfach eine Weile aus! Sie kommen mir vor, wie ein Panther, der in einen viel zu kleinen Käfig eingesperrt ist. Hier drinnen möchte ich mein Leben auch nicht aufs Spiel setzen.
Robbie klopft weiter auf die Decke.
ROBBIE
Vergessen Sie den Überfall, vergessen Sie die Pilze und vergessen Sie den Einbruch. Nicht denken!
Robbie klopft noch einmal neben sich und schließlich setzt sie sich neben ihn.
PRAXEDA EMPRESS
Wuff! Keine Panik!
Robbie schnippt lachend die Zigarettenkippen von der kleinen Kiste und stellt die Kerzen, etwas Wachs verschüttend, auf den Teppichboden. Praxeda fängt die Cognacflasche auf, die er beinahe umgestoßen hätte, als er sich über die Kiste beugt, und trinkt daraus beherzt einen Schluck.
PRAXEDA EMPRESS
Solang ich keinen besseren Plan habe, beweise ich Manieren und befolge des Gastgebers Rat!
ROBBIE
Gastgebers Rat lautet gleich noch ganz anders!
Robbie nimmt einige Utensilien aus der Kiste.
ROBBIE
Hier drinnen lauert das Entspannungsmittel.
PRAXEDA EMPRESS
(abwehrend)
Ich habe schon genügend Drogen intus, die mir sicherlich für den Rest meines Lebens reichen!
Interessiert beobachtet sie sein Handeln. Robbie dreht etwas Gras und Tabak in ein Zigarettenpapier und entzündet die gedrehte Zigarette paffend an den Streichhölzern.
ROBBIE
Glauben Sie mir. Das wirkt auf alle Fälle entspannend. Wird manchmal in psychologischen Sitzungen angewandt, um traumatische Ereignisse zu verarbeiten!
Robbie hält ihr den Glimmstängel hin.
ROBBIE
Nehmen Sie einen Zug. Das allerletzte was ich heute noch erleben möchte, ist eine hysterische Frau, die mir die Ohren zukreischt!
Praxeda blickt ihn empört an.
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dann nicht erst recht hysterisch werde!
Praxeda winkt zur Bestätigung mit der Hand ab.
ROBBIE
Dann bleibt mir nur, die ganze Menge auf einmal im Raum zu verbrennen, was ohnehin klug wäre, wenn die Polizei kommt, - und die Raum-Konzentration damit so zu erhöhen, dass sie ebenfalls stoned werden!
Mit tiefem Blick in ihre Augen, reicht er ihr das Stäbchen und nickt ihr aufmunternd zu.
ROBBIE
Was soll schon passieren? Entweder sind Sie gleich so müde, dass Sie sich nicht mehr rühren möchten und schlimmstenfalls auf den Teppich kotzen, oder.....
Praxeda rümpft pikiert die Nase.
ROBBIE
(grob)
.......Sie laufen hier weiter wie im Amok herum und machen mich ganz wirr!
Praxeda lacht schallend und schüttelt dann den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Scheint ich habe es doch geschafft, den Raum-Adrenalin-Spiegel nach oben zu schrauben!
Praxeda nimmt zögerlich einen Zug, den sie nur in die Luft pustet und lacht weiter.
PRAXEDA EMPRESS
Die Guten im Keller, der sich als Drogenhöhle entpuppt, mutieren zu Gangstern und die da oben sind wahrscheinlich vom Drogendezernat!
Praxeda steckt Robbie schließlich mit ihrem albernen Gelächter an, so dass sie beide ermattet Luft holen müssen.
PRAXEDA EMPRESS
Solange Sie nicht von mir verlangen, alle diese Substanzen verschwinden zu lassen, indem wir sie uns jetzt einverleiben! - Dann müssen wir vielleicht einen Zerberus hinaus lassen!
Praxeda lacht ungestüm und presst sich schließlich die Hand auf ihr Zwerchfell.
Robbie betrachtet nachdenklich das Kerzenlicht, spannt seine Muskeln an und streckt räkelnd seine Gliedmaßen. Praxedas Blick verfängt sich an seinem Muskelspiel. Amüsiert darüber, lässt Robbie seinen Scharfblick zu ihr schweifen und als sie bemerkt, wie er sie beobachtet, wendet sie sich verlegen ab und betrachtet genauso interessiert den Kerzenschein.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Solange Sie nicht von mir verlangt, alle diese Substanzen verschwinden zu lassen, indem wir sie uns jetzt einverleiben....Solange? Nein, wir könnten jedes Jahr zu Weihnachten eine andere Substanz ausprobieren!
Der Gedanke ist so deutlich in seinem Bewusstsein, als hätte ihm die Worte jemand deutlich ins Ohr gesagt. Ihm ist, als hätte er den Gedanken laut ausgesprochen, er zuckt zusammen und blickt Praxeda erschrocken an.
Praxeda wirkt erschreckt.
PRAXEDA EMPRESS
Ich weiß, ich sehe wirklich fertig aus! Aber sie könnten wenigstens so höflich sein und ihr Entsetzen verbergen!
ROBBIE
Ich hab keine Ahnung, woran Sie gedacht haben! Aber ich kann Ihnen versichern, dass mein Gedanke, der mich so entsetzt dreinschauen ließ, nichts mit Ihnen zu tun hatte!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ungebunden und frei, immer offen für erotische Abenteuer! Keine Beziehungen!
PRAXEDA EMPRESS
Sie machen mich neugierig!
Robbie schüttelt sich und sucht stotternd nach Worten.
ROBBIE
Ich bin, ich bin nur, ich weiß nicht, ich weiß nicht einmal mehr, wie ich es beschreiben soll. Ich habe für einen Augenblick befürchtet, dass, dass mir übel wird! Sie sehen fantastisch aus, wenn es das ist, was Sie interessiert! Unter jedem anderen Gesichtspunkt, würde ich dieses Zusammentreffen als erotisches Abenteuer auffassen.....
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
......unter jedem anderen Gesichtspunkt?
Lauerndes Schweigen breitet sich im Raum aus. Praxeda starrt auf ihre Socken und Robbie greift nach dem ausgegangenen Gras-Joint, den sie auf die Kiste gelegt hat.
ROBBIE
Ich wünschte, ich könnte das Drehbuch ein paar Seiten zurückblättern!
PRAXEDA EMPRESS
Kein Problem! Bis wohin wollen Sie blättern? Bis vor meinem Begehren eingelassen zu werden?
ROBBIE
Bewahre! Nein! Vergessen Sie einfach, was ich gesagt habe!
Zerknirscht grinst er sie an. Aufmunternd klopft ihm Praxeda sanft auf die Schulter und drückt ihm die Cognacflasche in die Hand.
PRAXEDA EMPRESS
Trinken Sie noch einen Schluck!
Praxeda ratscht ein Streichholz an, das sie ihm hinhält.
PRAXEDA EMPRESS
Nehmen Sie noch einen Zug und ehe Sie sich versehen, wird das traumatische Erlebnis, das Sie hier erleben, vorüber sein, wenn Sie es denn überleben und wir zwei.....
Praxeda deutet auf ihn und sich.
PRAXEDA EMPRESS
.......können wieder frohgemut jeder unseren eigenen Weg gehen!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Wie habe ich nur den falschen Eindruck erweckt, ich wollt so schnell wie möglich, loswerden? Wie soll sie auch ahnen, dass ich ihr aus reiner Abenteuerlust ......äh, Langeweile, das Telefon und den zweiten Weg vorenthalten habe.......?
PRAXEDA EMPRESS
(plaudert munter weiter)
Vielleicht ist Ihnen auch gerade das Gras nicht bekommen! Bitte blättern Sie das Drehbuch bis dahin zurück, bevor Sie die Idee hatten, etwas zur Entspannung zu rauchen! Nach dem ersten Zug haben Sie scheinbar einen Sinneswandel erlebt, - oder eine vergessene, traumatische Erinnerung wachgerufen, die ihnen diesen entsetzten Blick verschaffte und...
ROBBIE
....die mich bodenlosen Unsinn stottern lässt!
ROBBIE Gedankenstimme
Sie ist eine scharfsinnige Beobachterin!
Praxeda zupft sich nervös an ihrem Pulloverkragen, als wenn er ihr am Hals zu eng wäre und der anschließende Schauer der sie überfällt, lässt auch Robbie zusammenzucken.
PRAXEDA EMPRESS
Mich hat gerade ein Schauder überfallen!
ROBBIE
Verraten Sie mir Ihren Gedanken?
PRAXEDA EMPRESS
(ihre Stimme zittert)
Ich fürchte, ich kann nicht!
Praxeda zerrt sich ihren Pullover über den Kopf, zupft ihre Bluse zurecht und schaut ihn an.
PRAXEDA EMPRESS
Das war nur eine Gänsehaut!
Szene:101 EINBLENDUNG
Das schrille tönen einer Alarmglocke und das Klingeln eines Telefons.
Praxeda schnappt sich die Cognacflasche und trinkt begierig einen Schluck, in Westernmanier wischt sie sich mit dem Handrücken über ihren Mund und legt sich die Hand auf ihr wild klopfendes Herz. Robbie zerrt sich unwillkürlich am Kragen seines T-Shirts.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Das war eine leichte Panikattacke! Vielleicht sind das erste Anzeichen von Hysterie. Da ich weiß, dass das allerletzte, wasSie heute noch erleben möchten, eine hysterische Frau ist, die Ihnen die Ohren zukreischt, muss ich mich also jetzt zusammenreißen, damit sie nicht mich mit bloßen Händen erwürgen, was man dann sogar auf einen psychogenetischen Ausnahmezustand zurückführen könnte!
ROBBIE
(jovial)
Ich versichere Ihnen, dass Mord heute keinesfalls auf meinem Plan steht! Allerdings weiß ich nicht, was ein psychogenetischer Ausnahmezustand ist, noch, was er bewirken könnte!
PRAXEDA EMPRESS
Das weiß niemand so genau! Deswegen ist es ja auch ein Ausnahmezustand!
Praxeda ringt nervös mit ihrem Hemdkragen, den sie in ihren Händen zerknautscht.
ROBBIE
Lassen Sie uns lieber auf andere Gedanken kommen!
Ein unerträgliches Schweigen breitet sich in dem Raum aus beide tauschen in Ermangelung eines anderen Gedankens, verstohlene Blicke aus.
Szene:102 EINBLENDUNG
Eine Blase, die sich immer größer aufbläst, bis an ihre Streckgrenze und zerplatzt.
Beide reden gleichzeitig los.
ROBBIE
Sie müssen doch auch.....
PRAXEDA EMPRESS
Wann wird Sie....
Verblüfft brechen beide ihren Wortschwall ab und schauen den Anderen überrascht an.
ROBBIE
Was wollten Sie gerade sagen?
PRAXEDA EMPRESS
Wann wird Sie jemand vermissen?
ROBBIE
(zuckt mit den Schultern)
Nicht vor Anfang des nächsten Jahres.
PRAXEDA EMPRESS
(enttäuscht)
Oh! Und was wollten Sie sagen?
ROBBIE
Sie müssen doch denken, dass Sie bei einem Verrückten gelandet sind!
PRAXEDA EMPRESS
Halten Sie sich denn für verrückt?
ROBBIE
Gelegentlich! Ich befürchte nur, Sie halten mich grundsätzlich für verrückt!
PRAXEDA EMPRESS
Da kann ich Sie beruhigen! Von einer grundsätzlichen Annahme würde ich, bei einer so kurzweiligen Begegnung, nicht sprechen! Verrückte geben niemals zu, dass sie verrückt sind! Und ich halte Sie in erster Linie für meinen Lebensretter, wobei mir auch einerlei sein dürfte, ob sie verrückt sind oder nicht!
ROBBIE
Noch ist Ihr Leben nicht in Sicherheit!
PRAXEDA EMPRESS
Jedenfalls sicherer, als dort draußen! Und auch gemütlicher, als im Schnee! Soviel Fantasie habe ich dann doch nicht, dass ich mir vorstelle, der Tod fordere heute noch Revanche von mir!
ROBBIE
Revanche des Todes! Den Filmtitel haben Sie mit Sicherheit schon gefunden!
PRAXEDA EMPRESS
Halte ich ganz und gar nicht für einen guten Titel! Ich will Sie ja nicht mit den Fakten nerven, aber kommen wir doch darauf zurück!
Robbie nickt.
PRAXEDA EMPRESS
Sie und ich werden nicht vor dem nächsten Jahr vermisst!
Praxeda lehnt sich, in halber Schräglage auf die Kissen, stützt den Kopf auf die Schulter, so dass sie sein Gesicht genau im Blickwinkel hat und grinst ihn an.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn dort oben Einbrecher sind, dürften sie ja wohl mittlerweile ihre Profession erfüllt haben und sind vermutlich schon über alle sieben Berge! Wenn nicht, sitzen wir wohl noch eine Weile hier fest! Wie wollen wir das herausfinden, wenn wir jetzt nicht nachsehen?
ROBBIE
Halte ich ganz und gar nicht für eine gute Idee!
PRAXEDA EMPRESS
Grundsätzlich, oder nur jetzt nicht?
ROBBIE:
Irgendwann werden wir nachsehen müssen!
PRAXEDA EMPRESS
Was glauben Sie, wann das irgendwann ist?
ROBBIE
(misslaunig)
Ist Ihnen langweilig? Wollen Sie lieber dort oben ein bisschen als Zielscheibe herumlaufen?
Praxeda blickt ihn verunsichert an und schüttelt den Kopf.
ROBBIE
(beschwichtigend)
Meine Ahnung gebietet mir, jetzt den Kopf noch nicht aus der Tür zu stecken!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Du bist doch nur wütend, weil deine weibliche Käfiggefährtin, sich nicht liebeshungrig auf dich stürzt und nicht einmal den Versuch macht, dir nahe zu kommen!
PRAXEDA EMPRESS
Meine Ahnung hat sich verabschiedet und mein Körper gebietet mir etwas anderes!
Mit kampflustiger Miene blickt Praxeda ihn an. Ergeben hebt er die Hände und lässt sie kraftlos wieder fallen.
ROBBIE
Was haben Sie auf dem Herzen? Ich will Ihnen mit meiner Laune keine Angst einjagen, noch möchte ich, dass Sie oder ich erschossen werden! Und wenn Ihr Körper Ihnen irgendetwas gebietet, dann tun Sie das! Mir ist nichts Menschliches fremd, dass können Sie glauben! Was haben Sie nun auf dem Herzen?
PRAXEDA EMPRESS
Auf dem Herzen nun nicht gerade.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Sie muss einfach nur mal Pinkeln!
ROBBIE
(schadenfroh)
Sie sind bei dem Teil des Drehbuches angelangt, der immer weggelassen wird?
ROBBIE Gedankenstimme

Interessant!
Praxeda wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
PRAXEDA EMPRESS
Also! Ich schleiche mich jetzt dorthinaus in ein Badezimmer!
ROBBIE
Wenn Sie entdeckt werden, haben Sie damit unser Versteck verraten!
PRAXEDA EMPRESS
Sie können die Tür hinter mir verschließen!. Niemand kann hier eindringen, wenn Sie es nicht wollen!
ROBBIE
Sie vergessen, dass die Eindringlinge Sprengstoff haben und Sie wären gewiss nicht der erste Mensch, der beim Pinkeln erschossen wird! Tun Sie sich und mir den Gefallen und urinieren Sie in die Flasche!
Robbie trinkt mit riesigen Schlucken die Spezialität aus Eden aus und reicht ihr grinsend die leere Flasche. Ihr Gesichtsausdruck sagt alles. Sie macht keine Anstalten die leere Flasche zu nehmen.
ROBBIE
(lacht lauthals)
Pah! Das ist doch albern! Sie sind dümmer, als Sie aussehen! Sie wollen eher das Risiko eingehen, erschossen zu werden, als dass ich Sie beim Pinkeln beobachten könnte? Liegt es daran, dass Sie eine Frau sind, oder ist es ihnen grundsätzlich peinlich, vor einem Mann zu urinieren?
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin gespannt darauf, was Sie in dieser Situation machen werden!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ich habe mit Sicherheit, kein Problem damit in die Flasche zu pinkeln!
PRAXEDA EMPRESS
Das wäre durchaus eine Erfahrung, die ich in meinem Leben bisher noch nicht gemacht habe!
ROBBIE
Was denn? Erschossen zu werden oder in eine Flasche zu pinkeln?
Ein lächeln flattert über Praxedas Gesicht.
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe allmählich den Eindruck, ich bin in einem psychologischen Experiment gelandet!
Praxeda wirft einen schielenden Blick auf die leere Flasche, die drohend zwischen ihnen steht.
PRAXEDA EMPRESS
Anstatt zu erfrieren, oder einem Lachkrampf in einer Psychokomödie zu erliegen, werde ich jetzt eben erschossen!
Ein eiskaltes Glitzern schleicht sich in Praxedas stechenden blauen Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Schnee, Regen, Wassermoleküle, Wassertropfen, Eiskristalle, Dampf, Schweiß. Sie haben den Urin vergessen! Wollen Sie mein Fazit auch noch hören?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Irgendwie scheint sie auf einmal eine andere Frau zu sein.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn man lange gebannt auf einen Fleck starrt, verliert man den Blick für das wesentliche Drumherum! James Bond musste während seiner gesamten Dienstzeit nicht ein einziges Mal aufs Klo! Da werden Sie mir doch wohl gestatten, dass ich diese Szenerie....
Praxeda guckt missbilligend auf die Flasche und verwarf die Idee mit einer wegschleudernden Handbewegung über ihre Schulter.
PRAXEDA EMPRESS
.......getrost weglasse. In unserem Drehbuch, - ich hoffe doch, dass Sie ein gutes Gedächtnis haben und Sie sich, da mir weder technische Errungenschaften......
Praxeda tippt mit den Fingern auf einer imaginären Schreibmaschine.
PRAXEDA EMPRESS
......noch so etwas, wie Papier und ein schnöder Bleistift, zur Verfügung stehen, alles gut merken können, da Sie die Geschichte selbst aufschreiben müssen. Ich werde mich bemühen in ganzen Sätzen zu reden!
Robbie weist mit lascher Hand auf die Aufnahmegeräte, doch Praxeda schüttelte den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Wird Ihnen nicht viel nützen. Natürlich bin ich mit einem implantierten Störsender ausgestattet, der jegliche Tonaufnahmen verhindert. Sie können es dennoch gerne anstellen, das Rauschen wird Sie vielleicht später erquicken! Das ganze Verharren hier im Kellergeschoss, - um auf Ihre Frage zurückzukommen, was für ein Drehbuch ich schreiben würde, oder wie ich unsere Begegnung in ein Drehbuch einbauen würde -, kann auf einige Sätze reduziert werden.
Neugierig blickt Robbie sie an, doch Praxeda scheint ihren Text von der Decke abzulesen.
PRAXEDA EMPRESS
Während oben, das halbe Haus in Schutt und Asche liegt und es Ulysses, oder Adam, oder wie immer Sie auch heißen mögen...... Ulysses Bond und seiner Begleiterin........................ Ephedra Atom gelungen ist, sich von den Häschern, denen sie in die Hände gefallen waren, zu befreien und sich den Weg, in den Schutz der unterirdischen Katakomben freizuschießen, laufen in allen Nachrichtenagenturen, rund um den Globus, die Telefone heiß und die Informationsdrähte glühen.
Praxeda hebt ihren Zeigefinger, wie eine Dozentin in einer Vorlesung, blickt ihn an und schüttelte den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Nein, das geht so nicht! Das gibt nur Probleme mit den Urheberrechten!
Praxeda trinkt noch einen Schluck aus der Cognacflasche und sieht geradewegs an.
PRAXEDA EMPRESS
Ich werde Sie Ulysses Atom nennen und Ephedra .......Nova, oder Genie. Nein, Genienova!
Robbie nickt Richtung Aufnahmegerät.
PRAXEDA EMPRESS
Tun Sie sich keinen Zwang an!
ROBBIE
Sie sich aber auch nicht!
Robbie nickt Richtung leerer Flasche. Grinsend schubst sie die Flasche um.
PRAXEDA EMPRESS
Natürlich weiß mein Geheimdienst über Ihren Geheimdienst, dass Sie hier sind und umgekehrt vermutlich genauso. Der Fluss der streng geheimen Daten.
Praxeda erhebt sich und schreitet auf die Steuerungskonsole der Aufnahmegeräte zu und studiert suchend die Schalter.
PRAXEDA EMPRESS
Das sieht mir hier aber verdammt nach einer Spaceshuttlekonsole aus. Hoffentlich befinden wir uns noch nicht im Weltraum! Hat Ihnen irgendetwas die Sprache verschlagen, oder ist Ihnen gerade aufgefallen, dass auch Sie in einem experimentellen Versuchslabor gelandet sind?
Robbie erhebt sich, um ihr bei der Suche nach den richtigen Knöpfen zu helfen und stellt sich neben sie.
PRAXEDA EMPRESS
Die Agenten Atom und Genienova wurden während Ihrer Gefangenschaft unter den Häschern eines wahnsinnigen Multimilliardärs, der die Weltsicherheit bedroht, mit einer seltsamen Droge vollgepumpt, die ihnen während der überaus schmerzhaften Befragung Informationen entlocken sollte. Doch sie hatten beide eisern der Droge widerstanden und sich, als geprüfte Kampfmaschinen, aller Logik zum Trotze, befreien können.
Robbie schaltet, amüsiert über ihr Gerede, die Anlage ein, hantiert mit den Reglern und hüllt sich weiter in sein beharrliches Schweigen.
PRAXEDA EMPRESS
Liegt es an dem Aufnahmegerät?
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Die seltsame Wirkung der Pilze setzt mein Sprachzentrum außer Funktion und verschärft die anderen Sinne. Wie gut sie riecht!
PRAXEDA EMPRESS
Was den heutigen Abend auf alle Fälle auszeichnet, sind eine Menge Fragen, die nicht beantwortet werden. Sie sagten, ich solle mir keinen Zwang antun! Redezwang ist darunter hoffentlich auch einzuordnen. Das nennt man Arbeit unter Druck! Geht es Ihnen gut? Sie brauchen nur zu Nicken oder den Kopf zu schütteln.
Praxeda blickt ihn besorgt an, streicht ihm behutsam mit dem Handrücken über die Wange, - doch eine elektrische Entladung, die wie ein Funke überspringt, lässt sie beide erschreckt zusammenzucken.
PRAXEDA EMPRESS
Tut mir leid! Wir könnten eine friedliche Phalanx eingehen.
Robbie streicht sich mit seiner eigenen Hand über seine Wange und blickt sie verwundert an. Praxeda weicht irritiert seinem Blick aus und setzt sich wieder auf die Decken, lehnt sich auf ein Kissen und zündet sich eine Zigarette an.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn Sie auf der Bühne stehen, ich meine, als Musiker steht man doch sicher hin und wieder auf einer Bühne, hat Ihnen das jemals die Sprache verschlagen, oder hat Sie dort jemals die Sprachlosigkeit überwältigt?
ROBBIE
Bisher nur einmal!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Wenigstens ein paar Worte aus meinem Sprachschatz scheine ich wiedergefunden zu haben!
ROBBIE
(lacht erleichtert)
Ich musste die Bühne verlassen, weil ich, - keine Ahnung wieso, einfach nichts hervorbringen konnte. Warum fragen Sie danach?
Robbie hockt sich neben sie und angelt sich ebenfalls eine Zigarette aus dem Päckchen. Praxeda reicht ihm Feuer.
PRAXEDA EMPRESS
Reine Neugierde! Haben Sie später herausgefunden, warum Sie nichts sagen konnten?
Robbie lässt Rauchkringel aufsteigen.
ROBBIE
Ich war überwältigt, - und ich hatte das Gefühl, ich hätte etwas sehr wichtiges verpasst...oder verloren.
PRAXEDA EMPRESS Gedankenstimme
Das Gefühl habe ich öfter.
Robbie scheucht diese Erinnerung mit einer wegwischenden Handbewegung fort und reibt sich seine Wange.
ROBBIE
Sie haben mir eben einen Stromschlag verpasst!
PRAXEDA EMPRESS
Das war mein implantierter Induktions-Destruktor! Eine neu entwickelte Geheimwaffe unserer Spionageabwehr.
Robbie blickt sie überrascht an.
PRAXEDA EMPRESS
Also, Atom und Genienova haben sich den Weg in die unterirdischen Katakomben freigekämpft und überprüfen ihren körperlichen Zustand und ihr Waffenarsenal. Oben tobt noch das Verbrechen. Womit haben wir es zu tun?
Bedächtig legt sie Robbie die Hand auf die Schulter und blickt ihm geradewegs in die Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Finden Sie heraus, was Sie bisher noch nicht einmal gedacht haben!
ROBBIE
Sie haben Ihren Destruktor deaktiviert!
PRAXEDA EMPRESS
Ich dachte, Ihr Geheimdienst hat Sie darüber informiert!
(Sie zieht ihre Hand zurück)
Worum geht es?
ROBBIE
Es geht um nichts Geringeres, als die Weltherrschaft! Wenn Sie mir sagen, über welche Informationen Sie verfügen, werde ich Ihnen meine anvertrauen.
PRAXEDA EMPRESS
So weit ich weiß, handelt es sich, bei dem Antagonisten, um einen schwer bewaffneten, wahnsinnigen, diktatorischen Multimilliardär, der sein Dogma als Legitimation und die Erde als persönliches Territorium betrachtet.
ROBBIE
Womit bedroht er die Welt, haben Sie darüber auch Informationen?
PRAXEDA EMPRESS
(nickt grinsend)
So wie es aussieht, arbeiten unsere Geheimdienste nicht halb so gut miteinander, wie ich dachte. Wir glauben, dass es sich um molekülgroße Mikroprozessorenchips handelt, die alle wichtigen Mitglieder der Gesellschaft bedrohen und durch Manipulation der Gehirne eine geheime Gehirnkontrolle ermöglichen. Sobald die Mikroprozessoren mit dem menschlichen Gehirn in Kontakt geraten, ist über das Programm, dass sich in des Widersachers Hand befindet, die totale Kontrolle über die infizierte Person möglich. Wir nennen sie Pentaquark-Mikroben. Gemäß den Gesetzen sozialer Interaktion, müssen Sie mir nun ein paar Informationen, die Sie haben, geben!
Robbie kratzt sich verlegen am Kopf.
ROBBIE
Sie wissen ja schon fast alles. Meine Mission ist es, die unterirdische Computerzentrale aufzuspüren, den Gegenvirus, der die Programmkontrolle außer Kraft setzt, einzuspeisen und die Computerzentrale anschließend zu vernichten.
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie einen Plan?
ROBBIE
Erst einmal sollten wir uns vergewissern, dass wir uns, während der Folter, oder auf unserer Flucht, keine ernsthaften Verletzungen zugezogen haben!
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin unverletzt und falls Sie, oder ich, von den Pentaquark-Mikroben infiziert wurden, hat uns der Destruktor dekontaminiert! Das einzige, bisher wirksame Abwehrmittel. Also, wie sieht Ihr Plan aus?
Robbie zuckt mit den Schultern.
PRAXEDA EMPRESS
Dann sind wir uns einig, dass wir jetzt dort hinausgehen und nachsehen!
(Sie erhebt sich zielstrebig)
ROBBIE
Nein! Warten Sie! Wo wollen Sie hin? Das wäre kein Plan, sondern Kamikaze. Sie sollten nicht Leichtsinnigkeit mit Mut verwechseln!
PRAXEDA EMPRESS
(blickt gen Himmel und faltet die Hände)
Leika an Sirius. Holt mich hier raus!
(Blickt ihn an)
Spionage besteht nun einmal aus der Beschaffung und Übermittlung von Informationen über die Gegner.
Robbie blickt sie verständnislos an.
PRAXEDA EMPRESS
(lacht schallend)
So etwas von Ihnen, Ulysses Atom, hätte ich wahrlich nicht erwartet. Man sagt von Ihnen, sie sind ein Phänomen. Ein absoluter Archetyp mit heroischem Charakter. Ein unfehlbarer Held, von brutalem Mut, gepaart mit Entschiedenheit, der Unmögliches möglich macht und mit unerwarteten Mitteln die Menschheit rettet!
Bei ihrer Erklärung macht sich ein Grinsen in Robbies Gesicht breit.
ROBBIE
Wer sagt so etwas?
PRAXEDA EMPRESS
Mein Geheimdienst hat mich darüber informiert!
ROBBIE
(amüsiert)
Haben Sie noch weitere Informationen über mich? Ich meine, wenn ich mich besser kennen würde, wüsste ich, was als nächstes zu tun wäre.
Praxeda schüttelt den Kopf, doch ein schelmisches, fast spöttisches Grinsen zieht sich über ihr Gesicht.
ROBBIE
Rücken Sie schon raus mit der Sprache!
(Setzt ein charmantes Grinsen auf)
PRAXEDA EMPRESS
Skrupellos und schneidig, blasiert, arrogant, spöttisch, ironisch bis zynisch, charmant und........
Praxeda blickt zur Decke.
ROBBIE
Und was noch?
PRAXEDA EMPRESS
Feinschmecker und sexbesessen!
Beide brechen in schallendes Gelächter aus, bis ihnen die Tränen über die Wangen laufen und sie nach Luft schnappen.
ROBBIE
Verdammt! Ich glaube diese Drogenfolter durch die Häscher unseres wahnsinnigen Multimilliardärs, hat mir doch ein wenig die Sinne verwirrt!
PRAXEDA EMPRESS
Wird Ihnen alles schon wieder einfallen!
ROBBIE
Wie sind Sie dann in diese ganze Sache verwickelt?
PRAXEDA EMPRESS
(zuckt die Schultern)
Alle Geheimdienste der Welt arbeiten gemeinsam an diesem Problem. Falls einer von uns scheitert, kann ein Gelingen doch noch möglich sein.
ROBBIE
Als erstes müssen wir den Gegenvirus in unsere Hände bekommen! Viribus unitis, mit vereinten Kräften.
PRAXEDA EMPRESS
Also, sind wir uns jetzt einig darüber, dass wir jetzt dort hinausgehen und uns das Gegenvirus holen?
Schlagartig ernüchtert er sich.
ROBBIE
Warum sind Sie so erpicht darauf, hinauszurennen und Ihr Leben aufs Spiel zu setzten? Die Perfidie dessen, was Ihnen heute schon widerfahren ist, lässt sich kaum mehr in Worte fassen, wollen Sie unbedingt noch ein Kapitel nachlegen?
Praxeda blickte ihn einen Augenblick verblüfft an, als ob sie etwas sagen will und schließt den Mund wieder.
ROBBIE
Fabelhafte Fischimitation!
Praxeda öffnet den Mund wieder, blickt ihn fassungslos an und schließt den Mund kopfschüttelnder Weise wieder.
ROBBIE
Das war ein Scherz!
Im nächsten Augenblick schüttelt er selbst seinen Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Sie haben Recht! Die Perfidie dessen, was mir heute widerfährt, lässt sich nicht in Worte fassen!
ROBBIE
Na, jedenfalls haben Sie dann einen Grund weiterzutrinken!
Praxeda liefert wieder eine tadellose Imitation eines Fisches und schüttelt weiter Ihren Kopf.
ROBBIE
Sag ich doch, fabelhafte Imitation!
Robbie ignoriert ihren entgeisterten Blick.
ROBBIE
Ist Ihnen eigentlich klar, dass Ulysses Atom und Ephedra Genienova die Einzigen sind, die dem wahnsinnigen Hacker das wahnwitzige Handwerk legen können? Und bevor wir einen Zerberus hinauslassen, sollten wir uns lieber gründlich mit den Fakten beschäftigen und die Tatsachen abwägen! Solange können wir noch bedeutsame Blicke austauschen!
Robbie blickt sie schadenfroh an. Sie mustert ihn schweigend.
ROBBIE
Dann sollten Sie auch wissen, dass Ulysses Atom, Enkel von James Bond, immer das Glück hat, der schönsten Frau der Welt zu begegnen, die der Mission das fehlende Herz gibt.
PRAXEDA EMPRESS
Ich habe den Eindruck, dass Sie sich insgeheim über mich lustig machen!
Robbie nickt enthusiastisch, was er schon im nächsten Augenblick bereute.
ROBBIE
Kommen Sie doch auf die Tatsachen zurück! Mir können Sie vertrauen! Und dass ich ironisch bis zynisch bin, habenSie mir eben erklärt!
PRAXEDA EMPRESS
Sie verheimlichen mir das zweite Tor, ich stecke mitten in einer Psychokomödie, von der ich keinen blassen Schimmer habe, wie sie wohl ausgehen könnte und um die Tatsachen vernünftig abzuwägen, bin ich zu betrunken!
Praxeda blickt ihn blitzend an.
PRAXEDA EMPRESS
Irgendwie sind Sie mir ein Rätsel. Einerseits vermitteln Sie mir das Gefühl unerwünscht zu sein, dass Sie mich so schnell wie möglich loswerden wollen, doch auf der anderen Seite, erklären Sie mir andauernd, es sei gefährlich hinaus zu gehen. Das ergibt ja keinen Sinn, oder noch viel besser, ein Wechselbad der zwiespältigen Gefühle!
Er kratzt sich ratlos seinen Kopf.
ROBBIE
Habe ich eben etwas Wichtiges verpasst? Wie kommen Sie darauf?
Praxeda schüttelt den Kopf und zuckt dann die Schultern.
ROBBIE
Sie sollten lieber nicht durchdrehen, nur weil Sie mal pinkeln müssen! Unter anderem Gesichtspunkt können wir froh sein, wenn wir den heutigen Abend überleben!
PRAXEDA EMPRESS
(zynisch)
Unter anderem Gesichtspunkt! Ha!
Praxeda setzt sich ruckartig auf.
PRAXEDA EMPRESS
Überleben! Einmal blicken Sie mich so entsetzt an, als würden Sie Schrecklichstes erblicken und Sie kurz vor dem Herzstillstand stehen, dann befürchten Sie, dass Ihnen übel würde, oder diese übertriebene Beschreibung, Werwolf, Vampir. Gehen Sie zum Teufel, aber bleiben Sie lieber da. Äh, hier! Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen oder sogar mir selber noch trauen kann!
Verdrießlich stützt sie ihr Gesicht zwischen ihren Händen.
ROBBIE
Wenn ich Ihnen ein Rätsel bin und Sie mir nicht vertrauen, gestatte ich Ihnen, mich alles zu fragen, was Sie über mich wissen wollen, oder noch viel besser......... Fragen Sie mich alles, was Sie jemals von einem Vertreter der männlichen Spezies wissen wollten!
PRAXEDA EMPRESS
Dann habe ich nur zwei Fragen. Wo führt diese Tür hin und wo steht das funktionstüchtige Telefon?
Szene:103 AUSSEN-AM HAUS DES LUFTKISSENBOOTFÄHRERS RUSTIN DEAN
Rustin ist gerade mit seinem Luftkissenboot bei seinem Haus angekommen. Das Brummen eines ankommenden Schneeschlittens lässt ihn Aufhorchen. Als der Schneeschlitten hält, springt die Polizistin Rina Malde heraus. In ihrer Begleitung ist ein anderer Mann
(Fynn Lennard)

RINA MALDE
Hi Rustin! Hast du heute etwas Ungewöhnliches bemerkt oder verdächtige Personen gesehen?
Rustin blickt Rina überrascht an, so dass sie in munterem Plauderton fort fährt.
RINA MALDE
In Morgenröte haben wir drei bewusstlose Männer gefunden und die Schneeschlitten funktionieren allesamt nicht mehr. Wir sind den Spuren eines Schneeschlittens gefolgt, haben die Spur aber schließlich verloren.
RUSTIN DEAN
Ich bin den ganzen Tag nicht außer Haus gewesen. Hab auch nichts Ungewöhnliches bemerkt, außer, dass ich dich heute zum zweiten Mal sehe! Kann ich dir helfen Rina?
Rustin blickt missmutig auf Fynn. Rina folgt seinem Blick.
RINA MALDE
(schüttelt den Kopf)
Ihr kennt euch doch! Fynn Lennard, der Freund meiner Schwester!Nein, wir fahren wieder nach Morgenröte. Heute Nacht können wir ohnehin nichts mehr ausrichten.
Rustin nickt Fynn freundlich zu. Rina blickt Rustin zerknirscht an, als ob sie noch etwas auf dem Herzen hat.
RINA MALDE
Rustin..... willst du vielleicht mit zu unserer Weihnachtsfeier kommen?
RUSTIN DEAN
Ist lieb gemeint, Rina. Ich habe mich nur schon auf einen besinnlichen Abend mit meinen Hunden und einem guten Buch vorm Kaminfeuer gefreut.
RINA MALDE
Na, dann. Frohe Weihnachten Rustin! Ruf mich bitte an, wenn du etwas Ungewöhnliches bemerkst!
Winkend brausen Rina und Fynn wieder davon. Rustin geht in den Hundestall, wo er von der kläffenden Meute freudig begrüßt wird.
RUSTIN DEAN
Snake, Pitsch, Crazy, Will! Wenn ihr heute Nacht nicht gehorcht, müsst ihr alleine klarkommen!
Bekümmert setzt er sich an das Steuer seines Luftkissenbootes und unter feuchten, schlabberigen Hundeküssen, macht er sich auf den Weg zum See.
Szene:104 INNEN -STATION MORGENRÖTE
Shona Fox steht, in ihrer Denkerpositur, eine Hand in den Nacken gelegt, vor der versammelten Mannschaft der Station Morgenröte.
SHONA FOX
Also, es besteht der Verdacht auf Aktionen des Organisierten Verbrechens an dem Musiker Winterblum und wir denken, dass der Zustand der bewusstlosen Sicherheitsmänner die letzten Zweifel ausgeräumt hat.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Also, Sie glauben, jemand will, oder hat schon Winterblum entführt und diese Loretta, die Sie selbst dorthin geschickt haben, hat das wahrscheinlich mit inszeniert!
Stockard mustert schweigend die Runde und bejahte durch zustimmendes Nicken, Ruperts Ausführung.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Aber, soweit ich jetzt erfahren habe, ist diese Loretta gar nicht in Eden gewesen, da ihr Wagen auf halber Strecke dorthin eine Böschung hinabgestürzt ist. So lautete doch die letzte Meldung Ihrer Sicherheitsleute! Die Frage ist doch dann, wie ist diese Loretta von dort hierher gekommen und wer hat diese Sicherheitsleute betäubt?
TINKA CROW
(räuspert sich)
Ähm!
(Er blickt Shona an)
Da Sie ja nu selbst erzählt hab'n, dass diese Loretta da war, die wollt gar nich nach Ed'n!
SHONA FOX
Wie kommen Sie darauf?
TINKA CROW
Na, den Flug hatt' se schon heut morg'n gebucht! Und dann hatt' se erzählt, sie wollt eigentlich zu' ner Party, hatt' dann aber überlegt, dass se doch lieber ihre Mutter besuch'n wollt.
ANNELIE WIESINGER
Die war auch in Begleitung, von so einem großen, schicken Kerl!
TINKA CROW
Das war ihr Chauffeur! Hatt' se jedenfalls gesagt!
Shona und Stockard blicken sich überrascht an.
LOWIN VOGELSANG
(zerknautscht nervös ihre Zigarettenschachtel in der Hand)
Ich dachte, der Wildhüter hätte sie gebracht! Ich dachte, er ist der Einzige, der in dieser Gegend ein Luftkissenboot hat. Aber ich habe mich wohl getäuscht. Wenn wir es hier mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben, werden die wohl ihre eigenen Leute haben.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Weiß noch jemand irgendwas, das zur Aufklärung beitragen könnte?
YURI ROMAN
Naja! Die Schneeschlitten wurden alle gewaltsam beschädigt. Jemand hat Schnee und Tannenzweige in den Tank gesteckt, die Tankbelüftung verstopft und die Zündkerzenkontakte zusammen gebogen, ein paar Schrauben hier und da gelöst und die Armaturen zerstört!
RACHEL MALDE
Rustin wird das wohl kaum gewesen sein! Rina war vorhin bei ihm und hat mit ihm Bier getrunken!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(zu Shona und Stockard)
Rina Malde ist unsere Polizistin. Sie ist Rachels Schwester! Rina und Fynn werden wohl bald zurück sein.
Stockard Darius wendet sich an die Mechaniker Yuri und Tristan.
STOCKARD DARIUS
Wie lange wird es dauern, bis ein Schneeschlitten repariert ist?
Tristan Jakob
Den ersten haben wir bald repariert!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Sie können nicht alleine auf den Berg fahren!
Rupert blickt ernst durch die Runde, bis seine Augen wieder auf Stockard und Shona treffen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Sie werden nicht einmal den Weg auf den Berg finden. Sie kennen diese Gegend nicht. Ich werde Sie begleiten, doch vorher sollten Sie sich wenigstens noch stärken. Es dauert ohnehin noch eine Weile, bis wir losfahren können und wir haben einen recht weiten Weg vor uns!
SHONA FOX
Sie wissen nicht, worauf Sie sich da einlassen wollen! Wir haben Ihnen, an diesem Weihnachtsabend, schon genügend Unannehmlichkeiten beschert, dass Sie froh sein müssten, uns los zu sein und ich versichere Ihnen, ich kann eine Bergkarte ohne Probleme lesen und weiß, wie man einen Schneeschlitten bedient!
Stockard mustert Shona nicht minder überrascht, als Rupert.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Das ist zwar sehr heldenhaft von Ihnen, doch, da Sie mir erzählt haben, dass dort oben eine fast erfrorene Frau gefunden wurde, die immer noch ohne medizinische Versorgung ist, ist es meine Pflicht, nach Eden zu fahren! Was mich allerdings wundert, ist, dass Herr Winterblum uns nicht selbst angerufen hat!
STOCKARD DARIUS
(rechtfertigend)
Die Frau war bei Bewusstsein und hat ihm ihren Namen genannt!
Shona und Stockard sitzen bei einer stärkenden Mahlzeit, als sich durch das Brummen eines näherkommenden Motors ein Besucher ankündigt.
Wenige Augenblicke später stürmt eine windzerzauste junge Frau in Begleitung eines gutgelaunten Mannes herein, die freudestrahlend von allen begrüßt werden.
RINA MALDE
Wir haben die Spur verloren!
Rina zerrt sich die Jacke herunter, setzt sich rittlings auf einen freien Stuhl, greift nach den Speisen auf dem Tisch und beginnt heißhungrig zu essen. Der Mann setzt sich eher zögerlich an den Tisch und nickt Shona und Stockard freundlich zu.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Rina Malde und Fynn Lennard!
Rina bemerkt die neuen Gesichter.
RINA MALDE
(grinsend)
Verzeihen Sie bitte!
Sie reicht Shona und Stockard die Hand.
RINA MALDE
Ich war schon hungrig, bevor ich Doggy gesucht habe und wir diese bewusstlosen Männer gefunden haben. Fynn und ich sind dann den Spuren des Schneeschlittens gefolgt. Ich hoffe nur, der Schneeschlitten ist nicht in eine Schlucht gefallen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Rina, wir haben Grund zu der Annahme, dass Herr Winterblum aus Eden entführt werden soll oder schon entführt wurde. Die bewusstlosen Männer gehören zum Sicherheitsteam von Winterblum und wir haben ebenso Grund zur Annahme, dass dieses Komplott auf William Praxton geht!
RINA MALDE
(begeistert)
Praxton! Das ist ja unglaublich! Internationale Verbrechen!
Sie fährt sich mit den Fingern durch die strubbeligen Haare.
RINA MALDE
Zu Weihnachten!
RACHEL MALDE
(sorgenvoll)
Rina! Das ist etwas anderes, als Doggy zu suchen, oder Streitigkeiten zwischen Nachbarn zu schlichten! Das ist sicherlich sehr gefährlich!
RINA MALDE
Firlefanz! Bis jetzt ist es doch gar nicht sicher, was überhaupt geschehen ist und was wir hier nur schwarz malen. Es ist meine Pflicht, wenn ich von einem potentiellen Verbrechen erfahre, nachzuprüfen, ob es überhaupt Wahrheitsgehalt hat! Ihr hättet uns allerdings über Funk darüber informieren können!
Rina blickt rügend in die Runde.
RINA MALDE
Wir waren fast schon in Eden!
Shona und Stockard blicken sich entgeistert an.
RINA MALDE
Wir waren noch beim Wildhüter, doch er hatte auch nichts Ungewöhnliches gehört oder gesehen!
RACHEL MALDE
Hast Du ihm endlich gesagt, wer Doggy ist?
Rina zeigt einen ertappten Ausdruck und schüttelt zaghaft den Kopf.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Wenn er ihn erschießt, bist du selbst Schuld!
Die übrige Belegschaft schüttelt den Kopf, oder grinst verlegen. Stockard und Shona blicken sich fragend an.
RINA MALDE
Wird schon wieder auftauchen! Spätestens, wenn er hungrig ist!
Shona widmet sich ihrem Computer und pfeift durch die Zähne. Alle Augen blicken sie neugierig an.
SHONA FOX
Die Station Abendwind, wie weit ist die von hier entfernt?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Luftlinie oder Straße?
SHONA FOX
Beides.
TINKA CROW
Vielleicht zwei Stund'n Fluglinie!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Auf dem Landweg vielleicht fünf, sechs Stunden. Ist eine ganz schöne Strecke!
SHONA FOX
Vor einer Stunde ungefähr, wurde ein Hubschrauber samt Pilot von der Station Abendwind entführt. Die schwer bewaffnete Täterin ist identifiziert worden. Neeva Shashawnee!
GUNTRAM WODAN
Sie meinen die Schauspielerin?
Shona nickt.
RINA MALDE
Also, das ist ja ein verworrenes Durcheinander! Bei all dem, was Sie erzählt haben...
Rina blickt Shona und Stockard an.
RINA MALDE
... fällt es mir schwer, das alles zusammen zu fassen und das jetzt mit der Hubschrauberentführung in Zusammenhang zu bringen. Wie passt diese Schauspielerin dazu noch ins Bild?
Shona zuckt die Schultern.
SHONA FOX
Neeva Shashawnee könnte vielleicht ein Opfer dieser Verbrecherorganisation sein. Wie wir herausgefunden haben, operieren sie schon länger. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben auch herausgefunden, dass fast alle, die mit dieser Organisation in Berührung kamen, auf die eine oder andere Weise seltsame Handlungen begehen.
RINA MALDE
Diese Empress, ist es möglich, dass sie auch damit drinsteckt? Aber warum sollte dann jemand versuchen, einen psychopathischen Fan aus ihr zu machen? Als erstes sollten wir die Polizei und Interpol informieren!
SHONA FOX
Wir haben Interpol eingeschaltet, doch die Einheit kann erst landen, wenn der Schneesturm sich gelegt hat!
RINA MALDE
Dann ist die einzige Möglichkeit, die wir jetzt haben, selbst auf den Berg zu fahren, um zu sehen, welche unserer Befürchtungen sich bewahrheitet haben. Vielleicht können wir so weitere Verbrechen verhindern!
Rina zieht ihren Revolver hervor, der im Lichtschein schwach funkelt und überprüft, unter entsetzten Blicken der geselligen Runde, gewissenhaft das Magazin und die Anzahl ihrer Patronen. Rupert beginnt sich warm Anzukleiden, geht in ein Nebenzimmer und kommt mit einem Gewehr und einer Schachtel Patronen zurück. Shona packt eilig ihre Sachen und zieht sich ebenso wie Stockard warme Sachen an. Gerade als sich Rupert, Rina, Shona und Stockard der Tür zu wenden, zerplatzt klirrend das Fenster und eine schneidende Kugel pfeift über ihre Köpfe hinweg und schlägt in der Wand ein.
Sofort suchen alle Deckung. (Laute der Überraschung und des Entsetzens)
RINA MALDE
Runter! Wo, zum Himmel ist das hergekommen?
Rupert und die anderen Schneeschlittenführer kriechen auf dem Bauch auf die Fenster zu und schließen die schweren Holzflügel, die auf der Innenseite der Fenster angebracht sind. Sie sichern das gesamte Haus.
STOCKARD DARIUS
Shona, verstehen Sie, was hier vor sich geht?
Stockard Darius und Shona Fox setzen sich auf wieder auf die Bank und Shona Fox sendet die Informationen an die Computerzentrale. Shona schüttelt den Kopf. Der Gemeinschaftsraum füllt sich wieder.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Wir sollten uns aus dem Gebäude schleichen und diesen Schützen von hinten angreifen!
RINA MALDE
(nickt strahlend)
Wenn wir den Einschlagswinkel der Kugel bedenken, müsste der Schütze, wenn es denn nur einer ist, sich in der Nähe des Generatorenhäuschens befinden. Entweder ist das ein schlechter Schütze, oder das sollte nur ein Warnschuss sein. Wir sollten vielleicht aus einer Dachluke eine Signalrakete abfeuern, würde etwas Licht ins Dunkel bringen. Rachel, du rufst noch einmal die Polizei an. Rupert und ich, schleichen uns hinaus und Magnus und Lukas feuern in etwa fünfzehn Minuten eine Signalrakete aus der Dachluke ab. Das dürfte den Schützen irritieren.
SHONA FOX
Ich gehe mit!
Shona greift sich eines der Gewehre, die Guntram, einer der Schneeschlittenführer, aus dem Nebenraum geholt hat. Rina blicke Shona erstaunt an.
SHONA FOX
Keine Sorge, ich weiß, wie man mit einem Gewehr umgeht und als Sicherheitsexpertin bin ich mit Kampfeinsätzen vertraut!
Rina nickt erfreut.
STOCKARD DARIUS
Ich!
(räuspert sich)
Gehe natürlich auch mit!
Shona Fox blickt Stockard überrascht an.
STOCKARD DARIUS
Ich war mal Soldat, Shona. Ich kann mit einem Gewehr umgehen. Es scheint auch kein Weg um den Schützen herum zu führen, wenn wir auf diesen Berg wollen. Und so wie es aussieht, hab ich uns das allen eingebrockt.
Rina nickt schließlich zustimmend.
RINA MALDE
Die Übrigen verteilen sich im Gebäude und sichern es!
An einem der Hinterausgänge, vor dem nun die vier mit klopfenden Herzen stehen, vergleichen sie noch einmal ihre Uhren.
RINA MALDE
Magnus, du schießt die Leuchtrakete in fünfzehn Minuten ab!
Shona und Rupert wenden sich Draußen nach links und Stockard folgt Rina zur rechten Seite. Sie robben sich im Kriechgang/ Bauchlage durch den Schnee in Richtung des Generatorhäuschens.
Szene:105 AUSSEN-SCHNEESCHLITTENSTATION MANNES GLÄCK
Außen. Jeroen Imogen und der Schneeschlittenführer Henry auf dem Weg zur Schneeschlittenstation Mannes Glück. Henry lenkt den Schlitten und Jeroen stiert aus dem Fenster.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Inzwischen dürften wohl alle Geheimdienste der Welt erfahren haben, dass William Praxton sein Haus verlassen hat und sich in der Schweiz aufhält. Sollte tatsächlich die Sorge um seine Tochter, aus dem explosiven Gangster, mit seinem gefährlichen Imperium von den Ausmaßen einer Finanzbehörde, einen bekümmerten, einfachen Vater gemacht haben, der alles aufs Spiel setzte, um sein Kind zu retten oder zu rächen? Ungeachtet aller Folgen, hat Crazy Will jetzt den irrsinnigen Entschluss gefasst, diesem Musiker, den er entführen wollte, um ihn seinem Weltreich einzureihen, selbst den Garaus zu machen. Aber es muss noch mehr dahinter stecken Vielleicht ist Crazy Will selbst zu einem Spielball von Noah geworden!
Die Station taucht im Schneesturm auf und Henry hält davor.
Noch ehe Jeroen etwas sagen kann, steigt Henry aus dem Fahrzeug und läuft auf das Gebäude zu. Jeroen eilt ihm hinterher und hört gerade noch das dumpfe Poltern, mit dem Henry zu Boden stürzt.
Szene:106 INNEN -SCHNEESCHLITTENSTATION MANNES GLÄCK
Rock steht mit erhobenem Revolver an der Tür und blickt, als er Jeroen erkennt, schuldbewusst auf Otis, der an der anderen Seite der Tür steht und Jeroen entgeistert anstarrt. Henry liegt bewusstlos zu ihren Füßen.
JEROEN IMOGEN
Das habt ihr ja glänzend hingekriegt!
Jeroen schüttelt den Kopf und die beiden schweren Jungs schielen sich, gesenkten Hauptes an.
JEROEN IMOGEN
Wer soll jetzt den Schneeschlitten lenken?
Beide zucken die Schultern.
JEROEN IMOGEN
(zischt)
Mist! Ladet ihn in den Schneeschlitten!
Otis und Rock streifen ihre Jacken über, werfen noch einen letzten wehmütigen Blick auf das Kaminfeuer und den kümmerlichen Weihnachtsbaum und verfrachten Henry in den Schneeschlitten.
Szene:107 AUSSEN-IM SCHNEESCHLITTEN
Jeroen setzt sich ans Steuer. Rock und Otis nehmen auf dem Rücksitze Platz.
JEROEN IMOGEN
(zynisch)
Habt ihr ihm denn diesmal wenigstens eine Frage gestellt?
Beide schütteln den Kopf. Jeroen verdreht die Augen, wirft den Motor an und gibt Gas.
ROCK MORTEN
(nach einer Weile)
Wir hätten ihn nach Loretta fragen sollen!
Szene:108 AUSSEN-IM HELIKOPTER
Die Schauspielerin Neeva Shashawnee zittert wie Espenlaub in ihrem paillettenbesetzten Abendkleid, zu dem sie einen kurzen, schwarzen Kunstfellbolero, Stöckelschuhe, ein Make-up a'la Vampyrella, eine Handtasche voller Handgranaten und in jeder Hand einen geladenen Revolver trägt, mit denen sie den Piloten bedroht.
THADDEUS SPOOKE
Frau Shashawnee.
NEEVA SHASHAWNEE
(zischt)
Woher wissen Sie meinen Namen?
THADDEUS SPOOKE
Hab Sie hin und wieder mal im Film gesehen! Sie sind doch Neeva Shashawnee?
Neeva antwortet nicht, bohrt ihm stattdessen ihren Revolver grob in die Seite.
THADDEUS SPOOKE
Wenn Sie mich erschießen, werden Sie auch sterben! Ich heiße übrigens Thaddeus Spooke. Meine Freunde nennen mich Spookey!
NEEVA SHASHAWNEE
Ach, sein Sie still!
Der Pilot überprüft seine Kontrollleuchten und Statusanzeigen und nickt Neeva zu.
THADDEUS SPOOKE
Es dauert noch eine ganze Weile, bis wir an den Koordinaten sind, die Sie mir gegeben haben! Sie sollten sich wenigstens etwas wärmer anziehen!
Thaddeus deutet auf eine Tasche, die hinter dem Pilotensitz liegt.
THADDEUS SPOOKE
Da sind warme Sachen drin.
Zögerlich, ohne den Piloten aus den Augen zu lassen, wirft sie ihr Abendkleid achtlos auf den Boden und streift sich die warmen Sachen über.
THADDEUS SPOOKE
Ich dachte immer schon, meine Frau kann ganz schön wütend werden, doch dass ist nichts, gegen die Wut, die Sie haben müssen! Sie müssen den Mann ja wirklich lieben!
NEEVA SHASHAWNEE
(neugierig)
Welchen Mann?
THADDEUS SPOOKE
Wem will eine Frau sonst schwer bewaffnet an den Kragen, wenn nicht dem, den sie liebt!
NEEVA SHASHAWNEE
Seien Sie endlich still! Ich muss da hin!
Neeva kratzt sich nachdenklich mit dem Revolverlauf an der Schläfe.
THADDEUS SPOOKE
Sind Sie sicher, dass dies die richtigen Koordinaten sind? Das ist nämlich ein Flugplatz!
Neeva wirft dem Piloten einen missbilligenden Blick zu und er schweigt.
Szene:109 AUSSEN-SCHLITTENSTATION MORGENRÖTE
Die Signalrakete zerspringt glühend in der Luft und taucht die Umgebung in rosarote Zuckerwatte. Stockard und Rina können in diesem Licht zwei Gestalten erkennen, die hinter dem Generatorhäuschen Deckung gesucht haben. Vorsichtig robben sie sich an die Schützen heran.
RIP
(leise, doch aufgebracht)
Du hast sie doch nicht alle am Christbaum! Nur, weil der Boss gesagt hat, wir sollen sie im Auge behalten, können wir sie doch nicht alle umpusten!
Trucker
(zischt)
Wie sollen wir sie im Auge behalten, wenn sie weggefahren wären?
Stockard bemerkt aus dem Augenwinkel einen Schneeschlitten auf der anderen Seite und mit Handzeichen deutet er Rina darauf hin. Sie winkt mit der Hand ab, erhebt sich und pirscht im aufrechten Gang an die beiden Schützen heran und bleibt stehen.
Stockard schließt die Augen.
RINA MALDE
Heijjj! Fröhliche Weihnachten!
Die beiden Schützen liegen wehrlos am Boden und Rina hat deren Gewehre in der Hand.
RINA MALDE
Keine Sorge! Rupert ist mein Lehrer!
Ein dumpfes Keuchen ist von der anderen Seite zu hören und Ruperts kräftige Stimme erklingt.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Alles in Ordnung bei euch?
RINA MALDE
Gewiss!
Rina durchsucht die beiden Ohnmächtigen nach weiteren Waffen und Rupert kommt ihnen, das Gewehr im Anschlag, mit zwei Gestalten, die er vor sich her treibt, entgegen.
RINA MALDE
(fröhlich)
Im Namen des Gesetzes sind Sie festgenommen!
Rina legt den beiden Männern, die Rupert in Schach hält, klickend ein Paar Handschellen an. Diese blicken finster und schweigen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(mit gespielter Entrüstung)
Rina! Jetzt müssen wir diese Trottel auch noch tragen!
STOCKARD DARIUS
(bestürzt)
Wo ist Shona?
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Keine Sorge! Sie kommt sofort mit dem Schneeschlitten.
Schon im nächsten Moment kommt der Schlitten auf sie zu, und eine strahlende Shona springt aufgeregt aus der Tür.
STOCKARD DARIUS
(erleichtert, lacht)
Ehe ich bis drei zählen konnte, lagen die Beiden schon am Boden!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Rina ist wirklich umwerfend!
Rupert und Stockard hieven gemeinsam, die immer noch Bewusstlosen, die Rina niedergestreckt hat, in einen Schneeschlitten. Rina und Rupert steigen neckend in den Schneeschlitten mit den sprachlosen, geketteten Schützen und winken Stockard und Shona ihnen mit dem zweiten Schlitten zu folgen.
Shona und Stockard im Schneeschlitten, bei der Station Morgenröte. Shona sitzt am Steuer. Die Bewusstlosen liegen auf dem Rücksitz. Stockard richtet das Gewehr auf die beiden.
SHONA FOX
Passen Sie nur auf, dass Sie diese beiden Männer, bei diesem Gerüttel, mit dem Finger am Abzug, nicht aus Versehen erschießen! Meine Güte! Ging das alles schnell! Kaum hatte dieser Rupert die Männer entdeckt, hatte er sie schon am Kragen!
STOCKARD DARIUS
Hier wimmelt es so von Helden und Pflichtversessenen, dass einem schon ganz Bange werden kann. Superman und Rina Croft gehört wohl auch dazu!
Stockard entspannt den Gewehrabzug und mustert die beiden Besinnungslosen.
STOCKARD DARIUS
Ich bin gespannt, was das hier für Typen sind und warum sie auf uns geschossen haben!
Die Schneeschlitten halten vor dem Gebäude, nach wenigen Sekunden stürmt die freudig klatschende, fröhlich lebhafte Bergmannschaft heraus und mustert neugierig die Gefesselten und die Bewusstlosen.
Szene:110 INNEN -STATION MORGENRÖTE
LOWIN VOGELSANG
Tragt die Bewusstlosen bitte auf die Krankenstation.
Rupert, Stockard, Guntram und Lukas tragen die Bewusstlosen fort. Rina kettet die anderen beiden Männer im Gemeinschaftsraum an Stühle, wo sie nun von einer aufgeregten, wissbegierigen Gruppe umringt werden.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Warum haben Sie auf uns geschossen?
Die Männer schweigen beharrlich.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Vielleicht sollten wir Sie ein wenig vor die Tür tun? Dann könnten Sie ihr hitziges Gemüt ein wenig abkühlen!
Shona fotografiert unterdessen die Schützen, nimmt ihnen mittels eines Stempelblockes Fingerabdrücke ab und schickt ihre Informationen an die Computerzentrale und die Polizei. Die zwei benommenen Gangster kommen nach einigen Minuten wieder zu sich und werden unter Einspruch von Lowin zu ihren Kollegen gesellt.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(wütend)
Eben noch wollten die Kerle uns umbringen und wir sollen sie in Ruhe auf der Krankenstation genesen lassen?
Lowin und die Krankenschwestern werfen ihm böse Blicke zu, doch enthalten sich weiterer Kommentare. Rina durchsucht sie alle und findet Revolver, Messer und zwei Telefone.
Die Belegschaft hat wieder am Gemeinschaftstisch Platz genommen. Die Gefangenen schweigen eisern. Shona geht mit langen Schritten ständig im Raum auf und ab und allen auf die Nerven.
SHONA FOX
(unvermittelt)
Loretta ist also verschwunden!
Einer der Gefangenen behält eisern seine Miene, doch die anderen wirken überrascht.
Rip Morän, Rex Trucker, Tiger Bandit, Der vierte Gangster.
SHONA FOX
Crazy Will ist auf dem Weg, doch es dauert noch eine Weile, bis er hier ist!
Einer der Gefangenen öffnet vor Sprachlosigkeit den Mund.
SHONA FOX
Und ihr habt wirklich keine Ahnung, wo Loretta steckt?
Zwei schütteln den Kopf. Shona zelebriert weiter ihren Gang und lacht voller Entzücken.
SHONA FOX
Seid ihr nicht auf die Idee gekommen, dass Loretta Crazy Will vielleicht ausbooten will? Ihr Papa, in einem fremden Land, verzweifelt auf der Suche nach seinem Töchterchen, die spurlos verschwunden ist, bei einem Plan, der schon von vornherein zum Scheitern verurteilt war!
TIGER BANDIT
Das würde Loretta nie tun!
Die Gefangenen und die Belegschaft mustern Shona neugierig.
SHONA FOX
Wir gehören zu Lorettas Leuten, Crazy Will hat ausgedient und wird heut noch seinen Abgang machen!
Rina nimmt mit Shona gemeinsam die Wanderung durch den Raum auf. Beide bleiben gleichzeitig stehen.
RINA MALDE
Aber was will Crazy Will von dem Schnulzensänger?
DER VIERTE GANGSTER
Kaltmachen!
Der vierte Gangster erhält sofort einen Rippenstoß von seinem Nachbarn.
Rina und Shona sehen sich besorgt an und blicken dann auf Rupert und Stockard.
RINA MALDE
Wir fahren besser los!
Gerade, als sich die Vier erneut auf den Weg nach Eden machen wollen, kommt Rachel aus einem Nebenraum gestürzt.
RACHEL MALDE
Rina, Rupert und alle Anderen, ich muss euch etwas sagen!
Sie deutet auf den Nebenraum und bis auf zwei Mann (Tinka Crow, Tristan Jakob) zur Bewachung, folgen ihr alle.
Szene:111 INNEN -Funkraum der Station Morgenröte
Rachel vergewissert sich, dass die Tür geschlossen ist, holt tief Luft und ringt um Fassung.
RACHEL MALDE
Wir haben gerade einen Funkspruch aus Abendrot gekriegt! Jemand hat Henry in seiner Gewalt und verlangt, dass Tinka mit dem Flugzeug kommt, sonst würde er Henry....
Rachel Malde bricht in Tränen aus.
RACHEL MALDE
...Gewalt antun!
LOWIN VOGELSANG
Grundgütiger!
Lowin fällt in Ohnmacht. Lukas fängt sie gerade noch auf.
RINA MALDE
Himmelherrgottjet, verdammter Mist!
Wütend ballt Rina die Fäuste.
RACHEL MALDE
Rina!
Ein Klopfen an der Tür lässt sie alle zusammenzucken und Yuri, einer der Mechaniker steckt seinen Kopf durch die Tür.
YURI ROMAN
In den fremden Schneeschlitten haben wir Betäubungsgewehre und allerhand anderes Zeug entdeckt. Sieht bald so aus, als wären das die Typen, welche die drei auf der Krankenstation betäubt haben!
Entsetzt starrt er auf Lowin, die von Lukas gestützt langsam wieder zur Besinnung kommt.
RINA MALDE
Henry ist in der Gewalt von Verbrechern!
Rina setzt sich auf einen Stuhl und stützt den Kopf auf. Alle anderen schweigen bedrückt.
Rina hebt schließlich ihren Kopf und blickt Stockard und Shona an.
RINA MALDE
Jetzt habe ich ein Problem! Welches Verbrechen soll ich zuerst bekämpfen? Henry, Lowins Mann ist in Gefahr und Winterblum ebenfalls. Tinka sollte ich auch nicht alleine gehen lassen! Ich brauche wenigstens ein paar Minuten, um darüber nachzudenken!
Stockard und Shona blicken sich zerknirscht an. Stockard räuspert sich.
STOCKARD DARIUS
Wir können erst nach Abendrot fliegen und dann wiederkommen, um an der Stelle weiterzumachen, wo wir jetzt aufgehört haben. Meine Sorge treibt mich zwar auf den Berg, doch wenn wir dafür erst ins Tal müssen, bin ich bereit dazu.
RINA MALDE
(schüttelt den Kopf)
Ich weiß nicht! Wir wissen nicht wie viele Entführer bei Henry sind, noch wie wir uns nach der Landung unbemerkt anschleichen könnten. Der Flugplatz liegt unmittelbar vor dem Haus.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Wir könnten sie mit dem gleichen Zeug betäuben, das sie für die Leute auf der Krankenstation benutzt haben! Ich bin dabei.
RINA MALDE
Sollten wir nicht erst einmal Tinka fragen? Immerhin muss er das Flugzeug doch fliegen!
SHONA FOX
Und aller Wahrscheinlichkeit nach, könnte einer der Entführer Crazy Will sein! Crazy Will, sein Assistent und ein Wissenschaftler sind einige Zeit nach uns in der Schweiz gelandet, sie können unmöglich schon in Eden sein!
RINA MALDE
(zu Stockard)
Sie sagten, sie haben den Verdacht, dass Winterblum womöglich schon Opfer eines Verbrechens geworden ist! Sind Sie jetzt anderer Annahme? Aus welchem Grund wollen Sie mit ins Tal?
STOCKARD DARIUS
(schüttelt den Kopf)
Nein! So wie es im Augenblick aussieht, führt der Weg durch das Tal!
LOWIN VOGELSANG
Wir sollten uns vergewissern, dass Henry noch nichts geschehen ist! Wir sollten mit den Entführern sprechen!
Rupert und Rina setzen sich an das Funkgerät. Yuri sagt Tinka Crow Bescheid und Lowin wird von Lukas auf ihr Zimmer begleitet. Shona holt ihr technisches Equipment, setzt sich mit Stockard an einen Tisch und sendet Kadda und Malcolm einen Zwischenbericht.
STOCKARD DARIUS
Sie können wirklich gut bluffen, Shona! Die schweren Jungs waren ganz beeindruckt!
Tinka Crow kommt in voller Montur in den Raum gestürzt.
TINKA CROW
Ich fliege sofort ins Tal!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Tinka! Wir schätzen deinen guten Willen, doch ein guter Wille, der nicht mit Vernunft einhergeht, kann größere Katastrophen anrichten, als Handlungen, die auf Böswilligkeit oder Dummheit beruhen!
Rupert klopft Tinka gutmütig auf die Schulter und drückte ihn darauf unbeholfen in seinen Arm. Rina hat inzwischen das rauschende Funkgerät eingestellt und ruft die Station Abendrot.
Szene:112 INNEN -FLUGHAFEN ABENDROT-SCHNEESCHLITTENSTATION MORGENRÖTE
Geteilter Bildschirm:

Flughafen Abendrot.
Noah sitzt am Schreibtisch vor dem Funkgerät und Crazy Will hat sich auf einer Couch platziert.
NOAH KENNETH GORDON
(verzerrt)
Roger!         
 
 
NOAH KENNETH GORDON
Wir sorgen dafür, dass der Beschuss eingestellt wird!
Noah wählt die Telefone der Männer an, die Morgenröte unter Beschuss genommen haben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Schneeschlittenstation Morgenröte.
Rina sitzt am Funkgerät.
RINA MALDE
Schneeschlittenstation Morgenröte ruft Abendrot. Bitte melden!
RINA MALDE
Wir möchten mit Henry sprechen, der Pilot muss erst das Flugzeug betanken und auf uns wird geschossen. Unser Pilot kommt vermutlich nicht einmal lebendig zur Tür heraus. Was sollen wir tun? Roger!
Rina hält kichernd das Mikrofon in der Hand und Tinka nickt ihr freudig zu.
Shona hält inzwischen triumphierend ein paar Blätter mit Personenportraits in der Hand, die sie Rina und Stockard unter die Nase hält. Magnus, einer der Schneeschlittenführer, kommt aufgeregt ins Zimmer gestürzt.
Magnus Birkenwald
Die Telefone der Männer klingeln!
RINA MALDE
Hab ich mir gedacht!
Rina grinst triumphierend und sendet ihre nächste Botschaft.
RINA MALDE
(mit Panikstimme)
Der Beschuss wurde noch nicht eingestellt, wir haben zwei unserer Männer verloren! Die Schießen wie die Verrückten!
Szene:113 INNEN -GEMEINSCHAFTSRAUM DER STATION MORGENRÖTE
Die Telefone klingeln unaufhörlich mit einer quietschfidelen Melodie und mit jedem weiteren Klingelton, rutschen die Geketteten unruhiger auf ihren Stühlen umher.
Szene:114 INNEN -FUNKRAUM DER STATION MORGENRÖTE
RINA MALDE
Dadurch haben wir hoffentlich ein paar Minuten gewonnen. Wenn diese Männer zusammen gehören, müssen sie ihre Befehlskette wohl vorher ausmachen!
Rina studiert die Bilder die Shona ihr auf den Funktisch gelegt hat.
RINA MALDE
Rip Morän, Rex Trucker und Tiger Bandit! Mit solch einem Namen wäre ich bestimmt auch Gangster geworden! Wissen wir auch, wie der Letzte heißt?
Shona und Stockard schütteln gleichzeitig den Kopf. Rina seufzt und nimmt wieder das Mikrofon in die Hand.
RINA MALDE
(kreischt)
SOS, SOS, bitte helfen Sie uns!
RINA MALDE
(zu den Leuten im Raum)
Hat ich auf dem letzten Fortbildungsseminar! Den Gegner verwirren!
TINKA CROW
Wir könnten noch ein wenig schießen, so als Hintergrundmusik meine ich!
Rupert nickt zustimmend, öffnet ein Fenster und klettert mit Tinka hinaus. Auf ein Handzeichen von Rina beginnen beide zu schießen und sie sendet gleichzeitig einen Funkspruch los.
RINA MALDE
Sie haben sogar den Leiter unserer Station erschossen, der mit einer weißen Fahne vor die Tür ging!
RINA MALDE
(zu den Leuten im Raum)
Wir sollten jetzt vielleicht warten, bis die sich melden!
Sie trommelt mit den Fingern auf der Funktischplatte und blickt begeistert in die Runde.
Szene:115 INNEN -FLUGHAFEN ABENDROT-SCHNEESCHLITTENSTATION MORGENRÖTE
Geteilter Bildschirm:

Flughafen Abendrot
NOAH KENNETH GORDON
Was ist mit dem Piloten?
 
 
 
 
 
Crazy Will stiert mit fassungslosem Blick. Noah hat den Kopf in die Hände gestützt und ringt um Fassung.
 
 
Schweigen herrscht im Raum.
NOAH KENNETH GORDON
(zu Crazy Will)
Unsere Leute sind völlig außer Kontrolle geraten!
 
 
 
 
 

Schneeschlittenstation Morgenröte  
RINA MALDE
(mit schleppender Stimme)
Der Pilot ist erschossen!

Tinka starrt Rina mit offenem Mund an.
RINA MALDE
Hier spricht Lowin Malde, die letzte Überlebende der Station Morgenröte. Alle anderen sind tot. Sie haben sogar die Kinder erschossen! Ich bitte Sie inständig, tun Sie Henry nichts. Sagen Sie ihm, seine Tochter ist an einem sicheren Ort versteckt. Seine kleine Tochter hat nur noch ihn. Wenn Sie ihm etwas antun, ist sie ein Waisenkind! Ich werde versuchen, an den Scharfschützen vorbei, zum Flugzeug zu gelangen. Ich kann nicht garantieren, dass ich ankomme. Hier wird immer noch geschossen und ich hatte erst zwei Flugstunden. Lassen Sie mich bitte mit Henry sprechen!
 
RINA MALDE
(in den Raum)
Falls Henry zugehört hat, hat er hoffentlich verstanden, dass Lowin nichts passiert ist.
SHONA FOX
(leise zu Stockard)
Wenn Sie auch meinten, ich kann gut bluffen, muss ich doch eingestehen, nicht halb so gut, wie Rina.
Die Telefone der Gefangenen klingeln ohne Unterlass.

Szene:116 INNEN -FUNKRAUM MORGENRÖTE
Stimme NOAH KENNETH GORDON
Henry wird nichts geschehen!
RINA MALDE
Lassen Sie mich mit ihm sprechen! Ich will sicher sein, dass er noch lebt!
NOAH KENNETH GORDON
Sie haben mein Wort!
Die Stimme von Noah ist durch ein Tosen und Röhren, das in den Boxen erklingt, kaum noch zu verstehen.
RINA MALDE
Ich habe Sie nicht verstanden! Wiederholen Sie bitte!
Die Leitung bleibt still.
TINKA CROW
Dies Dröhn' kam von 'nem Hubschrauber! Muss ja der aus Abendwind sein! Hoffentlich is Henry nix passiert!
Szene:117 AUSSEN-ABENDROT
Jeroen auf dem Weg nach Abendrot. Er hält mit dem Schneeschlitten vor dem Haus. Rock und Otis auf der Rückbank. Henry noch immer bewusstlos.
JEROEN IMOGEN
Ihr tragt den Schneeschlittenführer ins Haus!
Just in dem Moment ist das Dröhnen des Helikopters deutlich zu hören. Ungeachtet Jeroens Anweisung stürmen Rock und Otis sofort ins Gebäude. Jeroen wirft einen sorgenvollen Blick in den Himmel, deckt den Schneeschlittenführer mit einer Decke zu und rennt schleunigst ins Haus. Das Donnern des Hubschraubers wird unerträglich laut.
Szene:118 INNEN -FLUGHAFEN ABENDROT
Otis und Rock sind an der Tür stehen geblieben, als wollten sie nicht näher, als unbedingt nötig, an den Boss herantreten. Jeroen zwängte sich an Rock und Otis vorbei.
JEROEN IMOGEN
Boss! Wir müssen sofort weg!
Noah sitzt, mit kummervollem Gesicht, reglos am Funkgerät und Crazy Will hat seinen Kopf auf seine Hände gestützt. Beide blickten die Neuankömmlinge trübsinnig an, doch sie sind keineswegs von der Hubschrauberlandung überrascht.
JEROEN IMOGEN
Boss! Wir müssen weg!
Noah wedelt beschwichtigend mit den Händen und bedeutet Jeroen, Ruhe zu bewahren.
Die Rotoren des Hubschraubers donnern über das Haus, dass die Scheiben klirren. Der Helikopter setzt zur Landung an.
CRAZY WILL
(brüllt plötzlich)
Sichert den Hubschrauber!
Otis und Rock erschrecken sich. Schielen sich unschlüssig aus dem Augenwinkel an und stürmen dann nach Draußen. Das Röhren des Hubschraubers wird langsam leiser und der Boss blickt Jeroen endlich an.
JEROEN IMOGEN
Was ist passiert Boss?
CRAZY WILL
(knurrt)
Plan B!
Verstohlen wischt sich Crazy Will eine Träne aus dem Augenwinkel.
NOAH KENNETH GORDON
(zischt)
Die Vögel sind Amok gelaufen!
Crazy Will starrt Noah Kenneth Gordon wütend an.
NOAH KENNETH GORDON
Donner und Doria!
Noah Kenneth Gordon klatscht sich mit der Hand vor die Stirn und stürmt im nächsten Augenblick aus der Tür.
JEROEN IMOGEN
Was ist hier los, Boss?
Crazy Will starrt weiterhin die Parkettritzen an.
JEROEN IMOGEN
Boss?
Jeroen schlendert zum Fenster und starrt hinaus. Der Motor des Helikopters ist erstorben, die Rotoren drehen sich noch ein wenig und Noahs aufgeregtes Gerede ist zu hören.
NOAH KENNETH GORDON
Das war einfach sensationell, wie Sie diese Szenen gespielt haben! Sie sind eine großartige Schauspielerin, ach, was sage ich, Sie sind die Größte!
Szene:119 AUSSEN-ABENDROT-AM HELIKOPTER
Eine glücklich, strahlende Frau kommt aus dem Hubschrauber geklettert, drückt dem fassungslosen Otis ihre Revolver und die Handtasche in den Arm und hakt sich lachend bei Noah ein. Noah blickt Rock und Otis an.
NOAH KENNETH GORDON
Haben wir auch alles im Kasten?
Die beiden nicken irritiert.
NOAH KENNETH GORDON
Ich möchte Sie dem Produzenten vorstellen! Einfach großartig, wie Sie das alles gespielt haben!
Szene:120 INNEN -ABENDROT
Jeroen wendet sich vom Fenster ab und hockt sich neben Crazy Will.
JEROEN IMOGEN
Wer ist das?
CRAZY WILL
Plan B.
Die Tür wird aufgestoßen und Noah führt die Frau herein.
NOAH KENNETH GORDON
(überschwänglich, deutet auf Crazy Will)
Hier ist der Produzent!
Die junge Frau eilt auf Crazy Will zu, beugt sich zu ihm nieder und gibt ihm, ungeachtet seines Desinteresses, zwei schmatzende Küsse auf die Wange. Als nächstes eilt sie auf Jeroen zu und vollführt die gleiche Zeremonie. Noah klatschte in die Hände.
NOAH KENNETH GORDON
Marsch, hopp! Die nächste Szene spielt auf dem Berg!
Noah Kenneth Gordon beginnt seine Sachen einzusammeln. Als sein Blick zur Tür fällt und er Rock und Otis dort stehen sieht, bleibt er wie angewurzelt stehen.
NOAH KENNETH GORDON
(schneidend)
Wer sichert den Helikopter?
Otis wirft die Sachen zu Boden und stürzt mit Rock hinaus. Der Motor des Schneeschlittens heult auf und das Fahrzeug braust mit Höchstgeschwindigkeit davon.
Szene:121 AUSSEN-ABENDROT
Jeroen schlendert langsam nach draußen und muss sich ein Grinsen verkneifen. Rock und Otis rennen dem Schneeschlitten hinterher, kommen jedoch gleich zurück.
Szene:122 INNEN -ABENDROT
ROCK MORTEN
Boss!
Rock wagt kaum, Crazy Will in die Augen zu blicken und studiert eingehend seine Schuhspitzen.
ROCK MORTEN
Der Pilot ist weg!
NEEVA SHASHAWNEE
(lachend)
Ach! Spooky? Der ist doch nur sein Make-up auffrischen! Die letzte Szene hat ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben!
Jeroen grinst verhalten, Crazy Will schnauft wütend.
OTIS DELANO
(blickt Rock Morten ratlos an)
Wir haben versucht ihn einzuholen! Aber...
CRAZY WILL
(schneidend)
Wollt ihr euch selbst erschießen, oder muss ich das für euch tun?
Rock und Otis blicken Crazy Will ehrfürchtig an und Neeva Shashawnee lacht verhalten.
NEEVA SHASHAWNEE
(zu Noah Kenneth Gordon)
Ich dachte wir hätten Pause!
NOAH KENNETH GORDON
Haben wir auch! Die Männer proben noch einmal ihren Text!
CRAZY WILL
Ich will von meinen Leuten nur zwei Worte hören!
Crazy Will wirft einen kurzen Blick auf Jeroen und seine kleinen, stechenden Augen fixieren Rock und Otis.
CRAZY WILL
Wisst ihr, welche das sind?
Schreckerstarrt und bleich stehen die beiden an der Tür und schauen den Boss bestürzt an. Otis wagt ein Kopfschütteln.
CRAZY WILL
Sag du es ihnen, Jeroen!
Crazy Will heftet seinen lidlosen Blick auf seinen Assistenten.
JEROEN IMOGEN
Ja, Boss!
Otis und Rock blicken Jeroen erwartungsvoll an.
JEROEN IMOGEN
Das waren die beiden Worte!
ROCK MORTEN
(andächtig und gleichzeitig)
Ja, Boss!
OTIS DELANO
(andächtig und gleichzeitig)
Ja, Boss!
(mutig geworden)
Ähm, Boss?
(blickt Crazy Will an)
Rock hat doch Flugstunden gehabt!
Jetzt ist die Reihe an Jeroen und Noah, schreckvoll zu Erbleichen.
Szene:123 EINSCHUBSEQUENZ:
Rote Blutkörperchen, die auf Eiskristalle treffen. Die Atmosphäre zersplitterte in Fragmente.
Szene:124 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO
Praxeda und Robbie im Musikstudio. Robbie sitzt mit offenem Mund da.
PRAXEDA EMPRESS
(entwaffnend)
Ich sehe natürlich ein, dass es mich nichts angeht! Da Sie diese Frage auch offensichtlich in eine prekäre Situation bringt. Bitte vergessen Sie, die halbe Frage!
(spöttelnd)
Schon allein deswegen, weil die Antwort, aus mir womöglich wieder eine gekonnte Fischimitation macht! Wo bitte steht das Telefon?
ROBBIE
Ähm, Telefon.
Szene:125 EINSCHUBSEQUENZ:
Eine Hand, die ein Wörterbuch, wie ein Daumenkino blättert.
Szene:126 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO
Praxeda nickt und bedeutet mit der Hand die Geste eines Telefons.
ROBBIE
Telefon.
PRAXEDA EMPRESS
Dafür, dass Sie mir gestattet haben, Sie alles zu fragen, was ich über Sie wissen möchte, oder noch viel besser, was ich jemals von einem Vertreter der männlichen Spezies wissen wollte, hat diese einfache Frage Sie ja schon ganz schön aus dem Konzept gebracht! Bevor die Versteinerung Sie gänzlich überwältigt, oder Sie das Gefühl haben, Sie hätten etwas sehr wichtiges verpasst...oder verloren, kann ich die Frage auch gerne wiederholen!
Szene:127 EINSCHUBSEQUENZ:
Der Galoppklang eines Pferdes.
Szene:128 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO-CONTINUOUS
ROBBIE: (CONT'D)
Telefon!
Szene:129 EINSCHUBSEQUENZ:
Surren eines Rechners, Lichtblitze in alle Richtungen.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Ich hoffe nur, diese Magic Mushrooms haben nicht irgendeine psychotoxische Wirkung. Löschen erst die Geistesklarheit und danach die Lebensflamme aus! In Verbindung mit Alkohol und diesem anderen Giftstoff!
ROBBIE
(unverblümt)
Hinter der Tür ist nicht, was Sie denken!
PRAXEDA EMPRESS
(runzelt die Stirn skeptisch)
Woher wollen Sie wissen, was ich gedacht habe?
ROBBIE
Ich habe das in ihrem Gesicht gelesen!
PRAXEDA EMPRESS
(mit herausforderndem Lachen, spöttisch)
Das ist ja interessant! Sie können ja das Gelesene nacherzählen, dann kann ich es bestätigen!
ROBBIE
In dem Moment in dem Sie rot geworden sind, haben Sie wahrscheinlich an ein exotisches oder sexuelles Spielzimmer gedacht, einen Atemzug später, als Sie erschrocken blickten, vermutlich an einen Kerker oder einen Folterkeller.
PRAXEDA EMPRESS
Mir ist nicht bewusst, dass ich meine Gesichtsfarbe beim Assoziieren gewechselt habe. Ich glaube, Sie beabsichtigen nur, mich verlegen zu machen!
Nervös nestelt sie an der Zigarettenschachtel herum und angelt sich eine Zigarette daraus hervor.
PRAXEDA EMPRESS
Ihre subjektive Lesestoffinterpretation ist außerdem unlogisch!
Praxeda Empress ratscht ein Streichholz an und entzündet paffend ihre Zigarette.
PRAXEDA EMPRESS
Warum sollten Sie, als ein erwachsener Mann, noch dazu als Freigeist, Ihre Neigungen verbergen? Zudem bieten Ihre Gästezimmer doch genügend sexuellen Spielraum, in etwa das Latex - Lederzimmer oder der Raum, der ganz aus Gummi besteht! Wozu sollten Sie also noch ein extra exotisches oder sexuelles Spielzimmer haben? Ich finde, Ihr ganzes Haus sieht wie ein einziges Spielzimmer aus! Und einen Kerker? Ich bitte Sie!
Nervös zieht sie hastig an ihrer Zigarette, beobachtet Robbie und wippt ungeduldig mit ihrem Fuß.
ROBBIE
Was für ein Gedanke hat Sie dann so zappelig gemacht?
PRAXEDA EMPRESS
Wenn ich aus dieser ganzen Gedankenflut, einen einzigen Gedanken herauspflücken könnte, wäre ich schon einen Schritt weiter!
Praxeda Empress drückt ihre angerauchte Zigarette hektisch auf der kleinen Kiste aus, springt auf und beginnt in langen Schritten durch den Raum zu wandern.
PRAXEDA EMPRESS
Sie sitzen seit Stunden schweigend da, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und fragen mich jetzt, was mich so zappelig werden lässt?
Sie bleibt stehen, schüttelt ihren Kopf und blickt Robbie lässig an.
PRAXEDA EMPRESS
Zum Glück haben Sie wenigstens die Sprache wiedergefunden!
Sie stakst weiter durch das Zimmer.
PRAXEDA EMPRESS
Sollte ich jemals im Leben auf die Idee kommen, freiwillig eine Droge zu nehmen, oder.......
(sie wirft einen Seitenblick auf Robbie)
.......jemals wieder Urlaub in der Schweiz zu machen, hoffe ich doch, dass mich jemand solange in eiskalte Bäder taucht, bis ich wieder zur Besinnung komme!
ROBBIE
Sie denken einfach zuviel nach!
PRAXEDA EMPRESS
(fuchsig)
Und Sie anscheinend zu wenig!
Praxeda bleibt stehen und mustert ihn.
PRAXEDA EMPRESS
Entschuldigen Sie bitte! Ich wollte Sie nicht so anfahren! Schließlich,... können Sie nichts dafür!
ROBBIE
Sie brauchen sich nicht entschuldigen! Ich habe Verständnis dafür, wenn Sie in Panik geraten! Bitte wahren Sie noch einen Moment Geduld! Wir werden gleich nachsehen........
Sein spärliches Grinsen, verzieht sich zu einem strahlenden Lächeln.
ROBBIE
...ob wir die unterirdische Computerzentrale finden, Ephedra!
Praxeda Empress blickt ihn völlig fassungslos an, als habe er den Ernst der Lage noch immer nicht begriffen und sie einen kompletten Idioten vor sich. Robbie bricht in schallendes Gelächter aus.
Praxeda Empress schlingt ihre Hände über ihren Kopf, als wolle sie Robbie nicht lachen hören und massiert sich mit den Händen die Kopfhaut. Das alberne, haltlose Lachen steckt sie doch an.
PRAXEDA EMPRESS
Dieses Wabern und Wogen, wie halten Sie das aus?
Praxeda fasst ihr Gesicht in die Hände und blickt ihn ernst und fragend an.
ROBBIE
Oh, Praxeda! So einen guten Film habe ich schon lange nicht mehr gesehen!
PRAXEDA EMPRESS
Dieses Pulsieren von den Dingen in Wellen und Wogen, dieses Schwindelgefühl, Gedankenflucht und Schweißausbrüche nennen Sie einen guten Film?
Ihre Stimme verliert sich und schweigsam blickt sie Robbie an.
ROBBIE
Nein, das meine ich nicht!
Er blickt sich suchend im Raum um, als versuche er Anzeichen, der Wellen und Wogen zu entdecken.
PRAXEDA EMPRESS
Ich würde Ihre launische Inaktivität auch eher als Apathie interpretieren!
ROBBIE
Nein, nein! Ich habe den Abend vor meinem geistigen Auge resümiert und....
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Bitte lass mich nicht wieder die Sprachlosigkeit überwältigen.
ROBBIE
...... ich dachte, dass es ein ausgesprochen langweiliges Weihnachten wird. Dann tauchen, aus heiterem Himmel, Sie hier auf, ich renne barfuss in den Schnee und reiße das Tor ein. Dann dieses unmögliche Essen und die Bombe!
PRAXEDA EMPRESS
Sie sind barfuss in den Schnee gerannt?
Robbie nickt sie strahlend an.
ROBBIE
Ist mir erst später aufgefallen! Beim Resümieren ist dann wohl Heldentum...
Robbie wirft ihr den gleichen schrägen Seitenblick, den sie vorhin ihm zugestanden hatte, zu.
ROBBIE
.......oder Dummheit, launischer Apathie gewichen. Sie dürfen sich ruhig gehen lassen und ein wenig Grinsen, angesichts dieses mageren Scherzes!
Praxeda zeigt ein müdes Lächeln, geht zwei Schritte und macht ihrem angestauten Atem durch einem Seufzer Luft.
ROBBIE
Sie müssen sich beruhigen, Sie stehen kurz vor einem hysterischen Anfall!
PRAXEDA EMPRESS
(nüchtern)
Also, gut! Ich werde versuchen, eine Massenhysterie zu verhindern!
ROBBIE
Es tut mir leid, dass ich Ihnen unwissentlich diese psychogenen Drogen verabreicht habe und ich bete zu allen, mir bekannten Göttern, dass Sie dieses Psycho-Abenteuer unbeschadet und mit geistiger Gesundheit überstehen mögen, doch andererseits muss ich ehrlich zugeben, dass ich mich schon lange nicht mehr so köstlich amüsiert habe!
PRAXEDA EMPRESS
(blafft)
Sie haben doch schon ein Stadium der Trunkenheit erreicht, in dem alles komisch zu sein scheint!
ROBBIE
(grinsend)
Sind Sie immer so zickig? Diesen Cognac habe ich mir zur Belohnung geschenkt! Wurde Mitte des letzten Jahrhunderts, auf Sizilien, in einem alten Piratenschatz entdeckt. Ich hatte gehofft, wenn ich ihn trinke, werde ich etwas von dem damaligen Freibeutergeist spüren!
Robbie greift nach der Flasche und studiert verträumt das verblasste Etikett.
ROBBIE
Ich mache Ihnen ein Angebot!
Praxeda setzt sich und ist ganz Ohr.
ROBBIE
Verraten Sie mir das Geheimnis, was Sie so erschreckt hat, als Sie so zusammenzuckten und...
PRAXEDA EMPRESS
(wie aus der Pistole geschossen)
Ich habe mich gefragt, was es bedeutet geistig normal zu sein! Ich konnte mich nicht erinnern, was es bedeutet geistig normal zu sein. Das hat mich erschreckt!
ROBBIE
Das ist zwar eine gute Erklärung, aber mit Sicherheit nicht die ganze Wahrheit! Versprechen Sie mir wenigstens, dass Sie es mir sagen, wenn wir hier heil herauskommen?
Praxeda starrt ihn an, schluckt und nickt schließlich zustimmend.
ROBBIE
Gut! Dann habe ich wenigstens einen Grund hier lebend rauszukommen!
PRAXEDA EMPRESS
Ihr Angebot! Und?
ROBBIE
Und verraten Sie mir, was Sie empfinden. Dann verrate ich Ihnen das Geheimnis, was hinter dieser Tür steckt! Sie sind der erste Besucher, der diese Tür überhaupt entdeckt hat!
PRAXEDA EMPRESS
Sie wollen wissen, was ich empfinde? Eine subjektive Beschreibung dieses Drogenrausches?
Robbie nickt.
PRAXEDA EMPRESS
Sie wollen von mir einen Aufsatz über die Wirkung dieser Substanzen auf mich und dann gehen wir hinaus?
ROBBIE
Ja!
Praxeda lässt ihren Blick durch den Raum schweifen.
PRAXEDA EMPRESS
Die Größenverhältnisse ändern sich ständig, die ganze Wahrnehmung ist verändert! Ich sehe Lichtreflexe und Fluktuationen. Verschiebungen und Verwerfungen in der Struktur der Dinge. Als würden sie pulsieren in Wellen und Wogen. Wie visuelle Effekte in einem Film. Fantastische Form - und Farbvisionen. Das Farbsehen ist intensiviert, die Farben pulsieren. Optische Halluzinationen nennt man dies wohl...
Praxeda heftet ihre Augen auf Robbie und verwirft ihr inneres Bild mit einer Handbewegung.
PRAXEDA EMPRESS
Allein in Ihrem Gesicht sind Tausende anderer Gesichter versteckt!
Praxeda studiert seine Mimik und doziert weiter.
PRAXEDA EMPRESS
Schweißausbrüche, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Klarheit, Erregungszustand, Kribbeln im Körper, Verlust des Realitätsbezuges, gemischt mit Kaleidoskopartigen Erinnerungsfetzen, wollen Sie noch mehr hören?
ROBBIE
Ja! Für mich tun sich Welten auf!
PRAXEDA EMPRESS
Veränderung aller Sinne. Fühlen! Einmal fühlt sich mein Körper an, als würde er mit dem Boden verschmelzen und nächstens bin ich erstaunt darüber, dass ich überhaupt Beine habe.
Praxeda befühlt ihre Beine, als müsse sie sich versichern, dass sie tatsächlich existieren und lacht erleichtert.
PRAXEDA EMPRESS
Als würde mein Geist mit dem Körper ringen und schon im nächsten Augenblick bemerken, dass kein Gegner für den Kampf vorhanden ist. Es ist ein seltsames Gefühl. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es als schrecklich oder schön empfinde! Eine Mischung aus Ekstase und Schrecken. Unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die so etwas freiwillig nehmen. Ich bin heilfroh darüber, dass Sie mir gesagt haben, dass dies ein drogeninduzierter Rausch ist. Sonst würde ich annehmen, ich hätte den Verstand verloren!
ROBBIE
Den scheinen Sie ganz und gar nicht verloren zu haben! Sie vermögen diesen Zustand so zutreffend zu beschreiben. Genau deswegen konsumieren wohl die meisten Menschen Drogen!
PRAXEDA EMPRESS
Depersonalisation, unkoordinierte Bewegungen, unzusammenhängendes Reden, Panikanfälle, dass Gefühl haben, als müsse man die Wörter erst erdichten, scheint mir ganz und gar kein erstrebenswerter Zustand zu sein!
Praxeda fixiert ihr Augenmerk auf die unscheinbare Tür, die nahezu nahtlos in die Wand eingefügt ist.
PRAXEDA EMPRESS
Ein Dröhnen und Hämmern in den Ohren, das vom eigenen Pulsschlag herrührt!
Praxeda stützt ihre Hände auf den Kopf, als würde ihr schwindelig sein und betrachtet Robbie gleichmütig.
PRAXEDA EMPRESS
Irgendwie kommt es mir so vor, als würde ich Darsteller in einer Kulisse sein. Schauspieler in einer Blue-Box. Wie empfinden Sie diesen Zustand?
ROBBIE
Reine, unverfälschte Realität. Nicht durch fehlerhafte Wahrnehmungsmechanismen entstellt.
Praxeda starrt Robbie mit großen Augen an und ihre Miene wechselt zu Fassungslosigkeit.
ROBBIE
Ich komme mir nicht vor, wie ein Darsteller, in einer Kulisse, sondern, als könnte ich hinter die Kulissen sehen!
Genüsslich trinkt er einen Schluck des Cognacs.
ROBBIE
Der Geschmack ist intensiver!
(Er schnuppert in die Luft)
Der Geruch verstärkt. Sie riechen, wie eine Blume!
PRAXEDA EMPRESS
Das beruhigt mich ja ungemein, dass wenigstens mein Parfüm dieses Abenteuer überlebt!
ROBBIE
Dieser Zynismus steht Ihnen nicht! Was fühlen Sie wirklich?
PRAXEDA EMPRESS
(sie zuckt die Schultern)
Keine Ahnung! Ich weiß nicht mehr, was Fühlen überhaupt bedeutet. Mein Herz schweigt, weil mein Verstand so laut schreit! Dem Chaos vom Universum ausgesetzt zu sein! Alles ist nichtig! Die Dinge hören auf schnell zu passieren!
Szene:130 Düstere Stimmung breitet sich wie Nebelschwaden aus.
Praxeda kramt interessenlos aus dem Korb eine Flasche hervor, schraubt sie auf, schnuppert daran und tut einen Schluck.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
(überrascht)
Sie haben recht! Der Geschmack ist intensiviert! Das Wasser schmeckt überaus köstlich!
Praxeda reicht Robbie die Flasche.
PRAXEDA EMPRESS
Genug, der düsteren Visionen. Wir müssen uns unseren Dämonen stellen! Nachdem die Geheimagenten Ulysses Atom und Ephedra Genienova sich unverletzt Zugang, in den Schutz der unterirdischen Katakomben, erkämpft hatten, fanden sie sich schon in den nächsten Minuten, von Krämpfen geschüttelt, am Boden des unterirdischen Höhlengewölbes wieder und erlebten fieberhafte, visionäre Halluzinationen. Anscheinend hatten die Schergen eine seltsame Mischung aus Scopolamin, einem bei Geheimdiensten sehr beliebten Wahrheitsserum bei Verhören und einer Substanz, die das Opfer in Panikzustände versetzen soll, verwendet. Nur, dank ihres eisernen Willens, gelang es ihnen, die Kontrolle über ihr eigenes Handeln zurück zu erlangen. Die gigantischen, unterirdischen Katakomben, mit ihren unheimlichen Stalagmiten und Stalaktiten, die von gespenstischem Licht erleuchtet wurden, schienen für den ersten Augenblick eine Sackgasse zu sein. Schließlich entdeckte Ephedra mit ihren scharfen Augen einen unscheinbaren Höhleneingang, der durch einen unerkennbaren Schließmechanismus verschlossen war. Ulysses, der sich langsam von seinen Panikanfällen erholte, untersuchte den Eingang. Ich habe keine Ahnung, wie wir diese Tür aufbekommen, sagte er nach einiger Zeit und setzte sich resigniert nieder.
Praxeda erhebt sich und nimmt wieder ihre Wanderung auf. Robbie hatte amüsiert zugehört und beginnt zu lachen.
ROBBIE
Diese Tür führt auf einen Gang, von dort in einen Hobbyraum, in den Garten, zu einer kleinen Kapelle und nach oben ins mitternachtsblaue Zimmer!
Praxeda bleibt wie angewurzelt stehen.
PRAXEDA EMPRESS
In den Garten?
ROBBIE
(nickt)
Die Tür lässt sich nur über einen Spracherkennungscode öffnen!
Robbie lässt ein schelmisches Grinsen über die leere Flasche gleiten.
PRAXEDA EMPRESS
Sie meinen, Sie sagen so etwas wie Sesam, öffne dich und schon springt die Tür auf?
Mit einem leisen Klicken und Summen springt die Tür auf.
PRAXEDA EMPRESS
(erschrocken)
Arrggh!
Fassungslos starrt er die offene Tür an und lässt seinen Blick zu Praxeda schweifen. Sie starrt die offene Tür an, blickt hinunter zu Robbie und wendet sich der Tür zum Fernsehzimmer zu.
PRAXEDA EMPRESS
Ich will ihnen noch zwei unfehlbare Tricks zur Informationsbeschaffung verraten!
Robbie starrt abwechselnd die offene Tür und Praxeda an.
PRAXEDA EMPRESS
Nur für den Fall, dass Sie geschnappt werden! Sie können so tun, als wären Sie im Bilde und prompt lässt der andere etwas fallen, von dem er glaubt, Sie wüssten es sowieso schon. Der andere Trick ist, so zu tun, als wüssten Sie überhaupt nichts. Der zieht eigentlich nur bei Leuten, die sich Ihnen haushoch überlegen fühlen. Sie behandeln einen, wie einen Dummkopf und erklären alles haarklein, um zu demonstrieren, wie schlau sie sind und weil sie nicht auf der Hut sind und denken, Sie kapieren überhaupt nichts, plaudern sie brandheiße Informationen aus!
Neugierig mustert er sie.
PRAXEDA EMPRESS
(charmant)
Dann werde ich mich mal dem Dämon stellen! Sie können sich ja dort verstecken, während ich nachsehe!
Praxeda ist an der Tür zum Fernsehzimmer angelangt, öffnet schnell die Verriegelung, lugt vorsichtig hinaus und schlüpft lautlos durch die Tür. Robbie springt auf und stürzt zur Tür.
Szene:131 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO/FERNSEHZIMMER
ROBBIE
(zischt ihr leise hinterher)
Praxeda!
Sie ist auf leisen Sohlen durchs Fernsehzimmer gehuscht, steht an der Treppe und blickt lauschend nach oben. Als sie Robbie an der offenen Tür stehen sieht, winkt sie ab und schleicht sich, Stufe für Stufe, die Treppe hinauf. Robbie blickt ihr entgeistert nach und hadert mit sich selbst.
ROBBIE
(faucht)
Mist!
Robbie schlägt seine Faust in die offene Hand.
ROBBIE
Mist!
Szene:132 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
Pitsch kommt von seinem letzten Rundgang wieder ins Kaminzimmer, wo Snake auf der Couch vor dem flackernden Feuer sitzt.
PITSCH KETTLAR
(ärgerlich)
Vielleicht hat Rustin uns beschissen! Überleg doch mal! Erst ist er, wie der Boss gesagt hat, gar nicht aufgetaucht und dann ist die einzige Möglichkeit von hier wegzukommen, mit dem Auto zu fahren, oder ....Woher wusste der Boss, dass Rustin nicht aufgetaucht ist?
SNAKE BARNACLE
(gelangweilt)
Weil er erst auf Loretta warten sollte. Loretta ist dann nicht aufgetaucht und Rustin hat auf sie gewartet!
PITSCH KETTLAR
(blafft)
Die Spuren führen aber nur bis zum Tor! Luftkissenbootspuren wären nicht zu entdecken gewesen. Spuren von jedem anderen Fahrzeug schon! Was glaubst du denn, wohin die Typen verschwunden sind?
SNAKE BARNACLE
Haben sich vermutlich in Luft aufgelöst!
Pitsch wirft ihm einen misstrauischen Blick zu und macht sich erneut auf eine Runde. Er plündert den Küchenschrank und zieht mit befriedigendem Geschmatze seines Weges. Snake starrt voller Düsterkeit und Verzweiflung auf die Flammen im Kamin und der Seufzer, der scheinbar aus seinem eigenen Mund kommt, jagt ihm einen Schrecken ein.
SNAKE BARNACLE
Hallo?
Einen Moment lang ist nichts, außer dem Knistern der brennenden Scheite zu vernehmen. Snake horcht in die Umgebung. Ein leises Poltern und Klirren erklingt. Er langt nach dem Betäubungsgewehr, dass neben ihm steht und schleicht auf das Nebenzimmer zu. Es klopft wieder. Ein beunruhigendes Geräusch in der Stille. Die Feuerscheite im Kamin knacken und zischen laut und Snake stößt erleichtert seinen Atem aus. Er beschließt auf die Suche nach Pitsch zu gehen und humpelt wachsam durch das Nebenzimmer, dass in das Schwimmbad und in den Wintergarten führt.
Szene:133 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -SCHWIMMBAD/WINTERGARTEN
Pitsch sitzt regungslos am Schwimmbeckenrand und stiert auf die rosafarbenen Schwimmsessel, die in sanften Wellen auf dem Wasser schaukeln. Snake hockt sich neben ihn, starrt interessiert in die gleiche Richtung und versucht herauszufinden, was Pitsch so aufmerksam beobachtet.
SNAKE BARNACLE
(leise)
Siehst du irgendwas? Pitsch?
Pitsch wirft ihm einen schnellen vorwurfsvollen Seitenblick zu, als sei doch wohl offensichtlich, was er da beobachtet und springt auf. Er reißt seinen Revolver aus dem Schulterhalfter und beginnt wild herumzuballern.
PITSCH KETTLAR
(brüllt)
Diese Scheiß Krokodile!
Snake zuckt vor Schreck zusammen und die rosafarbenen Sessel sacken zischend in sich zusammen. Schließlich versinken sie mit leisem Gluckern.
SNAKE BARNACLE
Welche Krokodile?
PITSCH KETTLAR
(grinst selig)
Keine Sorge, Snake! Hab sie alle erwischt!
Snake blickt Pitsch besorgt an.
SNAKE BARNACLE
Wir sollten den Boss anrufen, dass hier niemand ist!
PITSCH KETTLAR
(knurrt)
Der Boss hat gesagt, wir sollen hier die Stellung halten, bis er eintrifft!
Pitsch nimmt jetzt die Bäume ins Visier.
SNAKE BARNACLE
Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen! Bei dem Sturm kommt Crazy Will doch nie hier an!
Pitsch mustert Snake mit entrüstetem Blick.
PITSCH KETTLAR
Wenn der Boss sagt, dass ich die Stellung halten soll, halte ich die Stellung und wenn der Boss sagt, dass ich verduften soll, dann verdufte ich!
Pitsch steckt seine Waffe wieder in seinen Schulterhalfter und pirscht sich geräuschlos an den Wintergarten an.
PITSCH KETTLAR
(leise)
Der ist geliefert!
Er langt wieder nach seiner Waffe in seinem Halfter, schüttelt dann den Kopf, als ob er sich eines besseren besinnt und greift langsam, wie in Zeitlupe, nach seinem Betäubungsgewehr, das er am Riemen über der Schulter trägt. Snake bemüht sich vergebens, Pitschs Gegner zwischen den Gewächsen ausfindig zu machen. Humpelnd macht Snake sich wieder auf, das Haus zu durchsuchen.
Szene:134 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -TREPPENHAUS/OBERES STOCKWERK
Snake hinkt mühsam die Treppe ins obere Stockwerk hinauf und untersucht sorgfältig die Zimmer des Gebäudes. Er durchstöbert die Zimmer und Schränke. Schüttelt dabei angesichts der Einrichtung und der Garderobe, die in den Schränken hängt den Kopf.
Ein leises Schluchzen ist aus dem rosa Plüschzimmer zu hören und sein Gewehr im Anschlag, pirscht Snake sich heran.
Szene:135 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -PLÄSCHZIMMER
Snake starrt fassungslos auf das Bett. Pitsch, mit einem rosafarbenen Plüschherz im Arm, kauert auf dem bonbonfarbenen Bett und schluchzt leise.
SNAKE BARNACLE
Pitsch?
Snake geht in Deckung, da er damit rechnet, dass Pitsch seinen Revolver herausreißt, doch Pitsch blickt ihn aus traurigen Augen an und knautscht das Kissen zwischen seinen Pranken. Snake setzt sich neben ihn.
SNAKE BARNACLE
Pitsch? Was ist los?
Pitsch blickt ihn unglücklich an.
PITSCH KETTLAR
Ich hatte mal eine Freundin. Rosalie, die schenkte mir so ein Herz!
Er schluchzt und drückt das Herz an seine Wange.
PITSCH KETTLAR
Ich hätte sie heiraten sollten!
SNAKE BARNACLE
Und deswegen......
Snake sucht ringend nach Worten, stattdessen klopft er Pitsch aufmunternd auf die Schulter.
SNAKE BARNACLE
Wenn wir nach hause kommen, gibst du es ihr zurück!
PITSCH KETTLAR
(jammernd)
Ich weiß nicht, wo sie ist!
SNAKE BARNACLE
Dann wirst du sie wohl suchen müssen!
Snake schüttelt für sich den Kopf, klopft Pitsch noch einmal kumpelhaft auf die Schulter und humpelt davon.
Szene:136 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER/WINTERGARTEN
Mit schmerzverbissenen Gesicht, beginnt Snake noch einmal systematisch das ganze Haus zu durchkämmen. Eine Weile stiert er in das flackernde Kaminfeuer, legt neue Scheite auf, betrachtet im Wintergarten die bunten fantasievollen Vögel, die an die Decke gemalt sind und trifft schließlich wieder im Kaminzimmer ein.
Pitsch sitzt vor dem Feuer, checkt zum zigsten Male das Telefon und starrt in der übrigen Zeit gedankenverloren in die Flammen
SNAKE BARNACLE
Du hast wohl auch nichts entdeckt?
Pitsch Kettlar schüttelt, ohne auf Snake zu blicken, den Kopf und stiert weiter auf die brennenden Scheite.
PITSCH KETTLAR
Gludernde Lot einglimmen!
Mit merkwürdigem unstetem Blick starrt er Snake an.
SNAKE BARNACLE
Ruf mich, wenn der Boss sich meldet!
Snake hastet davon.
Szene:137 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -TREPPENHAUS/OBERES STOCKWERK
Snake wirft einen schnellen Blick in jedes Zimmer und geht noch eine Treppe höher in das mitternachtsblaue Dachgeschoss. Genüsslich streckt er sich auf dem Bett aus und betrachtet die schneebedeckte Glaskuppel. Ein leises Wasserrauschen lässt ihn hellhörig werden! Snake setzt sich starr im Bett auf und blickt gebannt auf die Wand, hinter der die Geräusche erklingen. Langsam geht eine, in die Wand eingefügte Tür auf. Snake erhascht einen Blick in ein Badezimmer und zielt mit seinem Betäubungsgewehr in die Richtung der offenen Tür. Mit geräuschlosen Tritten und gebannt auf den Zimmerausgang starrend, schleicht ein Mann, mit strubbeligen braunen Haaren, vorsichtig durch das Zimmer, ohne Snake zu bemerken.
SNAKE BARNACLE
(blafft)
Hoten pfoch! Und sanglam umdrehen!
Die Gestalt zuckt vor Entsetzen zusammen, hebt die Hände zögernd nach oben und dreht sich langsam um.
ROBBIE
Äh, Hi!
Nervös tritt er einen Schritt zurück.
Szene:138 INNEN -/AUSSEN - FLUGHAFEN ABENDROT
Otis und Rock bemühen sich den Hubschrauber kurz zu schließen. Jeroen, Noah und Crazy Will sind zusammen mit Neeva im Gebäude.
Neeva versucht Crazy Will, der teilnahmslos auf einer Couch hockt, immer wieder in ein Gespräch zu verwickeln.
NEEVA SHASHAWNEE
(zwitschert)
Haben Sie mich in Verbotene Früchte im Inselparadies gesehen?
Jeroen sitzt am Schreibtisch mit seinem Laptop. Neevas Stimme verliert sich im Hintergrund. Noah setzt sich zu Jeroen.
NOAH KENNETH GORDON
(leise)
Mr. Imogen, unsere Leute haben ein Blutbad angerichtet!
JEROEN IMOGEN
Welche Leute?
NOAH KENNETH GORDON
Trucker und Morän. Die Besatzung von Morgenröte wurde, bis auf eine Überlebende ausgelöscht. Sie sagte, sie haben sogar die Kinder erschossen!
Noah blickt Jeroen erschüttert an.
NOAH KENNETH GORDON
Kinderblut sollte niemals an meinen Händen kleben!
Jeroen blickt fassungslos auf Noah und Crazy Will, der reglos auf der Couch hockt und stoisch Neevas Geschwätz erträgt.
JEROEN IMOGEN
(schneidend)
Hat der Boss das angeordnet?
Noah schüttelt den Kopf und blickt ebenfalls auf den Boss.
NOAH KENNETH GORDON
Nein, die Männer haben das Feuer von sich aus eröffnet. Sie sollten die Station nur im Auge behalten und nachsehen, ob das Flugzeug noch dort ist. Seither melden sie sich nicht mehr.
JEROEN IMOGEN
Wie kommt diese Schauspielerin hierher?
NOAH KENNETH GORDON
Plan B.
Crazy Will blickt Noah und Jeroen wachsam an.
CRAZY WILL
(schroff)
Haben unsere Leute Loretta gefunden?
Jeroen blickt gleichmütig zurück, studiert die aufgerufenen Seiten auf seinem Laptop und schüttelt langsam den Kopf.
JEROEN IMOGEN
In den Krankenhäusern wurde niemand eingeliefert, auf den die Beschreibung von Loretta oder ihrem Chauffeur passt. Lorettas Freundin Meloury, die von Rosenblüte, behauptet steif und fest, dass Loretta, wie vereinbart zu Winterblum gefahren ist.
Jeroen macht Noah gegenüber ein paar Handzeichen, die ihm zu verstehen geben, dass Jeroen mit dem Boss alleine sprechen muss.
NOAH KENNETH GORDON
Miss Shashawnee!
(Vergnüglich und klatscht in die Hände)
Da wir gleich weiterdrehen, sollten wir noch unbedingt einmal in die Maske gehen!
Neeva lächelt ihr bezauberndes Lächeln und folgt Noah, der sie durch eine Tür in das Nebenzimmer winkt.
Jeroen setzt sich mit seinem Laptop auf einen Stuhl neben seinen Boss.
JEROEN IMOGEN
Wir müssen hier schleunigst verschwinden, Boss! Wenn der Pilot und der Schlittenmann ins Tal geflüchtet sind, könnte inzwischen die Polizei auf dem Weg hierher sein!
CRAZY WILL
Wir fliegen auf den Berg!
JEROEN IMOGEN
Das könnte auch eine Falle sein, Boss. In unserem Hauptquartier geht niemand ans Telefon und wir hocken hier auf dem verwünschten Berg und warten darauf, dass die Schlauköpfe den Hubschrauber in Gang bringen! Wer, außer Carlos könnte sonst dahinter stecken?
CRAZY WILL
(knurrt)
Winterblum!
Crazy Will wirft Jeroen einen verächtlichen Blick zu.
CRAZY WILL
Carlos ist zwar eine Bestie, doch an meinem Fleisch und Blut würde er sich nicht vergreifen!
Jeroen begrübelt die Seiten seines Laptops und blickt überrascht.
JEROEN IMOGEN
Boss! Unsere Leute haben Lorettas Chauffeur gefunden! Ist zwar total betrunken, behauptet aber, er hätte Loretta zu Winterblum gefahren. Sie hätte ihn weggeschickt und dann hat er einen Unfall gebaut, bei dem der Wagen über die Böschung rutschte. Davon, dass Loretta Rustin treffen sollte, hatte er keine Ahnung. Er sagt, er hat sie direkt zu Winterblum gefahren und sie will ihn anrufen, wenn sie ihn wieder braucht!
CRAZY WILL
Wie ist der Kerl in die Stadt gekommen? Hol ihn ans Telefon!
Jeroen bearbeitet seine Tastatur und schon in der nächsten Sekunde klingelt Jeroens Telefon.
JEROEN IMOGEN
Gib mir Parker!
(zu Crazy Will)
Willst du selbst mit ihm sprechen, Boss?
Crazy Will schüttelt den Kopf.
JEROEN IMOGEN
Parker, wo ist Loretta jetzt?
Stimme Parker
(stotternd)
Ischt, bei Winterblum, Sir!
JEROEN IMOGEN
Warum ist Loretta nicht, wie vereinbart, aufgetaucht?
Stimme Parker
Dasch, weisch ich nicht, Sir! Isch hab getan, was Miss Loretta befohlen hat, Sir!
JEROEN IMOGEN
Gib mir Rader wieder!
Stimme Rader
Ja?
JEROEN IMOGEN
Bringt Parker wieder auf die Beine und fragt ihn, wo Loretta ist und wie er in die Stadt gekommen ist. Da war Blut auf dem Rücksitz vom Wagen und Lorettas Telefon lag daneben, fragt ihn, wo das herkommt!
Jeroen beendet die Verbindung und starrt eine Weile nachdenklich die Spannungsfugen in der Decke an.
JEROEN IMOGEN
Pitsch, Snake und Rustin, wissen nicht, dass Loretta bei Winterblum ist. Können wir nur hoffen, dass sie nicht verletzt wurde, als sie die Sicherheitsleute überwältigt haben!
Jeroen tippt eine Nummer in sein Telefon und lauscht gespannt dem Klingelton. Nach nervenzermürbenden Klingelzeichen, wählt er eine andere Nummer.
JEROEN IMOGEN
Snake und die Anderen gehen nicht ans Telefon. Ich rufe Rustin an!
Er bearbeitet wieder sein Telefon und es dauert einige Sekunden, bis sich ein atemloser Rustin, am anderen Ende der Leitung meldet.
Szene:139 INNEN -FLUGPLATZ ABENDROT/AUSSEN - MITTEN IM SCHNEESTURM
Geteilter Bildschirm:

Innen. Flugplatz Abendrot  
JEROEN IMOGEN
War Loretta in Eden?
JEROEN IMOGEN
Wo sind Pitsch und Snake?
 
 
 
 

Draußen. Mitten im Schneesturm.
RUSTIN DEAN
Ja?
Das Jaulen und Pfeifen des Windes erklingt gleichsam durch den Hörer.
                                 
RUSTIN DEAN
Wir haben niemanden entdeckt! Niemand war dort!
RUSTIN DEAN
Im Haus! Ich suche einen geschützten Platz und rufe dann zurück!
Szene:140 INNEN -FLUGPLATZ ABENDROT
Crazy Will trommelt ungeduldig mit seinen Finger über die Couchlehne und erwartet Bericht von seinem Assistenten.
JEROEN IMOGEN
Im Gebäude ist niemand zu finden. Rustin sucht diese Frau und Pitsch und Snake sichern das Haus!
Jeroen und tippt wieder Snakes Nummer ins Telefon. Die Tür springt auf und ein aufgeregter Otis kam ins Haus gefegt.
OTIS DELANO
Wir haben es gleich, Boss! Dann müssen wir die Mühle nur noch voll tanken und dann fliegt der Vogel wieder!
Noah und Neeva kehren in das Zimmer zurück. Neeva geht zielstrebig zu Crazy Will um ihn weiter zu unterhalten.
NEEVA SHASHAWNEE
Haben Sie mich schon in die Metapher-Maschine gesehen? Nein? Ach, dass muss ich Ihnen erzählen. Eine faszinierende, aufregende Geschichte. Also, die Geschichte beginnt auf dem Uluru, das ist der Ayers Rock in Australien. Ich stehe auf einem Felsplateau.
Jeroen packt seine Sache, kann sich ein Grinsen kaum verkneifen.
JEROEN Gedankenstimme
Wie es scheint, ereilt Crazy Will schon hier Gerechtigkeit. Seine Strafe hat gerade begonnen! Oh, Loretta! Was hast du für einen Plan?
Jeroen ist überrascht, dass Noah plötzlich neben ihm steht.
NOAH KENNETH GORDON
Wenn Sie mich fragen, hat das Täubchen sich selbst aus dem Staub gemacht!
Noah zwinkert und ein schmales Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht.
Szene:141 INNEN -IN TINKA CROWS FLUGZEUG
Stockard Darius, Shona Fox, Rina Malde, Rupert Damian Tannenbaum und Tinka Crow sitzen in Tinka Crows klapperigen Flugzeug auf dem Weg ins Tal. Stockard Darius, Shona Fox, Rina Malde und Rupert Damian Tannenbaum sitzen hinten, Tinka Crow lenkt die Maschine.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Die einzige Abwechslung, besteht auf diesem Flug darin, dass, falls wir abstürzen, zwei Leichen mehr zu bergen sind.
Rina und Rupert albern lachend herum, Tinka Crow steuert mit ernstem Gesicht konzentriert das strauchelnde Flugzeug, Shona klackert unbeirrt in ihre Tastatur und Stockard krallt sich verbissen an dem Sitz fest.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Falls ich diesen Tag überleben sollte......
Shona tippt ihn an und weist auf Tinka, der gerade einen Funkspruch erhält. Neugierig blicken sie alle zu Tinka, dessen trauriges Gesicht sich von einem Augenblick auf den anderen, zu einer strahlenden Grimasse verzieht.
TINKA CROW
(brüllt glücklich)
Spooky und Henry sind gefloh'n! Fünf Gangster sind bei mir zuhaus!
Rina klettert nach vorne und übernimmt das Funkgespräch. Sie erstattet allen gleich Bericht.
RINA MALDE
Das war Fynn! Henry und Spooky, das ist der Pilot aus Abendwind, haben im Schneeschlitten fliehen können. Die fünf Gangster sitzen in Abendrot fest. Spooky glaubt nicht, dass einer von denen fliegen kann und er hat überdies den Zündschlüssel vom Helikopter abgezogen. Die Gangster sind schwer bewaffnet und diese Schauspielerin ist bei ihnen. Die Kollegen aus der Stadt werden sie festnehmen. Wir fliegen zurück nach Morgendämmerung!
Shona, Rina und Rupert grinsen.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
In Anbetracht dieses grauenvollen Fluges, wäre es mir auch ganz recht gewesen, erschossen oder betäubt zu werden. Ich hoffe nur, dass sich dieser Abend bald seinem triumphalen Ende nähert. Ein Hindernisparcours mit Irrwegen ist nichts dagegen!
Szene:142 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -TREPPENHAUS/KAMINZIMMER
Winterblum wird mit dem eisernen Gewehrlauf zwischen seinen Schulterblättern von Pitsch die Treppe herunter getrieben.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Es muss Ironie des Schicksals sein, Praxeda eindringlich davor zu warnen, dass sie sicher nicht der erste Mensch auf Erden sei, der beim Pinkeln erschossen würde und nun ereilt ihn, dieses Schicksal selbst. Von mir aus hätte sie auf den Teppich pinkeln können......äh, sie?
Dem Chaos von Universum ausgesetzt zu sein!, hört er, vor seinem geistigen Ohr jemanden mit Praxedas Stimme sagen.
Szene:143 EINBLENDUNG: Zeitlupe, Robbie geht durch Zuckerwatte.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.) (CONT'D)
Der absoluten Macht, dem Chaos und der Ungebundenheit des Universums ausgesetzt sein.
Robbie bleibt abrupt stehen, um darüber nachzudenken.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Das Universum in dem das Bewusstsein existiert.
Der Gewehrlauf bohrt sich ihm grob in den Rücken.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ich muss die Verkettung der Ereignisse, als Wirken einer unsichtbaren Hand auffassen, das einem Willensakt und nicht dem Zufall unterstand. In diesem Licht betrachtet, ist meine Anwesenheit Teil eines sinnreichen Plans.
ROBBIE
Was wollen Sie?
SNAKE BARNACLE
Klappe halten!
Grob bohrt er Robbie den Gewehrlauf in die Rippen.
SNAKE BARNACLE
Weiter!
Sie sind im Kaminzimmer angelangt, wo Pitsch, mit einem Revolver in der Hand, auf der Couch vor dem Kaminfeuer sitzt und in die Flammen stiert.
SNAKE BARNACLE
(stolz)
Hab Winterblum erwischt!
ROBBIE
Mein Name ist nicht Winterblum! Mein Name ist Atom. Ulysses Atom!
SNAKE BARNACLE
Klappe halten!
Grob stößt er Robbie mit dem Gewehrlauf auf das Sofa.
SNAKE BARNACLE
Pitsch!
Pitsch streckt gelangweilt seinen Revolverlauf Robbie entgegen und blickt ihn schief aus den Augenwinkeln an.
PITSCH KETTLAR
(schneidend)
Wer bist du?
ROBBIE
Ulysses Atom. Ich mache hier Ferien! Was wollen Sie von mir?
Pitsch und Snake blicken ihn misstrauisch an.
ROBBIE
Was wollen Sie?
PITSCH KETTLAR
(blaffen gleichzeitig)
Klappe halten!
SNAKE BARNACLE
(blaffen gleichzeitig)
Klappe halten!
ROBBIE
Glauben Sie mir, das Gegenvirus ist nicht hier!
Pitsch und Snake gaffen Robbie verständnislos an. Pitsch winkt Snake unbeholfen zu, dass sie sich alleine unterhalten müssen und beide gehen, ohne Robbie aus den Augen zu lassen, auf die Küchenzeile zu.
SNAKE BARNACLE
(flüstert)
Wir könnten uns im Haus geirrt haben! Oder wir sind viel zu spät gekommen. Loretta kam schließlich auch nicht!
Sie tuscheln noch eine Weile in gedämpfter Lautstärke, von denen Robbie lediglich Fetzen aufschnappt.
SNAKE BARNACLE
Wenn das gar nicht dieser Winterblum ist? Hier sind keine Sicherheitsleute, glaubst du, so ein berühmter Schnulzensänger würde sich alleine in diese Wildnis wagen?
Pitsch schweigt und begutachtet mit Interesse die Küchenzeile.
SNAKE BARNACLE
Wir warten, bis der Boss kommt! Warum hat der Boss nur uns und Rustin auf diesen Winterblum angesetzt?
Pitsch hüllt sich in Schweigen und spielt lässig mit seinem Revolver.
SNAKE BARNACLE
Hoffentlich findet Rustin wenigstens die Frau!
Pitsch beginnt die Schränke zu durchstöbern und scheint nicht das zu finden, was er sucht.
PITSCH KETTLAR
(knurrt)
Gib mir dein Messer! Dann werden wir die Wahrheit eben aus ihm herauskitzeln! Der Boss hat nicht gesagt, dass er ihn in einem Stück haben will!
Ein irriges Glitzern, dass Snake eine Gänsehaut über den Rücken jagt, spiegelt sich in Pitschs Augen.
PITSCH KETTLAR
Messer! Hab ich gesagt!
Auffordernd hält er Snake die geöffnete Hand hin.
SNAKE BARNACLE
(entsetzt)
Pitsch! Das kannst du nicht machen!
Pitsch blickt ihn mörderisch an und zögerlich gibt Snake ihm das Taschenmesser.
Pitsch schlendert lässig zur Couch und wedelt Robbie mit dem Messer vorm Gesicht.
PITSCH KETTLAR
Wie ist dein Name?
ROBBIE
Ulysses Atom!
(er fixiert das Messer mit seinen Augen)
Ich mache hier Ferien.
PITSCH KETTLAR
Was machst du beruflich?
Snake blickt Pitsch erstaunt an.
ROBBIE
(stottert)
Äh, ich bin...... Börsenmakler!
Pitsch zieht verwundert eine Augenbraue hoch.
PITSCH KETTLAR
Du bist Winterblum!
Robbie schluckt bestürzt und Pitsch legt ihm das Messer an die Kehle.
PITSCH KETTLAR
(mit Grabesstimme)
Ich frag nicht noch einmal! Wie ist dein Name?
ROBBIE
Wenn ich Winterblum wäre, würden Sie mich dann nicht umlegen?
SNAKE BARNACLE
(lauthals)
Dann würde dich der Boss umlegen!
Pitsch Kettlar wirft ihm einen tödlichen Blick zu.
ROBBIE
Mein Name ist Ulysses Atom! Ich bin von Beruf Börsenmakler. Meine Frau hat mich verlassen, deswegen bin ich alleine hier!
Pitsch lässt die Klinge sanft über Robbies Hals gleiten und ritzte ihm bedächtig, langsam die Haut ein. Bluttropfen laufen ihm über den Hals. Schreckerstarrt blickt Robbie Pitsch an.
ROBBIE
Sie legen den falschen Mann um!
Pitsch schreitet langsam, fast bedächtig, vor Robbie auf und ab und scheint die nächste Frage zu überlegen.
SNAKE BARNACLE
Wer hat das Tor eingerissen?
Snake setzt sich auf die Couch, nimmt Robbie mit seinem Gewehr ins Visier und blickt ihn wissbegierig an.
ROBBIE
(stottert)
Keine Ahnung! Hier waren noch ein paar Leute. Keine Ahnung, wo die geblieben sind!
Pitsch hockt sich vor das Kaminfeuer und glotzt wieder in die Flammen.
Mit einem lauten Poltern wird die Haustür aufgestoßen und eine Stimme grölt durchs Haus.
PRAXEDA EMPRESS
Pitsch? Snake?
Robbie dreht sich fassungslos um.
Praxeda kommt, in winterfeste Kleidung gepackt, windzerzaust, mit Schnee bedeckt, durch die Halle gestapft und lehnt sich, ein Gewehr im Arm, lässig an die Tür.
PRAXEDA EMPRESS
(fordernd)
Warum kommt ihr so spät?
Pitsch und Snake blicken sich ratlos einander an, starren offenen Mundes auf Praxeda und vergessen vor Erstaunen sogar ihre Gewehre in Position zu bringen. Sie kommt lässig näher, zwinkert kurz mit dem Auge und lässt sich schnaufend auf eine Sessellehne sinken.
Sie lässt ihre Augen über Robbie gleiten.
PRAXEDA EMPRESS
Donner und Doria!
Sie klatscht sich im nächsten Augenblick mit ihrer offenen Hand vor die Stirn, als hätte sie einen Geistesblitz. Pitsch und Snake zucken zusammen.
PRAXEDA EMPRESS
Ulysses Atom!
Praxeda springt von ihrem Sitz auf und beugt sich zu Robbie hinunter.
PRAXEDA EMPRESS
Wer hätte das gedacht! Weißt du noch wer ich bin?
Robbie schluckt.
PRAXEDA EMPRESS
Ich kann ja nicht sehr großen Eindruck auf dich gemacht haben, wenn du meinen Namen schon vergessen hast!
Praxedas Gesicht ist nahe vor Robbies und ihre Augen streifen sich einen Augenblick.
ROBBIE
(zögerlich)
Ephedra?
Praxeda grinst über das ganze Gesicht und wendet sich an Pitsch und Snake.
PRAXEDA EMPRESS
Jetzt versteh ich erst, was hier gespielt wird!
Pitsch und Snake blicken sich ratlos an.
PRAXEDA EMPRESS
Wo habt ihr dieses Goldstück denn gefunden?
Sie lässt sich wieder auf die Sessellehne sinken.
PRAXEDA EMPRESS
(schneidend)
Ihr seid doch Pitsch und Snake, oder?
Snake nickt zögerlich.
SNAKE BARNACLE
Und wer bist du?
PRAXEDA EMPRESS
Hat dir der Boss das nicht gesagt?
Snake schüttelt den Kopf und ringt einen inneren Kampf.
PRAXEDA EMPRESS
(knurrt)
Ephedra Genienova! Hat dir der Boss überhaupt was erzählt?
PITSCH KETTLAR
Wer ist denn der Boss?
Pi beäugt misstrauisch Praxeda und richtet lässig seinen Revolver auf sie.
PRAXEDA EMPRESS
(cool)
Mein Boss ist Crazy Will!
Siewirft einen selbstgerechten Blick auf Pitsch, dieser senkt seinen Revolver und nickt ihr kumpelhaft zu.
PITSCH KETTLAR
Hast du die Sicherheitsleute erledigt?
Praxeda wirkt einen Augenblick überrascht, fasst sich jedoch gleich wieder.
PRAXEDA EMPRESS
Ja!
PITSCH KETTLAR
Wo sind sie?
PRAXEDA EMPRESS
(grinst hämisch)
Im Garten! Eisgekühlt! Was hat euch der Boss denn gesagt?
Gleichgültig spielt sie mit ihrem Gewehr.
SNAKE BARNACLE
Wo ist dieser Winterblum?
PRAXEDA EMPRESS
Welcher Winterblum?
SNAKE BARNACLE
Erst sollten wir den Schnulzensänger entführen und jetzt will ihn der Boss kaltmachen!
Snake erntet einen von Pitschs tödlichen Blicken. Praxeda klatscht sich mit der flachen Hand auf ihr Knie und bricht lauthals in Lachen aus.
PRAXEDA EMPRESS
Das hat der Boss euch erzählt?
Haltlos lacht sie weiter und Pitsch und Snake blicken sich ratlos an. Robbies Augen fixieren verwirrt Praxeda.
SNAKE BARNACLE
(stottert)
Gibt es da etwas, was wir wüssen misste, äh, müssen wisste, äh, wissen müssten?
PRAXEDA EMPRESS
Sagt mir erst, wo ihr dieses Goldstück her habt!
Lachend weist sie mit ihrem Gewehrlauf leger auf Robbie.
SNAKE BARNACLE
Winterblum?
PRAXEDA EMPRESS
(zischt)
Das ist nicht Winterblum!
SNAKE BARNACLE
Er hatte sich in einem Badezimmer versteckt!
Praxeda beginnt wieder haltlos zu Lachen und zwinkert Robbie zu.
PRAXEDA EMPRESS
Ulysses Atom, eine Koryphäe in der Welt der Spionage, dessen Spezialgebiet lautloses Verschwinden und Unsichtbarkeit ist. Der Welt größter Hasardeur. Der meistgesuchteste Geheimagent südlich des Nordpols, versteckt in einer Toilette?
Haltlos lacht sie weiter. Snake der dieser Situation keine Komik abgewinnen kann, schaut Praxeda eiskalt an.
SNAKE BARNACLE
Wie kommst du hierher?
PRAXEDA EMPRESS
(kühl)
Der Boss hat mich geschickt! Er traut euch wohl nicht! Sonst hätte er euch die Wahrheit gesagt!
PITSCH KETTLAR
Du hast die Sicherheitsleute ganz alleine erledigt?
Praxeda schüttelt den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
(nüchtern)
Der Rest von meinen Leuten ist im Kampf drauf gegangen. Zum Glück hat der Schnee inzwischen das Blutbad zugedeckt!
Sie hüllt sich in nachdenkliches Schweigen, Pitsch und Sn blicken betreten.
PRAXEDA EMPRESS
(traurig)
Meine besten Männer!
Sie reibt sich eine Träne aus den Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Dasher, Dancer, Pracer, Vixen, Comet, Cupid, Donner, Blixen, tot! Alle tot. Und Rudolph!
Alle schweigen betreten.
PRAXEDA EMPRESS
Was hat der Boss gesagt, was ihr mit ihm machen sollt?
Praxeda weist mit ihrem Gewehr, lasch auf Robbie und mustert Snake erwartungsvoll.
SNAKE BARNACLE
Ihn in Schach halten, bis er kommt!
Snake kratzt sich seinen Kopf und spielt verlegen an seinem Handverband.
SNAKE BARNACLE
Ich verstehe das alles nicht!
PRAXEDA EMPRESS
Denk doch mal nach!
Praxeda beugt sich vertraulich zu Snake zu und senkt die Stimme.
PRAXEDA EMPRESS
Der Boss vertraut euch nicht, sonst würde er nicht selbst kommen. Was denkst du denn, warum er herkommen will?
PRAXEDA EMPRESS
Ich glaub er will den Winterblum kaltmachen!
Snake blickt Praxeda treuherzig an.
SNAKE BARNACLE
Wir machen nur, was der Boss uns sagt, weiter was nicht!
Robbie blickt sie alle mit aufgerissenen Augen an.
PRAXEDA EMPRESS
So ein Schwachsinn! Winterblum umlegen! Das könnten doch auch außerdem wir für ihn erledigen! Weißt du wer das ist?
Praxeda richtet schon wieder ihr Gewehr auf Robbie und ihn blickt ihn kaltblütig an. Snake schüttelt den Kopf und auch Pitsch hat dafür keine Antwort parat.
PRAXEDA EMPRESS:Das ist Ulysses Atom! Ihr zwei könnt euch glücklich schätzen, ihn, wenn wir überhaupt noch lebend hier herauskommen mögen, in den Fingern zu haben!
Praxeda nickt Robbie aufmunternd zu.
PRAXEDA EMPRESS
Jede Regierung der Welt ist hinter ihm her und alle Geheimdienste und auch die meisten Mafiaorganisationen ebenfalls und ihr zwei Glückspilze habt ihn gestellt!
Praxeda lehnt sich, befriedigt von ihrer Erklärung, behaglich zurück und mustert Snake und Pitsch.
PRAXEDA EMPRESS
Crazy Will wird ihn an den Meistbietenden verhökern. Er wird euch umpusten, wenn ihm was geschieht!
ROBBIE
Ich biete Ihnen zehn Millionen, wenn Sie mich gehen lassen!
Snake und Pitsch blicken sich, wie auf ein Stichwort an und tauschen wortlose Informationen aus. Praxeda spielt weiter mit ihrem Gewehr und lässt Robbie nicht aus den Augen.
PRAXEDA EMPRESS
Der Boss hat euch ja einen schönen Bären aufgebunden! Was hat er denn gesagt, warum er diesen Schnulzensänger erledigen will?
SNAKE BARNACLE
Weil Loretta weg ist!
PRAXEDA EMPRESS
Das ist, in der Tat merkwürdig, dass Loretta verschwunden ist. Sie sollte getarnt und verkleidet, als Praxeda Empress reisen!
Snake und Pitsch starren sich an, wie vom Donner gerührt.
SNAKE BARNACLE
(stöhnt)
Oh, mein Gott!
Robbie blickt überrascht auf.
PITSCH KETTLAR
Ach, du Scheiße!
Die beiden mustern sich fassungslos und sinken vor Bestürzung zusammen.
SNAKE BARNACLE
(kreischt)
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Oh, mein Gott, der Boss kommt, weil er weiß, dass wir Loretta auf dem Gewissen haben!
Snake Barnacle schüttelt Pitsch.
SNAKE BARNACLE
Er will uns umbringen!
Snake jammert und ächzt eine Weile und Pitsch blickt wie versteinert in die leere Luft.
PRAXEDA EMPRESS
Dann müssen wir den Boss vorher erledigen! Wir sollten uns ohnehin einen sicheren Platz suchen, bevor das Blutbad hier losgeht!
SNAKE BARNACLE
(erschüttert)
Blutbad?
PRAXEDA EMPRESS
(spöttelnd)
Sicher wissen inzwischen alle, dass Ulysses Atom hier ist! Ja, denkst du, du hast den meistgesuchten Agenten der Welt gestellt und kannst mit ihm einfach davon spazieren? Wir müssen nur zusehen, dass ihm nichts passiert! Wir sollten ihn in den Keller sperren! Er ist unsere Lebensversicherung!
Robbie fällt ein Stein vom Herzen, als er Praxedas Absicht erkennt und er grinst zuversichtlich.
PITSCH KETTLAR
"Er bleibt hier, bis der Boss kommt!"
SNAKE BARNACLE
(klagend)
Pitsch, Kumpel! Der Boss kommt, weil er uns umbringen will!
PITSCH KETTLAR
Der Boss kommt, weil er diesen Atom will!
Szene:144 EINBLENDUNG: Adleraugen
Pitsch Kettlar fixiert Praxeda mit Adlerhaften Blick.
PITSCH KETTLAR
Bist du sicher, dass Loretta diese Empress war?
Praxeda nickt.
PITSCH KETTLAR
Wer kann hier auftauchen?
PRAXEDA EMPRESS
Alle die Atom wollen! CIA, FBI, Interpol, KGB, MIV, IRA, DEA, BND, Mossad, PLO, Cosa Nostra, Secret Service, Union Course, fallen Ihnen noch welche ein, Ulysses?
Sie wendet sich an Robbie.
ROBBIE
(frostig)
Zentrum für transatlantische Sicherheit, Office of Political and Military Affairs, Pentagon, Intelligence Research Bureau, Intelligence Support Activity!
Pitsch und Snake schlucken und blicken einander an.
PRAXEDA EMPRESS
(kichert)
Zehn Millionen! Der ist lebendig mindestens zehn Milliarden wert!
Praxeda erhebt sich und schlendert nachdenklich im Zimmer umher. Pitsch mustert sie nach wie vor misstrauisch.
PRAXEDA EMPRESS
Wir können natürlich auch abhauen! So war doch auch der erste Plan. Atom schnappen und weg!
SNAKE BARNACLE
Winterblum!
PRAXEDA EMPRESS
(fährt Sn an)
Begreifst du das immer noch nicht! Es gibt hier keinen Winterblum! Der Boss will Atom, weil er einen Haufen Zaster wert ist! Ist nur bedauerlich, dass er euch wegen Loretta an den Kragen will!
Sie blickt sie so bekümmert an, als habe sie die beiden schon ins Herz geschlossen. Sie schaut auf eine imaginäre Uhr an ihrem Arm.
PRAXEDA EMPRESS
Naja, ihr habt ja noch ein bisschen Zeit, bis es losgeht! Ich werde noch mal eine Runde drehen!
Sie schultert ihr Gewehr und schickt sich an zu gehen. Auf halben Weg zur Tür bleibt sie abrupt stehen.
PRAXEDA EMPRESS
Ach, ja, wenn das Hausmädchen kommt, sagt ihr doch bitte, sie möchte starken Kaffee machen, das wird ja eine lange Nacht werden. Habt ihr schon was Anständiges gegessen Männer?
Pitsch schüttelt traurig den Kopf.
PITSCH KETTLAR
Kalte Pizza.
PRAXEDA EMPRESS
(grinsend)
Na, dann tut ihr nichts! Das wäre ein Sakrileg! Sie kann gut kochen!
Ehe sie sich alle versehen, ist sie zur Tür hinaus. Robbie blickt ihr grinsend nach.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Haben im Lauf der Weltgeschichte, überhaupt jemals, die Männer die Macht übernommen?
SNAKE BARNACLE
Welches Hausmädchen?
PITSCH KETTLAR
(brummt)
Putzt vermutlich irgendwo einen Schrank von innen!
Pitsch Kettlar mustert Robbie mit feindseligem Blick.
PITSCH KETTLAR
Welches Hausmädchen?
ROBBIE
(zuckt mit den Schultern)
Keine Ahnung! Ich beachte solche Dinge nicht sonderlich!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Wenn dieser Crazy Will hier auftauchte, wer immer das auch sein mag, wegen einer Loretta, die mir womöglich nie im Leben begegnet ist, will ich doch lieber aus der Schusslinie sein.
ROBBIE
Hören Sie! Wenn hier gleich der Teufel losbricht, was werden Sie dann tun?
Schweigend blicken sie alle nachdenklich ins Feuer. Das plötzliche Telefonklingeln jagt allen einen Schrecken ein. Snake streckt seine Hand nach dem Telefon aus und stellt die Verbindung her.
Szene:145 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM HELIKOPTER AUF DEM FLUG
Geteilter Bildschirm:

Anwesen Winterblum Snake am Telefon
 
SNAKE BARNACLE
Kampfaktionen! Wir halten die Stellung.
SNAKE BARNACLE
Warum hat der Boss uns nicht gesagt, dass er noch mehr Leute auf ihn angesetzt hat?
SNAKE BARNACLE
(trotzig)
Wir haben einen, aber der heißt nicht Winterblum!
 
SNAKE BARNACLE
Weil diese Genienova die Sicherheitsleute beseitigt hat und sagt, dass der Boss Ulysses verkaufen will! Alle anderen sind tot!
 
 
 
SNAKE BARNACLE
Sie sagt, der Boss hat sie geschickt, weil er uns nicht traut!
 
SNAKE BARNACLE
Peilt die Lage!
 
 
 
 
 
SNAKE BARNACLE
(patzig)
Als ob der Boss dass nicht wüsste! Zehn Milliarden Dollar, sind eine Menge Kies!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Im Helikopter, auf dem Flug.
Jeroen mit Crazy Will, Neeva, Noah, Rock und Otis. Der Helikopter dröhnt lautstark.
JEROEN IMOGEN
Warum geht ihr erst jetzt ans Telefon?
JEROEN IMOGEN
Habt ihr ihn?
 
JEROEN IMOGEN
Habt ihr ihn?
 
JEROEN IMOGEN
Der Boss hat niemanden sonst auf ihn angesetzt! Wie kommst du auf die Idee?
 
 
JEROEN IMOGEN
Teufel, Snake! Was ist da bei euch los?
Vor Jeroens geistigem Auge zeichnet sich ein Blutbad.
JEROEN IMOGEN
Wer ist diese Genienova?
 
JEROEN IMOGEN
Wo ist sie jetzt?
Jeroen blickt auf den Boss.
JEROEN IMOGEN
Boss? Genienova. Ist das jemand von unseren Leuten?
Crazy Will schüttelt den Kopf und blickt konzentriert auf seinen Assistenten. Jeroens fassungsloser Ausdruck macht ihn neugierig. Jeroen schüttelt den Kopf und zuckt zudem die Schultern.
JEROEN IMOGEN
Wer ist dieser Ulysses?
Jeroen blickt überrascht auf Crazy Will.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Dass mir der Boss nicht alles erzählt, ist klar, doch, dass Snake, mehr als ich, herausgefunden hat, ist mehr als absonderlich.
Crazy Will fixiert Jeroens Blick und fordert mit einer Handbewegung Informationen.
JEROEN IMOGEN
(zu Crazy Will)
Ulysses?
Crazy Will schüttelt wieder den Kopf.
JEROEN IMOGEN
Diese Genienova ist niemand von unseren Leuten! An Ulysses sind wir nicht interessiert. Hat Rustin die Frau gefunden? Ist Loretta bei euch?
Szene:146 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Anwesen Winterblum. Snake drückt nervös die Endtaste und humpelt rastlos im Zimmer umher.
SNAKE BARNACLE
Mist, verdammich, Scheiße, Scheiße, Scheiße!
ROBBIE
Sie haben ein wenig elitäres Vokabular! Sie haben gewiss keine Freundin!
Snake schaut ihn fassungslos an.
SNAKE BARNACLE
(bissig)
Der Boss sagt, diese Genienova sei niemand von unseren Leuten und an dir ist er nicht interessiert!
ROBBIE
(scharfzüngig)
Warum kommt er dann her? Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen!
SNAKE BARNACLE
(jammernd)
Wir können hier nicht weg! Wir müssen auf Rustin warten. Er sucht Loretta!
ROBBIE
Was ist überhaupt mit Loretta passiert?
SNAKE BARNACLE
Wir haben ihr eins übergezogen. Haben sie nicht erkannt!
ROBBIE
Oh, man!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Hoffentlich kommt sie nicht zurück! Ihre Tarnung ist aufgeflogen!
ROBBIE
Zwanzig Millionen! Ich stelle Ihnen sofort einen Scheck aus, wenn Sie mich gehen lassen!
PITSCH KETTLAR
(knurrt)
Den kannst du uns auch ausstellen, wenn du bleibst!
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Würde mich nicht wundern, wenn er demnächst noch zu Bellen anfängt.
SNAKE BARNACLE
Warum bist du soviel wert?
ROBBIE
Ich bin der Einzige, der weiß, wo das Gegenvirus für die Pentaquark Mikroben zu finden ist!
PITSCH KETTLAR
Was für Mikroben?
ROBBIE
Beeinflussung des Menschen durch computergesteuerte Programmintervalle!
Snake schüttelt haltlos seinen Kopf.
SNAKE BARNACLE
Was für ein Schwachsinn. Kann das sein, dass es bei dir da oben im Oberstübchen nicht ganz richtig tickt?
ROBBIE
(arglos)
Sie meinen, da ist eine Bombe im Obergeschoss? Mein Gott! Wenn das Virus losgeht, wird die ganze Welt vor die Hunde gehen! Na, dann, Frohe Weihnachten!
Pitsch und Snake blicken sich zerknirscht an. Ein betretenes Schweigen breitet sich über den Raum aus. Robbie hat selbst den Eindruck, eben von einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes erfahren zu haben.
ROBBIE
Ihr habt mit dem Verschwinden der Schauspieler zu tun, die danach alle seltsam wurden! Aber welche Rolle spielt Loretta?
SNAKE BARNACLE
(geistesabwesend)
Sollte den Lockvogel spielen!
PITSCH KETTLAR
(brüllt)
Snake!
Snake reißt entsetzt die Augen auf und blickt Pitsch schuldbewusst an.
ROBBIE
30 Millionen!
PITSCH KETTLAR
Du hältst jetzt endlich mal die Fresse!
Er zielt wütend schnaufend mit seinem Revolver auf Robbie, packt mit der anderen Hand Snake am Kragen, schüttelt ihn und brüllte weiter.
PITSCH KETTLAR
Das ist doch alles nur deine Schuld, weil du mit dem verdammten Hubschrauber notlanden musstest. Du hast den Plan versaut!
Er schüttelt seinen Partner noch eine Weile und lässt ihn genauso plötzlich, wie er ihn gepackt hatte, wieder los.
Eine leise trällernde Frauenstimme erklingt durchs Haus und lässt sie alle aufhorchen. Eindeutig näherkommend, ist eine Frau am Singen zu hören. Robbie bricht der kalte Schweiß aus, als er Praxedas Stimme erkennt.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Was, zum Teufel hatte sie jetzt wieder vor?
Pitsch und Snake, blicken gebannt in die Richtung, aus der die Stimme erklingt, machen aber keine Anstalten, etwas zu unternehmen.
PRAXEDA EMPRESS
(singt)
....wäre ich Millionär, träge ich Brillianten und Taram, Diamanten, wie Giganten, an jedem Finger zehn..... Taramtamtam...das wäre schön...
....trällert es die Treppe herunter. Robbie kneift die Augen zu, denn er glaubt nicht, offenen Auges ihren Tod ertragen zu können.
SNAKE BARNACLE
(verächtlich)
Und solche Dinge bemerkt der Typ nicht!
Praxeda, als Hausmädchen verkleidet, kommt die Treppe heruntergestiefelt und fuhrwerkt dabei singend mit einem Staubwedel hier und da herum. Sie trägt eine Perücke, aus endlosen, langen, schwarzen Haaren und hat sich in ein kurzes, schwarzes Lederkleid gezwängt, zudem sie eine blütendweiße Rüschenschürze und lange, weiße, Stiefel trägt. Selbst ein weißes Spitzenhäubchen, steckt, als Krönung, in ihrem Haar. Als sie, scheinbar überrascht, die drei am Kaminfeuer sitzen sieht, kommt sie rasch angehüpft und macht einen artigen Knicks.
PRAXEDA EMPRESS
(mit gespielter Rüge)
Mr. Atom! Sie haben Besuch! Warum haben Sie mich nicht gerufen?
Robbie starrt Praxeda fassungslos an.
ROBBIE
Äh!
PRAXEDA EMPRESS
(zwitschert)
Die Herren haben ja noch nicht einmal abgelegt, Sir!
Sie stackelt auf Pitsch und Snake zu.
PRAXEDA EMPRESS
Erlauben Sie, Sir?
PITSCH KETTLAR
(blafft)
Was?
PRAXEDA EMPRESS
Ihre Jacken, meine Herren!
PITSCH KETTLAR
Setz, dich!
Er weist mit der Waffe auf einen freien Platz.
PRAXEDA EMPRESS
(kichert)
Das schickt sich nicht, Sir!
PITSCH KETTLAR
(schneidend)
Du sollst dich setzen!
Er wiederholt seine Handbewegung. Praxeda folgt dem Wink und setzt sich kerzengerade, artig neben Robbie. Pitsch wedelt mit dem Revolver und schaut sie griesgrämig an.
PITSCH KETTLAR
Wo kommst du her?
PRAXEDA EMPRESS
Von oben, Sir!
PITSCH KETTLAR
(grimmig)
Und was hast du da gemacht?
Praxeda wirft einen schuldvollen Blick auf Robbie, als habe sie etwas unrechtes getan und dies zu sagen, sei äußerst unangenehm.
PRAXEDA EMPRESS
(leise)
Mich mit den anderen Gästen unterhalten!
(flehentlich)
Bitte, Mr. Atom, werfen Sie mich nicht hinaus!
Pitsch wirft Robbie einen wütenden Blick zu.
PITSCH KETTLAR
(sanfter Tonfall)
Wer sind die anderen Gäste?
Praxeda blickt nach oben, als ob sie angestrengt nachdenkt.
PRAXEDA EMPRESS
Mr. Percy Sean, Mr. Justin Morris und Mr. Adam, Sir!
SNAKE BARNACLE
Wo sind diese Gäste jetzt?
PRAXEDA EMPRESS
Tut mir Leid, Sir. Das weiß ich nicht! Wir haben, vom Balkon aus beobachtet, wie die Sicherheitsleute ein Spiel gespielt haben. Das war richtig gruselig! Das sah so wirklich aus! Mr. Sean und Mr. Morris wollten dann mitspielen und sind vom Balkon geklettert.
SNAKE BARNACLE
(nickt ihr aufmunternd zu)
Und der Andere?
PRAXEDA EMPRESS
Mr. Adam?
Praxeda blickt verträumt und ein Lächeln umspielt ihr Gesicht. Schließlich starrt sie ihre Stiefelspitzen an.
PRAXEDA EMPRESS
Mr. Adam hat mir Geschichten erzählt!
Snake und Pitsch betrachten sich einen Augenblick und gehen in Lauerstellung.
PITSCH KETTLAR
Wo ist der Adam dann hin?
Pitsch springt auf und bringt sich, neben der Türöffnung in Stellung.
PRAXEDA EMPRESS
Er ist dann vom Balkon gesprungen!
Geschäftig wirbelt sie mit dem Staubwedel, hier und da, einige unsichtbare Staubfedern auf.
PRAXEDA EMPRESS
Ich glaub er hat sich dabei eine Rippe verknackst. Aber er sagte dann, ich solle mir keine Sorgen machen, das sei alles nur ein Spiel und das FIB hätte alles im Griff.
PITSCH KETTLAR
(düster)
Wenn der Boss kommt, tappt er in die Falle!
PRAXEDA EMPRESS
(überrascht zu Robbie)
Erwarten wir denn, neben Miss Loretta noch andere Gäste, Sir?
Pitsch und Snake, blicken erst Praxeda, wie vom Donner gerührt und dann einander erschüttert an.
Das Telefon klingelt in just diesem Moment. Snake legt sein Gewehr auf den Tisch, grabscht sofort nach dem Telefon und brüllt hinein.
Szene:147 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM HELIKOPTER AUF DEM FLUG
Geteilter Bildschirm:

Anwesen Winterblum. Snake am Telefon.
SNAKE BARNACLE
Das ist eine Falle! Hier wimmelt es von Geheimdiensten!
 
SNAKE BARNACLE
Ja, ist sie! Wir werden versuchen zu fliehen!
SNAKE BARNACLE
Loretta badet gerade! Sie würde mich erschießen!
 
PRAXEDA EMPRESS
(zu Snake)
Entschuldigen Sie! Sir? Miss Loretta ist noch gar nicht angekommen, Sir!
SNAKE BARNACLE
(zischt)
Klappe! Du hältst jetzt den Mund und kochst Kaffee!
Wütend starrt er sie an und weist drohend mit seinem Zeigefinger in die Küche!
 
 
PRAXEDA EMPRESS
(lächelnd)
Gerne, Sir!
Sie springt wie ein Federmesser auf, macht einen albernen Knicks und hüpft tänzelnd in die Küche.
SNAKE BARNACLE
(äfft Jeroen nach)
Habt ihr diesen Winterblum? Hier ist kein Winterblum! Im Haus wimmelt es von Leuten und die Männer von der Genienova sind allesamt tot!
 
 
SNAKE BARNACLE
Dieses Genienova hat mit ihren Leuten die Sicherheitsleute erledigt, dabei sind die alle draufgegangen und wir haben einen Typen erwischt, der Atom heißt. Die anderen sind alle draußen! Hier wimmelt es vor FBI und Loretta badet!
SNAKE BARNACLE
(kreischt)
Wir werden versuchen mit Loretta und diesem Atom zu fliehen! Wir können die Stellung nicht mehr lange halten!

Im Helikopter. Jeroen am Telefon.
 
JEROEN IMOGEN
Das ist eine Falle, in der Tat, doch wir glauben allmählich, dass Carlos dahinter steckt! Ist Loretta bei euch?
JEROEN IMOGEN
Bleibt, wo ihr seid! Bist du sicher, dass Loretta noch bei euch ist? Geh nachsehen!
JEROEN IMOGEN
Snake, hol sie ans Telefon! Diese Genienova muss eine von Carlos Leuten sein! Sind da noch mehr Leute?
 
 
 
JEROEN IMOGEN
Snake! Was ist da los?
 
JEROEN IMOGEN
Leg ja nicht wieder auf! Hörst du! Wo zum Teufel steckt Loretta und habt ihr diesen Winterblum?
 
 
 
 
 
JEROEN IMOGEN
Snake, ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon zum Henker du da quatscht! Diese Genienova muss eine von Carlos Leuten sein! Wo ist Loretta? Was ist da los?
 
 
 
JEROEN IMOGEN
Bist du sicher? Wir dachten, Carlos hat Loretta entführt!
Szene:148 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Anwesen Winterblum.
Snake drückt die Endetaste und führt einen Freudentanz auf.
SNAKE BARNACLE
Das ist es, das ist es!
Glücklich blickt er Pitsch an.
SNAKE BARNACLE
Der Boss glaubt, Carlos hat Loretta entführt! Wir sind aus dem Schneider, Pitsch!
PITSCH KETTLAR
Du meinst wir sollen so tun, als wenn Carlos Loretta erledigt hat?
SNAKE BARNACLE
(nickt erleichtert)
Wir fahren einfach diesen Wagen vorm Tor weg und stellen einen aus der Garage dahin und der Boss denkt, wir haben eine andere Frau überfallen!
Snake klatscht sich erleichtert in die Hände.
PITSCH KETTLAR
Wir haben dem Boss aber gesagt, dass wir diese Empress haben!
Nachdenklich kratzt sich Pitsch mit seinem Revolver am Kopf.
SNAKE BARNACLE
(glücklich)
Na, dann machen wir eben diese Genienova fertig, wenn sie wieder kommt und sagen, wir haben die Papiere von ihr!
Bei Snakes Worten, tauschen Praxeda und Robbie einen erschrockenen Blick. Sie kommt mit einem Kaffeetablett angetrippelt und stellt es auf den Couchtisch. Wortlos schenkt sie Kaffee ein und ihre Augen tragen einen ängstlichen Blick. Snake beobachtet aus zusammengekniffenen Augen jede ihrer Bewegungen. Praxeda wirft ein halbes Dutzend Zuckerwürfel in jede Tasse und rührt den Kaffee um.
SNAKE BARNACLE
(zu Pitsch)Du wirst so tun, als wenn du Loretta wärst! Wenn der Boss noch einmal anruft, wirst du, als Loretta, mit ihm sprechen!
PRAXEDA EMPRESS
Bitte? Sir?
SNAKE BARNACLE
(ein irres Funkeln in den Augen)
Du brauchst nur zu schreien, Daddy, das ist eine Falle, wir fliehen!
Pitsch blickt Snake wissbegierig an und schlürft vorsichtig seinen heißen Kaffee.
PITSCH KETTLAR
Was hast du vor?
SNAKE BARNACLE
Wir werden mit Loretta vor Carlos und dem FBI fliehen und wenn sie dabei getötet wird, ist es nicht unsere Schuld!
PITSCH KETTLAR
Rustin weiß Bescheid!
Snake zieht, schäbig grinsend, seinen Revolver aus seinem Schulterhalfter und zielt auf eine imaginäre Person.
SNAKE BARNACLE
Paff!
Wie, um seine Worte zu untermalen, klingelt das Telefon. Snake blickt Praxeda eindrücklich an.
SNAKE BARNACLE
Hast du deinen Text begriffen?
Praxeda nickt kurz.
SNAKE BARNACLE
Sag es!
PRAXEDA EMPRESS
Daddy, das ist eine Falle, wir fliehen!
Schon im nächsten Moment hat ihr Snake eine Ohrfeige verpasst. Robbie zuckt zusammen, doch Praxeda Empress blickt Snake nur furchtsam an.
SNAKE BARNACLE
(knurrt)
Du musst noch ein bisschen Furcht in deine Stimme legen!
Drohend hebt er seine Hand.
PITSCH KETTLAR
(blickt Sn wütend an)
Snake, hör auf mit dem Mist! Sie kann das sicher auch so!
Pitsch Kettlar nickt Praxeda Empress freundlich an.
PITSCH KETTLAR
(freundlich)
Wie heißt du?
PRAXEDA EMPRESS
Rosalie, Sir!
Über Pitschs Gesicht zuckt eine Grimasse, als hätte er einen Peitschenhieb erhalten.
PITSCH KETTLAR
(warmherzig)
Rosalie! Wenn du brav deinen Text ins Telefon schreist, wird dir nichts geschehen!
Praxeda nickt bebend und schenkt ihm ein dankbares Lächeln.
PRAXEDA EMPRESS
Ja, Sir!
PITSCH KETTLAR
Versuch es noch einmal!
PRAXEDA EMPRESS
(kreischt)
Daddy, das ist eine Falle, wir fliehen!
PITSCH KETTLAR
Genau so!
Pitsch nickt ihr wieder aufmunternd zu und schickt einen überheblichen Blick zu Snake.
Snake hält ihr das klingelnde Telefon ans Ohr und stellt die Verbindung her.
PRAXEDA EMPRESS
(kreischt)
Daddy, das ist eine Falle, wir fliehen!
Snake drückt sofort die Endetaste.
SNAKE BARNACLE
Das war's!
Jäh wird die Stille von einer ohrenbetäubenden Musik in unerträglicher Lautstärke zerrissen. Pitsch und Snake springen in Deckung hinter die Couch und nur ihre Revolver lugen hervor. Robbie starrt Praxeda überrascht an und sie nickt unmerklich. Snake und Pitsch verständigen sich durch Handzeichen. Pitsch schleicht sich, mit erhobener Waffe durchs Haus. Nach einigen Sekunden, als er um die Ecke verschwunden ist, hören sie ein paar Schüsse und die Musik erstirbt sofort.
SNAKE BARNACLE
(zufrieden)
Das dürfte Mr. Adam gewesen sein! Pitsch fackelt nicht lange.
Pitsch kommt zurück geschlichen und schüttelt den Kopf.
PITSCH KETTLAR
Da war niemand! Wir sollten hier schleunigst verschwinden!
SNAKE BARNACLE
Erst müssen wir noch die Wagen tauschen!
Lässig winkt er mit dem Revolver Richtung Garage. Pitsch nickt knapp und macht sich auf den Weg. Snake starrt ihm erst nach, fixiert dann Robbie und Praxeda mit Adleraugen.
PRAXEDA EMPRESS
Dürfen wir uns wenigstens etwas Warmes anziehen?
SNAKE BARNACLE
(zischt)
Da wo du hingehst, Engelchen, wirst du keine Sachen brauchen!
Robbie rutscht unruhig auf der Couch umher.
ROBBIE
Was haben Sie vor?
Snake hebt wieder grinsend seinen Revolver.
SNAKE BARNACLE
Paff!
Praxeda schluckt und reicht Robbie die Hand.
PRAXEDA EMPRESS
(schluchzend)
Bitte schicken Sie meiner Familie meinen letzten Lohn! Sie haben doch niemanden, außer mir!
Robbie drückt ihr tätschelnd die Hand.
ROBBIE
Vierzig Millionen!
Snake schluckt und starrt ihn sprachlos an.
Ein angsterfüllter Schrei von Pitsch dringt durchs Haus und Snake richtet sich erschrocken auf. Im nächsten Moment, springt Praxeda auf und stößt ihn mit voller Wucht um. Snake stürzt ächzend zu Boden und seine Waffe fällt ihm aus der Hand.
PRAXEDA EMPRESS
(schreit)
Kommen Sie!
(Sie schnappt Robbies Hand)
Kommen Sie!
Szene:149 AUSSEN-MITTEN IM SCHNEESTURM/INNEN -IM HELIKOPTER
Rustin lehnt erschöpft, umringt von seinen Hunden, an einen windgeschützten Baumstamm und wärmt sich die klammen Finger an einem Becher mit heißem Tee aus seiner Thermosflasche. Er bemerkt, dass sein Telefon klingelt und nestelt es aus der Jacke.
Geteilter Bildschirm:

Rustin im Schneesturm
 
RUSTIN DEAN
In dem Haus war niemand und auch von der Frau keine Spur!
 
 
RUSTIN DEAN
Als ich ging, war niemand, außer Pitsch und Snake dort. Das Haus war verlassen!
 

Im Helikopter JEROEN IMOGEN
Was ist da los?
 
JEROEN IMOGEN
Die anderen sagen, es gibt Tote und eine Genienova hat mit ihren Männern die Sicherheitsleute erledigt und sie hätten einen Mann der Atom heißt. Außerdem wimmele es dort vor FBI und Loretta ist in Gefahr!
JEROEN IMOGEN
Rustin, du musst sofort zum Haus zurückkehren und herausfinden, was dort los ist! Wir brauchen noch eine ganze Weile.
Rustin schüttelt den Kopf und stapft nachdenklich durch den Schnee.
Szene:150 AUSSEN-IM SCHNEESCHLITTEN AUF DEM WEG NACH EDEN
Im Schneeschlitten. Rina, Rupert, Stockard und Shona auf dem Weg nach Eden.
RINA MALDE
Oh, verflixt!
Mit einem Ruck kriegt sie den Schneeschlitten gerade noch vor dem Abgrund zum Stehen.
RINA MALDE
Das hat jetzt gerade noch gefehlt!
SHONA FOX
Was ist denn los?
Shona versucht, aus dem Fenster etwas von der Umgebung zu erkennen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Die Brücke ist unter den Schneemassen zusammengebrochen!
Er weist mit den Fingern auf den undurchsichtigen Schneesturm vor ihnen.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Dort geht es sechzig Meter, steil in die Tiefe. Auf diesem Weg, kommen wir nicht weiter!
STOCKARD DARIUS
Gibt es noch einen anderen Weg?
RINA MALDE
Wir müssen den Weg zurück fahren und an der anderen Seite den Berg hinauf! Das hat uns gerade noch gefehlt!
STOCKARD DARIUS
Das ist doch alles wie verhext!
Wütend schlägt er seine Faust in die offene Hand.
STOCKARD DARIUS
Welcher Teufel hat mich nur geritten, dass ich so etwas angezettelt habe.
Shona legt ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm.
SHONA FOX
Stockard, womöglich ist Winterblum gar nichts passiert! Womöglich sitzt er gemütlich mit dieser Praxeda vor dem Kaminfeuer und das einzig Ungewöhnliche für ihn ist, dass wir dort auftauchen!
Stockard ringt sich ein dürftiges Grinsen ab und starrt bedrückt aus dem Fenster.
STOCKARD DARIUS
Es ist wohl besser, wenn die schlimmsten Befürchtungen nicht wahr werden, als wenn die Hoffnung enttäuscht wird! Diese ganze Reise kommt mir vor, wie einen Schritt vor und zwei zurück.
SHONA FOX
(lächelt aufmunternd)
Hoffnung hält die Welt am Leben! Und manchmal ist der Weg das Ziel!
RINA MALDE
Außerdem ist es ja fast das Gleiche! Wenn die schlimmsten Befürchtungen nicht wahr werden, nenne ich das Hoffnung. Und das Maß der Enttäuschung, hängt schließlich von dem Grad der Erwartung ab! Wenn Sie also glauben, dass dieser Winterblum ohnehin schon tot ist, können wir uns den Weg heute sparen!
STOCKARD DARIUS
(gepresst)
Nein!
RINA MALDE
Naja! Eines jedenfalls ist sicher! Irgendwann kommen auch wir auf den Berg!
Szene:151 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Pitsch kommt taumelnd und unversehrt aus der Garage zurück. Kreidebleich setzt er sich auf die Couch und blickt mit verschleierten Augen ins Nirgendwo.
SNAKE BARNACLE
Pitsch, verdammt, was ist los? Sie sind entkommen!
PITSCH KETTLAR
Dieses verdammte Vieh wollte mich fressen!
Resigniert wirft er seinen Revolver auf den Tisch.
PITSCH KETTLAR
Das Scheiß-Magazin ist leer und dann hab ich ihm den Revolver auf die Nase gehauen!
SNAKE BARNACLE
Wem, Pitsch?
PITSCH KETTLAR
Diesem Ungetüm, das da in der Garage ist!
Snake blickt sich angsterfüllt um und schüttelt seinen Partner.
SNAKE BARNACLE
Was für ein Ungetüm ist dort?
PITSCH KETTLAR
Es ist riesig groß, mit Zähnen und Krallen!
Pitsch schüttelt seinen Kopf.
PITSCH KETTLAR
(mit Grabesstimme)
Das war der Teufel!
Pitsch Kettlar blickt seinen Partner entsetzt an.
PITSCH KETTLAR
Das war der Teufel!
SNAKE BARNACLE
(hysterisch)
Pitsch, die Typen sind entkommen! Wir müssen sie suchen!
Pitsch stützt resigniert seinen Kopf in die Hände und beginnt ein wenig zu schluchzen.
SNAKE BARNACLE
(tobt)
Dieser Atom und das Hausmädchen sind entkommen! Und du heulst hier herum, weil, weil....
Unsicher blickt Sn auf die Tür zur Garage, durch die Pitsch gerade zurückgekehrt ist. Er humpelt zur Bar, schenkt zwei Gläser mit Whiskey ein und reicht Pitsch ein Glas.
SNAKE BARNACLE
Beruhige dich, der Teufel ist doch nur ein Ammenmärchen! Das war einer von den Typen hier, mit einer Maske, oder ein streunender Hund, oder.....
Pitsch kippt seinen Whiskey herunter, dreht sein leeres Glas in den Händen und blickt Snake an.
PITSCH KETTLAR
Das war der Teufel!
SNAKE BARNACLE
(sarkastisch)
Na, dann bin ich ja beruhigt, dass du ihm eins auf die Nase gegeben hast!
Er klopft Pitsch kameradschaftlich auf die Schulter.
SNAKE BARNACLE
Der dürfte wohl auch auf unserer Seite stehen!
Pitsch sammelt sich ein wenig und wirft nur hin und wieder einen scheuen Blick Richtung Garage.
SNAKE BARNACLE
(drängend)
Wir müssen sie suchen! Sie haben mich umgehauen und sind geflohen!
Snake Barnacle mustert Pitsch, der bleich auf der Couch sitzt und keine Anstalten macht, seinen Worten, Folge zu leisten.
SNAKE BARNACLE
(schneidend)
Wo hast du dein Betäubungsgewehr?
Pitsch zuckt nur die Schultern. Snake schüttelt seinen Kopf, kramt aus seiner Manteltasche den kleinen Revolver aus Praxedas Wagen hervor und reicht ihn Pitsch.
SNAKE BARNACLE
Ich durchsuche das Haus, du hältst hier die Stellung und wenn der Teufel kommt, dann brenn ihm eins auf den Pelz! Das Hausmädchen kannst du auch erschießen, wir brauchen keine Zeugen, nur, erschieß diesen Atom nicht, das würde dem Boss gar nicht gefallen.
Snake bringt sein Betäubungsgewehr in Stellung und macht sich auf den Weg.
PITSCH KETTLAR
Oh! Rosalie! Oh! Rosalie!
Szene:152 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO
Robbie und Praxeda sind in das Musikstudio geflüchtet, haben die Tür hinter sich zugeworfen, verriegelt und lassen sich mit dem Rücken an der Tür prustend auf die Erde sinken. Praxeda schließt die Augen und lehnt ihren Kopf an die Tür.
PRAXEDA EMPRESS
(stöhnt)
Oh, mein Gott! Was für ein Film!
ROBBIE
Einen Augenblick habe ich wirklich geglaubt, Sie stecken mit denen unter einer Decke!
Er mustert sie eindringlich. Sie blickt ihn überrascht an.
ROBBIE
Woher wussten Sie die Namen dieser Typen?
PRAXEDA EMPRESS
Dass Sie darauf aber auch noch nicht gekommen sind!
Ihre Augen blickten ihn feixend an. Robbie schüttelt nachdenklich den Kopf und beobachtet sie weiterhin gespannt.
PRAXEDA EMPRESS
Weil ich nämlich in Wirklichkeit......
Ein breites Grinsen zieht sich über ihr Gesicht.
PRAXEDA EMPRESS
Loretta bin!
Robbie blickt sie erschrocken an. Sie blickt ernst zurück, hebt ihre Hand, als sei ihr Finger eine Pistole und zielt damit auf sein Herz.
PRAXEDA EMPRESS
Paff!
Die aufgestaute Angst und Wut bricht in zügelloses Gelächter auf.
ROBBIE
Oh, Praxeda! Sie haben wirklich Mut bewiesen!
Praxeda zieht sich kichernd ihre Perücke vom Kopf, nestelt das alberne Hausmädchenhäubchen aus den langen Haaren heraus und schiebt es Robbie auf den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin tausend Tode gestorben! Sie dürfen mir einen Drink machen, Rosalie!
Robbie springt auf und macht einen albernen Knicks.
ROBBIE
Sehr wohl, Madam!
Lachend zieht er Praxeda auf die Beine.
ROBBIE
Sesam öffne dich!
Das Klicken und Summen erklingt und die verborgene Tür springt auf.
Szene:153 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -GEHEIMER GANG/ HOBBYRAUM
Robbie und Praxeda lassen sich in dem riesigen Raum, der vollgestopft mit technischem Equipment ist in die bequemen Computerstühle sinken. Ein Betäubungsgewehr lehnt an der Wand.
ROBBIE
Ich hätte Ihnen gleich die Wahrheit sagen sollen!
Robbie blickt Praxeda zerknirscht an.
ROBBIE
Dann hätten wir uns das alles erspart!
PRAXEDA EMPRESS
Immerhin habe ich das subjektive Gefühl höherer Einsichten erlangt!
Robbie blickt sie neugierig an.
PRAXEDA EMPRESS
(aphoristisch)
Ich hätte in die Flasche pinkeln sollen!
Sie lacht haltlos.
PITSCH KETTLAR
Wir sollten Ihren Schnitt am Hals versorgen! Das sah wirklich böse aus, als Pitsch Ihnen mit dem Messer am Hals spielte.
Sie zerrt ihre blütendweiße Spitzenschürze von ihrem Kleid, nimmt die Cognacflasche und benetzt ein Stück der Schürze mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, rollt auf ihrem Computerstuhl an Robbie heran und beginnt damit, ihm vorsichtig das Blut vom Hals zu tupfen.
PRAXEDA EMPRESS
Der Freibeutergeist nützt Ihnen hoffentlich!
Robbie spürt ihren warmen Atem an seinem Hals.
ROBBIE
Sie haben mir das Leben gerettet!
PRAXEDA EMPRESS
Ach, Ulysses Atom! Noch ist unser Leben nicht in Sicherheit! Irgendwann werden die darauf kommen, dass wir uns hier irgendwo versteckt halten!
ROBBIE
Wie sind Sie zu dem Gewehr gekommen?
PRAXEDA EMPRESS
Das hatte dieser Pitsch in dem rosa Zimmer vergessen! Fast hätte er mich vorher im Wintergarten erwischt. Er hat dort Ihre Schwimmsessel ermordet! Diese Scheiß-Krokodile! Wenn der Typ sich auch nur, halb so merkwürdig fühlt, wie ich mich fühle, muss das schon ganz schön komisch sein!
ROBBIE
Ich dachte, mich trifft der Schlag, als Sie durch die Tür marschiert kamen und diese Typen gerufen haben! Oh, man!
Robbie bereitet seiner Anspannung durch Lachen Luft.
ROBBIE
Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum diese Loretta herkommen wollte, aber ich bin mir sicher, dass diese Weihnachtsüberraschung mit den seltsamen Schauspielern zusammen hängt, von denen Sie erzählt haben! Mir ist nur nicht klar, warum Santa Claus, alias Crazy Will mich ermorden will!
PRAXEDA EMPRESS
Mir ist noch nicht ganz klar, warum dieser Rustin, Praxeda Empress sucht!
ROBBIE
Sie meinen Loretta?
PRAXEDA EMPRESS
Nein, dieser Snake hat doch nur gesagt, Rustin sucht Loretta, weil er Praxeda Empress für Loretta hält. Dieser Rustin muss schon vorher losgegangen sein!
Praxeda blickt sich in dem Raum um, als ob sie einen Anhaltspunkt sucht.
PRAXEDA EMPRESS
Ein wirklich faszinierendes Computersystem, das Sie hier haben! Die Kameras in den Räumen sind programmiert auf Ihre Stimmerkennung. Das ist also Ihre Memo-Box!
ROBBIE
Ja, ich komme nach Eden, wenn ich meine Gedanken sammeln muss! Das System ist so etwas, wie ein digitales Tagebuch!
PRAXEDA EMPRESS
Dann bitte ich Sie um Verzeihung, dass ich in Ihrem Tagebuch geschnüffelt habe! Haben Sie Loretta entführt, oder ihr das Herz gebrochen?
ROBBIE
Wie meinen Sie das?
PRAXEDA EMPRESS
Dieser Crazy Will will doch offensichtlich herkommen und Winterblum umbringen, weil Loretta verschwunden ist. Wenn Sie Musik fürs Herz machen, haben Sie vielleicht genau Lorettas Herz getroffen, oder sie ist in Sie unsterblich verliebt, oder..
ROBBIE
Nein, nein! Ich kenne diese Loretta nicht einmal! Snake sagte, dass sie erst Winterblum entführen sollten und jetzt will ihn der Boss kaltmachen. Loretta ist der Lockvogel!
PRAXEDA EMPRESS
Warum war es Ihnen so unangenehm, diese Tür aufzumachen?
ROBBIE
Ihre Gedankensprünge verwirren mich! Nicht der Raum war mir peinlich, sondern das Passwort! Ich wusste nicht, dass sich diese Tür mit Sesam öffne dich, öffnen lässt! Nehme mal an, das ist ein Scherz der Programmierer.
PRAXEDA EMPRESS
Ah! Loretta ist also verschwunden. Der Lockvogel, wie Sie sagen. Crazy Will will sich dafür an Ihnen rächen. Wie wäre hier ein Lockvogel herein gekommen?
ROBBIE
Er hätte klingeln, oder eine Codekarte haben müssen, oder er müsste, als Nutzer, in der Datenbank eingetragen sein!
PRAXEDA EMPRESS
Dieser Crazy Will weiß irgendwoher, dass Sie hier sind! Er wollte Ihnen einen Lockvogel schicken und irgendetwas ist schiefgegangen!
ROBBIE
Ja, die Hubschraubernotlandung wahrscheinlich!
PRAXEDA EMPRESS
Vielleicht! Sie sagten vorhin, es gäbe nur einen Menschen, der wüsste dass Sie hier sind!
ROBBIE
Stockard, mein Freund und Manager! Nein, Stockard hat mit Sicherheit nichts damit zu tun! Auf dem Flughafen haben mich natürlich ein paar Leute gesehen, dann der Mann aus der Garage und der Hausverwalter.
Robbie zwinkert Praxeda an.
ROBBIE
Sind Sie sich denn sicher, dass Sie nicht vielleicht doch Loretta sind? Sie haben doch einen Schlag auf den Kopf gekriegt!
PRAXEDA EMPRESS
Ja, genau! Ich sollte es herausfinden und mich noch einmal als Loretta verkleiden!
Praxeda betätschelt lachend ihre Beule.
ROBBIE
Nein, besser wohl nicht! Wenigstens wissen wir jetzt, was für ein Zerberus dort draußen lauert!
PRAXEDA EMPRESS
Warum sind Sie überhaupt hinaus gegangen?
ROBBIE
(zuckt die Schultern)
Damit Sie mich retten müssen!
PRAXEDA EMPRESS
Also, ganz ehrlich, als dieser Pitsch um sich geschossen hat, wollte ich schon mit Ihrem Wagen fliehen!
Er blickt sie überrascht an.
ROBBIE
Warum haben Sie es dann nicht gemacht?
PRAXEDA EMPRESS
Vermutlich, weil mir Ihr niedliches Haustier, mehr Angst eingeflößt hat, als die beiden Verrückten da oben!
Szene:154 EINBLENDUNG: Mäuse
ROBBIE: (CONT'D)
Sagen Sie bloß, Sie haben Angst vor Mäuschen
PRAXEDA EMPRESS
Wenn Sie Ihren Bären Mäuschen nennen, schon!“
Robbie blickt sie verblüfft an.
ROBBIE
Ich habe keinen Bären!
PRAXEDA EMPRESS
Na, dann ist er wohl auch nur, überraschend und zufällig zu Besuch! Jedenfalls ist Mäuschen wohl noch da gewesen, als Pitsch in die Garage ging.
ROBBIE
Sie meinen, da ist ein lebensechter Bär in der Garage?
PRAXEDA EMPRESS
Wenn das keine Halluzination war, schon! Vielleicht hat der Bär Loretta gefressen! Vielleicht war das Alles eine einzige Halluzination. Wenn ich nicht diese Sachen anhätte, würde ich denken, schon!
Praxeda schüttelt sich, als hätte sie der Schreck erst jetzt erreicht.
PRAXEDA EMPRESS
Praxeda Empress ist Ihre Mörderin!
ROBBIE
(flachst)
Bitte kommen Sie jetzt nicht auch noch auf die Idee mich ermorden zu wollen!
PRAXEDA EMPRESS
Nein, nein! Crazy Will braucht Praxeda Empress als Winterblums Mörderin!
Szene:155 EINBLENDUNG: Gänsehaut
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Das wäre eine Möglichkeit!
ROBBIE
Was glauben Sie, ist mit den Schauspielern geschehen, die seltsam wurden?
PRAXEDA EMPRESS
Keine Ahnung! Gehirnwäsche, irgendeine Konditionierung vielleicht!
Robbie versinkt in grüblerische Melancholie.
PRAXEDA EMPRESS
Sehen Sie es doch einmal so! Hätten wir mit den Schergen kein Spiel gespielt, wüssten wir wohl kaum, woran wir sind und Sie wären blauäugig in Ihre Destruktion gerannt!
ROBBIE
Dann hat Sie der Himmel geschickt!
Sie winkt lachend ab.
PRAXEDA EMPRESS
Auf keinen Fall! Mit Sicherheit mehr mein Talent für, zur rechten Zeit am falschen Ort!
ROBBIE
Wohl kaum, diesmal sind Sie wohl zufällig zur rechten Zeit, am rechten Ort!
PRAXEDA EMPRESS
(hohnlachend)
Ist wohl das Gleiche! Nachdem es Ulysses Atom und Ephedra Genienova, dank ihrer ungewöhnlichen Fähigkeiten und ihres waghalsigen Mutes, unter Einsatz ihres Lebens gelungen war, den Feinden den Gegenvirus für die Pentaquark Mikroben zu entreißen, blieben ihnen nur noch wenige Stunden Zeit, das Verderbnis der Welt aufzuhalten!
ROBBIE
Warum haben Sie Ihr Leben riskiert, um mich aus dieser Lage zu befreien?
PRAXEDA EMPRESS
Das habe ich nicht. Ich habe Ephedras und Rosalies Leben riskiert. Der Gedanke ist mir ehrlich gesagt lieber! Die Frage ist, wie ich es jetzt, als Praxeda Empress, riskiere!
ROBBIE
Ich danke Ihnen dafür! Ich wünschte, ich könnte irgendetwas zu Ihrer Beruhigung sagen!
PRAXEDA EMPRESS
Mich beruhigt schon, dass mir keiner, wegen eines schlechten Drehbuchs an den Kragen will!
Praxeda lacht spöttisch und langt nach einer Flasche aus Robbies Korb.
PRAXEDA EMPRESS
Oh! Spezialität aus Eden, was mag das wohl sein?
Sie löscht ihren Durst und reicht Robbie die Flasche.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn dieser Crazy Will kommt, dann womöglich nicht allein! Falls er einen Spurenleser hat, wird er bald herausgefunden haben, dass wir nicht geflohen sind. Oder womöglich hat er sogar Spürhunde. Dieser Rustin sucht mich doch wohl kaum mutterseelenallein!
Schweigend sinnieren sie eine Weile.
PRAXEDA EMPRESS
Wir müssen das Drehbuch noch ändern! Wir waren uns doch vorhin einig! Keine Messer!
ROBBIE
Wer hätte auch gedacht, dass die Antagonisten ihr eigenes mitbringen!
Ratsuchend blickt er sie an.
PRAXEDA EMPRESS
Ich würde sagen, es bleiben uns zwei Möglichkeiten! Entweder, wir halten uns hier versteckt und beten, dass uns keiner findet, oder wir wagen uns in den Sturm hinaus...
ROBBIE
Ich glaube, Sie sehen das zu negatorisch! Die bräuchten schon eine ganze Menge Sprengstoff, um sich durch die Tür des Studios zu sprengen!
PRAXEDA EMPRESS
Für die Tür in der Kapelle, oder die zu Ihrem Zimmer oben hingegen, genügt schon ein Pistolenschuss! Damit wir heute nicht in die Infinitesimalen eingehen, werden wir wohl ein Weihnachtswunder brauchen! Was denken Sie jetzt, was wollen wir tun?
ROBBIE
Was glauben Sie, wie weit wir von hier wegkommen, zu Fuß durch den Sturm? Gute Nachrichten sind im Augenblick Mangelware!
Praxeda zieht lächelnd einen Schlüssel aus ihrem Stiefelschaft.
PRAXEDA EMPRESS
Mein Wagen steht vor dem Tor. Diese Schlauberger haben sogar den Schlüssel stecken lassen!
ROBBIE
Sie könnten ihn auf irgendeine Art unbrauchbar gemacht haben!
Nachdenklich trinkt er einen Schluck Apfelsaft.
ROBBIE
Wie es aussieht ist es doch eine Schlange, die uns aus Eden vertreibt! Wenn Snake keine Schlange ist!
Robbie streckt, zynisch lachend seine Hand in den Korb.
ROBBIE
Wollen Sie noch einen Apfel?
Praxeda nimmt grübelnd die dargebotene Frucht und knabbert geistesabwesend daran.
PRAXEDA EMPRESS
Da haben wir unsere Psychokomödie! Wenn das nicht ein kosmischer Witz ist!
ROBBIE
Was glauben Sie, sollten wir tun?
Robbie beißt herzhaft in seinen Apfel.
PRAXEDA EMPRESS
Auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich für negatorisch oder für eine sibyllinische Seherin halten, will ich mal eben zusammenfassen. Sie sollten, mittels eines Lockvogels entführt werden und vermutlich einer Gehirnwäsche unterzogen. Der Lockvogel ist verschwunden und dafür will sich dieser Crazy Will an Ihnen rächen und Sie ermorden. Als Winterblum haben Sie ausgespielt! Es sei denn, jemand eilt unerwartet zu Ihrer Rettung herbei! Wenn Pitsch und Snake Sie erwischen, haben Sie, als Ulysses Atom vielleicht noch ein paar Stunden länger zu leben, aber letzten Endes kommt wohl das Gleiche heraus, wenn erst der Boss Sie in die Finger kriegt! Und was meine Person angeht! Sofern ich nicht doch Loretta bin, habe ich wohl keine besseren Aussichten, als Sie! Alles, was uns im Augenblick von den Häschern trennt, sind zwei Holztüren, die noch nicht entdeckt wurden! Hoffen und beten, oder, mit einer geringen Wahrscheinlichkeit, von einem Bären gefressen zu werden, oder zu erfrieren, fliehen?
ROBBIE
(vergnügt)
Mit einer geringen Wahrscheinlichkeit, könnte Mäuschen die Gangster gefressen haben! Beten war noch nie meine Stärke! Wir sollten wohl besser fliehen! Ich wünschte nur, ich hätte mir ein Paar Schuhe angezogen!
Praxeda deutet grinsend, auf einen Stapel Kleidung, der an der Wand auf dem Boden liegt.
PRAXEDA EMPRESS
Manche Wünsche werden gleich erfüllt!
ROBBIE
(amüsiert)
Ich frage mich allmählich doch, ob Sie das nicht inszeniert haben!
Robbie beginnt sich warme Sachen überzustreifen und Praxeda zieht sich eine Hose über ihr Lederkleid.
PRAXEDA EMPRESS
Doch, sicher! Ich bin die Drehbuchautorin! Haben Sie das schon vergessen? Sie erleben hier so etwas, wie eine immaterielle Angleichung. Unbewusste geistige Assimilation! Ich schreibe das Drehbuch!
Robbie schnürt sich grinsend die Boots zu.
ROBBIE
Genau! Sie brauchen nur zu denken, dass etwas geschieht und schon passiert es! Bitte denken Sie auf keinen Fall an Mord!
PRAXEDA EMPRESS
(aufgeregt)
Nein, ich meine etwas anderes!
Praxeda hält inne damit, sich einen Pullover anzuziehen.
PRAXEDA EMPRESS
Wenn das hier ein Script ist, dann, steht uns der Höhepunkt noch bevor!
ROBBIE
Das hoffe ich doch sehr!
Praxeda blickt ihn an und schüttelt lachend den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
(galant)
Nein, das meine ich nicht! Sie bringen mich ganz durcheinander. Gerade hatte ich einen Geistesblitz!
Praxeda spielt verlegen mit ihren Haaren.
PRAXEDA EMPRESS
Vorbeigeblitzt!
ROBBIE
Also! Wir schleichen uns jetzt aus der Kapelle, hasten durch den Wald zum Wagen und fahren irgendwo anders hin!
PRAXEDA EMPRESS
Genau das meine ich! Das ist irgendwie zu einfach! Das wurde alles inszeniert!
Praxeda verheddert sich mit ihren Haaren im Pullover und zerrt ihn sich wieder vom Kopf.
ROBBIE
Ich verstehe nicht, was Sie meinen!
PRAXEDA EMPRESS
Mir kommt das irgendwie alles merkwürdig vor! Sie und ich, zufällig in Eden, dieser Lockvogel, der Überfall, Ulysses Atom und Ephedra, dass sind zu viele Zufälle.....Verstehen Sie, was ich meine?
Robbie schüttelt den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Nennen Sie es Bestimmung!
Robbie hilft ihr, wie einem Kind, mit dem Pullover über den Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Ja, aber, wer hat das bestimmt?
ROBBIE
Ich habe nicht die geringste Ahnung! Ob es nun übernatürlich, von einer unbekannten Macht inszeniert wurde, oder das alles nur einer Reihe von Synchronizitäten und merkwürdigen Verwicklungen, von unberechenbaren Geschehen ist, jedenfalls sollten wir ab hier unser Schicksal selbst in die Hand nehmen!
PRAXEDA EMPRESS
Unberechenbaren Geschehen! Ich meine, dass es genau das Gegenteil ist. Berechenbares Geschehen!
ROBBIE
Ich kann Ihren Gedankenketten nicht folgen! Kommt mir so vor, als versuchten Sie eine philosophische Erklärung für die Gegenwart zu finden!
PRAXEDA EMPRESS
Nein, ich meine, dass Dinge, die als erstes geschehen nicht notwendigerweise auch die ersten einer Ursachenkette sein müssen!
Praxedas Blick schweift verschleiert in die Ferne. Robbie krempelt die Ärmel des Pullovers auf und steckt ihre Arme hindurch. Kraftlos, wie eine Puppe lässt Praxeda es mit sich geschehen.
ROBBIE
Warum sind Sie nicht mit Ihrem Wagen fort gefahren, wenn Sie schon da waren?
Praxeda blickt ihn an, wie vom Donner gerührt.
Szene:156 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM GARTEN
Das Donnern und Getöse des Hubschraubers, der schlingernd im Garten landet, löst kleine Lawinen vom Dach des Hauses und die rotierenden Propeller wirbeln gewaltige Wogen von Pulverschnee umher. Ein schneidender, eiskalter Wind tobt im Schneegestöber und die Sicht ist schon nach einigen Metern versperrt.
Die schlaksigen Gestalten von Otis und Rock, springen, die Gewehre im Anschlag, aus der Pilotenkanzel heraus und bringen sich in Position. Sie hasten, als Vortrupp, im Schutz der Bäume, die Stufen zum Haus hinauf. Crazy Wills gewaltige Gestalt wuchtet sich aus dem Hubschrauber und Jeroen, mit gezückter Waffe, springt leichtfüßig hinterher. Noah und Neeva warten im Helikopter. Otis und Rock stoßen die unverschlossene Eingangstür auf und stürmen in das Haus. Crazy Will wartet schweigend und schickt durch Handzeichen Jeroen hinterher.
Szene:157 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM GEBÄUDE
Otis und Rock huschen eine Treppe, ins Obergeschoss hinauf und Jeroen durchsucht das Erdgeschoss. Otis kommt die Treppe wieder herunter.
OTIS DELANO
(zuckt die Schultern)
Hier ist niemand in dem Haus, Mr. Imogen! Pitsch und Snake sind auch nicht hier und von Loretta keine Spur!
Jeroen durchsucht weiterhin die unteren Räume und bleibt letztlich zögernd im Kaminzimmer stehen. Rock kommt kopfschüttelnd aus dem Keller.
ROCK MORTEN
Keine Menschenseele hier!
JEROEN IMOGEN
Ihr beiden sichert die nähere Umgebung. Sagt dem Boss und den anderen Bescheid! Und, geschossen wird nur mit dem Betäubungsgewehr!
Otis und Rock stapfen davon.
JEROEN IMOGEN
Und schießt nicht auf unsere eigenen Leute!
Hastig zieht Jeroen Imogen sein Telefon hervor und wählt eine Nummer. Zehn Sekunden später klingelt, auf dem Couchtisch, ein Telefon.
JEROEN IMOGEN
(zischt)
Hohlköpfe!
Crazy Will, Noah und Neeva, kommen schneebedeckt zur Tür herein gestapft.
NEEVA SHASHAWNEE
(zwitschert)
Was für eine schöne Kulisse!
Jeroen entdeckt in einem Sessel Blutspuren. Crazy Will stellt sich neben ihn.
JEROEN IMOGEN
Boss, ich habe nicht die geringste Ahnung, was hier gespielt wird. Ich glaube fast, unsere Leute hier sind durchgedreht!
Jeroen bearbeitet wieder sein Telefon.
JEROEN IMOGEN
Rustin?
Neeva und Noah machen sich gleich über die Hausbar her.
JEROEN IMOGEN
Gut!
Jeroen steckt sein Telefon wieder ein.
JEROEN IMOGEN
Rustin ist in ein paar Minuten hier!
CRAZY WILL
Gibt es eine Spur von Loretta?
JEROEN IMOGEN
Hier ist niemand, Boss! Hier sieht es auch, bis auf ein paar Blutflecken dort...
Jeroen weist mit der Hand in die Richtung.
JEROEN IMOGEN
....absolut nicht, wie nach einem Kampf aus! Was wollen wir tun, Boss?
CRAZY WILL
(knurrt)
Irgend jemand hat Loretta und ich will wissen, wer das ist!
Crazy Will blickt Jeroen herausfordernd an.
CRAZY WILL
Sie ist hier verschwunden!
Szene:158 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM
Anwesen Winterblum. Draußen. Rustin beobachtet die Landung des Helikopters und sieht, wie die Personen in das Gebäude gehen. Er befiehlt einem Teil seiner Meute am Schlitten zu warten und macht sich auf den Weg in das Haus.
Szene:159 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM GEBÄUDE-CONTINUOUS
Von draußen ist lautes Geschrei zu hören und wenige Sekunden später kommt ein wütender Rustin mit einem Hund auf dem Arm durch die Tür gestapft.
RUSTIN DEAN
Diese Mistkerle haben Beauty betäubt!
Rustin legt den Hund vorsichtig auf einer Couch ab.
RUSTIN DEAN
Schießwütige Mistkerle!
Zwei weitere Hunde kommen in das Haus gelaufen und nehmen schnüffelnd ihre Suche auf.
RUSTIN DEAN
(fassungslos)
Boss! Otis und Rock haben auf mich geschossen! Unsere eigenen Leute! Sie haben Beauty erwischt!
Otis und Rock zockeln Rustin zerknirscht nach.
ROCK MORTEN
Draußen ist niemand zu finden, Boss!
CRAZY WILL
(grimmig)
Wo ist Loretta?
ROCK MORTEN
Loretta ist nicht hier gewesen, Boss!
Rustin zerrt seine Mütze vom Kopf und zerknautscht sie in seinen Händen.
RUSTIN DEAN
Loretta ist nicht, wie geplant gekommen! Snake und Pitsch hab ich dann am See gefunden. Wir haben das Tor gesprengt, aber hier war niemand. Wir haben das Haus durchsucht! Es sah aus, als wenn hier jemand gewesen wäre, aber.... Pitsch und Snake sind hier geblieben und ich hab diese Frau gesucht!
JEROEN IMOGEN
Pitsch und Snake sagten, Loretta sei hier und sie müssten fliehen! Sie sagten auch, sie hätten einen Ulysses Atom entdeckt und eine Genienova!
RUSTIN DEAN
(schüttelt den Kopf)
Boss, ehrlich, hier war niemand! Die müssten alle gekommen sein, als ich die Frau gesucht haben.
Rustins Hunde stimmen im Keller ein Gejaule und Gekläffe an.
Szene:160 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -FERNSEHZIMMER
Rustin hastet in den Keller, wo die Hunde kläffend vor der Wand stehen. Rock und Otis folgen ihm
ROCK MORTEN
Was haben die Köter entdeckt?
RUSTIN DEAN
Die Hunde haben wohl einen versteckten Ausgang gefunden!
Er klopft seine Hunde lobend.
RUSTIN DEAN
Gut gemacht!
Otis spurtet die Treppe hinauf und kommt gleich wieder.
OTIS DELANO
Der Boss will, dass wir die Wand sprengen!
Rustin schüttelt den Kopf und stapft die Treppe hinauf.
Szene:161 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
RUSTIN DEAN
Wenn wir sprengen, könnten die Räume darüber einstürzen, Boss!
Crazy Will winkt ab, als würde ihn das langweilen. Er hat sich auf eine Couch gesetzt, von der zwitschernden Neeva drapiert. Crazy Will wirft Rustin Dean einen missbilligenden Blick zu.
CRAZY WILL
Vielleicht hält der Bastard dort Loretta gefangen!
Rustin Dean blickt ihn betreten an und zuckt resigniert die Schultern. Wie aus dem Nichts hat Crazy Will ein Wurfmesser in der Hand und schnarrend, mit einem Tonk, landet es, wenige Zentimeter von Rustins Ohr entfernt, im hölzernen Türbogen, unter dem er steht.
CRAZY WILL
Brauchst du noch eine Aufforderung?
RUSTIN DEAN
(nickt geschlagen)
Sprengen, Boss!
Szene:162 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IN DER GARTENKAPELLE
Pitsch Kettlar und Sn sitzen in der kleinen Kapelle auf den hölzernen Bänken. Sie haben ein paar Kerzen angezündet.
SNAKE BARNACLE
Na, jedenfalls, als ich das letzte mal, mit einer Braut aus war, diese rassige Jolanda, aus dem Dummy-Diner, weißt du, wen ich meine?
Snake stößt Pitsch kumpelhaft an und zeichnet mit den Händen, die Figur Jolandas in der Luft nach. Pitsch nickt grinsend und hält sich seine Hände, wie Orangen, vor die Brust.
PITSCH KETTLAR
Yeah!
SNAKE BARNACLE
Na, jedenfalls sind wir dann aufs Land gefahren! Sie hat da zum erstenmal eine Kuh gesehen! Und weißt du, was sie mich da gefragt hat?
Snake scheint sich vor Lachen kaum halten zu können. Pitsch schüttelt den Kopf.
SNAKE BARNACLE
Ob Kühe gefährliche Tiere sind?
Sie brechen in grölendes Gelächter aus und Pitsch klopft vor Tollerei auf die hölzerne Bank, auf der sie sitzen. Sie kichern eine Weile und betrachten die Bilder in der Kapelle.
PITSCH KETTLAR
Ist doch irgendwie schön!
Pitsch zeigt mit dem Finger auf ein Bild an der Wand.
PITSCH KETTLAR
Da, die Maria mit ihrem Baby und da..
Sein Finger deutet auf ein anderes.
PITSCH KETTLAR
Adam und Eva. Sieh mal, der Apfel ist noch ganz!
Snake weist mit der Hand auf den alten, hölzernen Beichtstuhl.
SNAKE BARNACLE
Was meinst du, wie viele tausend Sünden dort eingestanden wurden?
PITSCH KETTLAR
(schüttelt lachend den Kopf)
Höchstens ein Dutzend, tausendfach!
SNAKE BARNACLE
Wann warst du zuletzt bei der Beichte, Pitsch?
PITSCH KETTLAR
Das ist schon ein paar Jahre her. Meine letzte Beichte hat der Pater nicht überlebt!
Snake blickt Pitsch entsetzt an.
SNAKE BARNACLE
Du hast einen Pater umgelegt?
PITSCH KETTLAR
(schüttelt den Kopf)
Herzinfarkt!
Sie brechen beide in morbides, schallendes Gelächter aus.
PITSCH KETTLAR
Na, hier jedenfalls....
Pitsch muss sich vom Lachen erholen und holt tief Luft.
PITSCH KETTLAR
....hier traut sich der Schweinehund bestimmt nicht herein!
SNAKE BARNACLE
(kichernd)
Wer, Pitsch?
PITSCH KETTLAR
Der Teufel, Snake!
Ein irriges Glitzern beherrscht Pitschs Blick.
PITSCH KETTLAR
Der Teufel!
Szene:163 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -HOBBYRAUM
Praxeda und Robbie haben sich in dicke Winterkleidung eingepackt.
PRAXEDA EMPRESS
Also, eines ist sicher! Wenn ich das hier überleben sollte, nehme ich den nächsten Flieger nach Hawaii! Dort werde mich in der Sonne aalen, genussvoll ein paar Drinks schlürfen und ein Drehbuch von Weltklasse schreiben!
ROBBIE
(lachend)
Na, dann holen Sie sich besser keinen Sonnenbrand!
Aufmunternd klopft er ihr auf die Schulter.
Szene:164 EINBLENDUNG
Palmen und Strand.
ROBBIE: (CONT'D)
Bei Ihrem Glück wird das Drehbuch dort weitergehen!
PRAXEDA EMPRESS
(lacht)
Das nehme ich gerne in Kauf! Was werden Sie machen?
ROBBIE
(blickt sie träumerisch an)
Vielleicht Urlaub auf Hawaii!
PRAXEDA EMPRESS
Genau, das meine ich! Berechenbar! Mir kommt es vor, als seien wir Faktoren einer Rechenaufgabe!
ROBBIE
Was meinen Sie damit?
PRAXEDA EMPRESS
Es ist alles irgendwie berechnet! Ich meine, wenn Sie selbst ihre Handlungen berechnen können, können das doch andere genauso tun!
ROBBIE
Wer sollte sich denn, zu welchem Zweck auch immer, die Mühe gemacht haben, unsere eigenen Berechnungen vorweg zu nehmen?
PRAXEDA EMPRESS
Das weiß ich nicht! Ehrlich gesagt, habe ich nicht einmal selbst alles begriffen, von dem ich hier rede!
Praxeda blickt Robbie verschmitzt an, wobei ihre Hände ungeduldig mit den Fingern tippen.
PRAXEDA EMPRESS
Wahrscheinlich haben diese Magic-Mushrooms in meinem Gehirn alle Schalter umgelegt, die für Glauben zuständig sind. Ich verwirre mich selbst, das kann ich sonst nicht von mir behaupten!
Praxeda schiebt ihre Worte mit der Hand beiseite.
PRAXEDA EMPRESS
Ich rede Unsinn!
ROBBIE
Klingt für mich eher nach tiefgründiger Überlegung!
Beherzt trinkt er noch einen Schluck des Freibeutergeistes.
ROBBIE
Wie haben Sie das mit der Musikeinlage gemacht?
PRAXEDA EMPRESS
Eiszapfen!
ROBBIE
Hmh?
PRAXEDA EMPRESS
Einen Eiszapfen zwischen den Tonarm des Plattenspielers und des Gehäuses eingeklemmt. Ich wusste nur nicht, wie lange es dauert, bis das Eis schmilzt. Biologische Zeitschaltuhr.
ROBBIE
(lacht)
Biologische Zeitschaltuhr! Eine erstklassige Idee! Wissen Sie, ich bin wirklich nicht sehr erpicht darauf, dort hinauszugehen!
Suchend blickt er sich in dem Raum um.
ROBBIE
Vielleicht entdecken sie uns gar nicht!
PRAXEDA EMPRESS
(stolz)
Ich hab diesem Pitsch und Snake Schlaftabletten in den Kaffee getan! Vielleicht schlafen sie ja schon!
ROBBIE
Woher hatten Sie die Schlaftabletten?
Szene:165 EINBLENDUNG
Pitsch und Snake schlafen.
PRAXEDA EMPRESS: (CONT'D)
Ich hab nicht nur in Ihrem Tagebuch gestöbert, sondern auch in Ihren Schränken! Aus dem Arzneischrank, unten aus dem Badezimmer. Gute Nacht!
ROBBIE
(verständnislos)
Gute Nacht?
PRAXEDA EMPRESS
Ja, der Name des Medikaments! Gute Nacht!
Robbie bricht in schallendes Gelächter aus.
ROBBIE
Die zwei werden denken, Sie haben den besten Kaffee ihres Lebens gekriegt!
Er bemüht sich wieder zu Atem zu kommen.
ROBBIE
Gute Nacht, Nacht! Das sind keine Schlaftabletten. Hier ist keiner lebensmüde! Das sind Koffeintabletten! Gute Nacht der Nacht sagen!
Robbie lachte weiter und steckt Praxeda, die mit ungläubigem Gesicht dasitzt, mit seinen Lachkaskaden an.
PRAXEDA EMPRESS
Oh!
Sie kichern eine Weile herum.
PRAXEDA EMPRESS
Worauf warten wir eigentlich?
ROBBIE
Darauf, dass einer von uns beiden, das Startzeichen gibt!
Einen Sekundenbruchteil später erschüttert eine gewaltige Explosion das Studio und schon wehen Wogen von Staub und Gestank durch die Tür herein. Robbie springt auf und stößt die Tür zum Musikstudio zu.
ROBBIE
Jetzt wird es wohl höchste Zeit!
Praxeda sitzt wie versteinert da. Er schnappt ihre Hand und das Gewehr und zieht sie mit sich.
ROBBIE
Das war der Startschuss!
Szene:166 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -IM KELLERRAUM
Rustins Sprengung hat den Eingang freigelegt und Rock und Otis springen in Kampfesmanier mitten in die Rauchschwaden. Suchend blicken sie sich im Raum umher und schütteln die Köpfe. Rustin kommt ihnen nach.
RUSTIN DEAN
Hier ist niemand!
Rustin Dean geht wieder die Treppe hinauf, um Crazy Will Bericht zu erstatten.
Szene:167 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
Neeva krallt sich ängstlich an Noah, der auf der Couch sitzt und mit einer Hand den betäubten Hund krault und mit der anderen Neeva beruhigend auf den Rücken klopft. Crazy Will sitzt auf der anderen Couch und Rustin Dean kommt in das Zimmer.
NOAH KENNETH GORDON
Sie brauchen keine Angst haben, Neeva. Sobald das kleine Erdbeben vorüber ist, drehen wir weiter!
RUSTIN DEAN
Boss, dahinter befindet sich nur ein leeres Musikzimmer. Keine Menschenseele war darin! Von Loretta keine Spur! Falls Loretta irgendwo da draußen ist, soll ich sie nicht besser mit den Hunden suchen? Bei dem Wetter kann ein Mensch schnell erfrieren!
Crazy Will blickt ihn nüchtern an.
CRAZY WILL
Bring sie mir lebend wieder!
Rustin macht sich schleunigst davon.
Szene:168 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARTENKAPELLE
SNAKE BARNACLE
(beharrlich)
Das war ein Donnergrollen! Das war nicht der Teufel, der gehustet hat! Pitsch, rühr doch deinen Gehirnbrei mal wieder grade!
SNAKE BARNACLE
Wenn du ihn gesehen hättest, Snake! Wie er da vor mir stand, groß wie ein Berg, beharrt wie ein Monster, mit riesigen Zähnen!
Pitsch schüttelt sich bei seiner Vorstellung. Ein leises Klicken und Surren lässt sie aufhorchen und sie verharren schweigend. Langsam öffnet sich in dem alten Beichtstuhl eine Tür und zwei Gestalten schieben sich, eng beieinander, leise durch die Tür.
SNAKE BARNACLE
(zischt)
Na, wenn das nicht Ulysses Atom und Ephedra Genienova sind!
Er hat die Erschrockenen im Visier seines Gewehres.
PRAXEDA EMPRESS
Oh, hi, Pitsch und Snake!
Sie wirft Robbie einen verzagten Blick zu und grinst zerknirscht.
PRAXEDA EMPRESS
Wir müssen weg hier! Das FBI ist uns auf den Fersen! Die kommen gleich durch diese Tür!
SNAKE BARNACLE
(höhnt)
Wollst wohl alleine mit den vierzig Millionen durchgehen!
Snake Barnacle legt auf Praxeda an.
PRAXEDA EMPRESS
(aufgeregt)
Wenn wir noch länger hier bleiben, hat keiner von uns was davon!
PITSCH KETTLAR
Snake will dich kaltmachen, wegen Loretta!
Pitsch Kettlar senkt den Revolver und greift von Robbie das Betäubungsgewehr.
PRAXEDA EMPRESS
Loretta ist nicht tot! Carlos hat sie!
SNAKE BARNACLE
Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Wo wollt ihr sie denn gefunden haben?
PRAXEDA EMPRESS
Sie lag im Wald! Hatte eins über den Schädel gekriegt! Snake! Wir müssen hier weg! Das FBI ist uns auf den Fersen.
PITSCH KETTLAR
Wo ist Rosalie?
Pitsch Kettlar starrt auf das Hausmädchenhäubchen, das Robbie, wenn auch schief, immer noch auf dem Kopf hat. Robbie macht ein betretenes Gesicht.
ROBBIE
Erschossen!
Pitsch wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Auge und nimmt die Tür ins Visier.
Szene:169 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO-CONTINUOUS
Jeroen ist Rock und Otis ins Musikstudio gefolgt und blickt sich suchend um. Einige Knöpfe der Musikanlage leuchten und er betrachtete interessiert die Aufnahmegeräte und die Steuerungsanlagen. Sorgsam untersucht er die Reste der Tür und stellt erstaunt fest, dass der Riegel auf der Innenseite zugeschoben war. Suchend blickt er sich um.
JEROEN IMOGEN
Es muss hier noch einen Ausgang geben!
Otis und Jeroen untersuchen eingehend jeden Zentimeter der Wand. Rock fummelt an den Knöpfen der Steuerungsanlage und schon erklingen einige Töne aus den Boxen.
OTIS DELANO
(gluckst vergnügt)
Wenigstens hör ich jetzt mal ein Stück von diesem Schlagerfuzzi!
Rock bedient einige Knöpfe und sie lauschen gespannt.
"Das war mein implantierter Induktions-Destruktor. Eine neu entwickelte Geheimwaffe unserer Spionageabwehr. Also, Atom und Genienova haben sich den Weg in die unterirdischen Katakomben freigekämpft und überprüfen ihren körperlichen Zustand und ihr Waffenarsenal. Oben tobt noch das Verbrechen. Womit haben wir es zu tun
Finden Sie heraus, was Sie bisher noch nicht einmal gedacht haben "
"Sie haben Ihren Destruktor deaktiviert "
"Ich dachte, Ihr Geheimdienst hat Sie darüber informiert! Worum geht es "
"Es geht um nichts Geringeres, als die Weltherrschaft! Wenn Sie mir sagen, über welche Informationen Sie verfügen, werde ich Ihnen meine anvertrauen "
ROCK MORTEN
(höhnt)
Ein Scheiß-Hörspiel!
Rock Morten drückt weitere Knöpfe.
JEROEN IMOGEN
(befehlend)
Warte mal! Spiel es ein Stück weiter ab!
Rock bedient die Knöpfe und die Stimmen erklingen erneut.
"Und einen Kerker? Ich bitte Sie "
"Was für ein Gedanke hat Sie dann so zappelig gemacht "
" Wenn ich aus dieser ganzen Gedankenflut, einen einzigen Gedanken herauspflücken könnte, wäre ich schon einen Schritt weiter "
JEROEN IMOGEN
Spiel uns das Ende vor!
"Spracherkennungscode öffnen!"
"Sie meinen, Sie sagen so etwas wie Sesam, öffne dich und schon springt die Tür auf?"
Mit einem leisen Klicken und Summen springt die Tür auf.
OTIS DELANO
Arrggh!
Arrggh! Tönt gleichzeitig aus den Boxen und Otis Mund. Jeroen wies sie zu Stillschweigen an und leise und vorsichtig gleiten sie durch die geheime Tür.
Szene:170 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARTENKAPELLE-CONTINUOUS
In der Gartenkapelle. Innen
PRAXEDA EMPRESS
Wir vergeuden kostbare Zeit! Pitsch! Snake!
SNAKE BARNACLE
(knurrt)
Jetzt halt doch endlich mal den Rand!
Snake Barnacle visiert mit seinem Betäubungsgewehr weiterhin die Beichtstuhltür an. Seinen scharfen Revolver hat er Robbie, der neben ihm hockt, in die Rippen gebohrt.
ROBBIE Gedankenstimme: (V.O.)
Ich hoffe nur, falls Snake abdrückt, dann nicht mit dem Schießeisen, das mir auf den Pelz brennt.
PITSCH KETTLAR
(leise)
Wie viele FBI Leute sind da gewesen?
PRAXEDA EMPRESS
(flüstert)
Ein Dutzend vielleicht! Gib mir die Kanone wieder und wir erledigen sie zusammen!
Ein leises Klicken erklingt und langsam, wie in Zeitlupe schiebt sich die Tür des Beichtstuhls auf und zwei Gestalten, mit Gewehren bewaffnet, schleichen leise durch die Tür. Snake und Pitsch legen geräuschlos ihre Betäubungsgewehre an und schon Sekunden später fallen die Neuankömmlinge mit einem stöhnenden Seufzer, polternd auf die Erde.
Pitsch springt auf, ihnen die Waffen zu entreißen und ein Ausruf des Entsetzens entfährt ihm aus dem Mund.
PITSCH KETTLAR
Scheiße, Snake! Das sind ja Rock und Otis!
Snake springt auf und Entsetzen verzerrt seine Miene.
SNAKE BARNACLE
Scheiße, Scheiße, Scheiße. Unsere eigenen Leute. Der Boss wird uns umbringen!
ROBBIE
Lasst uns abhauen! Der Boss wird euch nie finden!
SNAKE BARNACLE
(jammert)
Der Boss wird uns finden!
PRAXEDA EMPRESS
Die Männer sind doch nur betäubt! Die werden doch wieder aufwachen!
Snake flucht weiter und Pitsch lässt sich betreten auf der Bank nieder und stützt den Kopf auf. Praxeda beugt sich wieder zu den Bewusstlosen hinunter, als überprüfe sie deren Lebenszeichen und Robbie bemerkt aus dem Augenwinkel, dass sie die beiden, um ihre Revolver, aus den Schulterhalftern erleichtert und sie sich ins hintere Hosenbund schiebt.
Snake flucht und rauft sich die Haare und Pitsch sitzt weltvergessen auf der Bank.
Mutig geworden schiebt sich Praxeda unmerklich näher an Robbie heran und deutet mit den Augen Richtung Tür.
Langsam und leise treten sie unbemerkt Schritt um Schritt dem Ausgang zu. Gleich haben sie die Klinke in der Hand.
SNAKE BARNACLE
Wir werden euch zum Boss bringen!
Snake Barnacle blickt auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatten. Wütend dreht er sich um.
PRAXEDA EMPRESS
Na, ja, einen Versuch war es wert!
Szene:171 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Crazy Wills Finger trommeln ungeduldig auf der Couchlehne und er blickt verdutzt auf, als Jeroen die Treppe, von oben, herunter kommt.
JEROEN IMOGEN
Wir haben noch eine weitere Tür entdeckt! Führte auf einen Gang, der sich auf halber Strecke gabelt. Ich habe Rock und Otis in den linken Gang geschickt! Der rechte Gang endet oben!
CRAZY WILL
Vor wem könnte Loretta geflohen sein?
JEROEN IMOGEN
Boss, ich folge jetzt Rock und Otis in den anderen Gang!
Crazy Will nickt Jeroen zu und trommelt weiter seine ungeduldige Fingermelodie.
Jeroen huscht davon.
Szene:172 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -
Auf dem Weg von der Kapelle zum Haus, durch den Schneesturm.
Snake bohrt Praxeda sein Betäubungsgewehr grob in die Rippen und scheucht sie und Robbie erbarmungslos, durch den Sturm vor sich her. Der eiskalte, schneidende Wind raubt ihnen fast den Atem und immer wieder bleiben sie keuchend stehen.
Praxeda marschiert einige Male in die verschiedenste Richtungen, wird von Snake doch immer wieder, auf den Weg, schnurstracks zum Haus gebracht. Pitsch schlendert ihnen in einigen Metern Entfernung, gedankenversunken hinterher.
PRAXEDA EMPRESS
Snake! Überleg doch mal! Du lässt dir einen Haufen Kohle durch die Lappen gehen! Du bräuchtest nicht mehr für den Boss zu arbeiten!
SNAKE BARNACLE
Ich arbeite gern für den Boss!
PRAXEDA EMPRESS
(zischt)
Mist!
Sie haben das Haus fast erreicht. Auswegsuchend blicken Robbie und Praxeda sich an. Abrupt bleibt sie wieder stehen.
PRAXEDA EMPRESS
Snake!
Snake fuchtelt mit seinem Revolver herum und blickt sie böse an.
SNAKE BARNACLE
Halt doch jetzt endlich mal die Klappe! Weiter!
Vor dem Haus steht ein schneebedeckter Hubschrauber und eine Reihe von Spuren führt zum Gebäude hin. Praxeda täuscht noch einen Ohnmachtsanfall vor.
SNAKE BARNACLE
Dann wirst du sie tragen!
Er fuchtelt wieder mit seinem Revolver. Praxeda steht wieder auf.
Ungnädig treibt Snake sie ihrem Schicksal entgegen und zaudernd stapfen sie die Stufen zum Haus hinauf.
Snake schiebt atemlos und gespannt, die unverschlossene Haustür einen Spaltbreit auf und ruft ins Haus.
SNAKE BARNACLE
Boss, hier ist Snake!
CRAZY WILL
(brüllt)
Wo zum Teufel steckt Loretta?
Snake schiebt mutig die Tür auf. Er fuchtelt wieder mit seinem Revolver herum und winkt Praxeda und Robbie ins Haus. Praxeda kneift verbissen die Augen zu und Robbie hört sie flüstern.
PRAXEDA EMPRESS
Bitte lass ein Wunder geschehen! Bitte lass ein Wunder geschehen!
Szene:173 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Snake stößt Praxeda Empress grob mit dem Revolver voran und lässt die beiden, sich auf eine Couch setzen.
CRAZY WILL
Wo zum Teufel steckt Loretta?
Crazy Will blickt sie feindselig an.
NEEVA SHASHAWNEE
(plappernd)
Ist das der männliche Hauptdarsteller? Oh, was für ein Süßer!
Neeva kommt auf Praxeda und Robbie zugestackelt und bringt ihnen Wangenküsschen bei.
NEEVA SHASHAWNEE
(aufgeregt)
Spielen Sie auch mit im Weihnachtswunder?
Schluckend nickt Praxeda.
CRAZY WILL
Snake?
SNAKE BARNACLE
Das ist dieser Ulysses und diese Genienova! Haben sie hinten an der Kapelle gestellt. Wollten abhauen!
CRAZY WILL
(gefährlich)
Wo zum Teufel steckt Loretta?
SNAKE BARNACLE
(kratzt sich den Kopf)
Äh, Loretta?
PITSCH KETTLAR
(entsetzt)
Teufel du!
Alle fahren zu Pitsch herum. Er steht am Eingang und stiert entsetzt auf das Bärenfell, dass immer noch, einer Stola gleich, um Crazy Wills Schultern geschlungen liegt.
PITSCH KETTLAR
(hysterisch)
Du glaubst ich würde dich nicht erkennen, wenn du dich als Boss verkleidest! Da nimm!
Er reißt sein Gewehr hoch und einen Sekundenbruchteil später starrt Crazy Will, bebend vor Wut, auf einen Betäubungspfeil, der nahe seines Herzen steckt. Pitsch stürzt langsam, wie ein gefällter Baum, zu Boden und gibt den Blick auf Jeroen frei. Praxeda und Robbie blicken sich überrascht an. Jeroen eilt, sein Betäubungsgewehr in der Hand, auf den Boss zu.
JEROEN IMOGEN
Boss?
Crazy Wills Pranken greifen nach dem Pfeil, der in seiner Brust steckt und reißt ihn, mit einem Ruck heraus. Er wirft den Pfeil achtlos nieder und langt in die Innentasche seiner Jacke.
CRAZY WILL
Dieser Mistkerl hat mir die Brieftasche versaut!
JEROEN IMOGEN
(zu Snake)
Wo ist Loretta? Und wer hat Rock und Otis erwischt?
SNAKE BARNACLE
Sie!
Snake weist auf Praxeda, die bestürzt die Augen aufreißt und ihn anstarrt. Crazy Will erhebt sich schwankend und baut sich vor Praxeda auf.
CRAZY WILL
Wo ist Loretta?
Praxeda hebt den Kopf und bringt ein halbherziges Grinsen zustande.
PRAXEDA EMPRESS
Sie werden Loretta nur lebend wiedersehen, wenn Sie uns gehen lassen!
CRAZY WILL
Wer hat sie?
Crazy Will packt Praxeda an ihren Haaren und hebt sie daran zu sich hoch.
PRAXEDA EMPRESS
Als ob Sie das nicht wüssten!
NEEVA SHASHAWNEE
(kreischt)
Das dürfen Sie nicht! Sie tun meiner Kollegin weh!
Mit aufgerissenen Augen starrt sie auf die Szenerie. Crazy Will stößt Praxeda auf den Sitz zurück und schnauft verächtlich.
CRAZY WILL
Was will Carlos?
PRAXEDA EMPRESS
Dass Sie sich aus dem Geschäft zurück ziehen!
Praxedas Augen funkeln wütend und herausfordernd grinst sie ihn mit schiefem Mund an.
CRAZY WILL
Woher weiß Carlos davon?
PRAXEDA EMPRESS
Fragen Sie Ihre Leute doch, wer gerne zwitschert! Snake, der mit Carlos heimlich spazieren geht, oder der Mann vom FBI!
SNAKE BARNACLE
(protestiert)
Das stimmt nicht!
Praxeda starrt Jeroen an und nickt ihm freundlich zu, als ob sie ihn kennen würde.
PRAXEDA EMPRESS
Hallo!
Crazy Will starrt langsam von Snake zu Jeroen und wieder auf Praxeda zurück.
CRAZY WILL
Meinen Leuten kann ich trauen!
PRAXEDA EMPRESS
Aber ja doch, gewiss! Dann brauchen Sie sich ja keine Sorgen um Loretta machen! Oder um Pitsch erst, was für ein volksgetreuer Mann!
Crazy Wills Gesicht gefriert zu einer eiskalten Miene und wütend schreitet er im Zimmer umher. Neeva wirft immer wieder besorgte Blicke auf Robbie und Praxeda und nagt grüblerisch auf ihrer Unterlippe herum. Crazy Will kommt zurückgestapft und schnappt Praxeda erneut.
CRAZY WILL
(brüllt und schüttelt sie)
Sag mir, wo Loretta ist!
ROBBIE
(brüllt)
Nein!
So plötzlich wie Crazy Will Praxeda Empress gepackt hat, lässt er sie wieder los und packt stattdessen Robbie.
CRAZY WILL
Ich werde ihn dir Stück für Stück zurückgeben!
SNAKE BARNACLE
Was ist dann mit den zehn Milliarden? Deswegen will Carlos ihn doch haben!
Crazy Will dreht sich neugierig zu Snake um und fixiert ihn mit stählernen Blick.
CRAZY WILL
Welche zehn Milliarden?
SNAKE BARNACLE
(stammelt)
Wegen dem Gegenvirus!
Crazy Will heftet seinen Blick wieder auf Robbie und drückt mit seinen Pranken etwas fester zu.
CRAZY WILL
Wer bist du?
ROBBIE
Ulysses Atom.
CRAZY WILL
Was weißt du von Carlos!
ROBBIE
Den Namen hör ich heut zum erstenmal!
CRAZY WILL
Was ist das für ein Virus?
Crazy Wills Daumen bohren sich Robbie in die Schulter. Robbie verzieht schmerzverzerrt das Gesicht.
ROBBIE
So einer, wie Pitsch ihn hat! Snake ist auch infiziert!
NEEVA SHASHAWNEE
(quietscht)
Sie dürfen das nicht!
Neevas Gesicht verzieht sich zur panischen Maske und schreckgebannt starrt sie Crazy Will an.
NEEVA SHASHAWNEE
(kreischt)
Sie sind kein Produzent! Mein Gott, wie komme ich hierher?
Jeroen eilt auf Neeva zu.
JEROEN IMOGEN
Beruhigen Sie sich, Neeva!
NEEVA SHASHAWNEE
(außer sich)
Das ist gar kein Film hier! Das ist Wirklichkeit!
Neeva Shashawnee fängt an zu weinen. Crazy Will stößt Robbie auf den Sitz zurück, packt Neeva und versetzt ihr einen groben Schlag, der sie bewusstlos zu Boden sinken lässt. Robbie und Praxeda tauschen entsetze Blicke aus.
CRAZY WILL
(zu Jeroen Imogen)
Such mir Noah!
Szene:174 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MUSIKSTUDIO -CONTINUOUS
Noah sitzt an den Aufnahmegeräten und lauscht gedankenvertieft dem Hörspiel. Jeroen kommt ins Studio.
JEROEN IMOGEN
Mr. Gordon, Neeva ist außer Kontrolle geraten und der Boss hat sie niedergeschlagen! Snake hat zwei Personen auf dem Gelände gestellt und ich musste Pitsch betäuben, da er auf den Boss geschossen hat. Praxton möchte Sie sehen!
Noah blickt ihn gleichmütig an, als würde die ganze Entwicklung für ihn nichts Befremdetes darstellen und fast bedächtig hantiert er mit den Knöpfen der Anlage und beendete die Wiedergabe.
NOAH KENNETH GORDON
Warum arbeiten Sie für Praxton, Mr. Imogen?
JEROEN IMOGEN
(zuckt die Schultern)
Er bezahlt mich gut!
Noah blickt ihn schmunzelnd an.
JEROEN IMOGEN
Warum arbeiten Sie für ihn?
NOAH KENNETH GORDON
Ich arbeite eher mit ihm! Ich bin sozusagen ein experimenteller Psychodiagnostiker des Verbrechens!
JEROEN IMOGEN
(zynisch)
Dann haben Sie wohl Ihre eigene Methode zur Diagnose des Verbrechens entwickelt? Welche psychischen Besonderheiten gibt es bei Verbrechern, oder besser, bei Ihrem Modus operandi, welche psychischen Barrieren zerstören Sie denn bei Ihren Probanden, um aus ihnen Gesetzesbrecher zu machen?
Noah setzt ein schiefes Grinsen auf und blickt Jeroen herausfordernd an.
NOAH KENNETH GORDON
Finden Sie es nicht merkwürdig, dass Mr. Praxton, mit all seinen Beziehungen und mit seinem Imperium der Informationsbeschaffung, für den auf allen Kontinenten willfährige Folterknechte schmutzige Angelegenheiten erledigen, in einer sturmgepeitschten Nacht, alle Vorsicht beiseite fegt, um sich alleine auf die Suche nach seinem heißgeliebten Lorettchen zu machen?
JEROEN IMOGEN
Was wollen Sie damit sagen?
Jeroen blickt Noah feindselig an.
NOAH KENNETH GORDON
Dass sogar Crazy Will ein Herz hat? Liebe stellt eine Versuchung für jene Augenblicke dar, in denen man zuerst handelt und dann überlegt! Das gilt wohl auch für einen Gangsterboss!
JEROEN IMOGEN
(kontert)
Meinen Sie nicht eher eine Gefahr?
NOAH KENNETH GORDON
Nur eine Gefahr für jene, die sich ihrer nicht sicher sind!
Noah kramt seine Notizzettel, die er vor sich auf dem Schaltpult ausgebreitet hat, zusammen und begegnet dem zunehmend verdutzten Jeroen mit einem freundlichen Blick.
JEROEN IMOGEN
Wer trägt Ihr Herz spazieren?
Jeroen blickt ihn schweigend an.
NOAH KENNETH GORDON
Sagen Sie Mr. Praxton bitte, ich komme sofort! Falls Neeva wieder zu sich kommt, braucht er ihr nur die Codezeile sagen.
JEROEN IMOGEN
Wie lautet der Code?
NOAH KENNETH GORDON
Unter dem Weihnachtsbaum wirst du die wahre Liebe finden!
Jeroen schüttelt den Kopf und macht sich wieder auf dem Weg zum Boss. Gerade als er den Treppenabsatz erreicht, dreht er sich noch einmal zu Noah um.
JEROEN IMOGEN
Wenn mein Herz auch spazieren geht, so sollten Sie sich doch fragen, wann und wo haben Sie Ihr Herz begraben?
Ohne ein weiteres Wort dreht Jeroen sich um und geht die Treppe hinauf. Noah starrt ihm betreten nach.
Szene:175 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Crazy Will hat seinen massigen Leib wieder auf der Couch platziert und Snake hockt, mit glasigen Augen neben ihm, Praxeda und Robbie, die auf der gegenüberliegenden Couch sitzen, fest im Visier seines Betäubungsgewehrs.
SNAKE BARNACLE
Boss, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden! Wenn die anderen Leute hier auftauchen, die sich vorhin über den Balkon davon gemacht haben und das FBI und all die anderen, die diesen Atom dingfest machen wollen, Rock und Otis und auch Pitsch sind hin....und Carlos...
Crazy Will wirft aus kleinen Sehschlitzen einen eisigen Blick auf Snake. Snake verstummt und auf seinem Gesicht zeichnet sich zunehmende Panik ab. Jeroen kommt ins Zimmer.
JEROEN IMOGEN
Boss? Snake hat Recht! Wir sollten hier verschwinden!
Crazy Will betrachtet ihn mit versteinerter Miene, so leer wie die eines konservativen Parlamentariers. Jeroen fixiert Snake mit eindringlichem Blick.
JEROEN IMOGEN
Mit wem und wohin und vor wem ist Loretta geflohen?
Snake rutscht unruhig auf seinem Platz herum und sein entsetzter Blick huscht zwischen Jeroen und Crazy Will hin und her.
SNAKE BARNACLE
Das ging alles so schnell! Draußen peitschten die Schüsse und Loretta, Pitsch und ich flohen durch die Garage, durch den Garten in die Kapelle. Loretta sollte sich in der Kapelle verstecken und Pitsch und ich kämpften mit den Angreifern. Das waren rund ein Dutzend Leute und als der Kampf endlich vorbei war und wir alle erledigt hatten, entdeckten wir keine Spur mehr von Loretta. Wer diese Leute waren wissen wir nicht. Diese Genienova sagte vorher, dass das FBI draußen lauert und wer das Hausmädchen erschossen hat, weiß ich nicht. Vielleicht waren das Carlos Leute.
Befriedigt von seiner lausigen Erklärung lehnt sich Snake zurück, doch die Lügen treiben ihm die Röte ins Gesicht.
SNAKE BARNACLE
Tut mir leid, Boss. Wir haben wie die Teufel gekämpft! Die Zwei...
Er weist auf Praxeda und Robbie.
SNAKE BARNACLE
.... haben wir schließlich lebendig gekriegt!
Jetzt ist die Reihe an Praxeda und Robbie unruhig auf der Couch herumzurutschen.
PRAXEDA EMPRESS
Jesus Christus! Wir könnten jetzt so was wie ein Weihnachtswunder gebrauchen!
Jeroen und Crazy Will tauschen schweigend Blicke aus und mustern dann die Beiden.
JEROEN IMOGEN
Wie heißen Sie?
Praxeda und Robbie blicken sich stillschweigend an. Robbie nimmt ihre Hand und drückt sie.
JEROEN IMOGEN
Wir werden schon herausfinden, wer Sie sind!
Jeroen wendet sich wieder seinem Boss zu.
JEROEN IMOGEN
Wenn Carlos Loretta wirklich in seiner Gewalt hat, können wir von hier aus nichts ausrichten!
CRAZY WILL
(blafft)
Hol mir Carlos ans Telefon!
Szene:176 INNEN -BÜRO VON CARLOS ASSASSINA
Carlos Assassina sitzt am Schreibtisch und blickt erstaunt auf.
Sekretär
Mr. Assassina. William Praxton möchte Sie unverzüglich sprechen!
CARLOS ASSASSINA
Stellen Sie das Gespräch bitte durch.
Gespannt nimmt er den Hörer von der Gabel.
CARLOS ASSASSINA
William, was für eine Überraschung. Frohe Weihnachten! Oh, ich bitte um Verzeihung. Mein herzliches Beileid! Ich hörte vom Tod deiner Mutter.
Crazy Will am Telefon
Was hast du mit Loretta gemacht?
CARLOS ASSASSINA
Wer bitte ist Loretta?
Er kratzt sich nachdenklich am Hinterkopf.
Crazy Will am Telefon
Vanessa, meine Tochter! Du hast sie entführen lassen und ich schwöre dir bei Gott, dass du dafür büßen wirst!
CARLOS ASSASSINA
William, ich bitte dich! Aus welchem Grund sollte ich dein Töchterchen entführen? Glaube mir, einen Krieg mit dir anzufangen, wäre das Letzte auf der Welt, was ich wollte!
Ein Schweigen lauert in der Leitung.
CARLOS ASSASSINA
William? Soll ich meine Leute auf die Suche nach Vanessa schicken?
Crazy Will am Telefon
Diese Genienova, ist die von deinen Leuten? Ulysses Atom kannst du haben, auch wenn der zehn Milliarden wert ist!
CARLOS ASSASSINA
(stottert)
Wen? Zehn Milliarden? Niemand, den ich kenne ist so schwer! Diese Genienova ist nicht von meinen Leuten!
Carlos winkt seinen Sekretär herbei und verdeckt die Sprechmuschel des Hörers.
CARLOS ASSASSINA
Schicken Sie sofort Leute auf die Suche nach Vanessa Praxton und finden Sie heraus wohin Crazy Will geflogen ist.
CARLOS ASSASSINA
(zu Crazy Will)
Ich habe meine Leute auf die Suche nach Vanessa geschickt. Warum glaubst du, dass sie entführt wurde?
Crazy Will am Telefon
(ein bald schluchzender Tonfall)
Meine Leute berichteten mir, dass sie angegriffen wurden und während des Kampfes ist Loretta verschwunden. Vorher rief sie mich am Telefon um Hilfe an!
CARLOS ASSASSINA Gedankenstimme: (V.O.)
Solch einen Gefühlsausbruch habe ich in dem halben Jahrhundert, das ich Crazy Will kenne, noch nicht vernommen.
CARLOS ASSASSINA
William! William, ich versichere dir, ich werde mein Möglichstes tun, dass wir Vanessa unversehrt finden! Ich weiß, dass Madolyn vor einigen Jahren spurlos verschwand, muss dich sehr getroffen haben, doch ich werde menschenmöglichstes tun, das Vanessa nicht das gleiche Schicksal ereilt! Ich werde gleich alles Nötige veranlassen!
Nachdenklich legt er den Hörer auf.
CARLOS ASSASSINA Gedankenstimme: (V.O.)
Menschliche Züge habe ich nie zuvor an Crazy Will entdecken können. Vielleicht ist es das Geheimnis von Weihnachten, dass aus Unmenschen Menschen werden können, vielleicht ist es auch nur die Sorge um seine Tochter die einen Unmenschen menschlicher werden lässt.
Szene:177 AUSSEN - EDEN
Draußen im Schneeschlitten. Rina Malde, Rupert Damian Tannenbaum, Shona Fox und Stockard Darius auf dem Weg nach Eden. Rupert lenkt den Schlitten. Auf dem Weg ist eine schemenhafte Gestalt zu entdecken, die sich mit Hunden durch den Schneesturm kämpft.
RINA MALDE
(aufgeregt)
Rupert! Sieh nur! Da ist Rustin!
Rupert hält den Schneeschlitten an und Rina springt, kaum da er gehalten hat aus dem Fahrzeug und eilt auf Rustin zu. Shona, die die meiste Zeit, mit klammen Fingern auf ihren Laptop einhackt und ihn schließlich zuklappt, blickt überrascht auf.
SHONA FOX
Mir ist schleierhaft, wie Sie in diesem Schneesturm überhaupt etwas entdecken können!
Rupert lässt ein raues Lachen hören und dreht sich zu Shona um.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Rina hat ihn wohl auch eher mit den Augen der Liebe entdeckt, weil sie ohnehin ständig nach ihm Ausschau hält. Rustin ist der Wildhüter. Was er hier zu dieser Zeit und in diesem Sturm macht, ist mir allerdings auch schleierhaft!
Rina und Rustin kommen durch den Schnee zum Schlitten gestapft und als Rina die Tür öffnet, zwängt sich mit dem eisigen Wind die klamme, kleine Hundemeute in das Fahrzeug. Rina klettert zu Shona und Stockard auf den Rücksitz und Rustin setzt sich, zwischen die kleine Meute, auf den Vordersitz.
RUSTIN DEAN
(schüchtern)
Hallo!
RINA MALDE
Rustin, was machst du hier in dem Sturm?
Rustin zuckt resignierend mit den Schultern.
RUSTIN DEAN
Ich komme aus Eden und suche eine verschwundene Frau.
STOCKARD DARIUS
(aufgeregt)
Eden? Sie waren in Eden?
Rustin nickt und blickt Rina reumütig an.
RUSTIN DEAN
Rina, ich muss dir ein Geständnis machen!
Rina blickt ihn erst amüsiert, dann überrascht an und nickt ihm aufmunternd zu. Gespannte Augenpaare heften sich auf Rustin.
RUSTIN DEAN
Heute Abend sollte ich mit Miss Loretta zu Winterblum fahren.
STOCKARD DARIUS
Ist sie also angekommen? Geht es Robbie gut?
Rustin schüttelt den Kopf.
RUSTIN DEAN
Ich weiß es nicht! Ich will die Geschichte von Anfang an erzählen, mich nur kurz fassen, weil die Zeit drängt. Winterblum sollte mit Lorettas Hilfe entführt werden. Loretta wollte bei dem Plan nicht mitmachen, doch darüber hat sie Crazy Will, ihren Vater, nicht aufgeklärt. Sie wollte etwas anderes machen, doch was, hat sie mir nicht gesagt. Sie kam wie vereinbart und ich habe sie und ihren Chauffeur nach Morgenröte gefahren, damit Tinka sie abholen kann. Sie hatte mit ihrem Wagen einen Unfall vorgetäuscht. Pitsch und Snake, die Winterblum entführen sollten, haben in der Zwischenzeit eine Frau überfallen und ihren Wagen gestohlen. Die Frau haben sie einfach ausgesetzt! Als wir bei Winterblum ankamen, - wir hatten das Tor gesprengt, war niemand dort und Crazy Will instruierte Pitsch und Snake dort die Stellung zu halten und mich, diese Frau zu suchen. Inzwischen ist Crazy Will dort und ich hoffe, dass diesem Winterblum und der Frau, sollten sie noch dort sein, nichts passiert ist. Ich konnte Crazy Will nicht sagen, dass Loretta gar nicht dort war, hätte ich es getan, wäre mein Leben verwirkt!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Dann sollten wir uns schleunigst auf den Weg machen!
Rupert und startet den Schlitten und fährt los.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Wie viele bewaffnete Personen sind auf dem Anwesen?
RUSTIN DEAN
Rock, Otis, Pitsch, Snake, schießwütige Kerle. Der Assistent von Praxton, noch einer, den ich nicht kenne, die Schauspielerin und Crazy Will. Ob noch andere dazu gekommen sind, vermag ich nicht zu sagen.
Rina, inzwischen Herrin ihrer Fassungslosigkeit über Rustins Geständnis geworden, lächelt Rustin aufmunternd zu.
RINA MALDE
Wenn du mit auf unserer Seite stehst, können wir gewinnen!
Rustin blickt sie zerknirscht an.
RUSTIN DEAN
Vor wenigen Augenblicken wollte ich mich in Schlucht stürzen, weil ich nicht wagen wollte, dir jemals wieder gegenüber zu treten. Mein Leben ist ohnehin verwirkt, dann sterbe ich lieber auf der Seite der Guten!
SHONA FOX
Niemand wird hier sterben!
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Da bin ich mir nicht so sicher.
Mühsam kämpft sich der Schneeschlitten seinen weiteren Weg durch den Schneesturm.
Szene:178 INNEN -LUXEMBURG-BÜRO VON CRAZY WILL
Loretta Diamond, alias Vanessa Praxton, fegt in einem Wutanfall, im Büro ihres Vaters, den gesamten Schreibtisch und die Regale leer. Das gesamte Büro, ja das gesamte Haus sieht wie in einem Schlachtfeld aus. Zornig sitzt sie im Sessel ihres Vaters und denkt nach.
Szene:179 RÄCKBLENDE: Im Büro von Crazy Will
Loretta steht vor dem Schreibtisch ihres Vaters und blickt ihn herausfordernd an.
LORETTA DIAMOND
Daddy, sie wäre niemals verschwunden, ohne mir das kleinste Lebenszeichen zu hinterlassen. Irgendwo muss es einen Anhaltspunkt über ihr Verschwinden geben. Wenn sie tot wäre, hätte ich ihren Tod gespürt.
Crazy Will blickt seine Tochter zornbebend an.
CRAZY WILL
(brüllt)
Sie ist mit ihrem Liebhaber verschwunden und damit basta! Ich will nichts mehr davon hören.
Loretta ist anzusehen, dass sie ihrem Vater nicht glaubt.
LORETTA DIAMOND Gedankenstimme: (V.O.)
Irgendwann werde ich herausfinden, was du mit ihr gemacht hast.
Szene:180 RÄCKBLENDE: Im Büro von Crazy Will
Jeroen sitzt an seinem Schreibtisch im Büro von Crazy Will. Loretta kommt ins Zimmer gefegt.
LORETTA DIAMOND
Jeroen, ich kann ihn nicht finden! Ich habe das ganze Haus durchsucht. Er verlässt doch niemals das Haus!
Jeroen hebt den Kopf nicht, blättert weiter in den Papieren vor ihm.
JEROEN IMOGEN
(zerstreut)
Wird wohl in Williams Mysterium sein!
Er schaut auf und blickt sie bestürzt an.
LORETTA DIAMOND
Was soll das heißen? Williams Mysterium?
JEROEN IMOGEN
Gar nichts! Das habe ich nur so dahingesagt! Er holt sich vielleicht eine Flasche Wein aus dem Keller, mir ist mysteriös, wie er durch sein Sammelsystem durchsteigt, oder er wird im Badezimmer sein.
Loretta blickt ihn erstaunt an und Jeroen senkt den Kopf wieder auf seine Papiere.
Szene:181 RÄCKBLENDE: Keller/Weinkeller
Loretta geht in den Keller, wo sie Crazy Will tatsächlich vor den Weinregalen entdeckt, wo er Flaschenetiketten studiert.
LORETTA DIAMOND
Ich habe dich überall gesucht. Hier war ich auch schon! Wo bist du gewesen?
CRAZY WILL
Welchen möchtest du zum Essen trinken?
Szene:182 RÄCKBLENDE: Loretta und Noah im Gespräch im Garten.
LORETTA DIAMOND
Was, wenn sie einen Unfall hatte und ihr Gedächtnis verloren hat? Ich habe alle Krankenhäuser abgesucht!
Noah Kenneth Gordon schweigt und sie schlendern durch den Garten.
LORETTA DIAMOND
Daddy liebt mich nicht! Er braucht mich lediglich, um für einige seiner kriminellen Geschäfte einen attraktiven Lockvogel zu haben!
NOAH KENNETH GORDON
Sicher liebt er Sie, Miss Loretta!
Loretta schüttelt vehement den Kopf.
LORETTA DIAMOND
Nein, Daddy liebt mich nicht!
NOAH KENNETH GORDON
Angenommen, jemand würde Sie entführen, Miss Loretta, wenn jemand dumm genug wäre, diesen Plan zu versuchen, denke ich ihr Vater würde alles Menschenmögliche tun, um Sie wiederzufinden. Ich denke, er würde sich sogar selbst nach Ihnen auf die Suche machen, auch wenn er sonst nie das Haus verlässt. Doch, ich denke das würde er tun, weil er Sie liebt!
LORETTA DIAMOND Gedankenstimme: (V.O.)
Das ist es!
Szene:183 RÄCKBLENDE: Am Abend früher auf dem Flughafen.
Die verkleidete Loretta begegnet Crazy Will, Jeroen und Noah. Das Jeroen sie erkannt hat, ist ihr klar geworden. Ohne ein Zeichen der Erkenntnis, ging er vorüber.
Szene:184 INNEN -LUXEMBURG-BÜRO VON CRAZY WILL-CONTINUOUS
Luxemburg. Büro von Crazy Will
Loretta sitzt noch am Schreibtisch. Es klopft zögerlich an der Tür.
LORETTA DIAMOND
(ungeduldig)
Herein!
Shannon, das Hausmädchen öffnet vorsichtig die Tür.
SHANNON
(schüchtern)
Miss Loretta? Senior Assassina war gerade am Telefon und stellte eine Menge Fragen!
Ihre Augen weiten sich, angesichts des Trümmerfeldes.
LORETTA DIAMOND
Was für Fragen?
SHANNON
Wann ich Sie das letzte Mal gesehen habe, wo Mr. Praxton hingefahren ist und ob hier irgendetwas passiert wäre. Darf ich Aufräumen Miss Loretta? Mr. Praxton wird sonst mit mir böse werden!
LORETTA DIAMOND
Was haben Sie zu Mr. Assassina gesagt?
SHANNON
Dass ich nachsehen werde, ob Sie da sind. Dass Mr. Praxton mir nicht gesagt hat, dass er fort fährt und dass hier nichts passiert ist. Er will in einer Stunde noch einmal anrufen!
Shannon, nun mutiger geworden, tritt ins Zimmer und beginnt, die Scherben aufzusammeln.
SHANNON
Was soll ich ihm dann sagen, Miss Loretta?
LORETTA DIAMOND
Ich frage mich, was er von mir will! Shannon! Wann haben Sie meine Mutter das letzte Mal gesehen?
SHANNON
Das ist schon einige Jahre her.
LORETTA DIAMOND
Was glauben Sie, was mit ihr passiert ist?
Erschrocken blickt Shannon sie an.
LORETTA DIAMOND
Was wissen Sie darüber, Shannon. Sie wissen doch etwas, das sehe ich Ihnen an!
SHANNON
Mr. Praxton hat mir verboten darüber zu Sprechen, Miss Loretta.
LORETTA DIAMOND
Shannon! Ich flehe Sie an, sagen Sie mir, was Sie wissen!
Loretta ist den Tränen nahe.
LORETTA DIAMOND
Ich glaube, dass er sie irgendwo gefangen hält!
Shannon blickt Loretta staunend an.
LORETTA DIAMOND
Ich habe meinen Daddy mit einer List aus dem Haus gelockt, um es ungestört zu durchsuchen! Und ich habe nicht den leisesten Anhaltspunkt über den Verbleib meiner Mutter gefunden. Bitte Shannon, sagen Sie mir, was Sie wissen!
Shannon ringt mit sich selber und ihr Gesicht hat einen panischen Ausdruck.
SHANNON
Bitte, Miss Loretta. Er wird mich umbringen. Sie wissen nicht, wozu er in der Lage ist!
Die Tür öffnet sich leise und mit katzenhafter Bewegung gleitet Crazy Wills schwarzverhüllter Diener ins Zimmer und verbeugt sich stumm vor Loretta.
LORETTA DIAMOND
(zischt)
Sie machen mir keine Angst!
Sie funkelt aus wütenden Augen die schwarzverhüllte Gestalt an.
KIA MING
(eine sanfte, eindeutig weibliche Stimme)
Ich will Ihnen auch keine Angst machen, Miss Loretta!
Die Gestalt verbeugt sich erneut.
KIA MING
Sie sind dem Geheimnis Ihres Vaters sehr nahe gekommen und jetzt bietet sich die Möglichkeit, dieses Geheimnis aufzudecken!
Loretta blickt perplex auf die schwarzverhüllte Gestalt.
LORETTA DIAMOND
(ihre Stimme überschlägt sich)
Williams Mysterium, meine Mutter! Es ist wahr! Bitte, bringen Sie mich zu ihr!
Shannon beginnt zu schluchzen.
SHANNON
Kia Ming, mein Gott, was hast du getan! Er wird uns alle umbringen
KIA MING
Nein, Shannon! Bevor er dir ein Leid tut, würde ich ihn töten! Wir werden mit Mrs. Praxton gehen!
Loretta beginnt zu Weinen und folgt schluchzend Kia Ming.
Szene:185 INNEN -LUXEMBURG-KELLER/WEINKELLER-CONTINUOUS
Kia Ming und Loretta Diamond gehen die Kellertreppe hinab, durch schier endlose Kellergewölbe und vor dem Weinregal, vor dem Loretta Diamond damals ihren Vater entdeckt hatte, bleibt Kia Ming stehen, schiebt einen kleinen Schlüssel, den sie an einer Kette um den Hals trägt, in ein Schlüsselloch, das hinter einem Mauerstein verborgen ist und lautlos, bis auf ein leichtes Klirren der Weinflaschen die darin lagen, schwingt das Weinregal, das vor der Mauer steht, zur Seite und eine dahinter verborgene Tür gleitet geräuschlos auf.
Szene:186 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Crazy Will fällt nach seinem Gespräch mit Carlos der Telefonhörer aus der Hand. Er reißt sich die Kleider vom Leib, hüpft auf der Stelle und krakeelt.
CRAZY WILL
Libertà, libertà, libertà!
Snake springt auf und geht hinter der Couch in Deckung. Jeroen blickt bestürzt und Praxeda nutzt die Gunst der Stunde, um die Revolver, die sie Otis und Rock abgenommen hat, aus ihrem Hosenbund zu ziehen und damit auf Crazy Will zu zielen. Robbie nimmt ihr schließlich einen Revolver ab und zielt damit auf Jeroen.
Fassungslos starren alle Anwesenden auf Crazy Will, der sich, in aller Seelenruhe, als wäre nichts geschehen, nun seine Kleider wieder anzieht und mit leerer Miene ins Nirgendwo blickt.
Noah, der inzwischen aus dem Keller gekommen war betrachtet kopfschüttelnd die Szene.
NOAH KENNETH GORDON
Hat sie es also geschafft!
Seine Worte lassen Praxeda herumfahren und Snake nutzt den günstigen Augenblick, um ihr den Revolver aus der Hand zu schlagen. Schon in der nächsten Sekunde hält er Praxeda die Waffe an den Kopf.
SNAKE BARNACLE
(spöttisch grinsend)
Atom, lassen Sie Ihre Waffe fallen! Oder die Honigschnecke hier wird gleich mit den Englein speisen!
Zögerlich lässt Robbie den Revolver sinken und blickt in Praxedas schreckgeweitete Augen.
ROBBIE
Tut mir leid!
JEROEN IMOGEN
Boss!
Jeroen hockt sich neben Crazy Will und schüttelt ihn an der Schulter. Crazy Wills Augen klären sich und konsterniert blickt er Jeroen an.
CRAZY WILL
Carlos hat sie nicht!
Seine Augen verengen sich zu Seeschlitzen und er wendet sich an Snake.
CRAZY WILL
Du hast genau zehn Minuten, herauszubekommen, wer diese beiden Täubchen sind!
Der schneidende, bedrohliche Klang seiner Stimme lässt keinen Zweifel daran, dass seine Konstitution wieder vollkommen hergestellt ist. Snakes Augen bekommen ein irriges Glitzern und um den Worten des Boss Nachdruck zu verleihen, bohrt er seinen Revolver grob in Praxedas Nacken.
SNAKE BARNACLE
Also! Täubchen! Wie lautet dein Name?
PRAXEDA EMPRESS
(keucht)
Als ob Sie das nicht wüssten!
Szene:187 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM
Shona und Rupert schleichen sich durch die Garage an.
Rustin nimmt den geraden Weg durch die Eingangstür.
Stockard und Rina haben Stellung am Eingang des Hauses bezogen und betrachten verwirrt die Szenerie.
RUSTIN DEAN
(ruft)
Boss! Hier ist Rustin!
Rustin Dean verschwindet im Eingang des Hauses.
STOCKARD DARIUS
Können wir Rustin vertrauen?
RINA MALDE
(nickt)
Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Trotz seines Geständnisses halte ich ihn für einen aufrechten Mann!
Ein Lächeln überzieht ihr Gesicht.
STOCKARD DARIUS
Sie lieben ihn!
Rina blickt erstaunt.
RINA MALDE
(grinst)
Die ganze Welt scheint das zu wissen, nur Rustin nicht!
STOCKARD DARIUS
Er weiß es, da bin ich mir sicher! Ich bin mir auch sicher, dass er sie liebt! So, wie er sie ansieht!
RINA MALDE
(runzelt skeptisch die Stirn)
Meine Güte! Um uns herum tobt das Verbrechen und wir halten hier einen Plausch über die Liebe! Ich hoffe, wir überleben das Alle. Schon allein, damit ich Rustin lebenslänglich geben kann!
Stockard lacht leise.
STOCKARD DARIUS
Ja! Geben sie ihm lebenslänglich!
Schweigend beobachten sie, was drinnen weiter vor sich geht.
Szene:188 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Neeva ist gerade wieder zu sich gekommen und betrachtet voller Neugier die Szenerie um sich herum. Sie schnappt sich von Pitsch, der bewusstlos neben ihr liegt, aus dem Schulterhalfter den Revolver und zielt damit auf Snake, der als einziger sichtbar eine Waffe hält.
NEEVA SHASHAWNEE
Verdammt, sagen Sie mir, was hier los ist!
Rustin, der in eben diesem Augenblick durch die Tür tritt, hebt verlegen die Hände, da er geradewegs hinter Snake im Visier steht.
NOAH KENNETH GORDON
Neeva, Sie wissen doch, dass wir hier den Film: Unter dem Weihnachtsbaum wirst du die wahre Liebe finden, drehen!
Er geht auf sie zu und nimmt ihr den Revolver aus der Hand und drückt sie sanft auf die Couch zurück.
NOAH KENNETH GORDON
Ruhen Sie sich noch eine Weile aus!
Schon im nächsten Augenblick richtet er seine Waffe auf Snake.
NOAH KENNETH GORDON
Lassen Sie die Frau los!
Snake blickt verwirrt zwischen Crazy Will und Noah hin und her. Jeroen setzt sich verblüfft neben Crazy Will.
NOAH KENNETH GORDON
(fordernd)
Lassen Sie die Frau los!
Er spannt den Abzugshebel des Revolvers und feuert einen Schuss in die Decke ab. Der laute Knall lässt alle zusammenzucken.
PRAXEDA EMPRESS Gedankenstimme: (V.O.)
Gott sei Dank, dass Snake nicht vor lauter Schreck abgedrückt hat.
SNAKE BARNACLE
Boss?
Snake wendet sich an Crazy Will. Crazy Will mustert Noah aus giftfunkelnden Augen und nickt Snake schließlich zu.
CRAZY WILL
Noah, was ist in Sie gefahren?
NOAH KENNETH GORDON
(seelenruhig)
Mr. Praxton, Ihr Spiel ist aus! Nicht nur, dass Ihre Leute heute ein Massaker an Unschuldigen vollzogen haben! Jetzt wollen Sie noch eine unschuldige Frau quälen, die zudem meine Schwester ist!
Praxeda starrte Noah mit ungläubigem Blick an.
NOAH KENNETH GORDON
Engelchen, ich habe die ganze Welt nach dir abgesucht. Dass ich dich hier und heute finde ist ein Wunder!
PRAXEDA EMPRESS
(mit der Stimme der Erkenntnis)
Noah!
Noah drückt Jeroen den Revolver in die Hand.
NOAH KENNETH GORDON
Übernehmen Sie bitte, Mr. FBI!
Praxeda springt auf und reißt Noah in ihre Arme.
NOAH KENNETH GORDON
Mein Gott, Noah. Ich dachte du wärst tot!
Szene:189 INT. -REAL ESTATE WILLIAMS-VERBINDUNGSTÄR GARAGE/HAUS
Shona und Rupert hocken an der Verbindungstür, die von der Garage ins Haus führt und wollen gerade in den Flur schleichen, als der Knall des Schusses sie zusammenzucken lässt. Vorsichtig und leise öffnet Rupert die Tür und linst durch den Türspalt, als er einen harten Gewehrlauf in seinem Rücken spürt.
Ein Seitenblick auf Shona zeigte ihm, das sie das gleiche verspürt und leise Stimmen zischen sie an.
OTIS DELANO
Ein Mucks und ihr seid tot!
Ein Stoß mit dem Gewehrlauf treibt sie durch den Flur und schon finden sie sich in dem Zimmer, dass sie zuvor aus der Ferne betrachtet haben.
ROCK MORTEN
Wenn ihr mit eurer rührseligen Familienfeier fertig seid, werden wir euch erschießen! Ich wusste doch gleich, dass dieser Nadelstreifenfuzzi nicht ganz echt ist!
Otis und Rock stoßen Shona und Rupert grob in den Raum.
OTIS DELANO
(schwelgt vor Stolz)
Boss! Die zwei hier haben wir geschnappt!
Rock hat ebenfalls sein Gewehr auf die Menschengruppe gerichtet und fixiert seinen giftigen Blick auf Noah.
ROCK MORTEN
Dir, Penner, werde ich gleich die Begriffe Arsch und Wanze erklären!
Snake hat sich gleich einen Revolver geschnappt und zielt damit auf Jeroen.
SNAKE BARNACLE
Und du, Mr. FBI, lässt die Waffe sinken!
Szene:190 AUSSEN- ANWESEN WINTERBLUM
Rina und Stockard sind näher an das Haus heran geschlichen und beobachten voller Unverständnis die Szenerie.
RINA MALDE
Grundgütiger! Shona und Rupert sind geschnappt worden! Himmel! Stockard, begreifen Sie, was da vor sich geht?
STOCKARD DARIUS
Sieht so aus, als hätten zwei der Gangster die Seiten gewechselt und diese Schauspielerin scheint auf keiner Seite zu sein! Rina, haben Sie eine Ahnung, was wir tun können?
RINA MALDE
Wir schleichen uns durch die Garage hinein! Wenn die zwei Männer die Seite gewechselt haben, stehen womöglich zwei mehr auf unserer Seite. Rustin ist auch drinnen. Von ihm, weiß hoffentlich noch niemand, dass er auf unserer Seite steht. Die Beiden, die Shona und Rupert geschnappt haben, haben nur Betäubungsgewehre. Der andere Kerl hat einen scharfen Revolver. Wenn Rustin Recht hatte, was die Anzahl der Leute angeht, ist womöglich nur noch einer der Gangster unterwegs. Wir müssen nur Aufpassen, dass er uns nicht von Hinten angreift!
Vorsichtig schleichen sie, im Schutz der Bäume, durch den Schnee auf den Hintereingang zu.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Die Nacht, Rupert, die Nacht haben wir noch lange nicht hinter uns gebracht!
Szene:191 INNEN -WOHNZIMMER CARLOS ASSASSINA
Madolyn, Loretta, Carlos, Kia Ming und Shannon sitzen in Carlos riesigem Wohnzimmer.
LORETTA DIAMOND
(wütend)
Oh, Mum! Wie konnte er dir das nur antun! Er ist ein Untier!
Carlos rauft sich immer wieder die Haare.
CARLOS ASSASSINA
Madolyn, wenn ich es nur geahnt hätte! Er hat mich heute angerufen und mich beschuldigt Vanessa entführt zu haben!
LORETTA DIAMOND
(stolz)
Immerhin hat mein Plan, ihn aus dem Haus zu locken, funktioniert! Doch ohne Kia Ming, hätte ich dich nie gefunden!
MADOLYN PRAXTON
Kia Ming und ich haben seit langem meine Flucht geplant, doch stets ist das Haus voller Gefolgsleute deines Vaters gewesen. Heute bot sich eine einmalige Gelegenheit, die wir dir zu verdanken haben!
Madolyn nimmt die Hand ihrer Tochter.
MADOLYN PRAXTON
Du musst William anrufen und ihm sagen, dass es dir gut geht. Er wird sonst jemanden für dein Verschwinden bezahlen lassen!
LORETTA DIAMOND
Ich will nie wieder mit ihm sprechen! Nie wieder!
MADOLYN PRAXTON
Doch Darling, du musst! Womöglich wird er sonst unschuldige Menschen töten - und das ist ein Preis, den ich nicht gewillt bin, für meine Freiheit zu bezahlen!
LORETTA DIAMOND
Er muss bestraft werden, für das was er dir angetan hat, für das was er mir angetan hat und für das was er vielen anderen Menschen angetan hat. Ich verabscheue ihn!
MADOLYN PRAXTON
Vanessa, er wird sicher seine Strafe erhalten. Doch dir und mir steht es nicht zu das zu tun, obwohl...
Ein Lächeln umspielt Madolyns Mund und sie beginnt zu lachen.
MADOLYN PRAXTON
Eine kleine Strafe kriegte er immer, wenn er mich besucht hat! Ich habe ihn hypnotisiert und wenn er zweimal hintereinander William William hört, bleibt ihm nur, sich die Kleider vom Leib zu reißen bis er nackend ist, auf der Stelle zu hüpfen und dabei dreimal hintereinander Liberta zu rufen! Danach zieht er sich in aller Seelenruhe wieder an und kann sich nicht daran entsinnen.
CARLOS ASSASSINA
Oh!
Szene:192 Kurze RÄCKBLENDE: Telefongespräch Crazy Will und Carlos.
CARLOS ASSASSINA: (CONT'D)
Dann dürfte er das heute schon getan haben!
Szene:193
Spannung knistert im Raum, sammelt sich in kleinen Perlen und tröpfelt von der Decke herab.
Szene:194 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Praxeda, Robbie, Noah, Shona, Rupert, Neeva und Jeroen sitzen in einer Reihe, wie eine ungleiche Abfolge von Orgelpfeifen, auf der Couch und vor ihnen patrouillieren in wilder Kampfesmanier Rock und Otis.
Crazy Will und Snake sitzen auf der gegenüberliegenden Couch, wobei Snake seine Waffe eindeutig auf Jeroen gerichtet hat. Pitsch hat bisher die Besinnung noch nicht wieder erlangt und lässt nur hin und wieder ein leises Stöhnen von sich hören.
CRAZY WILL
Rustin, du gehst auf Patrouille, falls du weitere unerwartete Besucher aufspürst, leg sie gleich um!
Rustin geht los.
SNAKE BARNACLE
(drängend)
Boss, wir sollten sie alle umlegen und so schnell wie möglich von hier verschwinden!
Crazy Wills Gesichtszüge sind zu einer Grimasse gefroren, nur die funkelnde Bosheit in seinem Blick scheint darin beweglich zu sein.
NOAH KENNETH GORDON
Mr. Praxton, nehmen Sie besser Ihre Leute und fliehen mit ihnen, solange das noch möglich ist!
Noah kassierte von Rock einen Hieb mit dem Gewehrkolben in die Magengrube.
ROCK MORTEN
(schnauft wütend)
Halt die Schnauze, Penner!
Crazy Will zeigt Rock mit einer erhobenen Hand an, dass er aufhören soll.
NOAH KENNETH GORDON
(gepresst)
Heute hat es genug Blutvergießen gegeben, Mr. Praxton!
Szene:195 INT. -REAL ESTATE WILLIAMS-VERBINDUNGSTÄR GARAGE/HAUS
Verbindungstür Garage/Haus
Rustin entdeckt Rina und Stockard an der Verbindungstür, die von der Garage ins Haus führt.
RUSTIN DEAN
(flüstert)
Wir können sie leicht überrumpeln! Snake, der Mann der neben Praxton sitzt, ist im Augenblick der Einzige, der eine scharfe Waffe hat. Beide sitzen mit dem Rücken zu diesem Eingang. Rock und Otis, die beiden Männer die die anderen bewachen, haben nur Betäubungsgewehre. Ich könnte sie ablenken und ihr könntet im gleichen Augenblick das Zimmer stürmen.
Rina und Stockard nicken zustimmend.
RUSTIN DEAN
Also gut! Ich gehe um das Gebäude herum und zum Vordereingang hinein! Ich werde wenn ich dort bin wieder meinen Namen rufen, damit mich keiner von denen da drinnen erschießt! Wenn ich drinnen bin, werde ich Snake auf die Finger klopfen und die Anderen werden hoffentlich gleich geistesgegenwärtig Rock und Otis umhauen!
Rustin wendet sich zum Gehen, als ihm noch etwas einfällt.
RUSTIN DEAN
Noch was Rina. Hier treibt sich ein hungriger Bär herum!
Ehe Rina etwas erwidern kann, ist er durch die Garagentür hinaus. Stockard tritt der Angstschweiß auf die Stirn.
RINA MALDE
Sie brauchen keine Angst vor Doggy haben! Das ist nur ein kleiner Bär. Ich habe ihn den ganzen Abend gesucht
Als ob es das Selbstverständlichste von der Welt wäre, wendet sich Rina wieder ihrem Horchposten zu und schiebt die Verbindungstür ein kleines Stückchen auf.
Szene:196 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
CRAZY WILL
Ich habe beschlossen, dass ihr alle sterben werdet!
PRAXEDA EMPRESS
(entlädt sich in brüllender Wut)
Das nenne ich wirklich böse! Wie ein Bilderbuchschurke aus einem billigen Krimi! Der große, böse Mann weidet sich an der Angst der Opfer! Ist das ein besonderer Kick für Sie? Ihre angestaute Angst entlud sich in brüllender Wut.
Sie will aufspringen und Crazy Will an den Kragen gehen, doch Rock versetzt ihr eine schallende Ohrfeige. Crazy Will hebt wieder abwinkend seine Hand und bedeutet Rock aufzuhören. Das bringt Praxeda noch mehr in Wut.
PRAXEDA EMPRESS
(spuckt die Worte aus)
Sie sollten vielleicht mal auf Snake losgehen, der hat doch schließlich ihre Loretta auf dem Gewissen!
Snake zuckt bei ihren Worten zusammen.
SNAKE BARNACLE
Nein, Boss! Sie lügt!
SHONA FOX
Wir haben Loretta! Sie werden sie nur zu unseren Bedingungen lebend wiedersehen! Wir wissen alles über Goldschlund und Rosenblüte!
Für einen Sekundenbruchteil fällt Crazy Will seine Mimik aus dem Gesicht.
CRAZY WILL
(mit schleppender Stimme)
Seid ihr Carlos Leute?
Statt einer Antwort lächelt Shona verschmitzt.
Von draußen lässt sich ein Rufen vernehmen.
RUSTIN DEAN
Boss! Ich bins, Rustin! Ich komme jetzt herein!
Rustin kommt ins Haus gestapft.
RUSTIN DEAN
Hier ist niemand weiter zu finden, Boss!
Ein plötzliches Telefonklingeln lässt alle aufhorchen. Rock deutete auf Jeroen.
ROCK MORTEN
Seins klingelt!
Crazy Will bedeutet Rock an, ihm das Telefon zu bringen und Rock greift in Jeroens Jackentasche zerrt das Telefon hervor und bringt es, wie ein stolze Beute zu seinem Boss.
CRAZY WILL
Carlos! Du Hundesohn! Ich will Loretta sprechen!
Szene:197 INNEN -WOHNZIMMER CAROLS ASSASSINA- ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
Geteilter Bildschirm:

Wohnzimmer Carols Assassina
LORETTA DIAMOND
Daddy? Hier ist Loretta!
 
LORETTA DIAMOND
Nein, Daddy, das wirst du nicht tun, weil ich dir vorher jeden Knochen einzeln herausreißen werde! Ich bin bei Madolyn!
 
LORETTA DIAMOND
(kreischt)
Du Untier hast sie all die Jahre gefangen gehalten! Und noch was Daddy! William, William!

Kaminzimmer Winterblum  
CRAZY WILL
Sag Carlos, dass ich ihm jeden Knochen einzeln heraus reiße!
 
Ein Schweigen, wie eine dunkle, schwere Woge schwappt durchs Telefon.
Szene:198 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Die Ereignisse in den nächsten Sekunden überschlagen sich. Im gleichen Moment, indem Crazy Will aufspringt und sich die Kleider vom Leib zerrt, reißt Shona ihre Kinderpistole aus ihrem Stiefelschaft und hält sie Rock an den Kopf, schlägt Rustin Snake den Revolver aus der Hand, Rupert fällt mit einem gezielten Tritt Otis, und Rina und Stockard stürmen mit gezogenen Waffen in den Raum.
CRAZY WILL
Libertà, libertà, libertà!
Rina packt ihr Arsenal von Handschellen aus und Rupert, Stockard und Shona helfen ihr dabei, den Gangstern Handschellen anzulegen.
RINA MALDE
(fröhlich)
Im Namen des Gesetzes sind Sie verhaftet!
Noah bewacht Crazy Will, der sich langsam wieder anzieht und Jeroen, wie seine Marke ihn ausweist, vom FBI, ist am Telefonieren.
Praxeda, Robbie und Neeva bleiben erschöpft auf dem Sofa sitzen und beobachten schweigend und erleichtert das Geschehen.
ROBBIE
Oh, man! Was für ein Film! Ich brauche einen Drink!
NEEVA SHASHAWNEE
(plappert aufgeregt)
Ja! Was für ein Film! Die letzen Szenen waren so......realitätsnah. Die Szene, wo der Produzent sich auszieht, ist das so wie bei Hitchcock?
Praxeda starrt Neeva entgeistert an.
PRAXEDA EMPRESS
Sie meinen, dass Hitchcock in seinen Filmen immer kurz auftauchte?
Neeva nickt.
PRAXEDA EMPRESS
Ich wusste gar nicht, dass das der Produzent ist!
Praxeda blickt Robbie fragend an.
PRAXEDA EMPRESS
Bringen Sie mir bitte einen Drink mit! Ulysses! Und dieser Lady hier wohl besser auch!
Robbie holt grinsend Cognac und Gläser und schenkt beiden Frauen ein.
ROBBIE
Ich trinke darauf, dass wir wieder einmal dem Tod von der Schippe gesprungen sind und auf ein glorreiches Drehbuch!
PRAXEDA EMPRESS
Ich trinke darauf, dass der Rest des Abends etwas besinnlicher wird!
NEEVA SHASHAWNEE
Und ich trinke darauf, dass das ein toller Film wird!
Klirrend stoßen sie ihre Gläser zusammen.
Rinas fröhliche Stimme prasselt durch den Raum.
RINA MALDE
Sie haben das Recht zu Schweigen. Wenn Sie auf dieses Recht zu Schweigen verzichten, wird und kann alles was Sie sagen vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Sie haben das Recht ein Telefongespräch zu führen. Fröhliche Weihnachten!
Crazy Will, Snake, Rock und Otis werden auf einer Couch drapiert und alle anderen finden sich zu einer lebhaften Runde auf den übrigen Couchen ein.
ROBBIE
Ich habe nur eine Frage! Wer zum Teufel ist Loretta?
STOCKARD DARIUS
(zerknirscht)
Ich wollte dir ein Weihnachtspräsent senden. Ich beauftragte eine Begleitserviceagentur, dir eine hinreißende Abwechslung zu senden. Ich hatte nicht geahnt, dass ich damit eine Verbrechenslawine auslöse.
SHONA FOX
Loretta ist Praxtons Tochter und die Begleitserviceagentur Rosenblüte zieht praktisch jeden ins Verderben.
NOAH KENNETH GORDON
Der britische Geheimdienst hat Praxton schon lange im Visier. Doch nie zuvor konnte man ihm überhaupt etwas beweisen, jetzt wahrlich ist das Spiel aus. Ich wünschte nur, wir hätten das Massaker in Morgenröte verhindern können.
RINA MALDE
Da kann ich Sie beruhigen, das haben wir uns lediglich ausgedacht.
Szene:199 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Langsam bricht die Morgendämmerung an. Der Schneesturm hat sich zögernd gelegt und die Morgenröte taucht die glitzernde Schneelandschaft in rotgoldene Töne.
STOCKARD DARIUS Gedankenstimme: (V.O.)
Die Nacht Rupert, die Nacht haben wir endlich hinter uns gebracht!
Praxeda und Robbie sitzen schläfrig auf dem Sofa und starren hinaus in das immer gleißender werdende Licht.
PRAXEDA EMPRESS
(schläfrig)
Ulysses?
ROBBIE
Hmmh?
PRAXEDA EMPRESS
Wie heißen Sie eigentlich wirklich?
ROBBIE
William!
PRAXEDA EMPRESS
William?
Im Hintergrund reißt sich Crazy Will erneut die Kleider vom Leib.
CRAZY WILL
Libertà, libertà, libertà!
Szene:200 AUSSEN - ANWESEN WINTERBLUM -GARTEN
Mit lautem Dröhnen und Röhren landen die Hubschrauber der Polizei und Interpol im Garten. Crazy Will und seine Gefolgsleute werden abgeführt in zwei Hubschrauber verfrachtet und steigen gen Himmel auf.
Beamter
Bis wir Ihre Aussagen aufgenommen haben, bitten wir Sie alle vor Ort zu bleiben.
Zurück bleiben Praxeda, Robbie, Stockard, Shona, Neeva, Rina, Rupert, Noah, Jeroen und Rustin. Müde und erschöpft hocken alle am Küchentresen bei Kaffee und Frühstück.
PRAXEDA EMPRESS
Ich hatte ja gehofft, den nächsten Flieger nach Hawaii zu steigen! Eden, hier können Sie ungestört Äpfel verspeisen! Was für ein blöder, abstruser Witz! Was soll das überhaupt, dass wir vorerst hier bleiben sollen? Erwarten wir noch ein paar Verbrechersyndikate zum Frühstück?
Stockard wühlt in den Küchenschubladen.
STOCKARD DARIUS
Na, wenigstens hätten die ein paar Messer dabei!
ROBBIE
(grinst)
Die haben wir vergraben! Unter dem Zebrabaum!
PRAXEDA EMPRESS
(genervt)
Zedrellabaum! Sie können Sie ja jetzt wieder ausgraben! Also, warum sollen wir noch hier bleiben?
Rebellisch blickt sie von Noah zu Jeroen. Stockard macht sich ohne Kommentar auf den Weg in den Wintergarten, um die Messer zu holen. Noah beginnt zu lachen.
NOAH KENNETH GORDON
Was ist los mit dir, Engelchen, freust du dich nicht mich wiederzusehen?
PRAXEDA EMPRESS
Doch, nur...
Sie blickt beunruhigt auf Robbie, der sie interessiert betrachtet und wendet sich verstummend Noah zu. Noah mustert sie und Robbie, grinst wie ein Honigkuchenpferd und zwinkert ihr schließlich zu.
JEROEN IMOGEN
Praxeda, bitte entschuldigen Sie meine Neugier. Warum haben Sie Ihren Bruder nicht erkannt und wie haben Sie sich überhaupt verloren?
Praxeda und Noah blicken sich verschwörerisch an.
NOAH KENNETH GORDON
(bedächtig)
Wir waren im gleichen Waisenhaus!
PRAXEDA EMPRESS
(trotzig)
Noah ging schon als Junge fort und ich kam in eine Familie, bekam einen neuen Namen. Damals wollte man uns trennen, weil es hieß, zusammen seien wir eine explosive Mischung! Im wahrsten Sinne des Wortes. Doch das ist eine andere Geschichte, Mr. FBI!
Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Warum sollen wir hier bleiben?
JEROEN IMOGEN
Eine reine Formsache, bis Ihre Aussagen protokolliert sind! Morgen früh kommt ein Vernehmungsbeamter, der ihre Aussagen aufnehmen wird!
Jeroens Telefon beginnt zu klingeln. Er angelt es aus seiner Innentasche und stellt die Verbindung her.
JEROEN IMOGEN
Loretta!
Alle Augen heften sich auf ihn.
Szene:201 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-BÜRO VON CRAZY WILL
Geteilter Bildschirm:

Jeroen am Küchentresen. Anwesen Winterblum
 
 
JEROEN IMOGEN
Loretta! Das ist wunderbar! Das freut mich!
 
 
 
 
 
 
 
 
JEROEN IMOGEN
Loretta, ihr Vater ist verhaftet worden! Der Plan Winterblum zu entführen ist durch Sie ja vereitelt worden. Ihr Vater wollte ihn, für Ihr Verschwinden bezahlen lassen, doch dieser Plan ist gescheitert und Ihr Vater wurde festgenommen.
JEROEN IMOGEN
Ich hoffe nicht! Wir haben auch noch nicht alle Zusammenhänge geklärt! Sind Sie unverletzt? Da war Blut in Ihrem Wagen!
 
 
 
JEROEN IMOGEN
Ja, sicher, richte ich das Noah aus!
JEROEN IMOGEN
Ich weiß nicht so recht, Loretta!
 

Loretta im Büro von Crazy Will LORETTA DIAMOND
(aufgeregt)
Jeroen? Daddy hatte meine Mutter jahrelang in einem unterirdischen Gefängnis gefangen gehalten! Ich habe ihn fortgelockt und sie endlich gefunden! Oh, Jeroen, Williams Mysterium ist gelüftet!
 
LORETTA DIAMOND
Wissen Sie! Ich habe das alles Noah zu verdanken! Dieser stumme Diener meines Vaters ist nicht stumm, ich meine sie ist eine Frau! Ich meine, Kia Ming, die schwarzverhüllte Frau, hat mich zu meiner Mutter geführt! Ich bin so glücklich! Wissen Sie, Noah hat die ganze Zeit herauszufinden versucht, wo mein Vater Madolyn gefangen hält und Kia Ming hatte immer solche Angst vor Daddy. Er drohte immer ihre Familie zu töten und Noah hat sie alle in Sicherheit gebracht. Er hat ihr dann die Bücher für Mum gegeben. Ach, Jeroen! Und sie hat ihn hypnotisiert, dass er sich die Kleider vom Leib reißt! Er ist ein Untier. Ich verachte ihn für das, was er Madolyn angetan hat.
 
 
LORETTA DIAMOND
Ist auch wirklich niemand getötet worden?
 
LORETTA DIAMOND
Ja, ich bin unversehrt. Das war Parkers Blut. Er hat sich die Nase gestoßen, als er den Wagen in den Graben fuhr.  Jeroen und Sie? Kommen Sie bald nach Hause? Und sagen Sie Noah, dass Madolyn und Kia Ming in Sicherheit sind?
LORETTA DIAMOND
Und kommen Sie nach Hause? Jeroen, bitte kommen Sie!
LORETTA DIAMOND
Wenn Sie es nicht wissen, dann ......ich warte auf Sie! Und laden Sie bitte alle herzlich zu meiner Sylvesterparty ein! Jeroen, ich warte auf Sie!
Szene:202 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -AM KÜCHENTRESEN
Nachdenklich klappt Jeroen sein Telefon ein und blickt Noah mit großen Augen an.
JEROEN IMOGEN
Jetzt verstehe ich so einiges! Praxton hielt seine Frau im Keller gefangen. Ihr ist die Flucht, dank Ihnen Noah, und Loretta und seines Dieners gelungen. Madolyn hat Praxton hypnotisiert und er muss sich die Kleider vom Leib reißen, wenn er das Stichwort hört. Loretta ist mit Kia Ming bei ihrer Mutter und in Sicherheit. Und sie lädt alle herzlich zu ihrer Sylvesterparty ein.
JEROEN IMOGEN Gedankenstimme: (V.O.)
Sie trägt wohl mein Herz spazieren......und Noahs Herz ist gewiss nicht begraben.
SHONA FOX
(kichert)
Dann wissen wir ja immerhin, warum Praxton sich die Kleider vom Leib riss! Die Bücher würde ich wohl gerne mal lesen!
Stockard sieht sie überrascht an.
STOCKARD DARIUS
Würde Ihnen ein Mann gefallen, der sich die Kleider vom Leib reißt?
SHONA FOX
Sicher! Wenn er nur nicht so hässlich wie Praxton ist!
Die Frauen kringeln sich vor Lachen.
RINA MALDE
Was für ein Abend! Internationales Verbrechersyndikat, Männerstriptease, Britischer Geheimdienst und das FBI! Am Anfang dachten wir Sie wären vom CIA!
Rina grinst Praxeda an.
PRAXEDA EMPRESS
(lachend)
Sie wussten doch gar nichts von mir!
RINA MALDE
Ähm!
Stockard Grinsen gefriert. Shona lächelt verlegen. Stille keimt auf.
PRAXEDA EMPRESS
Woher wussten Sie von mir?
Praxeda blickt Rina, Stockard, Shona und zuletzt Robbie fragend an.
RUSTIN DEAN
Ich muss nach den Hunden sehen!
Rustin verschwindet durch die Tür. Rina räuspert sich verhalten.
RINA MALDE
Ich glaube, dass sollten Sie besser alleine klären!
Sie folgt Rustin nach draußen. Rupert versteht Rinas Wink und nickt Neeva zu.
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
Wollen Sie den herrlichen Wintergarten sehen?
Neeva lächelt ihn glückselig an. Rupert reicht ihr seinen Arm und eingehackt stöckelt sie an seiner Seite davon. Jeroen und Noah, neugierig geworden, bleiben mit den anderen zurück.
PRAXEDA EMPRESS
Woher wussten Sie von mir?
ROBBIE
Von mir! Als sie bewusstlos waren, rief ich Stockard an und erzählte ihm von Ihnen.
PRAXEDA EMPRESS
Wie haben Sie ihn angerufen, wenn das Telefon nicht funktionierte?
Aus zornesfunkelnden Augen blickt sie ihn an. Robbie hebt abwehrend die Hände.
ROBBIE
Okay. Ich habe gelogen!
PRAXEDA EMPRESS
Warum? Sie hätten... Das ist doch...
Praxeda stockt, ringt nach Worten und schüttelt schließlich den Kopf.
ROBBIE
Praxeda, es tut mir leid! Es tut mir ehrlich leid! Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gutmachen kann!
Stockard und Shona blicken sich verlegen an.
NOAH KENNETH GORDON
Ach, Praxeda! Sieh es doch von der positiven Seite! Du hast ein rasantes Abenteuer überlebt, wir haben uns endlich wiedergefunden und diesen Ulysses brauchst du ab morgen nie wieder zu sehen!
Nun funkeln Robbies Augen Noah zornig an. Neevas quietschende Stimme dringt in der Stille plappernd aus dem Nebenraum.
NEEVA SHASHAWNEE
Tannenbaum? Sie heißen wirklich Tannenbaum?
PRAXEDA EMPRESS
Und...
Praxeda blickt jetzt auch Noah aufgebracht an.
PRAXEDA EMPRESS
Ob ich den Rest des Tages hier überlebe ist noch ungewiss!
Sie springt auf und schreitet wütend auf die Kellertreppe zu.
ROBBIE
(zerknirscht)
Wo wollen Sie hin?
PRAXEDA EMPRESS
Ihren verdammten Piratenschatz plündern!
Praxeda verschwindet im Keller. Alle anderen bleiben am Tresen sitzen.
ROBBIE
(stöhnt)
Oh, man! Ich bin doch ein echter Idiot!
Robbie stützt seinen Kopf auf dem Frühstückstresen auf. Shona nickt, bemerkt es aber gleich und schweigt sich lieber darüber aus. Noah klopft Robbie aufmunternd auf die Schulter.
NOAH KENNETH GORDON
Machen Sie sich nichts draus! Sie hat sich früher ständig irgendwelche Räuberpistolen ausgedacht! Selbst auf so einfache Fragen hin, wer die Süßigkeiten genommen hat, waren es stets irgendwelche Wichtel, Gnome oder sogar einmal der Weihnachtsmann gewesen, der den armen Kindern etwas Süßes bringen wollte. Sagen Sie ihr einfach die Wahrheit!
ROBBIE
(seufzt)
Ich habe ihr gerade die Wahrheit gesagt!
NOAH KENNETH GORDON
Nein, ich meine die Wahrheit!
Noah Kenneth Gordon klopft ihm noch einmal auf die Schulter und schenkt sich Kaffee ein. Praxeda kommt aus dem Keller zurück und schwenkt grinsend die Flasche aus dem Piratenschatz.
PRAXEDA EMPRESS
(ruft)
Echter Freibeutergeist!
Robbie dreht sich zu ihr herum.....und sein Grinsen bleibt ihm im Halse stecken. Hinter Praxeda kommt der Bär die Kellertreppe herauf. Praxeda Empress hat ihn noch nicht bemerkt.
ROBBIE
(erschrocken)
Arrggh!
Praxeda hat ihr Augenmerk auf Robbie gerichtet und bemerkt nicht das Entsetzten in den Augen der Anderen. Jeroen nestelt nach seinem Revolver und zu seiner Bestürzung, sieht er ihn auf dem Couchtisch liegen. Noah ist weiß wie der Schnee geworden.
PRAXEDA EMPRESS
Ulysses! Sie sind doch wirklich ein komischer Typ! Sie blicken mich schon wieder an, als würde die leibhaftige Medusa vor Ihnen stehen! Ich werde aus Ihnen nicht schlau. Den Rest des Tages werde ich hoffentlich sturztrunken verbringen und morgen.......morgen.......endlich, brauchen Sie mich niemals wiedersehen!
Sie entkorkt die Flasche und nimmt einen kräftigen Hieb.
ROBBIE
(flehend)
Nein! Bitte bleiben Sie ganz ruhig stehen!
JEROEN IMOGEN
(leise, eindringlich)
Rühren Sie sich nicht!
SHONA FOX
(ächzt)
Jesses!
NOAH KENNETH GORDON
(krächzt)
Uff!
STOCKARD DARIUS
(klagt)
Himmel!
Praxeda gewahrt, dass alle auf einen Punkt hinter ihr starren. Langsam dreht sie sich herum.
PRAXEDA EMPRESS
(ruhig)
Das ist doch bloß Mäuschen!
Sie nimmt noch einen Schluck.
PRAXEDA EMPRESS
Ich glaub ich nehme jetzt meinen hysterischen Anfall!
STOCKARD DARIUS
(keucht)
Das nennt sie einen kleinen Bären!
SHONA FOX
Wer?
STOCKARD DARIUS
Rina!
Die Haustür wird aufgestoßen und lachend kommen Rina und Rustin ins Haus gestapft. Rustin lässt die Metallkiste, die er in den Händen trägt, im nächsten Augenblick scheppernd zu Boden fallen und hangelt nach seinem Betäubungsgewehr.
RINA MALDE
(juchzt glücklich)
Doggy! Wo haben Sie ihn denn gefunden?
Sie eilt auf Doggy zu und tätschelt ihm zärtlich den Kopf.
RINA MALDE
Bist wohl hungrig? Hmmh?
Schuldbewusst blickt Rina Rustin an.
RINA MALDE
Rustin, ich muss dir auch ein Geständnis machen. Doggy ist kein Hund!
PRAXEDA EMPRESS
Geben Sie ihm lieber schnell was zu essen, bevor er noch uns verspeisen will!
Erleichtert lässt sie sich wieder auf den Stuhl neben Robbie sinken. Doggy brummt freudig, als Rina ihn mit Äpfeln, Käsebrötchen, Eiern und Fischhäppchen füttert.
RINA MALDE
(schmunzelnd)
Muss der Bär auch seine Aussage machen, oder darf wenigstens er nach Hause?
JEROEN IMOGEN
(schüttelt den Kopf)
Bringen Sie ihn besser heim und kommen morgen ohne ihn wieder!
RINA MALDE
Gut! Rustin muss seine Hunde versorgen. Wir kommen morgen wieder! Gute Nacht allerseits. Wir haben uns den Schlaf wohl redlich verdient!
Rustin Dean, Rina Malde und Doggy winken noch einmal und gehen hinaus.
Nacheinander gähnen alle und blicken sich aus übernächtigten Augen an.
STOCKARD DARIUS
Ich muss ins Bett! Die Gästezimmer sind im ersten Stock. Alles Nötige finden Sie im Bad.
Er nickt der Runde zu und macht sich auf den Weg. Wie auf Kommando folgen ihm alle, die Treppe hinauf.
PRAXEDA EMPRESS
War das jetzt endlich der Showdown?
STOCKARD DARIUS
(seufzt)
Wenn man nicht noch die Mama von dem Bären erscheint! Na, dann, gute Nacht!
NEEVA SHASHAWNEE
(trällert)
Träumen Sie süß! Ich liebe Happy ends!
RUPERT DAMIAN TANNENBAUM
(brummt)
Nacht, allerseits!
SHONA FOX
(gähnt)
Schlafen Sie gut!
JEROEN IMOGEN
Gute Nacht!
NOAH KENNETH GORDON
(kichert)
Schöne Träume!
ROBBIE
Ende gut, alles gut!
PRAXEDA EMPRESS
Nur keine Panik!
Szene:203 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -MITTERNACHTSBLAUES ZIMMER 2. STOCK
Robbie wirft sich unruhig in seinem Bett herum. Der Wind hat die Schneedecke von der Glaskuppel seines mitternachtsblauen Zimmers fortgeweht und er stiert freudlos auf den kristallklaren Sternenhimmel.
Vor seinem geistigen Auge taucht immer wieder Praxedas Gesicht auf.
Missmutig steht er auf und zieht sich seine Sachen an.
ROBBIE
Sie hat schon Recht! Den Rest des Tages werde hoffentlich auch ich sturzbetrunken verbringen!
Szene:204 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -TREPPENHAUS/KAMINZIMMER
Trübselig schlendert Robbie die Treppen hinunter. Das Kaminfeuer knackt und lodert und davor sitzt eine einsame Gestalt im Feuerschein.
ROBBIE
(erstaunt)
Praxeda?
PRAXEDA EMPRESS
Ja.
ROBBIE
Was machen Sie denn hier?
PRAXEDA EMPRESS
Ich kann nicht schlafen!
ROBBIE
Ich auch nicht! Darf ich mich zu Ihnen setzen?
PRAXEDA EMPRESS
Sicher. Überdies bin ich hier Gast! Sie dürfen hier tun, was Sie wollen!
Sie würdigt ihn keines Blickes und starrt weiter in das lodernde Feuer. Robbie setzte sich neben sie.
ROBBIE
Ich verstehe ja, dass Sie wütend auf mich sind!
PRAXEDA EMPRESS
Ich bin nicht wütend auf Sie!
ROBBIE
Warum sehen Sie mich dann nicht an?
Erwartungsvoll blickt Robbie sie an.
PRAXEDA EMPRESS
(trotzig)
Ich weiß mittlerweile, wie Sie aussehen!
Ihre stahlblauen Augen fixieren ihn. Sie wedelt mit einer Karte in ihrer Hand.
PRAXEDA EMPRESS
Wollen Sie die Karte sehen?
ROBBIE
Was für eine Karte?
PRAXEDA EMPRESS
Die streng geheimen, gefährlichen Unterlagen aus dem Spezialkoffer aus hochlegiertem Chrom-Vanadium-Stahl mit titangehärteten Schlössern aus Manganstahl. Rustin hat ihn vorhin gebracht!
Sie reicht ihm die Karte.
ROBBIE
Ist das die Karte, die Sie bekommen haben?
Robbie betrachtet das Bild auf der Postkarte. Eine Fotomontage aus mehreren Bildern. Eine Landstrassenallee, blühende Gärten, ein Häuschen mit einem Zierteich davor und einem Apfelbaum und ein Foto vom Ortsschild

Eden.
ROBBIE
Darf ich sie lesen?
PRAXEDA EMPRESS
Sicher!
Praxeda stiert ins Feuer.
So wie der verbotene Apfel im Paradies die süßeste aller Früchte ist, so ist Eden der idyllischste Flecken auf dieser Erde. Nur hier können sie in aller Seelenruhe ungestraft Äpfel verspeisen!, steht in kunstvoll geschwungener Handschrift darauf.
Nachdem er die Karte gelesen hat, fängt Robbies Lachen mit einem stillen Zittern an, geht in ein Kichern über, bis er dann schallend lacht, bis ihm die Tränen über die Wangen laufen. Er bringt Praxeda schon allein durch sein lächerliches Gelächter zum Lachen.
Robbie reibt sich die Lachtränen aus den Augen und versucht Praxeda beherrscht anzublicken.
ROBBIE
Ich kenne diese Handschrift! Ich zeige sie Ihnen!
Er spurtet in den Steuerungsraum, um ein Blatt Papier zu holen, das er Praxeda reicht.
Du hast Danke! gesagt! Frohe Weihnacht! Dein Freund Stockard. Praxeda besieht sich ungläubig die Handschrift.
PRAXEDA EMPRESS
(verwirrt)
Stockard? Ich habe ihn heute das erste Mal gesehen!
Robbie betrachtet die Handschriften eingehend.
ROBBIE
Das ist eindeutig Stockard Handschrift! Ich bin neugierig, wie Stockard das erklären will!
Robbie stapft schnurstracks die Treppe hoch und hämmert bei Stockard an die Tür.
ROBBIE
Stockard?
STOCKARD DARIUS
(knurrt verschlafen)
Verflixt! Komm herein!
ROBBIE
Stockard! Diese Postkarte hast Du Praxeda geschickt!
Stockard macht Licht und blickt Robbie verwirrt an.
STOCKARD DARIUS
Ich kenne sie doch gar nicht, warum sollte ich ihr eine Postkarte schicken?
Robbie setzt sich auf die Bettkante und reicht Stockard die Karte.
ROBBIE
Das ist doch deine Handschrift!
Stockard betrachtet verschlafen die Postkarte, dreht sie um und nickt schließlich.
STOCKARD DARIUS
(wissbegierig)
Wo hast du die her? Das ist richtig! Ich habe diese Karte geschrieben! Allerdings an Shona! Das weiß ich mit Sicherheit! Sie sagte einmal, dass sie in der Computerzentrale nicht einmal dazu kommt, ungestört einen Apfel zu essen. Und Shona ist die Einzige, an die ich eine Karte mit der Unterschrift Stockard gesendet habe! Sicher!
ROBBIE
Diese Karte hat Praxeda mit der Post bekommen!
STOCKARD DARIUS
Sieh mal Robbie! Die Adresse habe ich nicht geschrieben.
ROBBIE
Shona?
STOCKARD DARIUS
Vielleicht sollten wir Shona wecken und sie fragen! Wieso schläfst du eigentlich nicht?
ROBBIE
Praxeda und ich sitzen am Kamin. Wir konnten beide nicht schlafen.
STOCKARD DARIUS
(grinst)
Okay, ich wecke Shona und wir kommen gleich zu euch!
Szene:205 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
ROBBIE
Stockard hat die Karte geschrieben! Er hat sie allerdings an Shona geschickt!
PRAXEDA EMPRESS
Und wieso hat er sie dann an meine Adresse geschickt?
ROBBIE
(kratzt sich am Kopf)
Stockard weckt Shona und sie kommen gleich herunter! Vielleicht können wir dann ein wenig Licht in diese Angelegenheit bringen! Je mehr wir über die Sache reden, desto undurchsichtiger und komplizierter scheint sie zu werden!
Shona und Stockard kommen verschlafen die Treppe herunter. Shona kocht als erstes Kaffee und setzt sich mit ihrer Tasse in der Hand zu Praxeda und Robbie. Eine Weile betrachtet sie schweigend die Karte. Sie pustet auf ihren dampfenden Kaffee und legt ihre Hand im Nacken in Denkpositur.
SHONA FOX
Ich erinnere mich an diese Karte! Ich habe sie dann an unsere Pinnwand in der Computerzentrale gepinnt. Sehen Sie?
Sie deutet auf ein winzig kleines Loch in der oberen Hälfte der Karte.
SHONA FOX
Da steckte die Nadel drin!
ROBBIE
Wie kommt sie dann zu Praxeda?
SHONA FOX
Dafür gibt es nur eine Erklärung!
Shona erhebt sich und schreitet schnurstracks auf den Steuerungsraum zu.
Szene:206 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -STEUERUNGSRAUM
SHONA FOX
(zischt)
Diese Halunken!
Stockard, Praxeda und Robbie sind ihr neugierig gefolgt und Praxeda blickt sich verwundert in dem Raum um und bedenkt Robbie mit einem missbilligenden Blick.
Shona hantiert mit einigen Knöpfen und hat schon nach wenigen Sekunden eine Videokonferenz mit der Computerzentrale in London zustande gebracht.
SHONA FOX
Kadda, Malcolm?
Shona Fox hält die Karte vor die Kamera, dass beide sie erkennen können.
SHONA FOX
Erklären Sie das bitte!
KADDA NEELS
Shona! Hi!
MALCOLM RAY
Shona! Hi!
Kadda und Malcolm werfen sich überraschte Blicke zu.
SHONA FOX
Erklären Sie bitte!
KADDA NEELS
Ähm!
MALCOLM RAY
Ähm!
KADDA NEELS
Shona. Sie wissen doch von dem Computerprogramm, das wir geschrieben haben.
Shona lässt keine Regung erkennen.
KADDA NEELS
Miss Empress und Robbie sollten sich ja treffen! Doch irgendwie ist es anders gekommen, als wir dachten!
STOCKARD DARIUS
Ich verstehe gar nichts mehr!
SHONA FOX
(kühl)
Woher hatten Sie die Daten von Miss Empress?
MALCOLM RAY
(kleinlaut)
Aus dem Computer des Geheimdienstes.
SHONA FOX
(schneidend)
Und wie war das Treffen geplant?
KADDA NEELS
(rauft sich die Haare)
Wir haben ein Paket bei Miss Empress deponiert. So wie wir es eingeschätzt haben, hätte sie das Paket morgen zu Robbie gebracht!
SHONA FOX
(zischt)
Wir sprechen uns noch! Zufall und Synchronizitäten, daran müssen Sie wohl noch eine Weile arbeiten!
Erbost drückt sie die Ende-Taste und sieht sich drei wissbegierigen Zuhörern gegenüber.
Szene:207 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Shona, Stockard, Robbie und Praxeda sitzen, jeder einen dampfenden Becher mit Kaffee, den Stockard gekocht hat, wieder vor dem Kaminfeuer.
SHONA FOX
Also! Eines der Computerprogramme, die Kadda und Malcolm geschrieben haben, stellt Zusammenhänge zwischen Synchronizitäten, ich meine, Gleichheiten, Ähnlichkeiten von Fingerabdruckmustern und, ich würde es...
Shona Fox wirft einen Blick auf Praxeda.
SHONA FOX
.....Sympathiebekundungen, Libido oder Anziehungskraft nennen, her.
Shonas Blick wechselt zwischen Praxeda und Robbie.
SHONA FOX
Anhand Ihrer Fingerabdrücke, sollten Sie beide, um es in Kaddas Worten zu sagen, kompatibel sein. Dann arbeiten die beiden einen Plan aus, der ihre Probanden zusammenführen soll. Das nennen sie Bestimmung des Zufalls.
Praxeda und Robbie schauen sich entgeistert an. Beide fangen gleichzeitig zu sprechen an.
PRAXEDA EMPRESS
Zufall..
ROBBIE
Berechenbares Geschehen...
Einvernehmlich nicken die beiden.
SHONA FOX
Natürlich können die beiden niemals den gesamten Zufall vorausberechnen. Wenn Zufall das unerwartete Ereignis, oder das ohne Absicht oder Gesetzmäßigkeiten Geschehende, meint. Sie haben nicht damit gerechnet, dass Stockard Ihnen...
Sie nickt Robbie zu.
SHONA FOX
.....ein Weihnachtsgeschenk senden wollte, oder dass Sie...
Sie blickt Praxeda an.
SHONA FOX
....auf dem Weg hierher überfallen werden! Doch jetzt, müssen Sie mich ehrlich entschuldigen! Ich bin todmüde und schlafe gleich trotz des Kaffees ein!
STOCKARD DARIUS
Ich schließe mich Shona an!
Beide erheben sich zum Gehen.
STOCKARD DARIUS
Eine Sache Shona, würde mich aber brennend interessieren, haben Kadda und Malcolm das Programm jemals auf uns beide angewandt?
Shona enthält sich einer Antwort, doch ihr Gesicht färbt sich rot.
SHONA FOX
Gute Nacht!
Szene:208 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-LICHTER TAG-CONTINUOUS
Praxeda und Robbie erwachen gleichzeitig, auf den Fellen vor dem noch spärlich glimmenden Kaminfeuer liegend, vom Dröhnen des Helikopters, der rauschend und schneestobend im Garten vor dem Haus landet. Erschrocken und erstaunt darüber, dass sie sich verschlungen in den Armen liegen, springen sie beide wie Federmesser auf. Alle anderen sind schon aufgestanden und sitzen in einer heiteren Frühstücksrunde am Küchentresen. Noah blinzelt schelmisch, Jeroen grinst, Rupert und Neeva turteln, Shona lächelt und Stockard wirkt verlegen.
Küchentresenrunde
Guten Morgen!
Gleichzeitig mit den Vernehmungsbeamten kommen auch Rustin und Rina ins Haus.
Praxeda geht Duschen, Robbie springt kurz in den Pool. Verlegen begegnen sie sich kurze Zeit später am Frühstückstisch. Hin und wieder werfen sie sich verstohlene Blicke zu.
Sie Vernehmungsbeamten sitzen derweil an den Couchtischen, verhören einen nach dem anderen, und tippen stirnrunzelnd die einzelnen Aussagen mit flinken Fingern in ihre Laptops ein. Shona, die gerade ihre Aussage gemacht hat, setzt sich schmunzelnd neben Praxeda.
SHONA FOX
Den Vernehmungsbeamten fehlen nur noch Ihre und Winterblums Aussage! Wenn Sie die gemacht haben, dürfen wir alle gehen!
PRAXEDA EMPRESS
Shona. Bitte wie nennen die beiden eigentlich ihr Computerprogramm?
SHONA FOX
Omegalpha. Synchronismus und Zufall. Kadda und Malcolm nennen es allerdings ZTT 08, was immer das auch heißen mag.
ROBBIE
Und wie hoch ist die Trefferquote, oder die Erfolgsquote?
SHONA FOX
Darüber schweigen die beiden sich aus. Gelegentlich hängen sie Zeitungsausschnitte und Berichte an die Pinnwand, über irgendwelche Stars, die eine Beziehung angefangen haben, oder geheiratet haben, oder irgendwelche Paparazzobilder. Sie haben eine ganze Galerie davon gesammelt. Doch wer davon zu ihren Probanden gehörte, kann ich nicht sagen! Manchmal liegen sie ja auch gänzlich daneben!
Shona sieht mit einem feixenden Blick auf Robbie. Robbie blickt sie empört an.
Jeroen kommt an den Frühstückstresen und unterbricht die Runde.
JEROEN IMOGEN
Wenn Sie jetzt bitte noch ihre Aussagen machen würden!
Er zwinkert Praxeda zu.
JEROEN IMOGEN
Dann können Sie endlich auf nach Thule!
Szene:209 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER-CONTINUOUS
Am Couchtisch. Die Vernehmungsbeamten haben Robbie und Praxeda verhört. Sie packen ihre Sachen zusammen.
ROBBIE
Wenn die man aus dem ganzen Tohuwabohu schlau geworden sind! Wo ist Thule?
PRAXEDA EMPRESS
Das ist ein sagenumwobenes Land, am Rand der Welt!
Praxeda beginnt ihre Sachen zusammen zu packen.
ROBBIE
(zerknirscht)
Sie wollen wirklich gehen? Fliegen Sie wirklich nach Hawaii?
PRAXEDA EMPRESS
(schüttelt den Kopf)
Nein, ich werde Rina bitten, mir den Weg zu meiner Hütte zu zeigen. Ich werde noch ein paar Tage dort bleiben!
ROBBIE
Gehen Sie zu Lorettas Party?
PRAXEDA EMPRESS
(zuckt mit den Schultern)
Vielleicht! Was werden Sie tun?
ROBBIE
(zuckt mit den Schultern)
Ich denke, ich werde noch ein paar Tage hier bleiben. Vielleicht werde ich zu Lorettas Party gehen. Bitte, werden Sie mir das Drehbuch schreiben? Sie brauchen sich ja nicht einmal etwas auszudenken! Sie brauchen nur alles aufschreiben! Jeroen würde Ihnen sicher alle Aussagen besorgen, ich gebe Ihnen alle Tonbänder!
Praxeda zieht überrascht ihre Augenbrauen hoch.
PRAXEDA EMPRESS
So eine abstruse Geschichte würde einem kein Mensch abnehmen!
ROBBIE
Bitte bleiben Sie noch!
Aus Robbies Augen sprechen Tantalusqualen.
PRAXEDA EMPRESS
(spöttisch)
Wollen Sie mich zum Tychismus bekehren?
Robbie blickt sie fragend an.
PRAXEDA EMPRESS
Tychismus ist die Lehre von der Herrschaft des Zufalls im Weltgeschehen!
ROBBIE
Nein, eher wollte ich Sie tausendfach um Verzeihung bitten, dazu brauche ich ein paar Tage! Kann ich Sie nicht zum Bleiben bewegen?
Praxeda schüttelt nachdrücklich ihren Kopf.
PRAXEDA EMPRESS
Sie werden froh sein, mich endlich los zu sein!
Alle anderen sind bereits reisefertig.
SHONA FOX
(zu Robbie)
Falls Sie wirklich in Eden bleiben wollen, weise ich jegliche weitere Verantwortung von mir!
ROBBIE
Ist schon in Ordnung, Shona! Ich kann Ihnen auch schriftlich geben, dass ich, gegen Ihren ausdrücklichen Wunsch, hier bleibe. Ich danke Ihnen und Stockard und allen anderen für den selbstlosen Einsatz! Danke!
Stockard klopft ihm auf die Schulter, Shona, Jeroen, Noah, Rupert, Rustin und Rina und die Vernehmungsbeamten schütteln ihm die Hand. Neeva küsst ihn auf beide Wangen. Einzig Praxeda bleibt auf Abstand vor ihm stehen.
PRAXEDA EMPRESS
Machen Sie's gut! Ich danke Ihnen, dass Sie mir das Leben gerettet haben! Frohe Weihnachten!
Alle durcheinander
Frohe Weihnachten!
Fröhliche Weihnachten!
Einzig Robbie schweigt.
NOAH KENNETH GORDON
Prax! Und du lass nicht wieder zwanzig Jahre vergehen, bis wir uns wiedersehen!
Noah Kenneth Gordon umarmt Praxeda.
NOAH KENNETH GORDON
Bis zur Party!
Alle durcheinander
Ja, bis zur Party! Auf Wiedersehen!
PRAXEDA EMPRESS
(zu Robbie)
Alles Gute dann, Ulysses!
Sie blickt ihm in die Augen und wendet sich um und lässt ihn an der Haustür stehen.
ROBBIE
Ja, alles Gute, Ephedra! Auf Wiedersehen!
Wehmütig blickt er ihr nach. Sie dreht sich noch einmal um und winkt fröhlich.
PRAXEDA EMPRESS
Ja, auf Wiedersehen!
Szene:210 INNEN - ANWESEN WINTERBLUM -KAMINZIMMER
Eine ähnliche Szene, wie am Anfang der Hauptfilmsequenz.
Robbie sitzt auf einer bequemen, flachen Couch, neben einem flackernden Feuer im Kamin, mit einer Gitarre auf dem Schoß, blickt unzufrieden durch die riesigen Fenster auf das Schneegestöber.
Das Feuer im Kamin ist fast erloschen und so macht er sich daran, es wieder in Gange zu bringen. Vertieft in die Tätigkeit, horcht er überrascht auf.
Eine harmonische Türglockenmelodie erklingt: Is there anybody in there?
Er hastet in den Steuerungsraum und drückt die Sprechtaste für den Außentormonitor.
ROBBIE
(hoffnungsvoll)
Ja?
PRAXEDA EMPRESS
Robbie? Hier ist Ihre Nachbarin. Bei mir ist ein Paket gelandet, dass an Sie adressiert ist!
ROBBIE
(freudig)
Bitte, kommen Sie doch herein! Das Tor ist ja kaputt, wie Sie sehen!
Er hastet zur Tür hinaus, ihr entgegen. Praxeda kommt, dick eingepackt, den langen Weg entlanggestiefelt und blickt ihn freudig an.
PRAXEDA EMPRESS
(lacht)
Sie gehen barfuss im Schnee!
Sie drückt ihm das riesige Paket in die Hand.
ROBBIE
(glückselig)
Bitte, wollen Sie zum Abendessen bleiben?
PRAXEDA EMPRESS
(spöttelnd)
Nur, wenn Sie mir schwören, dass Sie nie wieder solch eine Pizza bereiten!
Eine Schneewoge stob mit ihnen ins Haus.
ROBBIE
Ich bin froh, dass Sie da sind! Ich muss Ihnen noch so vieles sagen!
Achtlos wirft er das Weihnachtspäckchen auf die Couch, hilft Praxeda ihre dicke Steppjacke auszuziehen und deutet auf den Küchentresen.
ROBBIE
Wären Spagetti ein angemessenes Weihnachtsessen? Viel mehr ist wohl nicht im Haus. Sonst lauert im Kühlschrank nur noch ein Blumenkohl.
PRAXEDA EMPRESS
Spagetti sind goldrichtig! Ich habe einen Bärenhunger!
Haltlos fangen sie zu Lachen an. Robbie entkorkt eine Flasche Wein und einvernehmlich kochen sie ihr Abendmahl. Gesättigt und zufrieden lassen sie sich auf den Fellen vor dem flackernden Kaminfeuer nieder.
PRAXEDA EMPRESS
Sind Sie gar nicht neugierig, was in dem Paket ist?
ROBBIE
Eigentlich nicht! Das kann nicht annähernd so schön sein, wie Sie!
Praxeda blickt skeptisch auf das Päckchen.
PRAXEDA EMPRESS
Dann können wir nur hoffen, dass es keine Bombe ist!
Robbie springt auf und horcht an dem Paket.
ROBBIE
Ticken tut es nicht!
Er schüttelt das Päckchen und reißt es schließlich auf. Eine Weihnachtskarte fällt heraus. Praxeda Empress fängt sie auf.
ROBBIE
(leidenschaftslos)
Eine Gitarre.
PRAXEDA EMPRESS
(ehrfürchtig)
Von Elvis! Sie halten eine Gitarre von Elvis in der Hand!
Robbie mustert erstaunt die Gitarre.
PRAXEDA EMPRESS
(liest Karte vor)Frohe Weihnachten und viel Spaß mit Elvis Gitarre. Kadda und Malcolm
ROBBIE
Von Elvis zwar, aber schön ist sie nicht!
Lachend lässt er sich mit der Gitarre neben Praxeda nieder.
ROBBIE
Vorhin rief ich die beiden an. Ich war doch neugierig, was dieses Ztt08 bedeuten soll!
Robbie schenkt Wein ein.
PRAXEDA EMPRESS
Haben Sie es erfahren?
ROBBIE
(nickt)
Erst wollten sie nicht recht mit der Sprache raus. Zythera trifft Tyche! Die Null ist ein Kreis und die acht eine kosmische Schleife!
PRAXEDA EMPRESS
Und wer bitte sind Zythera und Tyche? Kreis und acht verstehe ich wohl.
ROBBIE
Zythera ist ein Name von Venus und Tyche ist......die Göttin des Zufalls!
Sie brechen in haltloses Lachen aus.
ROBBIE
Praxeda! Erinnern Sie sich? Sie wollten mir etwas sagen, falls wir das überleben würden!
Robbie müht sich, sein Lachen zu beherrschen.
PRAXEDA EMPRESS
(kichert)
Nein, was meinen Sie?
ROBBIE
Der Schauder der sie traf. Unten im Keller! Verraten Sie mir nun das Geheimnis, was Sie so erschreckt hat, als Sie so zusammenzuckten? Sie haben mir versprochen, dass
Sie es mir sagen, wenn wir heil herauskommen!
PRAXEDA EMPRESS
Das war nichts! Eine Panikattacke, Gänsehaut, hysterischer Anfall!
ROBBIE
Nein, die Wahrheit!
Robbie blickt sie eindringlich an, was ihm, mit solch einem Grinsen im Gesicht, gar nicht so leicht fällt.
ROBBIE
Bitte!
PRAXEDA EMPRESS
Das ist ....
ROBBIE
Bitte! Dann sage ich Ihnen, dass Passwort, dass mir peinlich war!
PRAXEDA EMPRESS
Also, gut! Mir fiel ein Zitat ein. Warum auch immer es mir in den Sinn kam.
Erwartungsvoll blickt Robbie sie an. Praxedas Augen irren erst umher und bleiben dann an ihm kleben.
PRAXEDA EMPRESS
Immer wenn sich die Schwingen zweier Seelengefährten streifen, spüren sie ein Gefühl, als würde ihnen gleichzeitig nach Lachen oder Weinen. Als würde sich eine Schlange durch ihre Säule winden. Es ist als würden Glocken läuten, als würde der Leib in tausend Sprachen schwätzen, ein Summen und Vibrieren. Es ist, als würde man einen Anruf von Gott erhalten!
ROBBIE
Das ist wunderschön!
Ein Summen singt in seinen Ohren.
PRAXEDA EMPRESS
...und? Ihr Passwort?
ROBBIE
Ja, das Passwort lautet...
Robbie blickt Praxeda tief in die Augen und legt zärtlich seine Arme um sie.
ROBBIE
....ich liebe Dich!
Szene:211 NACHSPANN- INNEN - VERLAGSBÜRO NEWBOOK 
Der Morgen graut schon am Firmament.
DIE FRAU
Hier endet die Geschichte! Was halten Sie von der Geschichte?
LEONARD NEWBOOK
Nun, ja. Erwarten Sie etwa eine objektive Kritik, wenn Sie hier hereinspaziert kommen und mich mit einer Waffe bedrohen? Warum sind Sie gerade zu mir gekommen?
DIE FRAU
(lachend)
Der Geist der Weihnacht hat sie zufällig erwählt! Und was die Waffe angeht....
Sie holt aus ihrer Tasche ein Päckchen Zigaretten hervor, steckt sich eine Zigarette zwischen ihre Lippen und paff, zündet sie mit der Feuerzeugpistole an.
DIE FRAU
(spöttelnd)
Welche Waffe? Wie ist denn Ihre subjektive Meinung zu der Geschichte?
LEONARD NEWBOOK
Nun, ja. Ich fand sie.......
Newbook sucht nach Worten.
LEONARD NEWBOOK
...recht amüsant. Wollen Sie, dass ich Sie verlege?
DIE FRAU
(schüttelt den Kopf)
Nein, das will ich nicht!
Newbook starrt sie überrascht an.
LEONARD NEWBOOK
Warum nicht?
DIE FRAU
Sie verlegen meist nur Bücher von renommierten Autoren!
LEONARD NEWBOOK
Ich verstehe nicht recht, was Sie von mir wollen!
Newbook kratzt sich nachdenklich den Kopf.
LEONARD NEWBOOK
Sie lesen mir stundenlang ihr Buch vor, sagen mir, manche Verleger muss man wohl mit der Pistole zwingen, ein Manuskript zu lesen, und dann wollen Sie nicht, dass ich es verlege!
Die Frau blickt ihn ohne erkennbare Gefühlsregung an.
DIE FRAU
Sie werden es schon noch verstehen! Sie sind doch ein kluger Mann!
LEONARD NEWBOOK
Dann will ich Ihnen auch meine ehrliche Meinung zu der Geschichte sagen! Ihre Charaktere sind ziemlich überzogen, die Geschichte ist zwar recht amüsant, das meine ich nach wie vor, doch, wie ihre Protagonistin am Ende des Buches schon sagte:
So eine abstruse Geschichte würde einem kein Mensch abnehmen! Diese Gangster, all die Unwahrscheinlichkeiten, die dort zusammentreffen, die Story, na ja, geht am wirklichen Leben vorbei!
Ein Mann auf dem Sofa
Tzzz!
Der andere Mann starrt Newbook mit bösem Blick an. Die Frau lacht bloß.
Newbooks Gehirnmaschinerie rattert. Geistesabwesend blickt er die Frau an.
LEONARD NEWBOOK
Ich verstehe! Dann ist das wirklich geschehen! Sie haben sich die Geschichte gar nicht ausgedacht!
Die Frau lächelt und packt ihr Manuskript wieder in ihre Tasche.
LEONARD NEWBOOK
Dieser Crazy Will, was ist dann mit ihm geschehen?
DIE FRAU
Crazy Will wurde unter anderem, wegen Mordes an Winston Wood, zu lebenslanger Haft verurteilt. Madolyn hat gegen ihn keine Anklage erhoben. Er versuchte sein Machtimperium im Gefängnis aufrechtzuerhalten. Irgendwann sickerte doch dann, die Information über William William durch! Loretta errichtet inzwischen, mit Crazy Wills Vermögen, zusammen mit Jeroen, der seinen Dienst beim FBI quittierte, Waisenhäuser in aller Welt. Snake, Pitsch, Rock und Otis haben lediglich Bewährungsstrafen gekriegt!
Die beiden Männer auf dem Sofa hüsteln verhalten.
DIE FRAU
Neeva ist glücklich mit ihrem Tannenbaum. Gegen Rustin wurde keine Anklage erhoben, er hat von Rina lebenslänglich gekriegt!
LEONARD NEWBOOK
Und diese Praxeda und der Winterblum?
DIE FRAU
Schlürfen vermutlich mit Stockard und Shona, Cocktails auf Hawaii! Womöglich sind sie, genau in diesem Augenblick, in ein neues Abenteuer verstrickt!
LEONARD NEWBOOK
Jetzt weiß ich, wer Sie sind! Die Zeitungen haben von Ihnen berichtet! Ich bin nicht der erste Verleger, den Sie bedrohen!
Ein Telefon in ihrer Handtasche klingelt, just in diesem Moment. Sie nimmt es aus ihrer Tasche hervor und lauscht schweigend dem Anrufer.
DIE FRAU
Wir müssen gehen!
Sie wendet sich den beiden Männern auf der Couch zu und blickt dann Newbook an.
DIE FRAU
Sie werden auch nicht der letzte sein!
Einer der Männer legt ihr das Wollcape um und sie wenden sich zum Gehen. Sie schenkt ihm ein letztes Lächeln.
DIE FRAU
Frohe Weihnachten, Mr. Newbook!
LEONARD NEWBOOK
(freudig)
Frohe Weihnachten!
Einige Sekunden später wird die Tür aufgestoßen und zwei bewaffnete Uniformierte stürmen mit gezogenen Waffen in sein Büro. Newbook blickt sie an, wie vom Donner gerührt.
1 BEAMTER
(fordernd)
Sind Sie Newbook?
LEONARD NEWBOOK
(nickt)
Was wollen Sie?
2 BEAMTER
haben einen Hinweis erhalten, dass Sie als Geisel festgehalten werden!
LEONARD NEWBOOK
Da kommen Sie zu spät!
Newbook blinzelt irritiert.
LEONARD NEWBOOK
Die Geiselnehmer sind gerade fort!
1 BEAMTER
Was wollten die von Ihnen?
LEONARD NEWBOOK
Das weiß ich nicht genau!
Doch schon im nächsten Augenblick bricht sein Lachen hervor.
LEONARD NEWBOOK Gedankenstimme: (V.O.)
Sie werden nicht der letzte sein! Natürlich! Kotau! Sie sorgt selbst für Publicity!
--DAS ENDE--

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Datum der letzten Änderung: 22.12.2021